Einstellungschancen Gymnasium BW

  • Hallo zusammen,


    ich mache mir Sorgen, mit meiner Fächerkombi Deutsch + Ethik/Philosophie keine Stelle am Gymi in BW zu bekommen. Ich bin aktuell im Master und will mich nach dem Ref. im Raum Stuttgart bewerben.


    Das Land schreibt, dass die Chancen fürs "Lehramt Gymnasium [...] stark von der Einstellungsregion und von der Fächerkombination abhängen, aber im Wesentlichen gut und teilweise sehr gut sein werden."

    Daraus werde ich aber leider nicht wirklich schlau und man hört auch diesbezüglich sehr Verschiedentliches...


    Kann mir jemand die Sorgen nehmen, sie bestätigen oder allgemein eine Einschätzung zu diesem Thema abgeben? Ich bin für jede Meinung dankbar! :top:

  • Wir hatten gestern Besuch von einem befreundeten Gym-Schulleiter und Seminarvorstand (die Gym-Seminare sind in Bayern an einzelnen Gymnasien untergebracht, es gibt keine zentralen Seminare). Der hat berichtet, dass es in seiner Stadt (6 Seminargymnasien!) gerade noch eine Handvoll Deutschreferendare gebe, ich glaube, es waren tatsächlich weniger als 15. Ähnliches höre man aus ganz Bayern. An vielen Seminarschulen gebe es aktuell gar kein D-Seminar mehr.

    In BW wird die Situation kaum anders sein. Wenn du jetzt den Master beginnst, sollten deine Chancen nicht allzu schlecht sein.

  • Das Land schreibt, dass die Chancen fürs "Lehramt Gymnasium [...] stark von der Einstellungsregion und von der Fächerkombination abhängen, aber im Wesentlichen gut und teilweise sehr gut sein werden."

    Du hast aber auch weitergelesen? Wobei sich das Merkblatt ja auch auf aktuellen Studieninteressenten und -anfänger bezieht und nicht auf Studenten im Master.

    In BW wird die Situation kaum anders sein.

    Dass in BW ein Mangel ein Deutschreferendaren und -lehrkräften bestünde, kann ich mir nicht vorstellen. Im Merkblatt wird es auch seit Jahren ohne Unterbrechung als eines der besonders überbelegten Fächer genannt. Kenne auch ausgebildete Deutschlehrkräfte, die erst einmal als KV arbeiten mussten, bevor sie eine Planstelle bekamen.


    Ich bin beim Gymnasiallehramt nicht so drin, deshalb, Beerholm , meine Prognose bitte vorsichtig interpretieren: An einem Gymnasium könnte ich mir vorstellen, dass es schwierig wird, außer du bist räumlich sehr flexibel und/oder hast sehr gute Noten in Studium und Ref. An einer beruflichen Schule oder einer Gemeinschaftsschule müsstest du aber, denke ich, eine feste Stelle bekommen. Ansonsten: Eine KV-Stelle an einer Grundschule oder einem SBBZ ist auf jeden Fall drin.

  • Ich unterrichte in einer beliebten Region in Baden-Württemberg. Wir haben fast nur Referendare beliebter Fächer (dank Diskussion um Lehrermangel trauen sich wohl wieder mehr Deutsch und Geschichte zu studieren, MINT-Fächer sind selten (und dann nur Mathe und Bio).


    Unsere Referendare sind an Privatschulen oder Gemeinschaftsschulen in anderen Regionen untergekommen. Stuttgart (deine Region) ist zum Glück für dich nicht so beliebt. Ethik war in den letzten Jahren gefragter als früher, immer mehr Gymnasien starten in Klasse 5 statt 8 (zu viele besuchen keinen Religionsunterricht mehr).


    Mit Flexibilität sollte es aber machbar sein.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich kenne vom Seminar Heilbronn die Zahlen der letzten 5 Seminarjahrgänge. Ungeachtet der Fächer/Fächerkombinationen haben alle Anwärter:innen die das Ref erfolgreich absolviert haben am Ende eine Stelle gefunden bei ausreichender Flexibilität bezüglich der Schulart, des Dienstortes, bzw. des Arbeitgebers. Ich gehe insofern davon aus, dass dies auch dir möglich sein wird.

    Ganz grundlegend hat fossi74 absolut recht mit seiner Einschätzung, denn zumindest in den nächsten Jahren erwarten die Gymnasialseminare in BW einen erheblichen Mangel an Lehrkräften aller Fächer. Absolute Mangelfächer wird das natürlich stärker treffen, aber auch Anwärter:innen mit aktuell noch überlaufenen Fächern- wie Deutsch- werden bereits in wenigen Jahren problemlos eine Stelle in BW an einem Gymnasium erhalten gemäß der Seminarprognosen, vorausgesetzt die Bewerber:innen sind örtlich ausreichend flexibel. Möglicherweise rutscht du bereits in diesen Prognoseberich hinein, bis du dein Ref abgeschlossen haben wirst, dennoch solltest du in jedem Fall den Aspekt der Flexibilität im Hinterkopf behalten. Das betrifft sowohl den Einstellungsbezirk, als auch Schulform oder Arbeitgeber. Stuttgart ist sicherlich nicht annähernd so begehrt und überlaufen, wie z.B. Freiburg und Heidelberg, dennoch wirst du dort natürlich auch Konkurrenz haben bei den Bewerbungen. Dennoch kann es nicht schaden, dich bereits jetzt mit dem Gedanken anzufreunden, dich bei deiner Bewerbung später nicht nur auf Stuttgart zu beschränken, sondern auch z.B. die Schwäbische Alb oder auch Stadt und Region Heilbronn hinzuzunehmen als mögliche Einstellungsbezirke (Heilbronn hat nebenbei bemerkt auch ein Gymnasialseminar, welches- anders als die Stadt- einen sehr guten Ruf hat). Darüber hinaus solltest du bei deiner Fächerkombination mit erwägen ob ggf. eine Stelle in der Sek.I für dich infrage kommen würde. Falls ja, würde ich dir empfehlen entweder bereits das Ref für die Sek.I zu absolvieren oder dich nach erfolgreichem Gymnasialref. für den Seiteneinstig in der Sek.I (1 Jahr Nachqualifikation bei E13, dann A13) zu bewerben, damit du dich nicht nur für GMS- Stellen bewerben kannst, sondern auch für Realschulstellen. Schließlich besteht immer die Möglichkeit der Einstellung an Privatschulen. Auch die Tätigkeit an den BBSen solltest du ggf. mit in Erwägung ziehen, je nachdem, wie groß deine örtliche Flexibilität ist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wir hatten gestern Besuch von einem befreundeten Gym-Schulleiter und Seminarvorstand (die Gym-Seminare sind in Bayern an einzelnen Gymnasien untergebracht, es gibt keine zentralen Seminare). Der hat berichtet, dass es in seiner Stadt (6 Seminargymnasien!) gerade noch eine Handvoll Deutschreferendare gebe, ich glaube, es waren tatsächlich weniger als 15. Ähnliches höre man aus ganz Bayern. An vielen Seminarschulen gebe es aktuell gar kein D-Seminar mehr.

    In BW wird die Situation kaum anders sein. Wenn du jetzt den Master beginnst, sollten deine Chancen nicht allzu schlecht sein.

    Interessant! Hat er auch gesagt, woran es liegt, dass es nur noch so wenige Deutschreferendare gibt? Das hört man ja v.a. in Bezug auf Deutsch ja eigentlich eher seltener...

  • Ich kenne vom Seminar Heilbronn die Zahlen der letzten 5 Seminarjahrgänge. Ungeachtet der Fächer/Fächerkombinationen haben alle Anwärter:innen die das Ref erfolgreich absolviert haben am Ende eine Stelle gefunden bei ausreichender Flexibilität bezüglich der Schulart, des Dienstortes, bzw. des Arbeitgebers. Ich gehe insofern davon aus, dass dies auch dir möglich sein wird.

    Ganz grundlegend hat fossi74 absolut recht mit seiner Einschätzung, denn zumindest in den nächsten Jahren erwarten die Gymnasialseminare in BW einen erheblichen Mangel an Lehrkräften aller Fächer. Absolute Mangelfächer wird das natürlich stärker treffen, aber auch Anwärter:innen mit aktuell noch überlaufenen Fächern- wie Deutsch- werden bereits in wenigen Jahren problemlos eine Stelle in BW an einem Gymnasium erhalten gemäß der Seminarprognosen, vorausgesetzt die Bewerber:innen sind örtlich ausreichend flexibel. Möglicherweise rutscht du bereits in diesen Prognoseberich hinein, bis du dein Ref abgeschlossen haben wirst, dennoch solltest du in jedem Fall den Aspekt der Flexibilität im Hinterkopf behalten. Das betrifft sowohl den Einstellungsbezirk, als auch Schulform oder Arbeitgeber. Stuttgart ist sicherlich nicht annähernd so begehrt und überlaufen, wie z.B. Freiburg und Heidelberg, dennoch wirst du dort natürlich auch Konkurrenz haben bei den Bewerbungen. Dennoch kann es nicht schaden, dich bereits jetzt mit dem Gedanken anzufreunden, dich bei deiner Bewerbung später nicht nur auf Stuttgart zu beschränken, sondern auch z.B. die Schwäbische Alb oder auch Stadt und Region Heilbronn hinzuzunehmen als mögliche Einstellungsbezirke (Heilbronn hat nebenbei bemerkt auch ein Gymnasialseminar, welches- anders als die Stadt- einen sehr guten Ruf hat). Darüber hinaus solltest du bei deiner Fächerkombination mit erwägen ob ggf. eine Stelle in der Sek.I für dich infrage kommen würde. Falls ja, würde ich dir empfehlen entweder bereits das Ref für die Sek.I zu absolvieren oder dich nach erfolgreichem Gymnasialref. für den Seiteneinstig in der Sek.I (1 Jahr Nachqualifikation bei E13, dann A13) zu bewerben, damit du dich nicht nur für GMS- Stellen bewerben kannst, sondern auch für Realschulstellen. Schließlich besteht immer die Möglichkeit der Einstellung an Privatschulen. Auch die Tätigkeit an den BBSen solltest du ggf. mit in Erwägung ziehen, je nachdem, wie groß deine örtliche Flexibilität ist.

    Danke für diese Einschätzung! In meinem Fall ist es so, dass ich vom BA zum MA von Sek. 1 zum Gymi-Lehramt gewechselt bin (was mir eine ganze Reihe an zusätzlichen Auflagen eingebracht hat, die ich das letzte Jahr abgearbeitet habe). Deshalb interessieren mich speziell die Einstellungschancen am Gymnasium, weil sich dieser Wechsel ansonsten eben nicht "gelohnt" hätte.

    Aber die örtliche Flexibilität halte ich mir auf jeden Fall so gut es geht offen, ich bin da mit konkret Stuttgart auch nicht ganz festgelegt.

    Diese Seminarprognosen sind nicht öffentlich einsehbar oder? Weil das, was du geschildert hast, klingt ja schon sehr vielversprechend.


    Und noch zuletzt: Was meinst du konkret mit Privatschulen? Also z.B. Waldorfschulen? Ohne dieses Kriterium jetzt zu hoch hängen zu wollen, aber ich habe gehört, dass da die Netto-Gehälter im Vergleich ziemlich krass nach unten abweichen, weshalb ich das eigentlich noch nicht in Betracht gezogen habe..

  • Für Waldorfschulen braucht man eine Zusatzqualifikation, Praktika, wird nicht verbeamtet und man hat lauter Anthroposophen um sich sagt die, deren Sohn selbst in einen Waldorfkindergarten ging.


    Ansonsten: Es gibt viele ländliche, unbeliebte Regionen (bin auch in so einer und kann die Unbeliebtheit überhaupt nicht nachvollziehen), wo du im Zweifel bestimmt unterkommst. Gemeinschaftsschulen nehmen auch gerne Gymnasiallehrer. Bestimmt findest du was!

  • Interessant! Hat er auch gesagt, woran es liegt, dass es nur noch so wenige Deutschreferendare gibt? Das hört man ja v.a. in Bezug auf Deutsch ja eigentlich eher seltener...

    Unsere gemeinsame Vermutung ist, dass die jahrelangen Warnungen vor D/G jetzt endlich Früchte tragen.

  • Es gibt viele ländliche, unbeliebte Regionen (bin auch in so einer und kann die Unbeliebtheit überhaupt nicht nachvollziehen), wo du im Zweifel bestimmt unterkommst.

    Ab wann gilt eine Region als ländlich und unbeliebt aus deiner Sicht? Ist damit der tiefste Schwarzwald oder mitten auf der Alb gemeint oder kann man hierbei schon von den Landkreisen sprechen, die bspw. an Stuttgart angrenzen (z.B. Esslingen oder Böblingen)?

  • Oder Nordschwarzwald, Schwarzwald - Baar-Kreis, die Gegenden, wenn man vom Nordschwarzwald nach Baden-Baden fährt. Alles landschaftlich wunderschön für Radfahrer, Wanderer, Skifahrer. Aber du kannst nicht gut ausgehen, ganz lapidar gesagt. Oder du fährst dafür eine Stunde. Mit etwas Fahrzeit kann man sicher in etwas attraktiveren Städten wohnen. Ich sehe auf dem gemeinsamen Lehrerparkplatz, dass viele Gymmilehrer in einer Stadt wohnen, die ca 40 km von hier ist.

  • Unsere gemeinsame Vermutung ist, dass die jahrelangen Warnungen vor D/G jetzt endlich Früchte tragen.


    Und am Ende profitieren die Ahnungslosen und Unbelehrbaren. :D



    Also als ich vor einigen Jahren mal in ner Deutschvorlesung (nicht mein Fach) in der Uni war, saßen da noch deutlich über 200 Leute rum. Aber vielleicht wird in Hessen nicht so viel gewarnt wie in Bayern und BW.

  • In einer Vorlesung über 200 Leute halte ich jetzt nicht für so viel, kommt auf die Studienorganisation an, aber das kann in vielen Studiengängen vorkommen. Über 200 Leute in einem Seminar wäre etwas anderes.

  • Seminare gehen hier offiziell bis 30, glaube ich. Bei 200 Leuten gibt es dann schon viele Seminargruppen bei Einführungsveranstaltungen z.B.


    Ich finde über 200 Personen schon viel. Der Standort meiner Uni ist keine Großstadt, in einer solchen mag das zutreffen. Ähnliche Größendimensionen der Teilnehmerzahlen sind mir eigentlich hier nur von BWL bekannt (von den Grundwissenschaften im Lehramt mal abgesehen - da sitzen natürlich extrem viele Leute).

  • Was ich noch sagen wollte: Unsere Junglehrerinnen, die langfristig bleiben, kommen meist selbst aus der Gegend. Andere, die nach dem Ref. hierher kamen und denen es nicht gefällt, finden nach den obligatorischen 5 Jahren oft näher am Wunschort eine Stelle, aber wenn sie uns mal besuchen, erzählen sie, dass sie unsere ländliche Schulgemeinschaft mitsamt der aktiven und interessierten Eltern, das recht überschaubare Kollegium und unsere regelmäßigen (immerhin zweimal im Jahr) Wanderungen und Ausflüge, das manchmal etwas unkonventionelle Nahrungsbeschaffen (wenn es mal iwie länger dauert), den Zusammenhalt, wenn eine/r Kummer und Nöte hat, vermissen und last but not least in der großen Wunschstadt meist auch auf schwierigere Kinder treffen.

    Auf der anderen Seite kann das alles natürlich auch in einer Großstadtschule gegeben sein.

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