Was ist schlimmer - 1. oder 2. Staatsexamen?

  • Nachdem ich von vielen Forumsmitgliedern lese, dass sie nun ihr zweites Staatsexamen erfolgreich geschafft haben, wollte ich gerne von euch wissen was für euch schlimmer war, 1. oder 2. Staatsexamen?
    Da ich gerade erst mein Ref begonnen habe, kann ich leider noch nicht von mir selbst berichten, bin aber schon gespannt auf eure Antworten :D


    Frutte55

  • 1. und 2. Staatsexamen haben eigentlich nur eine Ähnlichkeit - den Namen. Beim 1. kannst du dein Spezialistenwissen in Arbeit, Klausuren und mündlicher Prüfung recht gut planen und abliefern - das ist eine fast ausschließlich intellektuelle Beanspruchung.
    Beim 2. Staatsexamen werden alle Fähigkeiten gleichzeitig (und manchmal über die Belastungsgrenzen hinaus) ausgereizt. Du musst emotional und körperlich fit sein und zusätzlich den Anforderungen des Seminars, der Schule und der Schüler gerecht werden.
    Das 1. ist ein 100m -Lauf; das 2. ist Zehnkampf.

  • Also, wenn man mal nur die Prüfungen am Ende des Refs nimmt, ist das 1. Stex schon stressiger. In Bayern sind das im 2. nämlich nur ein paar Mündliche, die vor dem Hintergrund der UR-Erfahrung, die man in den zwei Jahren gemacht hat, doch recht machbar sind. Sicher, man hat nebenbei UR-Belastung und Seminaranforderungen zu erfüllen, das war natürlich im 1. leichter. Aber insgesamt war es doch nur halb so wild.


    Was das 2. Stex aber so viel härter macht als das 1. ist, dass man ja nicht nur ein paar Prüfungen am Schluss hat sondern auch seine Lehrproben und vor allem die BEURTEILUNG, die zwei Jahre lang wie ein Damoklesschwert über einem hängt. Das ist schon ziemlich hart, auf die Dauer. Also, wenn ich eins von beiden nochmal machen müsste, würde ich das 1. Staatsexamen wählen...


    EDIT: Tippfehler

    Einmal editiert, zuletzt von gelöschter User ()

    • Offizieller Beitrag

    Die psychische Belastung im 2. StEx ist sehr viel höher, das merke ich jetzt schon in der Phase der benoteten Lehrproben. Schließlich entscheidet das 2.StEx ob man auch wirklich den Lehrerberuf im Schuldienst ausüben darf. Ich habe oft das Gefühl, dass einige den perfekten Menschen (und Lehrer) aus einem machen wollen.


    Ich denke, es kommt auch auf die Bedingungen im Bundesland an. Wir haben z.B. einen Prüfungstag, der insgesamt 40% in die Note eingeht (trotzdem könnte man theoretisch durchfallen auch wenn man vorher überall Einser hatte). Zwei Lehrproben an dem Tag und 3 mündliche Prüfungen. Das ist schon viel. Aber wir erfahren unseren Termin einige Wochen oder sogar Monate vorher. Das ist in anderen Bundesländern anders.


    Das 1.StEx war zwar viel Lernerrei, ich häte aber nicht arge Probleme, wenn ich es noch einmal machen müsste. Mit dem 2. wird es sich zeigen...


    Gruß leppy

  • Zitat

    leppy schrieb am 30.03.2006 20:48:
    Die psychische Belastung im 2. StEx ist sehr viel höher, das merke ich jetzt schon in der Phase der benoteten Lehrproben. Schließlich entscheidet das 2.StEx ob man auch wirklich den Lehrerberuf im Schuldienst ausüben darf. Ich habe oft das Gefühl, dass einige den perfekten Menschen (und Lehrer) aus einem machen wollen.


    Das 1.StEx war zwar viel Lernerrei, ich häte aber nicht arge Probleme, wenn ich es noch einmal machen müsste. Gruß leppy


    Da kann ich mich leppy nur anschließen, bei mir war das ähnlich.


    LG, silja

  • Auf jeden Fall ist das 2. "schlimmer"...
    Aber man überlebt es auch!
    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Ich fand rückblickend das 1. schlimmer, weil es sich über Jahre hinzog und aus x Prüfungen in vielen verschiedenen Fächern und Teilen bestand, wo überall die Dozenten davon ausgingen, man interessiere sich nur für ihr Fach und verbringe den ganzen Tag jahrelang im Studium damit. (Besonders schlimm: Musikwissenschaftler, Chorleiter und Erziehungswissenschaftler) Sehr heftig fand ich die instrumentalen Einzelprüfungen, da ich ziemliches Lampenfieber habe. Außerdem war die Prüfung in musikalischer Gruppenleitung total ätzend.


    Im 2. Examen war die zeitliche und nervliche Belastung größer, aber es war relativ schnell um und ich hatte wohlwollende Prüfer/innen.


    Grüße,
    Conni

  • Ich finde, dass die Belastung im 1. StEx besser kalkulierbar war. Man musste sich ein Expertenwissen anlernen und es unter Stress überzeugend und kompetent abrufen.
    Beim 2. StEx hatte ich das Gefühl, dass die körperliche Belastung und der psy. Druck kontinuierlich auf verhältnismäßig lange Dauer zunahmen.
    In vier Wochen endet mein Referendariat und ich habe das Gefühl, dass ich nicht noch länger hätte durchhalten können. 10 Tage ist mein Examen her und seitdem schleppe ich mich mit Husten, Schnupfen, Fieber und Kopfschmerzen herum. Ein Zeichen?
    Das 2. StEx ist mehr mit persönlichen Anforderungen verbunden. Während man sich Bereiche der Päd. Psychologie im 1. StEx reinpauken konnte und es in erster Linie "nur" um Wissen ging, geht es nun um die Eignung der eigenen Persönlichkeit, der individuellen Art mit Situationen umzugehen und der Fähigkeit unter Stress zu organisieren und natürlich vieles mehr.
    Im Schnitt gingen mir beide StEx ganz schön an die Substanz, aber ich neige auch extrem dazu, mich in kleine Attacken von Versagensängsten reinzusteigern. Deshalb bin ich evtl. kein wirklich brauchbarer Maßstab.


    Gruß von (der kranken ) Kitty

  • Hm... hab meine Nachricht gerade noch mal gelesen und wollte noch schnell sagen, dass diese nicht so negativ gemeint ist wie man sie vielleicht verstehen könnte.
    An alle, denen das 2. StEx noch bevor steht: Es ist alles machbar und zu schaffen!
    Zwei kleine Tipps: 1. Versucht (wenigstens) grob im Voraus zu planen und vorausschauend zu denken. Das vermeidet extreme und hektische Situationen (was wiederum unnötig Energie und Nerven frisst). 2. Unterscheidet in den kritischen Besprechungen in verschiedenen Niveaus (Kritik an Lehrerpersönlichkeit hat anderes Niveau als Kritik an Gesprächsführung [z.B.])
    Chakka! All you need is positivity!

  • Hier eine Gegenstimme - gegen das erste Stex und für das zweite:


    Ich fand' eindeutig das erste Stex schlimmer. Die Professoren haben mich sowas von hängen lassen! Es fing bei der Staatsarbeit an, bei der man mir immer nur sagte: "Machen Sie einfach mal." und hinterher, als ich einfach mal gemacht hatte, kam der Kommentar: "Das hatte ich mir aber ganz anders vorgestellt." - und ich hatte damit verloren! Die mündlichen Prüfungen waren Stress pur, jede 90 Minuten, und 2 davon behandelten Themen, von denen nie vorher die Rede war und in denen mir glücklicherweise mein Vorwissen half, um über die Runden zu kommen. - Die Lernerei hätte ich mir also echt schenken können. Naja, alles in allem war es furchtbar und ich möchte NIE mehr in die Uni zurück und bin froh, dass ich das alles hinter mir gelassen habe. Daher kann ich viele jungen Kollegen, die sagen, sie möchten sooo gerne nochmal an die Uni zurück, weil dort alles so nett war, überhaupt nicht verstehen. Ich bin jetzt so glücklich und zufrieden in meinem Beruf - ich möchte nur noch Lehrer sein, auch wenn mir meine Korrekturen manchmal zu beiden Ohren rauskommen. - Und zum Glück hat mir mein etwas besch... 1. Stex nicht geschadet, denn ich habe trotzdem sofort nach dem 2. Stex eine Beamtenstelle an einem kleinen Gymnasium bekommen.
    Das 2. Stex, inklusive Ref, war zwar schon zeitweise eine psychische Belastung, aber ich hatte so nette und faire Ausbilder, eine angenehme Ausbildungsschule und liebe Mentoren, dass es wesentlich besser verlief und ich immer das Gefühl hatte, ich weiß, warum und wofür ich das alles mache.
    Ich wünsche allen frischgebackenen Referendaren in diesem Forum ein Referendariat wie ich es hatte!


    Liebe Grüße:


    Kelle.

  • HI! Bei mir ist es am Dienstag soweit. Gegenwärtig ist die Anspannung sehr hoch. Das Gefühl, man müßte ständig lernen, man es aber nicht tut, weil man vermutlich zu allem etwas sagen kann.
    Aber wenn es vorher schon immer gut lief, warum sollte es in der 2. Prüfung daneben gehen? Problem ist aber, man kennt nur einen von 4 Prüfern, die kann man nicht einschätzen, wie die auf den Unterricht abfahren oder vielleicht auch ablehnen. Und die Schüler müssen funktionieren. Aber das haben die bisher in den anderen UBs auch gemacht.
    Aber wie meine Vorschreiber schon geschrieben haben: Es geht eben um den Abschluss. Und das macht die Sache eher stressig.

  • Hi!


    Ich kann euch auch etwas beruhigen... Ich fand auch das 1. Staatsex. schlimmer und zwar auch aus dem Grund, dass die Beziehung zu den Profs so ätzend war. Außerdem finde ich es jetzt im Ref - werde hoffentlich nä Woche die letzte Lehrprobe hinter mir haben - zwar stressig (v.a. auch körperlich) aber ich bin total dankbar, daß ich endlich auch mal was Praktisches arbeiten kann! Ich fand die Prüfungen im 1. Staatsex sehr viel unangenehmer als die Lehrproben. Bei den LEhrproben habe ich immernoch die Schüler an denen ich mich festhalten kann und fühle mich nicht so allein gelassen. Zwar kommen die Mündlichen noch, aber ich kann mir bei meiner Erfahrung aus dem 1. Ex nicht vorstellen, daß die noch schlimmer sein können. Man hat ja mittlerweile etwas Erfahrung gesammelt die man dann anbringen kann. Ausserdem finde ich es viel angenehmer, daß man die Fachleiter nun doch schon lange kennt und wöchentlich gesehen hat. Das ist was ganz anderes als wenn dann plötzlich der Prof vor dir sitzt den man 2 mal in seinem Leben bei der Besprechung gesehen hat und der dich nun plötzlich prüft. Im Gegensatz zu den meisten hier fand ich ehrlich gesagt das erste Staatsex psychisch belastender. Das war soviel Stoff und man musste ihn in einer Stunde parat haben sonst hat man Pech gehabt. Geht im Ref mal was nich ganz so gut, dann haut das notenmässig nicht ganz so rein.
    so, ich hoffe ich hab euch Mut machen können
    Gruß Kiki

    The only time my education was interrupted was, when I was at school. - Mark Twain


    The only time my education was interrupted was, when I was a teacher trainee in Germany!!! - Kiki

  • Hi! Nun kann ich auch mitreden!
    Seit Dienstag bin ich nun Lehrer. Kann insgesamt sagen, dass das 2. Stex wesentlich angenehmer war als das 1. Stex. Die Prüfer waren total nett, der Tag war eine absolut runde Sache.
    Aber ih glaube, so ein Tag ist definitiv Typ-spezifisch. Manche machen sich eben total verrückt, manche etwas weniger. Davon hängt auch viel von ab.

  • Hey MYlonith! Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung!!!



    LG Kitty

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