Abschreibtechnik

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr, (besonders auch elfantenflip),


    in der Rubrik "Eltern fragen Lehrer" geht es grad um den Sinn von Abschreiben und darum, was Kinder beim Abschreiben lernen können.
    Da das jetzt eher hier passt, habe ich einen neuen Thread aufgemacht.
    Es wurde erwähnt, dass Wörter nicht Buchstabe für Buchstabe abgeschrieben werden sollen, sondern auch als Ganzes.


    Nun habe ich in meiner 4. Klasse Schüler, die Wörter als Ganzes abschreiben, d.h. sie lesen die Wörter, merken sie sich, schreiben sie auf. Leider machen einige dabei Fehler, häufig ist das i-Punkte vergessen, das "Schreiben wie du sprichst" und bei einem Jungen das verwechseln von st und sp und das Hinzufügen oder Weglassen von Silben. Wenn ich sie vergleichen lasse, finden sie ihre Fehler nicht. Nur wenn ich mich daneben setze und mit ihnen Buchstabe für Buchstabe durchgehe, dann geht es, dauert aber sehr lange. Leider habe ich dafür wenig Zeit, da es ja auch mehrere Kinder betrifft und noch andere persönliche Hilfestellung beim Arbeiten brauchen.


    Wie kann ich diesen Kindern helfen mehr Wörter richtig abzuschreiben?
    Meine erste Idee wäre jetzt, diesen Kindern einen fehlerhaften Text vorzugeben, bei dem einer ihrer individuellen Fehlerschwerpunkte berücksichtigt ist und sie diesen Text verbessern zu lassen, da man an fremden Texten fehler ja oft leichter findet als an eigenen. Aber ich zweifel doch, weil ja auch gesagt wird, man darf nichts falsch Geschriebenes vorgeben.
    Was meint ihr dazu?


    Dann habe ich einen Schüler, der oft noch Buchstabe für Buchstabe abschreibt. Dabei schreibt er dann viel richtig, braucht aber sehr sehr lange. Wenn er sich mal ein Wort merkt und es im Ganzen aufschreibt, schreibt er auch sehr viel nicht normgerecht. Wie könnte ich ihm helfen?


    Nächtliche Grüße,
    Conni

  • In der Praxis Grundschule vom Januar 2004 gibt es Übungen zum Abschreiben. Unter anderem findest du da einen "Abschreibpfeil", den man als Hilfe verwenden kann, indem man den Text damit schrittweise aufdeckt. Dabei wird der Abschreibvorgang in mehrere Schritte aufgeteilt: sprechen, merken, abdecken, schreiben, aufdecken und prüfen. Es gibt dann eben auch noch ein paar Übungen, die ich recht gelungen finde.
    Wenn du an die Praxis Grundschule nicht dran kommst, schick mir doch ne PN, dann kann ich dir die Seiten faxen oder mailen.
    LG
    Britta

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Britta,


    danke für die Antwort.
    Ich habe die Zeitschrift.
    Wenn ich das Ganze nun richtig interpretiere, verstehe ich was ganz anderes unter Abschreiben als du und die Zeitschriftenautorinnen.
    Danach ist Abschreiben ja ein "Abdeckdiktat" nenn ich es, besseren Begriff kenne ich nicht. Da müssen die Kinder ja gleich ganze Sätze schreiben. Puh.
    Und wie kontrollieren sie genau? Wie kann man Kindern beibringen genau zu kontrollieren???


    Grüße
    Conni

  • Folge: sprechen-merken-schreiben-überprüfen


    1. sprechen - Das Kind macht sich durch genau Artikulation die Lautfolge bewusst. Klatschen oder Klopfen hilft, das Wort in Silben zu zerlegen und zu strukturieren.
    2. merken - Hier soll das Wort in seiner rechtschriftlichen Besonderheit eingeprägt werden. Farbiges Markieren der Stelle unterstützt hierbei.
    3. schreiben - Das Wort wird abgedeckt und aufgeschrieben. Dabei spricht das Kind langsam mit.
    4. überprüfen - Das Wort wird genau kontrolliert, indem das Kind mit den Fingern (ein Finger im Heft, einer auf der Vorlage) die entsprechenden Buchstaben zeigt.


    Hilfreich beim Abschreiben und Einprägen von Texten ist es, wenn man die Vorlage zum Beispiel in eine Folientasche schiebt, die auf der Rückseite des Heftes befestigt ist. Dann kann das Kind nicht mehr Buchstabe für Buchstabe "abmalen", sondern muss sich zumindest ein ganzes Wort einprägen, bevor es schreibt.


    Du kannst auch eine Textkorrekturkarte einsetzen, wie hier beschrieben: http://www.grundschultreff.de/…p?threadid=736&boardid=32


    Es gehört zu den tragfähigen Grundlagen, Wörter zu kontrollieren und zu korrigieren. Du kannst fehlerhafte Texte einsetzen und die Kinder auffordern, die Fehler zu finden. Wichtig dabei ist, dass die Kinder die Wörter kennen (Grundwortschatz/Klassenwörter), dass sie wissen, wie viele Fehler der Text enthält, dass sie ein Wörterbuch benutzen dürfen. Bei den Materialien zum Unterrichtswerk "Kunterbunt" findest du beispielsweise solche Texte.


    Heidi

  • Das "spielen" die Schüler auch gerne:
    :D
    Fehlerdetektive
    Jeder Schüler hat den Originaltext und einen "Fehlertext".
    Dann machen sich die Schüler auf Fehlersuche.


    Dabei kann man gut differenzieren:
    - Originaltext auf einer Folie an der Wand oder auf dem Tisch
    - beim Fehlertext stimmen Schriftart und Zeilen überein
    - der Fehlertext ist handschriftlich
    - der Fehlertext ist in Schreibschrift
    - beim Fehlertext wurden die Zeilen nicht so eingehalten, wie beim Originaltext usw.


    Hm,
    da sollte man sich ja hin und wieder Schülerarbeiten vor dem Korrigieren kopieren. Könnte man man für solche Übungen gut einsetzen.
    Vielleicht eine kleine Kartei anlegen ........

  • Mit Fehlertexten hab ich so mein Problem.
    Ich finde es nicht gut, Kinder absichtlich mit fehlerhaften Texten zu konfrontieren. Ich denke, nur das richtige Schriftbild sollte angeboten werden, je öfter desto besser. Erst wenn ein Wort 1000%ig gefestigt ist, darf vielleicht einmal ein Falschschreibweise angeboten werden.

  • Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die belegen, dass sich die Kinder erst ein Wort richtig merken, wenn sie es sich bewusst einprägen. Kennst du vielleicht die Selbsterfahrungstests, bei denen man Logos, die einen umschwirren auswendig aufschreiben soll???
    Im Moment ist dies Stand der Dinge. Bis jetzt hatte ich auch wirklich erst ein Kind, dass so ein Ganzwortgedächnis hatte, dass einmaliges Einprägen zur Abspeicherung des Wortbildes ausreichte.
    flip

  • hallo flip,
    diesen test hatte norbert sommer stumpenhorst mal auf einer fortbildung gemacht.
    es gibt extra von ihm abschreibtexte, die ich ganz gerne nutze.


    andererseits gibt es ja schon ewig die diskussion, ob man kinder texte falsch geben darf. ich habe das erst einmal gemacht und die kinder waren begeistert. allerdings kann ich daraus nicht ableiten, ob das nun gefruchtet hat, da es nur einmal war.


    gruß simsa

  • Wenn Kinder selbst Texte produzieren, sind sie auch fehlerhaft. Wie sollen sie ein Gespür dafür bekommen, ob ein Wort fehlerhaft ist oder nicht, wenn sie keine Fehlerwörter zu sehen bekommen. Wichtig ist, dass man sie anleitet, genau zu kontrollieren und dabei Hilfsmittel zu benutzen.
    Im Übrigen werden sich die Kinder die fehlerhaften Wörter nicht schneller einprägen als korrekt geschriebene. Und man weiß ja, wie lange das dauern kann.
    Heidi

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