Argumente FÜR Fibeln/ GEGEN offenes Arbeiten

  • Hallo liebes Forum,


    ich habe schon ziemlich viel hier über Lesen durch Schreiben, offene Ansätze im Schriftspracherwerb u.ä. gelesen.


    Für meine mündliche Prüfung möchte ich das Thema "Lesen und schreiben lernen ohne Fibel (Schwerpunkt Anlauttabelle) oder so ähnlich nehmen.
    In unserem Institut gibt es allerdings einige Mitarbeiter, die an Fibeln mitgearbeitet haben (z.B. die Fimi-Fibel, Bücherwurmfibel), d.h. ich kann damit rechnen, bzgl. Fibeln befragt zu werden (warum nicht? sind doch moderne Fibeln? Fibel ist nicht gleich Fibel! o.ä.).




    Jetzt würde mich aber doch mal interessieren, welche Argumente wirklich FÜR Fibeln sprechen (außer, dass die Profs ihre Bücher verkaufen wollen :D ). Nee, im Ernst, mir fällt Folgendes ein:


    - Tradition der Fibel (auch Rechtfertigung vor Eltern/ Schulleitung/ günstiger Preis)
    - Vorteile eines Buches (kindgemäß, jedes Kind hat farbige Bilder,... mE ein wirklicher Vorteil)
    - Orientierungshilfe für den Lehrer (der nicht genügend ausgebildet ist, andere Wege zu gehen)
    - "ermöglicht" Frontalunterricht (ist in der Praxis ja durchaus erwünscht und habe ich selber so kennen gelernt)
    - von Experten erstellt und durchdacht (naja, die Dozenten bei uns sind zum Großteil - vor allem mein Prüfer - schon viele Jahre aus dem Schuldienst draußen, aber das sollte ich wohl besser nicht laut sagen ;) )
    - moderne Fibeln berücksichtigen verschiedene Voraussetzungen


    Kennt ihr vielleicht noch bessere/ andere Argumente?



    Und dann zum Lesen und Schreiben lernen OHNE Fibel noch eine Frage: Für welche Kinder bedeutet dieses Vorgehen eher ein Nachteil (ADS?, Kinder mit fremder Muttersprache?, ...)? Mich würden davor allem eure persönlichen Erfahrungen interessieren. Was haltet ihr von Reichen pur? Welche Anlauttabellen nutzt ihr und warum?


    Gruß leppy

  • ich fühl mich angesprochen durch diese frage.
    für fibeln spricht, dass lehrer sich damit sicherer fühlen könnten, dass eltern wissen wo ihr kind "steht", dass man auch mit einer fibel nicht nur im gleichschritt vorgehen muss.
    gegen fibeln spricht, dass lehrer damit im gleichschritt arbeiten, also für einige kinder zu langsam, für andere zu schnell. dass manche kinder sie im nu durch arbeiten und sich dann langweilen. dass manche kinder davor sitzen und kaum mit den bildern etwas anfangen können.


    (ich hab fibeln gesammelt ab ca. 1900. lesen lernen wird in fibeln mechanisiert)
    für arbeiten ohne fibel spricht, dass man auf die lernwege und umwege jedes kindes eingehen kann, bei reichen mit den anfangsanweisungen (anlaute hören) und bei robischon wirklich ganz frei, selbst organisiertes kooperatives lernen http://www.rolf-robischon.de

  • Mit Argumenten GEGEN Fibeln und FÜR andere Methoden habe ich eigentlich kein Problem. ;)
    Das schlimme ist ja, dass die Eltern glauben, sie würden wissen, wo ihr Kind stehe - aber wissen sie auch, ob es nicht nur alles auswendig rezitiert (bei den kurzen Anfangstexten nicht weiter schwer) oder eigentlich viel mehr könnte? Wohl nur wenige. Es wird nur vielmehr der Eindruck vermittelt. Das ist also leider auch kein wirklich gutes Argument für Fibeln...
    Ich glaube wirklich, die Sicherheit, die ein Lehrgang suggeriert ist der Hauptgrund. Und bei einigen bestimmt die Angst vor Widerständen in der Elternschaft.


    Gruß leppy



    @ Rolf
    Vielleicht solltest Du einen Banner bei Stefan beantragen mit nem Link zu Deiner Website...

  • Mein 9jähriger Leseanfänger hatte in der SChule KEINE Fibel - ein Sammelsurium aus zusammengesuchtem Material....
    Keine Struktur darin... jedenfalls nicht für ihn.....so lernte er nicht lesen.....
    Bei mir bearbeitet er Stück für Stück einen Fibelkurs mit CD (Tobi v. Cornelsen, Entscheidung dafür wg. der CD und dem ihn interessierenden Inhalt...), zusätzlich schreibe ich EIGENE Lesetexte nach seinem Interesse aus dem ihm nun bekanntem Buchstaben-/Wortschatz.
    Zur Zeit Texte über die von ihm heiß ersehnte Ratte "Mimi".
    Das ist sehr motivierend für dieses Kind, und er hatte die Idee, aus unseren Texten ein (laminiertes ) Buch zu binden - mit eigenen Bildern...


    LG cecilia

  • hallo leppy
    das ist wohl für lehrer am wichtigsten, das gefühl mit einer fibel, bei der man sagen kann was "dran" ist, sicher zu sein.
    hallo cecilia
    mit oder ohne fibel ist struktur wichtig. nur kann bei kindern unterschiedlich sein. wenn kinder gleichzeitig das gleiche wahrnehmen sollen und möglichst gleich darauf reagieren und damit umgehen, kann es schief gehen oder sogar quälend sein für die beteiligten.
    hallo stefan, ich soll ein banner beantragen? wie geht sowas?

  • Zitat

    Mein 9jähriger Leseanfänger hatte in der SChule KEINE Fibel - ein Sammelsurium aus zusammengesuchtem Material....
    Keine Struktur darin... jedenfalls nicht für ihn.....so lernte er nicht lesen.....LG cecilia


    hallo cecilia :)


    ich finds gut, dass du betonst, dass es so für ihn keine struktur hatte.
    für die lehrkraft (und andere schüler) hatte es das sicher.


    die idee ihm eigene texte zu schreiben finde ich gut!
    machen wir in der schule ja auch (mit den bereits erlernten buchstaben), aber nicht auf jeweils 30 einzelne kinder zurechgeschnitten, sondern eher auf ein "gesamt-interesse" - so man eines findet.



    zur eigentlichen diskussion kann ich nicht viel beitragen.
    wir lassen die kinder mit der anlauttabelle arbeiten und arbeiten gemeinsam mit ihnen parallel an der fibel.
    quasi doppelt gemoppelt, denn das hält bekanntlich besser ;)
    und auch wenn ich anfangs skeptisch war und bedenken hatte ob sie denn bei mir lesen lernen würden, können sie es schon, je nach eigenem tempo, ein bisschen :) ich bin ganz stolz, und die kinder auch.
    und das schreiben (einzelne wörter und auch sätze) klappt bei einigen jetzt auch ohne anlauttabelle - wovon eines der kinder nicht mal seinen namen schreiben konnte, als er eingeschult wurde.


    man, bin ich stolz :):)
    sabi
    (und auch ein bisschen erleichtert) ;)

  • Mensch Rolf, jetzt hast Du mich aber verunsichert - das mit dem Banner war eigentlich als Scherz gedacht und jetzt schreibst Du so, als wär's Dir ernst. Oder ich falle grad auf Dich rein. :D


    Falls aber doch was Ernstes dran ist: Mach Dir doch im Profil eine Signatur mit dem Link.



    Gruß leppy


    Sabi: Super, dass es bei euch so gut klappt, ich wäre sicher auch stolz! Bestätigt mal wieder meine durchweg positive Meinung zur Flex (auch wenn ich damit nicht ausschließen will, dass in traditionell geführten Klassen sicher größtenteils das Lesen gelernt wird).

  • .... die KL meines kleinen Schülers hat bei einem kürzlichen Gespräch auch SEHR betont, dass "alle anderen Kinder" lesen gelernt hätte (auch die ausländischen!!!) Nur er halt nicht (in Mathe ist er Spitze!)...


    Und er ist halt schon 9 Jahre geworden........- und wir hatten nicht das Gefühl, als würde er in der Schule (Blockade - zumal eine "Fehler suchende" Lehrerin) noch lesen lernen...
    Da der Termin zu einer Klassenkonferenz zwecks Einleitung des So.päd. Ü-Verf. bis 16.01. schon feststand und er nach meiner Überzeugung, der Überzeugung der Eltern und der der Psych. NICHT lernbehindert ist, machen wir also derzeit (mit Erfolg) Hausunterricht.


    Und es ist so schön, morgens ein strahlendes Kind mit leuchtenden Augen in Empfang zu nehmen, das sich freut lernen zu dürfen (Was machen wir heute?), eigene Ideen entwickelt, mir heute einen Schoko-Weihnachtmann mitbrachte, den wir natürlich teilten (Du musst das größte Stück nehmen!)


    Er ist Klasse und ich bin froh, dass ich ihm Platz in meinem Herzen eingeräumt habe, wo ich mir am Anfang zumindestens unsicher war ob der Größe dieser Aufgabe.


    LG cecilia

  • Hallo leppy,


    ich arbeite auch mit Fibel und Anlauttabelle. Für die Fibel spricht zunächst wirklich die Tatsache, dass es sich um das erste Buch handelt, das die Kinder (dann) lesen können und ja auch behalten dürfen (wie lange noch?). Und deshalb suche ich mir auch Fibeln mit schönen Bildern. Texte kann ich dann auch selber machen.
    NUR mit Anlaut-Tabelle zu arbeiten empfinde ich als eine Überforderung für die meisten Kinder. Sie müssen in kürzester Zeit jede Menge Zeichen lernen und dazu den Laut. Die nicht so gut deutsch sprechenden Kinder haben trotz Bildern auf der Tabelle Schwierigkeiten, den Laut zu behalten, den er darstellen soll.
    Und außerdem wird nicht jeder Buchstabe richtig eingeführt mit der Schreibrichtung, was dann später für die Schreibschrift wichtig ist.
    Ich mach das schön mit Kneten und Basteln und Hüpfen und Kochen (oder was essen) zu jedem Buchstaben, jedes Kind darf von sich erzählen, wenn sein Anfangsbuchstabe dran kommt - bei speziellen Buchstaben wie O machen wir einen Oma-Opa-Tag und solche Sachen. Das würde alles wegfallen.


    Trotzdem können die Kinder Briefe an das Fibeltier oder die Klasse schreiben oder auch Wochenendgeschichten (mit Hilfe der Anlaut-Bilder, die vom ersten Tag an hängen).
    Ich habe diese Tabelle auch im Computer, und auch da können die Kinder schreiben.
    Meine Kinder in der dritten können z.B. heute noch aufzählen, was wir in der ersten Klasse bei den verschiedenen Buchstaben alles so gegessen haben ...


    Nicht nur deshalb möchte ich das in einer anderen ersten Klasse so beibehalten - wobei ich immer eine andere Fibel nehme. Nebenbei ist auch die Rechtschreibung ein Grund, denn durch die einzelnen Buchstaben üben wir schon einen kleinen Grundwortschatz ein, der durch Buchstabenstempel und kleine Texte usw. gefestigt wird.


    Es grüßt
    venti die altmodische (steinigt mich nicht!!) :rolleyes:

  • also gut leppy, beantrage ich halt nur einen wimpel oder wie das heißt.
    an venti: das lern- und arbeitsmaterial das ich zum schreiben und lesen lernen hergestellt habe, hat struktur und lässt kinder in ihrem eigenen tempo und auf ihren eigenen wegen lernen. die schnellsten brauchen nur ein paar tage bis sie anfangen können zu experimentieren und die langsamsten brauchten eineinhalb jahre und waren auch nicht "schlecht".
    das einzige problem daran ist, dass es so wenig geld kostet. mit fibeln wird viel mehr umsatz gemacht. jedes jahr sind in baden-württemberg ca. 50 fibeln zugelassen, sehr viele davon neu oder neu bearbeitet, nach dem gleichen prinzip wie 1904

  • Hi leppy,


    von einigen Deutschdidaktikern wird als Nachteil noch genannt, dass manche Kinder bei der Arbeit mit der Anlauttabelle zu wenig Material zur Orientierung haben. Also dass z.B. Kinder, die später lese-rechtschreibschwach werden schon eher fest vorgegebene Wortbilder bräuchten, um sich die Schreibung einzuprägen. Ich weiß keine genauen Quellen, Renate Valtin hats in ner Vorlesung erzählt und ich glaub in nem Aufsatz von Bartnitzky hab ichs gelesen.
    Außerdem wird noch davon ausgegangen, dass insbesondere die schwachen Rechtschreiber als Rechtschreibstrategie lernen "Sprich wie du schreibst!" was im Duden-Deutsch ja meist falsch ist.



    Grüße,
    Conni, die grad nicht schlafen kann. :rolleyes:

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Zitat


    Für die Fibel spricht zunächst wirklich die Tatsache, dass es sich um das erste Buch handelt, das die Kinder (dann) lesen können und ja auch behalten dürfen (wie lange noch?). .


    Dem stimme ich absolut zu! Hab an der Uni eingetrichtert bekommen: Fibel = Pfui, böse, Finger weg.
    Hab dann aber in meiner Deutschklasse gemerkt, dass die Kinder ihr Lesebuch heiß und innig lieben und es auch im 2. Schuljahr noch immer mit nach Hause nehmen wollen (die Eltern sprechen mich immer wieder an, ob sie das Buch nicht in der Schule lassen könnten, aber die Kinder reagieren auf diese Appelle kaum).
    Manche Kinder haben zu Hause möglicherweise keine Bücher (!) oder die Fibel stellt durch ihrer Aufmachung, etc. einfach einen Anreiz dar, darin zu blättern und zu lesen.


    Als Orientierungshilfe für mich als Lehrerin sehe ich die Fibel nicht an. Wir haben aber auch noch ein Sprachbuch, daran orientiere ich mich schon zeitweise, würde es aber nicht den Kindern geben, um direkt daraus zu arbeiten (viel zu unübersichtlich, Kuddelmuddel von verschiedenenThemenbereichen auf einer Seite, etc.).


    LG, Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

    Einmal editiert, zuletzt von Melosine ()

  • Ich arbeite selbst (fast) ohne Fibel, habe aber immer alte Fibeln in der Klasse stehen, die die Kinder als Lesebuch benutzen, wenn sie die Synthese verstanden haben.


    Das Problem mit einem Buch( Fibel, aber auch Mathebuch) sehe ich an, dass man das Buch aufmacht, das eine scheinbare Sicherheit bringt, dessen Schritte aber nicht immer so durchdacht sind und u.U. gar nicht auf die Klasse zugeschnitten sind (z.B. Tobi Fibel, die ich persönlich echt nett finde, als Lesebuch schön, die aber mit den Arbeitsblättern in meiner Schule nicht geeignet ist, da sie ein unglaubliches Vorkabular voraussetzt, das Kinder mit Migrationshintergrund gar nicht haben).


    Wenn ich ohne Buch arbeite, muss ich mich viel viel mehr mit den einzelnen Schritten auseinandersetzen.


    Das Problem im Moment finde ich, dass es viele neue Fibeln gibt, die sich offenes Lernen auf die Fahnen schreiben, die aber im Grunde gar nicht offen sind. Die Lehrer gehen mit den neuen Leselernbüchern genauso um wie mit den alten Fibeln (Seite für Seite, ohne zu reflektieren) und so kommt es zu vielen Unstimmigkeiten.


    Unstrittig ist doch der Spracherfahrungsansatz, d.h. dass Kinder Erfahrungen mit (gesprochener) Sprache gemacht haben, die in den Schriftspracherwerb einfließen und dass der Schriftspracherwerb anders herum wieder Spracherfahrungen ermöglichen soll.
    Nun kommt es zur Frage der Methode. Lesen durch Schreiben? Lesen lernen mit allen Sinnen? Mit HAnd und Fuß? Mit Lautgebärden? Lesetraining ja oder nein????
    Ich denke an diesen Punkten muss man dann genau auf die Kinder schauen, die einem anvertraut werden und auch auf sich selber, wie ist meine Lehrerpersönlichkeit, meine persönlcihe Situation?????
    Natürlich ist eine Eigenfibel toll, in der auf die Interessen eingangen wird, die mit den Kindern entsteht. Kinder hängen sehr daran. Aber sie ist auch sehr aufwändig, und die Frage ist: Ist es das wert? Was kommt dafür zu kurz? Kann ich das leisten? (evt. mit Teilzeit, wo sowieso immer reingebuttert wird)... Diese Frage kann keiner beantworten, muss jeder für sich entscheiden.


    Wichtig ist der reflektierte Umgang mit dem Material...


    Ich habe eine Klasse erlebt, die nach Lesen durch Schreiben in Reinform gelernt hat - nur 5 Kinder konnten Ende Klasse 1 lesen. Ich bin heute der Überzeugung, dass diese Methode nur funktioniert in einem literalen Elternhaus, dass den Kindern immer wieder Spracherfahrungen bieten, sie zu lesen anregt, indem der Trend zum Drittbuch oder Viertbuch vorhanden ist.
    Genauso die neueren Fibeln wie Konfetti, Lesestart, funktionieren nur so.


    Ich arbeite in einem sozialen Brennpunkt, wo Kinder eben nicht Spracherfahrungen machen, wo ich alles anbahnen muss. Deswegen muss ich viel tiefer anfangen, komme mit Arbeitsheften nicht zurecht, weil Aufgabenstellungen nicht verstanden werden, keiner hilft.... . Ich selber mache aber einen Leselehrgang, nachdem die Kinder die Synthese verstanden haben, indem ich mit Silbenlesen beginne und dann einfache Wörter lese. Dann geht es um sinnentnehmendes Lesen (Kinder müssen Wörter lesen und Bedeutung dahinter malen , ist aber auch nicht immer möglich, wenn gerade russ. Kinder ankommen ohne Deutschkenntnisse). Ich setzte den computer zum Auflautieren ein, denn in solchen Klassen sind erhebliche Unterschiede, weil es eben kaum Eltern gibt, die zu Hause lautieren helfen. Unterstützend setze ich Lautgebärden ein, führe die Buchstaben lehrgangsmäßig ein nach der Methode lesen lernen mit Hand und Fuß und allen Sinnen.


    Alles in allem sehr viel Aufwand, der sich aber m.E. lohnt.


    Zusammengefasst: Ich glaube, es geht nicht um die Frage, Fibel ja oder nein, sondern um die Frage der dahintersteckenden Methoden und die Adressaten.


    Unter www.wilfried-metze.de (oder so ähnlich, gebe mal Stolpersteinelesetst ein) findest du einen Aufsatz zum Lernen mit Fibeln.
    flip

  • Zitat

    Ich habe eine Klasse erlebt, die nach Lesen durch Schreiben in Reinform gelernt hat - nur 5 Kinder konnten Ende Klasse 1 lesen. Ich bin heute der Überzeugung, dass diese Methode nur funktioniert in einem literalen Elternhaus, dass den Kindern immer wieder Spracherfahrungen bieten, sie zu lesen anregt, indem der Trend zum Drittbuch oder Viertbuch vorhanden ist.


    Das ist einer meiner Hauptkritikpunkte an dieser Methode.
    Wie sicher seid Ihr, dass die "Fibelarbeit", die ihr nicht macht, dann doch von den Eltern übernommen wird?


    PISA hat festgestellt, dass Kinder aus bildungsfernen Familien, bzw. mit Migrationshintergrund Gefahr laufen, am Rande des Analphabetismus zu bleiben. Meine Frau unterrichtet nach der Fibel-Methode. Am Ende von Klasse 1 konnten ALLE Kinder lesen.


    Das Thema wurde schon ausführlich diskutiert:
    http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=102079880472

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Dieses festgefahrene Denken geht mir echt auf den Senkel :rolleyes:


    alias, ich könnte dir genau das Gegenteil zeigen: Kinder, die mit einen strikten Fibelunterricht nicht lesen gelernt haben!


    Es ist doch wie flip schreibt: der Lehrer muss sich seine eigenes Konzept erstellen, indem er sich aus verschiedenen Methoden das Beste und Sinnvollste für seine Lerngruppe heraussucht.
    Es kommt mir hier bald wie ein Glaubenskrieg vor - darum geht es doch nicht!
    Niemand kann ernsthaft behaupten, reines Fibellernen führe immer zum Erfolg. Ebenso wenig kann man sagen, freies Schreiben ist der Garant für den Leseerfolg!


    Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

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  • Nicht jede bewährte Methode ist automatisch "festgefahren" und nicht jede neue Reformidee automatisch der Weisheit letzter Schluss.


    Ich erinnere nur an die Mengenlehre.....


    Die "Lesen-durch-Schreiben" - Methode hat ihre Feuertaufe auch noch nicht bestehen müssen: Wie sieht die Rechtschreib- und Lesefertigkeit am Ende von Klasse 4 aus? Ist sie signifikant besser? Und vor allem: Werden unterprivilegierte Gruppen besser gefördert oder hängen sie noch weiter ab?


    Zitat

    von einigen Deutschdidaktikern wird als Nachteil noch genannt, dass manche Kinder bei der Arbeit mit der Anlauttabelle zu wenig Material zur Orientierung haben. Also dass z.B. Kinder, die später lese-rechtschreibschwach werden schon eher fest vorgegebene Wortbilder bräuchten, um sich die Schreibung einzuprägen.


    Das entspricht der modernen Hirn- und Lernforschung.


    Melosine
    Wir haben uns ja schon im Thread
    http://www.lehrerforen.de/oldf…ic=102079880472&startid=2
    über dieses Thema ausgiebig "gefetzt". Dort stehen auch die Links zu den Vorträgen von Prof. Dr.Spitzer (Mitglied des Bildungsrates in Ba-Wü)


    Nicht jede "Sau", die durch die UNI's getrieben wird, schafft es zum schmackhaften, nahrhaften Tellergericht......


    :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Da ich inzwischen seit über 30 Jahren im Schuldienst bin, habe ich alle möglichen Leselehrgänge durchgeführt, die synthetische und die analytische Methode, Mischformen aus beiden und auch "Lesen durch Schreiben", allerdings nicht in der Reinform. In all den 30 Jahren haben bis auf ein Kind alle das Lesen erlernt, dabei spielte die Methode keine Rolle. Der bei Weitem motivierenste und interessanteste Ansatz für die Kinder und auch für mich war LdS, einfach weil man die Lebensumwelt der Kinder so unmittelbar und individuell mit einbeziehen kann.
    Ich denke sowieso, dass die Art der Vermittlung die entscheidende Rolle spielt, weniger die Art der Leselern-Methode.
    Heidi

  • eigentlich wollte leppy ja nur argumente FÜR fibeln, weil die prüfer fibelautoren sind
    und jetzt werden die verfahren gegeneinander aufgerechnet.
    ich hab sicher nicht in der schule lesen und schreiben gelernt.
    in meinen 40 jahren als lehrer, später lernbegleiter, hab ich mit vielen verschiedenen fibeln gearbeitet und schließlich mein eigenes verfahren mit dem material dazu entwickelt, vor ca. 16 bis 17 jahren. kinder bekommen fertige wortbilder mit bild dazu in großen druckbuchstaben. sie können schreiben und sie können über das reden was sie geschrieben haben. und dann experimentieren sie. mit meinem schreib- und lese-anfang haben kinder mit sehr hohem wie mit extrem niedrigem IQ schreiben und lesen gelernt (nur unterschiedlich schnell)und sie haben offensichtlich gern gelesen und geschrieben (eine mutter hat mir das so geschrieben: Ich hätte nie gedacht, daß ein knapp achtjähriger Junge so gerne und viel liest geschweige denn solche Geschichten und Briefe schreibt. Ich hoffe, dass der Keim weiter gedeiht. )
    wenn eltern zu hause "nachgeholfen" haben, war das leicht festzustellen. unter umständen wurde dadurch der ablauf gebremst.
    ich bin davon überzeugt, dass kinder so selbstständig wie nur irgend möglich lernen dürfen sollten.

  • GENAU Rolf, mir geht es um Argumente FÜR Fibeln. Um stichhaltige Argumente. Bzw. GEGEN Arbeiten mit der Anlauttabelle o.ä..


    Natürlich ist es auch immer eine Frage WIE man Fibeln einsetzt (oder nicht) und es ist immer schwer zu pauschalisieren, da es sowohl vom Vorgehen des Lehrers als auch von der Lerngruppe abhängig ist. Das ist mir alles klar. Nur werden in Prüfungen oft pauschalisierte Fragen gestellt, deshalb ist es mir wichtig, möglichst viele Argumente in jede Richtung parat zu haben.


    Den Thread den Alias erwähnt, habe ich auch verfolgt. Ich denke, es ist wohl nicht unbedingt die Methode das Wichtige. Es gibt da kein richtig oder falsch (immerhin hat früher meine Ma auch mit einer extrem analytischen Fibel das Lesen gelernt). Wichtig ist es, den Schülern einerseits genügend Freiraum und andererseits ausreichend Unterstützung zu geben. Und den Stand der Schüler zu kennen.


    Wenn ich aber nun mein Thema als "Lesen und Schreiben lernen ohne Fibel" formuliere, dann meine ich zu wissen, in welche Richtung die Fragen gehen (eben: Möglichkeiten: LdS, Anlauttabelle, Lernen mit allen Sinnen; Argumente gegen Fibeln oder warum doch Fibeln und unter welchen Umständen; freies Schreiben). Ich will halt ein Thema, bei dem mir relativ klar ist, was die Prüfer fragen. :D


    Vielen Dank auf jeden Fall für eure Antworten!


    Gruß leppy

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