Musikunterricht 1. Klasse???

  • Ich habe mit Beginn des eigenverantwortlichen Unterrichts (~ 1. Februar) im Rahmen des Referendariats eine (mir vorher unbekannte) 1. Klasse in Musik übernommen. Musikunterricht ist Freitag, 4. Stunde. Die Kids sind da immer total fertig von der Woche, was sich aber nicht in Müdigkeit zeigt, sondern eher ins Gegenteil umschlägt: Aggressivität, Lautsein, gegenseitiges Ärgern, Nicht-Zuhören...


    Bin irgendwie überfordert mit der Klasse. "Ruhige Sachen" kann ich nicht machen, weil die Kleinen einfach nicht auf einen gewissen "Ruhepunkt" zu kriegen sind, an dem man wirklich musikalisch miteinander arbeiten kann. Letzten Freitag habe ich fast nur Still-Sein und Auf-den-Lehrer-hören geübt. Das find ich total langweilig (und die Kids vermutlich auch).


    Ach ja, im Musikseminar sagte man mir: was soll denn Freitag, 4. Stunde, anders sein als Mittwoch oder Donnerstag 2. Stunde? Dann musst Du eben was machen, was der Stimmung entspricht.


    Der Rat hat mir nicht wirklich weiter geholfen.
    In der Schule ist außer mir keine Musik-Fachlehrerin (im Sinne von ausgebildet; es unterrichten alle fachfremd und "irgendwie").


    Mir graut's schon fast vor nächstem Freitag...
    Habt Ihr Tipps?


    LG, Euer kaddl. ?(


    PS: Ach so, falls jemand den Lehrplan als "heißen Tip" rät: der ist von 1985 und hilft auch nicht so recht weiter.

  • ...also in meinem Musikunterricht mach ich sehr selten ruhige Sachen...Musik soll doch lustig ein und Spaß machen! - ich würd nicht nur singen, sondern mich mit den Kindern möglichst viel bewegen d.h. zu den Liedern tanzen, sich Bewegungen ausdenken usw. Lieder zum Mitmachen - falls du ORFF Instrumente einsetzen möchtest, hier ein toller Buchtipp: "Orff Instrumente kennenlernen" aus dem Don Bosco Verlag von Wagner.
    :D lg
    Shopgirl

  • Hallo shopgirl,
    jaja, ungeschickte Ausdrucksweise meinerseits:
    "ruhige Sachen" beziehen sich auf Lieder mit langsameren Melodien, zu denen entsprechend ruhigere Bewegungen durchgeführt werden müssen. Mein Vorrat an (jahreszeitgemäßen, schwierigkeitsangemessenen usw.) "schnellen" Bewegungsliedern ist leider nicht so groß :(


    Vielleicht kannst Du da helfen?


    Hm, Orff-Instrumente habe ich probiert, letzten Freitag. Gerade hatten wir gemeinsam ausprobiert & besprochen, wie man das Glockenspiel spielt, als auch schon die ersten Schlägel durch die Luft flogen. Ergebnis: drei Schlägel sind beim durch-die-Klasse-Fliegen kaputtgegangen - die Kinder fanden's zum Totlachen :rolleyes:


    Danke für den Literaturtipp, ich werd mal in der Uni-Bib oder sonstwo schauen!


    LG, das_kaddl


    PS: Ich denke, viel hat auch noch damit zu tun, dass die Kids das erste Mal eine andere Lehrerin erleben - Umgewöhnung, Ausprobieren, und dann eben Freitag, letzte Stunde :D

  • Ich habe jetzt schon häufiger in ersten Klassen Musikunterricht gegeben (auch am Montag in der 4. Stunde ;)). Weil wir keinen Musikraum haben, findet der Unterricht im Klassenraum statt.
    1. Ruhe reinbringen. Waaaaarten bis alle fertig gewuselt haben, der letzte noch die Steckwürfel, Bücher etc. weggebracht hat. Das dauert bei den Kleinen...Habt Ihr ein Stillezeichen? Kann manchmal hilfreich sein. Welche Regeln/Zeichen gelten bei der Klassenlehrerin?
    2. Möglichst viel Abwechslung in einer Stunde, singen, bewegen, Instrumente spielen. Das kann ja thematisch zusammenhängen, wenn man's drauf anlegt (beim Unterrichtsbesuch sollte es das auch...). Eine Stunde Thema "Glockenspiel" ist bei vielen ersten Klassen einfach noch nicht drin (vielleicht hab ich dich da auch falsch verstanden und es war nur ein Teil der Stunde).
    3.Regeln aufstellen und konsequent auf die Einhaltung achten.
    Z.B.: Die Instrumente verteile ich, bzw. lasse aussuchen oder die Kinder gehen zur nächsten Station. Wer dazwischen spielt, hat ja schon geübt und muss nicht mehr-soll heißen: wird sein Instrument wieder los und muss zugucken (jaja, so grausam wird man nach einigen Jahren mit 10 Stunden Fachunterricht Musik pro Woche). Instrumente werden weggelegt und nicht geworfen. Wer etwas absichtlich kaputt macht, der muss es auch bezahlen. Wer andere bei Bewegungsliedern etc. stört oder sich nicht an Absprachen hält, der muss aussetzen.
    4. Vielleicht helfen auch Abläufe, die sich jede Stunde wiederholen? Sitzkreise sind prima um die Aufmerksamkeit zu bündeln (und um Kindern Schlägel aus den Händen zu reißen ;) ).
    5. Sachen machen, die den Kindern Spaß machen (und dir auch), und das immer wieder. Gerade die Kleinen lieben Wiederholungen. Stopptanz in allen Variationen kommt immer gut (z.B. mit "Bewegungsanweisungen": wenn die Musik wieder angeht schleichen, hüpfen, etc.). Im Kolibri 1/2 gibt's das Wecklied, das mache ich häufig. Den "Katzentatzentanz" kennen viele schon aus dem Kindergarten, das macht aber nichts. Nett sind auch Lieder, in denen man in irgendwas verzaubert wird und sich dementsprechend verhalten muss. Wir hatten gerade eine Mini-Gespenstereinheit: ein leichtes Gespensterlied plus leichte Instrumentalbegleitung plus Gespenster basteln und Gespenstertanz. Und wenn du noch 5 Minuten über hast, dann machst du einfache rhythmische Übungen. Z.B.: Du klatschst einen kurzen Rhythmus vor, Kinder klatschen nach. Oder nur die Kinder mit blonden Haaren, alle Mädchen, alle die Pferde mögen etc.


    undsoweiter


    6. Sachen einplanen, bei denen du dich entspannen kannst. Evtl. sogar das Ausmalbild passend zum Lied für die letzte Viertelstunde, wenn die Klasse einfach nicht so lange durchhält. Oder was basteln, was für ein Lied gebraucht wird. Schmeiß 'ne CD mit Fingerspielen rein. Oder kennst du aus dem Verlag an der Ruhr "Bewegen und Entspannen zu Musik" (oder so ähnlich)? "Wir gehen in den Zoo" und die "Roboter" sind ganz nett (Stücke, zu denen die Kinder sich bewegen, und du kannst zugucken)


    Das sind jetzt Tipps für den Alltag, in Showstunden kann man das sicher nicht alles so machen.

  • Hallo!
    Es gibt Lieder und Tänze, die ich in ersten und zweiten Klassen immer wieder mal mache, da die den Kindern immer gefallen. Da machen sie begeistert mit. Sie lieben "Auf der Mauer auf der Lauer", "Meine Tante aus Marokko", den "Ententanz" (ist ja gerade vor Fasching vielleicht ganz nett) und der "Gummibärensong". Auf den "Löwen" vom Karneval der Tiere sind sie auch total abgefahren.
    Ansonsten kann ich den Tipps von Rena nichts mehr hinzufügen.
    Ich hoffe du wirst mit der Zeit glücklicher mit deinen Kleinen.
    Viele Grüße, Barbara

  • Wenn noch Konflikte aus der Pause bestehen, könntest du dir auch 5 Minuten Zeit nehmen und versuchen, die zu klären (und dabei auf Gesprächsregeln achten). Meistens steht man im Ref ja unter Druck und meint, man hat keine Zeit und muss sein Programm durchkriegen.


    Bin heute wieder zu der Erkenntnis gekommen, dass es solche und solche 1. Klassen gibt ;) . Im letzten Halbjahr hatte ich ne Wuselklasse, die ich immer wieder einfangen musste, und heute hatte ich meine 2. Stunde in einer anderen 1. Klasse, die mich schon mit offenen Armen erwartet hat :D . Und sie haben richtig was gelernt :) .


    Und lass dir nix erzählen, 4. Stunde ist meistens schon anders als 2.

  • Vielen Dank für Eure Antworten & Tipps. Ich entdecke - genau wie Rena - jede Woche immer wieder neu, wie die Unterschiede zwischen zwei Klassen gleicher Klassenstufe sein können. Gestern erst wieder mit zwei 2. Kl.! :D


    Werde Euch am Freitag von meinem Unterricht berichten! Und morgen meinem Musikseminar mal in den Hintern treten, dass wir auch mal Grundschulspezifische Sachen machen und nicht nur theoretische Grundlagen des Musikhörens (am Beispiel "Hymnen" einer 9. Kl.), Erstellen von Playbacks (ich hab' in der Schule nicht mal 'nen CD-Player zur Verfügung, sondern muss eigenes Gerät mitbringen X( ) usw. Bisher hab ich noch keinen Vorteil erkennen können, dass Realschul-Referendare und Grundschul-Referendare in 1 Seminar gemixt sind! ?(


    Also, bis spätestens Freitag! :)
    LG, das_kaddl

  • Hallo, ich krame diesen sehr alten Thread mal wieder heraus, denn...


    ...morgen möchte ich zum ersten Mal mit meinen Ersties in den Musikraum gehen und mich da mit ihnen umschauen. Dazu muss ich sagen:
    - ich bin keine Musiklehrerin und habe das Fach auch noch nie unterrichtet
    - ich singe ganz gern und habe bisher "nur" Lieder mit meinen Schülern eingeübt
    - ich würde gerne mal ein paar Instrumente mit ihnen "ausprobieren" (wenn das irgendwie geht)


    Habt ihr Ideen, wie ich ohne ein riesiges Chaos etwas Schönes im Musikraum machen kann? Ich habe daran gedacht, dass wir einige Instrumente in die Mitte eines Sitzkreises stellen, die benennen (wenn ich sie denn kenne... ?( ) und dann darauf einen Rhythmus klatschen? Was haltet ihr davon? Habt ihr noch andere (bessere) Ideen?

  • Bei ORFF-Instrumenten versuch's mal mit Pentatonik. Kann fast nichts schief gehen! Aus den Stabspielen alle F und H rausnehmen, dann können alle gleichzeitig klopfen und es klingt nach Musik.


    Mit Flashcards kannst du angeben wer grad spielen darf, mit Handzeichen die Lautstärke steuern.
    Das können dann auch Kinder als 'Dirigenten' übernehmen.
    Ist für die Erstbegegnung für Stabspiele sehr zu empfehlen,
    da geht's mal nur um das Erlebnis, den Spaß und die Kunst den Ton zu treffen ohne das Instrument zu killen... ;)

  • Danke, koritsi! Welche Musikinstrumente würdest Du empfehlen? Klanghölzer, Holzblocktrommel, Glockenspiel, Triangel, Trommel? Viel mehr kenne ich gar nicht... Oder daraus eine Auswahl?

  • Wenn du nur Rhythmusinstrumente hast (wie die von dir genannten) könntest du auch einen Tonlängenvergleich machen mit einem "Tonlängenmeßgerät". Instrument anschlagen, Faden aus einer Dose ziehen bis der Ton verklingt, Faden abschneiden, Fäden verschiedener Instrumente vergleichen und die Instrumente gruppieren.

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

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