Beiträge von MLSek1

    Vom zeitlichen Aufwand her mag das erste Jahr nach dem Ref ja ähnlich wie das Ref gewesen sein. Aber die Tatsache, dass je nach Ausgang des Refs 5 Jahre Studium mehr oder weniger umsonst sind, grenzte für mich - verbunden mit dem Druck in den UBs und Lehrproben - schon fast an Psychoterror.

    Selbst ein 35 Stunden Deputat könnte nicht schlimmer sein.


    Aber gut, das empfindet jeder anders und es spielen viele Faktoren mit rein.

    Grundsätzlich sollte man auch bedenken, dass der eigentliche Lehrerberuf wenig bis fast nichts mit dem Referendariat zu tun hat.

    Mir wurde gesagt, dass der spätere Alltag mit Vollzeitstelle viel stressiger als das Referendariat ist. Totaler Quatsch. Es ist nach dem Referendariat ungleich entspannter - zumindest wenn man nicht gerade an eine katastrophale Schulleitung gerät.

    Alleine der fehlende Druck durch Unterrichtsbesuche, Zukunftsängste, etc. macht das Leben SEHR viel leichter.

    Leider fällt man teilweise aus unsinnigen Gründen durch. Aber da spielt so viel mit rein (Schulart, Schule, Klasse, Prüfer, etc.), dass eine Verallgemeinerung nicht möglich ist. Insgesamt dürften viele Prüfer aufgrund des Lehrermangels eher wohlwollend sein.

    Motiviert und freundlich reingehen ist gut.

    Die Schüler wissen das zu schätzen.

    Auch wenn sie oft keinen Bock haben sind sie froh, wenn du gute Laune und (keinen übertriebenen!!) Elan mitbringst.

    Woher ich das weiß? Weil mir das mehrmals persönlich und auch anonym rückgemeldet wurde und Schüler auch gesagt haben, dass es ihnen bei gewissen unmotivierten, schlecht gelaunten Lehren, direkt vergeht.

    Auch wenn sie oft eine "keinen Bock" Ausstrahlung haben, wird es garantiert nicht besser, wenn du das auch ausstrahlst.

    Hallo zusammen,


    an sich sollte ich das ja wissen, aber zur Sicherheit hake ich nochmal nach:

    Der Dienstherr trägt grundsätzlich nichts zur Versicherungsprämie bei. Es gibt also keinen Arbeitgeberanteil. Er zahlt einzig und alleine 50% (bzw. 70%) der Krankheitskosten im Falle eine konkreten Rechnung für Behandlung / Medikament / etc. XY. Richtig?

    Der Druck schnell gesund zu werden / selbst krank "abzuliefern" hat bei einem Kollegen Anfang 30 zum Herzinfarkt geführt. Auch mich hat es deswegen schon für eine längere Zeit "umgehauen". Daraus habe ich gelernt. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht.

    Wie viel Zeit investierst du denn im Mittel in die Vorbereitung deiner Unterrichtsstunden?

    ... Im Schnitt investiere ich etwa 20min in die Vorbereitung einer Stunde würde ich sagen.

    Ich denke das dürfte auch bei mir in etwa hinkommen. Und ist bei mittlerweile 46 Stimmen auch ca. der Medianwert. Hängt aber auch vom Fach, anstehenden Korrekturen, Elternabenden, usw. ab. Eine große Rolle spielt natürlich immer auch ob ich auf vorbereitetes Material / gute Lehrwerke zurückgreifen kann oder nicht.

    Glaubst du mit 30 Tagen Urlaub würdest du sie öfter sehen?! Zumal so spontaner Urlaub auch nicht immer in jedem Job geht.


    Prinzipiell sehe ich das Problem mit der Ferienabhängigkeit natürlich auch.

    Um mich da einzuklinken: Ganz klar ja. Ein freies Wochenende ist da extrem viel wert. Als Lehrer hat man das leider selten.

    Ich würde das Studium auch durchziehen, wenn du schon so weit bist.


    - So hast du immer noch die Wahl was du letzten Endes machen willst. Stell dir mal vor, das Lehramt sagt dir nicht zu / du bestehst das Ref nicht und hast dann mit fast Mitte dreißig "nichts" in der Hand. Das würde ich nicht riskieren.

    - Finanziell hättest du ebenfalls eine lange "Durststrecke" vor dir.

    - Außerdem kannst du dich ja als Mediziner auf Kinder spezialisieren.

    - Generell hast du als Mediziner mehr Freiheiten (niedergelassen, Krankenhaus, versch. Facharztqualifikationen, ...)

    - Zu bedenken ist außerdem, dass es einen großen Unterschied zwischen Nachhilfe / Freizeiten und dem Schulalltag gibt. Der ist für Kinder oft eine Qual und auch als motivierter / kompetenter / usw. Lehrer kannst du das nur begrenzt abfangen und wirst auch genug "negative Vibes" abbekommen.

    - Die Meinung des Umfeldes ist vergleichsweise egal. Du - nicht das Umfeld - musst jeden Tag in dem Beruf arbeiten und damit "glücklich" sein oder zumindest "zurecht kommen".

    Das ist schon sehr knifflig. Ich war an einer heftigen Brennpunkt-WRS, aber das von dir geschilderte S.-Verhalten in Kombination mit langer Wartezeit fürs Nacharbeiten, fehlendem Leistungsanreiz UND keiner / minimaler Kommunikationsmöglichkeit mit den Eltern ist tatsächlich maximal bescheiden. Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, wo ich da noch ansetzen soll. Und vermutlich kommen auch die erprobtesten Sek-1-Brennpunkt-Kollegen hier an ihre Grenzen. Ich hoffe, dass ich mit meiner Einschätzung falsch liege. Manchmal geht in solchen Situationen noch ein bisschen etwas über Sympathie oder auch "Connections" zu älteren Geschwistern. Vielleicht - wenn die S. offen sind - mal bei einer passenden Situation über gemeinsame Hobbies / Interessen plaudern.


    Mich wundert ja auch, dass diese Szenen sich an einer Realschule und nicht an einer Hauptschule abspielen. Nehme mal an, dass ein Großteil / die Mehrheit der S. hier de facto Hauptschüler sind.

    Hier ist leider die kritische Masse, wo man nicht mehr einzelne Störer sanktionieren und so ein Exempel statuieren kann, erreicht. Das macht es erst einmal deutlich schwieriger. Die Frage ist dann: Wie bringe ich die "Herde" zum Umdenken?


    Was tatsächlich helfen kann (ja, auch bei 8ern - ja, auch an einer "schwierigen Realschule im Brennpunkt") ist der Geduldsfaden mit Sternesystem. Dazu mache ich mit Kreide einen Strich von der oberen zur unteren Tafelkante. Dieser wird immer dann kürzer, wenn es mir zu laut ist. Ist er am Ende ganz weg, gibt es keinen Stern. Ist noch etwas davon übrig, gibt es einen Stern. (Wenn der Strich weg ist und weiter gestört wird, gibt es einen neuen Geduldsfaden und jetzt geht es an die schon erarbeiteten Sterne aus vorherigen Stunden). 10 Sterne ( also 10 gute / erträgliche Stunden - je nach Schulart) = 1 Stunde Film / Handy / Spiele / etc. Einen Versuch ist es wert.


    Ansonsten:

    - an Einzeltische setzen

    - massiv mit Körpersprache arbeiten, aufrecht und selbstsicher mittig stehen bis absolute Ruhe ist ... ggf. auch mal poltern (dosiert - Schockeffekt)

    - Die Eltern durchtelefonieren und ggf. einbestellen ist auch eine Möglichkeit. Bei 8ern leider nicht mehr ganz so effektiv.

    - Konsequent die ganze Stunde abschreiben lassen. Idealerweise vom Visualizer, damit du nicht mit dem Rücken zur Klasse stehst. Die S. haben die Wahl, wie lange sie diese Art von Unterricht wollen. Normalen Unterricht bekommen sie dann wieder, wenn sie sich entsprechend verhalten - ihre Entscheidung.

    - Spontantests aus der Tasche ziehen. (Pöhse, pöhse - aber in der Not ...)

    - Ausflüge bzw. deren Streichung als Zuckerbrot und Peitsche

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