Referendariat und Privatleben

  • Sagt mal stimmt es wirklich, dass man während des Referendariats kein Privatleben mehr hat und sehr viele Beziehungen aus diesem Grund "kaputt" gehen? Welche speziellen Referendariats-Probleme zerstören denn die meisten Beziehungen, wirklich nur das Zeit-Problem?

  • Meiner Meinung ist ein großes Problem (so zumindest bei mir und meiner Umgebung festgestellt), dass man zunehmend um die Schule kreist und die Umgebung damit nervt. Es ist schwierig abzuschalten, nicht über die Unterrichtsgestaltung, die Schüler und die Kollegen nachzudenken. Für einen Nicht-Lehrer ist das manchmal schwierig auszuhalten (abgesehen davon, dass es ja auch den "Betroffenen" oft nervt)

  • Ich bin Single und kann daher nicht von mir sprechen, aber ich kann mühelos einige Referendare nennen, die in dieser Zeit oder danach geheiratet haben.


    Ich selbst habe durchaus ein Privatleben und kenne das Wort Freizeit auch noch. Ich unterrichte aber auch "nur" 8 Stunden.


    Powerflower

  • Zitat

    Aktenklammer schrieb am 12.02.2006 12:16:
    Das stimmt, verkürzt gesagt bringt dich das Referendariat entweder auseinander oder noch dichter beisammen. Eine Beziehung, die das Referendariat ausgehalten hat, die taugt was


    Ganz genau so ist es! Ich kenne beides - Beziehungen, die durchgehalten haben und Beziehungen, die es nicht überlebt haben - und vor allem auch viele Beziehungen, die es so gerade geschafft haben. Problematisch ist einerseits der hohe zeitliche Aufwand und andererseits das Nichtloslassenkönnen. Ich hatte sehr wenig Freizeit und nach hinten raus immer weniger. Das Hauptproblem war aber tatsächlich, dass ich auch in Freizeit-Phasen häufig gedanklich mit Schulproblemen beschäftigt war oder mit dem Konzept für den nächsten UB. Meine Beziehung hat es geschafft, wir waren aber vorher auch schon sehr lange zusammen und hatten und haben von daher eine recht stabile Partnerschaft.


    LG
    Britta

  • Zitat

    MYlonith schrieb am 12.02.2006 16:37:
    Also, ich habe mich vor einem halben Jahr verlobt.
    Und das Ref. bringt Beziehungen auseinander halte ich eh für blödsinn. Da muss schon vorher etwas nicht gestimmt haben!


    Mhm. "Blödsinn". Hast du schon einmal in einer festen Beziehung eine wirklich existenzielle Krise durchgemacht?


    Nele

  • Das roblem ist halt, dass man eine riesen Belastung durch das Ref hat!
    Wenn dann die Beziehung (warum auch immer) in ne Krise gerät (was ja durchaus in jeder Beziehung passieren kann) wirds haarig. Oftmals fehlt die Zeit sich damit intensiv auseinander zu setzen. Auch hat man den Kopf so dermaßen voll, dass man es eventuell nicht rechtzeitig mitbekommt, dass man in ner Krise steckt!


    ich habs leider durchmachen müssen. Mein Exfreund und ich wollten eigentlich dieses Jahr (nach Beendigung meines refs) heiraten. Tja, wir haben das Ref leider nicht überlebt. Eben auch aus den oben genannten Gründen. Erschwerend kam noch hinzu (aber auch das ist nicht durchaus selten), dass wir eine Fernbeziehung führen mussten, da es mich in einen anderen Teil des Bundeslandes verschlagen hatte!


    Natürlich gibt es auch genug Beziehungen die es schaffen, aber es ist ne Menge Arbeit (noch mehr als sons!)


    LG, Sunny!

    Tschacka!


    <img src="http://img113.imageshack.us/img113/6624/zwanzigklein7xb.jpg">

  • Mmmh, Fernbeziehunh führe ich auch (800km). Geht aber. Es ist eben doch typabhängig und wie sehr man sich unter Stress setzen möchte.


    Aber ich denke, eine Beziehung sollte es auf jeden Fall wert sein, sich die notwendige Zeit zu nehmen. Dafür nehme ich auch gerne eine 0,3 Note schlechter in Kauf.


    Aber jeder geht eben anders damit um. Wenn man schon vorher höhen und tiefen durchschritten hat (davon kann ich ein Lied singen), dann ist das Ref. das kleinere Übel.

  • Privatleben im ref? Das gibt es?
    Ich muss sagen, dass ich es sehr genieße, dass mein Mann kein Lehrer ist. Im Ref hat man schon viel Arbeit und wenig Zeit für sich. Wir haben für uns die Abmachung gefunden, dass in unserer gemeinsamen Zeit nicht über Schule gesprochen wird - meistens halte ich das auch durch. Ich denke, egal ob man in einer Beziehung lebt oder nicht, dass man sich trotz Ref noch Zeit für sich nehmen sollte. Lebt man in einer Beziehung, ist es natürlich hilfreich, wenn der Partner Verständnis für die stressige Lebenssituation des Refis hat! Bei meinem Mann arbeite ich erfolgreich daran! :)

  • Hallo,


    na ja, wenn man seine Noten so genau voraussehen könnte, dass es nur um 0,3 besser oder schlechter geht, wäre es schön. Im Zweifelsfall geht es aber im Ref. bei jedem UB und jeder LP quasi um Sein oder Nichtsein - und meist hat man da nicht den Nerv, noch viel Zeit in andere Dinge zu investieren, zumal man eh meist gedanklich um die Schule kreist (auch wenn das nicht gut ist).


    Mein Mann hat mich im Ref. in jeglicher Hinsicht absolut unterstützt; eine Fernbeziehung wäre schon aus rein zeitlichen Gründen gar nicht denkbar gewesen.


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Ich bin gerade im Ref und kann schon nachvollziehen, dass man viel gedanklich um Schule kreist und das den anderen nerven kann. Da mein Freund und ich uns nur am Wochenende sehen, ist es aber auch so, dass wir beide schon uns über Schule und seine Arbeit unterhalten, weil er genauso wenig von seiner Arbeit loslassen kann. Und nächstes Jahr erhöht sich die Entfernung unserer Fernbeziehung nochmal enorm, weil er dann ein Jahr in die USA geht und ich hier bleiben und Ref beenden muss. Aber ich denke, das ist machbar, weil es uns ähnlich geht und wir zwar immer versuchen, möglichst viel unter der Woche zu machen, um das Wochenende frei zu haben, aber einer muss dann doch immer irgendwie was machen und meistens versuchen wir uns dann gegenseitig zu unterstützen. Heute haben wir gemeinsam ein Spiel für meinen Unterricht vorbereitet


    Liebe Grüße,


    Dalyna



  • Aber eben diese gesamte Situation ist dann doch typabhängig. Als Naturwissenschaftler lebe ich nach dem PRinzip "nicht mehr als nötig". Und mich stört es dann nicht wirklich, ob ich eine 1,3 oder 1,7 oder 2,0 bekomme. Mir ist meine Beziehung wichtiger, der Job wichtig. Hierachisierung, oder wie nennt man das?

  • Hm. Trotzdem gibt es doch bei fast jedem im Ref irgendwann auch Phasen, wo es tatsächlich nicht mehr darum geht, wie man besteht, sondern ob man besteht - zumindest gefühlsmäßig. Natürlich ist mir meine Beziehung auch superwichtig, aber vor UBs standen die Vorbereitungen dafür bei mir schon an oberster Stelle. Da erwarte ich dann von meinem Mann, dass er das mitmacht (hat er ja auch und mich dann entlastet), aber dadurch kann es halt wirklich passieren, dass man mögliche Krisenherde zu spät erkennt.

  • Zitat

    Britta schrieb am 12.02.2006 18:42:
    ... aber vor UBs standen die Vorbereitungen dafür bei mir schon an oberster Stelle. Da erwarte ich dann von meinem Mann, dass er das mitmacht (hat er ja auch und mich dann entlastet), aber dadurch kann es halt wirklich passieren, dass man mögliche Krisenherde zu spät erkennt.





    Das ist ja auch richtig. Die sind dann eben doch wichtiger. Aber das sind dann mal ein paar Tage, wo man dann etwas weniger Zeit hat. Aber ich denke, dass viele Dinge eben schon vor dem Ref gewesen sein mussten - ob dort dann bemerkt oder nicht. Dann kann es natürlich schnell zu Ende gehen.
    Aber den Rückhalt erwarte ich auch von meiner Frau. Und dann kommt noch die gegenwärtige Entfernung von 800km hinzu. Aber vielleicht ist das auch gar nicht sooo schlecht. Da geht man sich dann nicht auf den Keks und freut sich, wenn man sich dann sieht.

  • Hallo,
    ich kenne leider sehr viele Fälle, wo die Beziehung das Ref nicht überdauert hat. Und da muss nicht immer "vorher schon was gewesen sein". Das Ref. ist eine zwei Jahre andauernde Prüfungssituation, und es ärgert mich einfach, wenn ich sehe, was von den Reffis alles erwartet wird. Wer die Sache sehr ernst nimmt, hat wirklich kaum noch für anderes Zeit, und da ist am Ausbildungssystem was faul. Das kann einfach nicht sein. Denn andererseits kommen die fertigen LehrerInnen dann ja auch nicht sofort prima mit 30 Wochenstunden Unterricht klar - TROTZ den schweren Ref-Jahren! Nee, dann fangen sie wieder ganz von vorne an ...


    Nehmt euch Zeit! Versucht es so zu sehen wie MYlonith - aber das ist natürlich auch eine Persönlichkeitssache, es kann nicht jedeR. Aber man sollte es immer wieder versuchen!
    Gruß und alles Gute!!
    venti
    :)

  • Hallo!


    Meine Beziehung ist gerade am auseinander gehen - nach 2 Jahren *schnief*.


    Es geht in meinem Fall einfach nicht mehr, weil ich auch noch ein Kind habe und mit meinem Freund nicht zusammen wohne. Er kann sich ein Zusammenwohnen im Moment noch nicht vorstellen, und ich kann es mir so nicht mehr vorstellen. Ich bin ja noch die nächsten eineinhalb Jahre im Referendariat, und da brauche ich abends keinen Besuch, sondern muss arbeiten, und am Wochenende will ich auch nicht "aus dem Koffer" leben, sondern mich in meinen eigenen vier Wänden wohl fühlen. Außerdem will ich mich wenigstens alle zwei Wochen mal mit einer Freundin treffen am Woende, und das geht alles nicht, wenn man einen sturen Freund hat, der mit 37 Jahren noch nicht so weit ist, mit seiner Freundin zusammenzuziehen. Deswegen habe ich mich gegen diesen Freund entschieden und zieh das Ref. alleine durch - das empfinde ich in meinem Fall als weniger anstrengend. Äh - ich muss es ihm nur noch sagen, und davor graut mir so...


    Halb gefrustete, halb erleichterte Grüße von
    gudsek

  • Hej, gudsek, da wünsche ich dir viel Glück und Mut dabei!


    Das Ref ist in jeder Hinsicht eine echte Belastungsprobe für eine Beziehung. Auch wenn man das Ref "nicht so eng" sieht, gibt es Phasen, wo man einfach nur unausstehlich ist. Und das erträgt nicht jeder Partner.


    Meiner war/ ist schon sehr geduldig. Wie viele Wochenenden habe ich ihn in der Schule ans Laminiergerät gesetzt, während ich was anderes gemacht habe? Das macht echt nicht jeder mit.
    Was meinem Freund auch schwer fällt: Ich rede von kaum noch was anderem als von Schule, und das nervt ihn mit der Zeit. Ich hab aber eigentlich kaum noch was anderes zu reden ?( .


    Aber es geht, ich kenne mehr Beziehungen, die das Ref überlebt haben als Beziehungen, die daran zerbrochen sind!

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Dass im Referendariat viele Beziehungen in die Brüche gehen, habe ich vor Beginn in einem Buch gelesen ("Kursbuch Referendariat" glaube ich). Mich hat ziemlich genervt, dass man auf so unproduktive und pessimistische Weise auf das Referendariat vorbereitet wurde. Ich habe dann nach einer Weile das Buch in die Ecke geworfen und es gegen Harry Potter eingetauscht.
    Bewusst habe ich mich für einen Referendariatsplatz entschieden, der etwa 280km von meinem Heimat- und Studienort entfernt liegt (nicht zuletzt, weil zuvor eine Beziehung in die Brüche ging und ich deshalb zunächst für 1,5 Jahre "weg" wollte).
    Und prompt war ich zu Beginn meines Referendariats auf einer FH-Party und habe meinen jetzigen Freund kennen gelernt. Seitdem sehe ich das Referendariat mit anderen Augen. Natürlich stimmt es, dass man sehr eingespannt ist und die Gedanken hauptsächlich um Schule, UBs, Seminar, Schüler etc. kreisen. Aber wenn eine Beziehung und Freundschaften "stimmen", dann sollte das Referendariat keine Gefahr darstellen.
    Nichtsdestotrotz freut sich mein Freund darauf, dass ich in fünf Wochen Prüfung habe und danach (erstmal) mehr Zeit haben und womöglich entspannter sein werde.
    Also, mein Rat an dieser Stelle: Geh' positiv an die Sache heran und gönn' dir zwischendurch mal Pausen, auch wenn es terminlich und arbeitstechnsich schwer fällt. Dann sollte es der Beziehung nicht schaden


    Gruß von Catharina

  • Da ich mich auch durch den Spruch "Im Ref. gehen viele Beziehungen zu Bruch" habe verunsichern lassen, haben wir kurz vorher geheiratet ;) . Dann wäre es ne Ehe gewesen, die zu Bruch geht :D . Hat aber gehalten und Freizeit hatte ich für mein Dafürhalten auch genug - ehrlich gesagt sogar mehr als im Studium, das ich im Rückblick betrachtet wohl etwas übertrieben habe ....
    Allerdings hatte ich auch etwas Glück, da plötzlich meine Fachseminare alle in meiner Heimatstast stattfanden und nicht im 50km entfernten Seminarort.
    snoopy64

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