Reiseverhalten, Klimawandel, Pandemie, selbst schlachten

  • das ist der Teil, den ich am "Woanders leben" am liebsten habe: merken, was bisher in meinem Leben so selbstverständlich war (Käse war nicht selbstverständlich, ich hatte schon 10 Jahre in Deutschland gelebt und kannte (dachte ich) schon die Abgründe aller Butterkäse-Variationen - Großer Fehler von mir. Neuseeland kannte NOCH weniger und war bei den "Butterkäse/Cheddarblöcken" geblieben. Mein Luxuskäsestück nach ca. 6 Monaten, in einer Luxusabteilung entdeckt, habe ich mir schmecken lassen.


    Insbesondere auf der politisch-gesellschaftlichen Ebene (obwohl ich auch denke, dass Essen politisch ist, ich meine: den Rest) habe ich sehr viel vom erweiterten Horizont profitiert: In der Zeit, wo ich in Neuseeland war, wurde der Konstrukt der Probezeit eingeführt (!! Für Europäer*innen undenkbar, aber das gab es vorher nicht), darüber diskutiert, ob Wasser nicht etwas kosten sollte (freies Gut für Alle!), Arbeitsverträge mit 0 Stunden wurden bekämpft (zugegeben, DAS war eher in einer bestimmten Szene), ich wurde auf meinen atomaren Hintergrund ganz oft reduziert und durfte (noch mal) ganz tief reflektieren, dass ich aus einer arroganten und asozialen Weltmacht komme, die sich einen Dreck um Menschenleben kümmert, wenn wirtschaftliche Interessen im Spiel sind, erfahren, dass es Länder gibt, die keine Fremdsprache brauchen, also real nicht, ...

  • In 5,5 Wochen sollte das zu schaffen sein.


    Und was die 10.000€ angeht: Ich habe für eine Woche Gran Canaria im 5-Sterne Hotel Doppelzimmer mit HP als Single 800€ gezahlt. Es gab keine Einzelzimmer. Mit zwei Personen hätte die Tour für beide zusammen 1.100€ gekostet. Da bin ich weit weg von den 10.000€ für 4 Urlaube. Laß es 5.000€ sein.

    Und mit 4 Personen bist du dann bei 2.200 €. In den Sommerferien fahren wir aber immer 3 Wochen weg, dann wären wir schon bei 6.600 €. Für eine Reise. Wobei ich solche Preise für ein 5 Sterne Hotel noch nie gesehen habe in den Ferien.


    Wenn man natürlich immer nur 1 Woche verreist, hat man schon 3 Reisen hinter sich, wo wir nur 1 haben. Vielleicht sollte man eher nach verreisten Wochen differenzieren statt nach Anzahl Reisen.

  • Und auf das Geld kommt dann noch der Mietwagen/ Bus oder Taxikosten, eventuell noch Eintrittsgelder, mal ein Snack mittags, Kaffee hier, Eis da, Getränke. Und dann ist man schnell bei höheren Beträgen. Wir sind bei 4 Personen für 2 Wochen meist bei 5000-6000€ für alles zusammen wenn wir fliegen und kein Appartement haben. 2 Wochen Nordsee mit eigenen Rädern und wenn wir viel selbst kochen sind natürlich deutlich günstiger.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • So, hab mir den Faden mal ganz durchgelesen und mein Senf ist folgender dazu:


    Wir machen auch mittlerweile 2-3 Mal im Jahr Urlaub, wenn kein Corona ist. Wir sind Skifahrer und daher in der Regel Ostern oder Weihnachten in den Bergen. Zusätzlich gibts noch einen Besuch von Freunden (München) oder Verwandtschaft (Berlin) und einen aktiven Urlaub (Europa, mal Auto, mal Flugzeug). Wir mieten meistens eine Wohnung oder ein Haus und versuchen möglichst viel von der Landschaft zu sehen und zwar zu Fuß. Wir wandern, klettern etc und sind immer darauf bedacht, Menschenmassen zu vermeiden. Wenn wir mal was typisch touristisches sehen wollen, sind wir die ersten, die morgens da sind oder die letzten die gehen. Meistens vermeiden wir das aber und haben es in jedem Urlaub geschafft, einen einsamen Strand zu finden (auch auf Mallorca) und Berge zu begehen, die andere mit der Seilbahn erklimmen oder wo es gar keine Seilbahn gibt (auch ein Garant für wenige Menschen).

    Wir lieben es, wenn die Vermieter mit im Haus wohnen oder nah dran und uns Tipps zu holen, die in keinem Reiseführer stehen.


    Solche Extrembeispiel wie hier genannt sind, dass man in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Flugkilometer abreisst, sind mir fremd und das hat für mich auch nichts mit Reisen zu tun. Da ist mein Verständnis von Reisen ein anderes. Ich liebe es, landestypisch viel kennenzulernen. In Griechenland waren wir in einer einsamen Taverne am Strand, da gab keine Karte, sondern man suchte sich das aus, was an dem Tag gerade gefangen wurde und da auf Eis lag. Jeder Fisch kostete gleich (kg-Preis) und ich habe selten so gut gegessen und mich mit der alten Dame unterhalten, die das betrieben hat. An der Decke hingen die Oktopusse zum Trocknen. Solche Geschichten sind für mich Reisen. Nicht, dass ich in 5 Flughafen eingecheckt habe. Auch ein Hotel ist für mich nichts. Da sind mir zu viele, die nie aus dem Hotel herauskommen. Nein danke, dafür bezahle ich keine 1000e Euros.


    Ich habe weder vor, mit dem Rollator in Rente zu gehen, noch jetzt möglichst weit weg zu reisen und da alles zu sehen. Ja, es reizt mich schon, mal nach Australien etc, aber mein Umweltgewissen drückt mich immer mehr. Das ist schon durchs Skifahren genug belastet und auch dadurch, dass wir eben 2-3Mal im Jahr wegfahren. Ich arbeite aktiv dafür, dass ich mit 70 noch fit bin, indem ich Sport mache und aktiv bin, also nicht einroste. Das funktioniert sehr gut, da kenne ich genügend Beispiele, die noch jenseits der 80 Berge erklimmen. Das Argument ist für mich also keins. Auch nicht, dass ich als toller Hengst meinen Enkelkindern einen erzählen will. 1. Hab ich vielleicht nie welche und 2. finde ich selbst die Geschichten meiner Großeltern nicht immer so geil. Irgendwie graut es mir vor der Vorstellung, dass ich vor meinen Enkelkindern sitze, "tolle" Geschichten erzähle und die insgeheim denken: Schon wieder diese olle Oma-Story. Oder noch eher: Wegen dieses Reiseverhaltens müssen wir jetzt unter diesen Umständen (Umwelt/Kosten etc) leben. Danke Oma!


    Mein Bekanntenkreis macht es ähnlich wie wir. Fernreisen gibts in meinem Kollegium selten. Vielleicht auch deswegen, weil wir mittlerweile viele junge Kollegen mit Kindern haben. Ich hab Reisen mit kleinen Kindern auch immer als stressig empfunden. Das wurde erst besser, als der Kleine mitlaufen/klettern konnte. Jedoch muss ich sagen, dass unsere Freunde (4 Kinder) mich eines besseren belehrt haben, was man mit Kindern alles machen kann. Die sind unerschrocken mit Baby überall hingereist. Baby im Tragetuch wurde mitten auf dem Wochenmarkt gestillt etc. Ich war da weniger entspannt, wahrscheinlich auch, weil ich einfach älter war. Mit meinem ersten Kind wäre ich sicher auch so umgegangen, aber da fehlte mir das Geld zum Reisen (alleinerziehende Studentin).



    Als während meiner letzten Lehrerfortbildung Fr. Baerbock mit dem Verbot von innerdeutschen Flügen um die Ecke kam, war die Antwort nur: "Dann fliegen wir demnächst die Strecke Köln/Bonn <--> Berlin mit der KLM, mit Umsteigen in Amsterdam."

    Deine Zitate Deiner Kollegen finde ich immer mehr befremdlich. Entweder hast Du bescheuerte Leute in Deinem Umfeld oder ich hab nur vernünftige. Eine solche Aussage wie: Soll es doch verboten werden, dann mache ich das eben so und so ätschibätschi, ist aus dem Mund eines Akademikers nur peinlich! Das Hochwasser, was wir gerade erlebt haben, müsste uns langsam mal zeigen: So gehts nicht weiter.


    Zum Thema Reiseverhalten nach Pandemie: Mein Vater ist weltweit als Vertreiber unterwegs gewesen und zB 4 Tage nach Südkorea gereist nur für einen Tag Meetings. Und das kam nicht nur einmal vor, sondern sehr sehr oft. Ich fand das vor 10 Jahren schon Wahnsinn und heute noch mehr. Ich hoffe inständig, dass diese Reisen zugunsten von Videokonferenzen eingestellt bzw. stark reduziert werden.

  • Außerdem ist ja gar nicht abschätzbar, ob die Grünen bis dahin das Fliegen nicht eh verboten haben

    Solche Scheißhausparolen sind eines Akademikers unwürdig.

    Zumindest will ich mir auf dem Sterbebett selber sagen können: „Junge, Du hast richtig gelebt!“

    Ja, kann man schon so sehen. Zitat Hermann Göring, kurz nach seiner Festnahme: "Wenigstens zwölf Jahre richtig gelebt!"

  • Deine Zitate Deiner Kollegen finde ich immer mehr befremdlich. Entweder hast Du bescheuerte Leute in Deinem Umfeld oder ich hab nur vernünftige.

    Das war kein Kollege, daß war der Dozent in der Pause... aber kannst die BezReg. gerne bescheuert finden.


    und so ätschibätschi, ist aus dem Mund eines Akademikers nur peinlich

    Damit hat Andrea Nahles als heutige Chefin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation über Jahre die SPD regiert.

    Ich hoffe inständig, dass diese Reisen zugunsten von Videokonferenzen eingestellt bzw. stark reduziert werden.

    Und genau weil ich Angst davor habe, daß es so kommen wird, sage ich mir: Mach es, so lange du es noch kannst, so lange es also erlaubt ist. Aber ich finde es immer interessant, wie auf Flugreisen eingedroschen wird. Auf die Kanaren hin und zurück sind ca. 7.000km. Bei einem Verbrauch von 3l/100km und Sitzplatz in einem Flugzeug reden wir da über ca. 210L Kerosin, die pro Person verbrannt wurden. Die gleiche Menge Diesel verbrenne ich auf dem Weg zur Arbeit in meinem PKW innerhalb von 3 Wochen. So gesehen habe ich in den Sommerferien durch die fehlenden Fahrten zur Schule den Treibstoffverbrauch wieder rausgeholt. :_o_D


    Die Auswirkungen der Veggie-Day Verbotspartei sehe ich bei uns am Ort schon zur genüge. Wir haben eine Baumschutzsatzung, die besagt, daß Bäume ab einem Stammumfang von 80cm in 1m Höhe nicht mehr ohne Genehmigung gefällt werden dürfen. Ergebnis davon ist, daß alle meine Nachbarn ihre Bäume bei 79cm Stammumfang fällen, auch wenn sie sie eigentlich noch länger hätten stehen lassen wollen, einfach weil niemand Ärger mit dem Umweltamt haben will.

  • Zitat Hermann Göring, kurz nach seiner Festnahme: "Wenigstens zwölf Jahre richtig gelebt!"

    Und schon wieder kommt die Nazi-Keule.


    Aber wenn wir schon bei Zitaten sind, will ich mir am Ende nicht eingestehen müssen: "Ich habe mehr überlebt, als gelebt." wie es Hildegard Knef wohl sich selber eingestehen mußte.

  • Ergebnis davon ist, daß alle meine Nachbarn ihre Bäume bei 79cm Stammumfang fällen, auch wenn sie sie eigentlich noch länger hätten stehen lassen wollen, einfach weil niemand Ärger mit dem Umweltamt haben will

    Das Verhalten solltest du aber eher den Nachbarn als der Regel in die Schuhe schieben.

  • Und genau weil ich Angst davor habe, daß es so kommen wird, sage ich mir: Mach es, so lange du es noch kannst, so lange es also erlaubt ist. Aber ich finde es immer interessant, wie auf Flugreisen eingedroschen wird. Auf die Kanaren hin und zurück sind ca. 7.000km. Bei einem Verbrauch von 3l/100km und Sitzplatz in einem Flugzeug reden wir da über ca. 210L Kerosin, die pro Person verbrannt wurden. Die gleiche Menge Diesel verbrenne ich auf dem Weg zur Arbeit in meinem PKW innerhalb von 3 Wochen. So gesehen habe ich in den Sommerferien durch die fehlenden Fahrten zur Schule den Treibstoffverbrauch wieder rausgeholt. :_o_D

    Kerosin ist schädlicher als Diesel.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Die Sommerferien dauern ja auch 6 und nicht nur 3 Wochen. Entsprechend wird der PKW noch weniger bewegt. Aber erklär mir doch einmal warum Kerosin schädlicher sein soll. Meinst Du, weil es in der großen Höhe verbrannt wird? Am Kerosin selber kann es kaum liegen. Schließlich gibt es auch einige Propeller-Flugzeuge mit Diesel-Kolbenmotor. Diese Flieger werden regelmäßig mit Kerosin betankt, weil es an nur sehr wenigen Flugplätzen Diesel gibt. Also ja, Jet-A1 (Kerosin) kann man auch in einem Diesel-Motor verbrennen, das funktioniert. Die Kraftstoffe sind sich sehr ähnlich.

  • kleiner gruener frosch Eine schöne Tour hast du da geplant. So ähnlich sind wir mal als Familie mit unseren Kindern gefahren, aber nicht in so kurzer Zeit und nur bis zur Ostsee, Rückweg ins Ruhrgebiet dann mit dem Zug.


    Auf jeden Fall war das auch genug Abenteuer, von dem man später erzählen kann. So wie von den Radtouren bis und durch Frankreich, die mein Mann und ich gemacht haben, teils ohne Zelt einfach so in der Landschaft gepennt. Dabei waren unsere Tagestouren aber nur immer so zwischen 100 und 150 km lang, je nach Höhenmetern, im Massif Central waren es eher höchstens 100.

    So viel wie der Frosch haben wir nur einmal und mit Rückenwind geschafft.

    Inzwischen fahren wir mit dem Auto zum Camping und auch nur, wenn wir Lust haben. Bei uns zu Hause ist’s nämlich sehr schön😀

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • und man könnte auch daran ansetzen, weniger zu fahren. Aber ich weiß ja, du bist der arme BK-Lehrer ohne jedwede andere Möglichkeit, als diese mehr als 200km am Tag mit größtem Komfort und hoher Geschwindigkeit zu fahren.
    Klar, im Vergleich DAZU ist deine Fernreise weniger.

    und jetzt schwarz auf weiß: nein, ich bin nicht der Meinung, dass jede*r am Arbeitsort wohnen muss. Aber man muss sich dessen bewusst sein, welchen Kompromiss man eingeht, seien es die Arbeitszeiten oder die Konsequenzen für die Welt.

  • Ich lerne gerne auch völlig andere Kulturen kennen und dafür kommst du um einen Flug natürlich nicht drumherum.

    Das stimmt und es ging mir auch gar nicht um Flugreisen an sich, sondern darum, dass ich es schade finde, wenn jemand einen Urlaub nur als solchen empfindet, wenn dieser möglichst weit weg stattfindet (also nur mit dem Flugzeug erreichbar ist).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das hat keiner gesagt, man kann vieles ja auch ohne Flugzeug erreichen, aber zu welchem Komfort.

    Naja, Platty hatte geäußert, dass er seit Ende der 1990er Jahre jede Urlaubsreise mit dem Flugzeug angetreten habe:

    Aber weil hier immer von Flugreisen die Rede ist: Wenn wir unsere Dienstreisen (=Klassenfahrt) mal weglassen, bin ich zuletzt 1998 mit einem anderen Verkehrsmittel als mit dem Flugzeug verreist.

    Vielleicht habe ich das ja falsch verstanden, aber für mich bedeutet das, Urlaub mit Flugreisen ins entfernte Ausland gleichzusetzen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Aber vielleicht kennst Du ja auch das Sprichwort: "Am Ende bereust du nicht was du getan hast, sondern nur was du nicht getan hast." :gruebel:

    ...ist halt leider nah dran an "Nach mir die Sintflut" und zwar buchstäblich.


    Zum wiederholten Male, jeder soll seinen Urlaub so gestalten, dass er seiner Zufriedenheit dient. Außer- und das ist das Entscheidende- wenn er in der Summe mehr Schaden anrichtet als persönlichen Nutzen zu bieten. Ich weiß nicht, wo die "Nachhaltigkeitsgrenze" zu ziehen ist, Flüge, um sich ein paar Tage irgendwoanders zu betrinken gehören definitiv dazu. Gerade weil diese Flüge nicht so viel kosten wie sie müssten. Und jeder, der gerade einen Angehörigen im Hochwasser oder Waldbrand verloren hat, weil andere nur an sich und ihren Spaß denken ist einer zuviel.

  • Ich verstehe das so, dass da durchaus auch mal Reisen ins nicht ganz so ferne, aber durchaus ohne Flieger anstrengend zu erreichende, Ausland dabei sind.

    Ok, so kann man es natürlich auch verstehen. Bei Plattyplus' Schilderungen kam es mir aber doch eher so vor, als würde er hauptsächlich Fernreisen mit dem Flugzeug unternehmen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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