Proteste in SH: Förderzentrum soll geschlossen werden

  • Dieser Beitrag würde wohl auch gut in die Rubrik "Lehrkräftemangel" passen:


    Eine zusätzliche Belastung für SuS, Lehrkräfte und alle Beteiligten bei Schließung ist offensichtlich, die damit verbundenen Sorgen werden schon seit Monaten auch in der Presse diskutiert. Ernst genommen werden sie von den Verantwortlichen offenbar trotzdem nicht wirklich.


    Ein Förderzentrum nach dem anderen wird, schon seit Jahren, auch in SH geschlossen. Politisch so gewollt und seit langem geplant.

    Trotzdem ein bemerkenswertes Pingpongspiel in Sachen Zuständigkeit: Der Kreis muss die Schließung beim Land beantragen. Das Land sagt: Upps, von dem Antrag wissen wir gar nix...


    Artikel von heute:


    Proteste in Bad Segeberg: Förderzentrum soll geschlossen werden | NDR.de - Nachrichten - Schleswig-Holstein

  • primarballerina

    "erfolgreich" passenderweise in Gänsefüßchen gesetzt...


    Wie der "erfolgreiche" Weg in der NRW-Landespolitik aussieht, lässt sich u.a. hier nachlesen:


    Inklusion: NRW streicht Geld für gemeinsamen Unterricht - Landespolitik - Nachrichten - WDR


    (Frei nach dem Motto: Desolate unterfinanzierte Bildungspolitik schreckt zukünftige Lehrkräfte ab? Kein Problem. Wir setzen noch einen drauf. Schlimmer geht immer....)

  • Es ist bezeichnend, dass hier Schüler extra für den Erhalt kämpfen, während die Politik dies (vermeintlich) zugunsten der Schüler gerade ablehnt. Meines Wissens sind die Anmeldezahlen an Förderschulen zuletzt wieder hoch gegangen - wahrscheinlich, weil immer mehr Eltern erfahren, dass Inklusion an Regelschulen ein Sparprogramm zulasten ihrer Kinder ist.

  • Inklusion wurde von Beginn an in NRW nur als Sparmaßnahme umgesetzt. Es wurde nie genug Geld dafür ausgegeben, weder für Personal, noch für kleinere Klassen, auch nicht für Ausstattung und Material. Im Gegenzug wurden gut ausgestattete (aber teure) Föderschulen geschlossen. Und die wenigen Mittel werden jetzt noch zusammengekürzt. Es ist wirklich nicht zu fassen.

  • Ja naja, was einzelne Familien immer so wollen, ist aber halt auch kein Beweis für irgendwas. Viele wollen nach wie vor "Inklusion". Und wofür es Sprachheilschulen braucht, konnte mir bislang auch niemand erklären.


    Natürlich haben Förderschulen ihre Berechtigung. Und genauso ist es wichtig, sie immer wieder infrage zu stellen. Dass der Staat einfach nur kürzt und keinerlei Unterstützung installiert, ist eine bodenlose Frechheit und Schlag ins Gesicht jeder Inklusionsbemühungen. Das bedeutet aber nicht, dass für jedes Kind mit festgestelltem Förderbedarf gleich welcher Art die Sonderbeschulung der ideale Weg ist.

  • Danke für's Teilen, Gymshark.

    Dass der Staat einfach nur kürzt und keinerlei Unterstützung installiert, ist eine bodenlose Frechheit und Schlag ins Gesicht jeder Inklusionsbemühungen.

    Das, finde ich, ist ein ganz wichtiger Satz. Und weil das so ist, ist das Weiterbetreiben von gut ausgestatteten Förderschulen unverändert von elementarer Bedeutung.


    Sonderbeschulung

    klingt für mich nicht nach einer sonderlich wertschätzenden und in D auch schon länger nicht mehr aktuellen Begrifflichkeit.

  • - Förderschule statt Sonderschule


    - bestmögliche Förderung in einer Förderschule statt Sonderbeschulung


    Eine "Sonderung" findet in einer Inklusionsklasse, erst recht, wenn keine angemessene Förderung möglich ist, wohl ebenso statt.

  • Einen weiteren wichtigen Hinweis darauf, was für ein perfides Spiel in Sachen Unteraustattung von Inklusion auf unterschiedlichsten Ebenen gespielt wird, fand ich gerade in einem anderen Thread:


    Für das Schreiben der Gutachten hat der Landesrechnungshof angemahnt, dass es zu viele Ressourcen frisst. Daraufhin sollten die Gutachten gekürzt werden, das ist angedeutet worden, kam an den Schulen aber nicht an. Stattdessen werden nun die Gutachten schon vor dem Schreiben unterbunden - kein Status, kein Förderbedarf, wieder Geld gespart, weil man Kräfte, Förderung, Klassenteilung ohne Gutachten nicht gewähren muss.


    Hier ging es u.a. um das Thema Arbeitszeiterfassung bei Lehrkräften am Beispiel NDS.

  • Vielleicht muss man sich mit unterschiedlicher Umsetzung von Inklusion in den BL beschäftigen, um es besser bewerten zu können.


    In NDS ist die FöS Lernen nahezu vollständig geschlossen, für den SekI-Bereich gab es einen Aufschub.

    Diese Kinder verbleiben also in den Regelklassen.

    Dafür gibt es eine sogenannte Grundversorgung von 2 Std. FöS-Lehrkraft pro Woche pro Klasse, wenn es die Versorgung erlaubt, unabhängig von der Anzahl der Kinder mit oder ohne Förderstatus in diesen Klassen. Pro-Kopf-Stunden gibt es nicht. Die Grundversorgung gilt auch für die Bereiche Sprache und ESE.


    ESE-Schulen waren auch vor der Inklusion in NDS sehr selten und sind zumeist Privatschulen.


    Für GE-Kinder gibt es nach der Gutachtenstellung zum nächsten Schuljahr Anspruch auf Stunden, wenn sie in der Regelklasse bleiben, die GE-Schulen haben bisher Bestand, zudem gibt es an wenigen Schulen (in meiner Region wenige) Koop-Klassen, also GE-Klassen, die zu einer Regelschule dazu gehören, allerdings Personal von externen Anbietern oder von der GE-Schule mitbringen.


    Die Verbreitung oder das Aufrechterhalten von Förderklassen im Bereich Sprache ist regional sehr unterschiedlich. Auch sie sollten geschlossen werden, es kam zu Protesten (kann man sicher im Internet noch finden, wenn man Argumentation etc. suchen will).

    In einigen Landkreisen wurden die Klassen behalten, Kinder benötigen vorab ein Gutachten, gehen dann in diese Klassen und werden später zum Teil in die Regelklassen umgeschult (auch mit Schulwechsel).

  • Aktualisierung von heute aus SH (vgl.Threadtitel):


    Schule am Kastanienweg: Schließung Thema im Bildungsausschuss | NDR.de - Nachrichten - Schleswig-Holstein


    Keine wesentlichen Neuigkeiten gegenüber dem Artikel vom 18.09. - Man erfährt allerdings, dass der Landrat ein Gesprächsangebot der Schülervertreter mit Nichtachtung gestraft hatte und sich offenbar erst durch die öffentlichkeitswirksamen Proteste und anlässlich des Tagens des Bildungsausschusses des Kreises zu einer Erklärung genötigt sah.

    Interessant auch, dass der eingangs verlinkte NDR-Artikel vom 18.09. ganz offenbar seit seinem Erscheinen noch einmal überarbeitet worden ist:

    Die von mir im ersten Beitrag erwähnte Bemerkung eines Landessprechers gegenüber dem NDR, von dem Antrag wisse man nichts, ist im aktualisierten Text nicht mehr enthalten...

  • Es ist ein Erfolgsmodell.


    Sehe ich anders. Eine Förderschule kann für manche SuS in bestimmten Lebenssituationen der geeignetere Förderort sein. Grundsätzlich geht es Kindern und Jugendlichen in Förderschulen weder automatisch besser noch lernen sie automatisch mehr.


    Das sieht man m.E. schon bei der Definition des Förderbedarfs, der nicht immer mit medizinischen Diagnosen einhergeht, sondern immer einer Fallbetrachtung bedarf. Es gibt nicht "den Lernbehinderten", die Spanne an Bedürfnissen und Fähigkeiten innerhalb der Schulform ist ähnlich groß wie es die Heterogenität an Regelschulen ist.


    Dass Inklusion, so wie sie aktuell läuft, nicht ideal ist, ist denke ich unbestritten. Dass sich Jugendliche nicht automatisch mit Wechsel auf diese Schulart besser fühlen aber ebenso.

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