Zusammenarbeit mit Förderschullehrkräften

  • Ich bin generell auch der Meinung, dass Inklusion nicht wirklich durchdacht ist. In Deutschland gab es sehr gut arbeitende Förderschulen, die den Förderkindern den Zugang zu einem Bildungssystem ermöglich(t)en.

    Das wurde wie so vieles überhaupt nicht durchdacht, obwohl es von der Rechnung schon klar ist, dass ein Aufteilen der Förderschüler auf mehr Regelschulen eben auch mehr Personalaufwand bedeutet. Das Personal hatte man nüchtern betrachtet ja nicht einmal langfristig für die Förderschulen.


    Und in dem Zusammenhang nochmal "Schöne Grüße aus der Grundschule" - wir unterrichten auch angehende Gymnasialkinder parallel zu GB-/LB-Kindern.

    Ich finde den Vergleich nicht ganz so passend. Die Schere geht irgendwann so deutlich auseinander, dass man überhaupt gar nicht mehr thematisch sinnvoll zusammenarbeiten kann. Klar, man kann viele Inhalte dermaßen runterbrechen, dass auch GE-Schüler irgendwie mitarbeiten können. Damit hat man sie lediglich dabei, aber um deren echte Bedürfnisse hat man sich noch lange nicht gekümmert.


    P.S.: kurze Anmerkung noch zur Personalquote - in einigen Kreisen NRWs gibt es sogenannte "Schwerpunkt(Grunds-)schulen". Da gibt es dann eine GL-Schule pro Kommune (in großen Kommunen auch mehrere) und sowohl die Förderkinder als auch die Förderlehrer werden da gebündelt.

    Das wurde bei uns auch mal für den Förderschwerpunkt Hören in Sek I-Schulen angedacht und wurde verworfen. Deshalb würde mich interessieren, wie es im Vergleich zur regulären Inklusion läuft. Weißt du da etwas?

  • Ja, ganz ehrlich, ich könnte das nicht. Hab auch keine Ahnung vom LP der Gymnasien. Abitur kann ich vorweisen, das reicht ja dann wohl, um Gymnasiasten zu unterrichten?

    Nein, aber dein Lehramtsstudium würde reichen. Man müsste halt ggf. fachfremd unterrichten, was nicht ideal ist, aber das funktioniert ja auch innerhalb des Kollegium. Ich wette, du oder ich würden das nicht schlechter machen als eine Gymnasiallehrkraft sich auf unsere SuS einstellen würde.


    Wir haben auch immer mal Quereinstieger*innen an der Schule und klar müssen diese sich an das Niveau und die Sprache unserer Klientel anpassen. Aber wer gelernt hat, Unterrichtsziele zu formulieren und bereit ist, sich in den jeweiligen Lehrplan einzuarbeiten, ist natürlich auch in der Lage, SuS einer anderen Schulart zu unterrichten.


    Das sieht man z.B. auch daran, dass wir hier Quereinsteigerinnen ins Berufsschullehramt Unterstützung bieten und Hinweise geben können, die universell gültig sind. Man muss nicht schon mal 18-jährige angehende Glasaugenbläser unterrichtet haben, um zu wissen, wie das prinzipiell geht.


    Also, wenn GS-Lehrkräfte Schüler mit unterschiedlichen Behinderungen inkludieren können und Gymnasiallehrer das auch, umgekehrt Förderschullehrkräfte aber keine Gymnasiasten inkludieren dürfen und können (von diesem Modell habe ich noch nie was gehört), dann zeigt das ja wohl klar auf, was von der Arbeit der Sonderschullehrer gehalten wird: nix.

    Ach, über das Sonderschullehramt wissen doch die wenigsten Bescheid. Und in der Gesellschaft wird ja generell davon ausgegangen, dass Lehrersein jeder kann. Es wollen halt trotzdem zu wenige machen. Müssen sich die Länder was einfallen lassen, um den Arbeitsplatz Schule attraktiv zu gestalten und ich vermute, das Thema Inklusion hat damit am allerwenigsten zu tun.

  • Müssen sich die Länder was einfallen lassen, um den Arbeitsplatz Schule attraktiv zu gestalten und ich vermute, das Thema Inklusion hat damit am allerwenigsten zu tun.

    Da würde ich widersprechen, da ich das Arbeitsfeld Inklusion derzeit als den größten Brocken im Schulsystem wahrnehme. Mit Einblick in das Feld über die Beratung von Förderschule GE bis eben Berufsschule hat sich da noch kein stabiles System etabliert, sondern es wird permanent daran herumgeschraubt. Das schreckt auch ab. Gruppen mit starken Verhaltensproblemen oder sehr leistungsheterogene Gruppen zu unterrichten ist aus meiner Erfahrung am anstrengendsten.

  • Gruppen mit starken Verhaltensproblemen oder sehr leistungsheterogene Gruppen zu unterrichten ist aus meiner Erfahrung am anstrengendsten.

    Das ist wohl wahr, aber meinst du, das beziehen Abiturient*innen bei der Studienwahl auf das Thema Inklusion? Ich vermute, was eher wahrgenommen wird, ist eine generelle Unterfinanzierung des Bildungssektors und die mangelnde Wertschätzung über Jahrzehnte. Marode Schulen, aus denen buchstäblich die Fenster fallen oder völlig freidrehende Klassen in großstädtischen Problembezirken, Dokus über verzweifelte Quereinsteiger*innen usw.

  • Das ist wohl wahr, aber meinst du, das beziehen Abiturient*innen bei der Studienwahl auf das Thema Inklusion? Ich vermute, was eher wahrgenommen wird, ist eine generelle Unterfinanzierung des Bildungssektors und die mangelnde Wertschätzung über Jahrzehnte. Marode Schulen, aus denen buchstäblich die Fenster fallen oder völlig freidrehende Klassen in großstädtischen Problembezirken, Dokus über verzweifelte Quereinsteiger*innen usw.

    Vielleicht nicht flächendeckend, aber im Zweifel haben sie Inklusion am eigenen Leib erfahren oder hören es immerhin von Geschwistern, Verwandten und Freunden (der Familie).

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