Das richtige Gleichgewicht

  • Hallo,


    auch wenn ich erst Referendarin im 3. Ausbildungsmonat bin, denke ich, dass dieses Thema für die meisten (Jung-)Lehrer relevant sein dürfte.


    Ich stelle immer wieder fest, dass ich von den Schülern als netter Kumpel, dem man vertraut und und mit dem man sich durchaus nett unterhalten kann, betrachtet werde. Meine Rolle als Lehrerin wird zwar akzeptiert, aber so richtig ernst genommen werden meine Appelle an ihren Arbeitswillen nicht.


    Heute zum Beispiel war ich mit meiner Klasse allein. Die Fachlehrerin fehlte und ich machte die Vertretung. Die Schüler (zumindest einige von ihnen) haben es dann mit dem ihnen so eigenen Charme und Witz mal wieder geschafft, mich von meiner geplanten Stunde zu einer (zugegebenermaßen netten) Konversation zu überreden. Darauf eingelassen habe ich mich, weil ich die Klasse ab Februar übernehme und die Schüler ja wirklich auch ein Recht darauf haben, etwas mehr über mich zu erfahren.


    Trotzdem: Die Stunde verlief komplett anders als geplant (ich hatte allerdings auch schon einige Male alleine Unterricht in der Klasse, der planmäßig verlief).


    Ich frage mich jetzt, wie ich im Februar die Kurve vom Kumpel zur benotenden und notfalls auch disziplinierenden Lehrerin kriege. Es wäre mir ein Graus, mir durch Härte und Strenge Respekt zu verschaffen.


    Wie handhabt Ihr das? Wart Ihr gleich von Anfang an die strenge Lehrperson?


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

  • Hallo Carla,


    Du hast jetzt schon erkannt, dass deine "kumpelige" Art eventuell nachteilig sein könnte. Das Refi ist auch dafür da, seinen eigenen Blickwinkel in Bezug auf "Welche Distanz zu den Schülern ist hilfreich, um auf Dauer mit ihnen erfolgreich arbeiten zu können?" zu überdenken. Patentrezepte gibt es im Lehrberuf so wie so nicht. Von daher lass die Erfahrungen auf Dich wirken und ziehe die richtigen Schlüsse in Bezug auf deine eigene Persönlichkeit.


    Liebe Grüße, die :) Sonne

  • Ich glaube, du bist auf einen guten Weg, wenn du so einen Draht zu deinen Schülern hast.
    Wenn du ihnen dazu noch vermittelst, dass es dir dazu wichtig ist, Fachlich mit guten und interessanten Methoden etwas rüberzubringen und deinen eigenen Spaß an deinen Fächern zeigst, wirst du kein Probleme haben...

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Hallo!
    Auch ich kenne das Problem-im Ref ist das eine Gradwanderung, besonders wenn man noch hospitiert und ab und zu mal ne Stunde hält. Ich habe meinen Kids immer reinen Wein eingeschenkt, habe ihnen meine Lage geschildert und habe auch etwas über mich erzählt. Aber auch dabei gibt es Grenzen.
    Auch vor Lehrproben spreche ich mit meinen eigenen Klassen über die Situation und ich sage auch immer, dass die Leute zu mir kommen und nicht die Kids überprüfen wollen (ich kenne einige Refis die letzteres behaupten, damit die Schüler diszipliniert sind).
    Letztendlich kommt es darauf an, dass du dich im entscheidenden Moment nicht zum Deppen machen lässt und notfalls auch mal zeigst wo´s langgeht- das wollen die SuS auch.
    Einen guten Draht zu Schülern, auch ein persönlicher Kontakt schadet keinesfalls- eine gute Lernatmosphäre bereichert ungemein, aber man muss den Kids schon vermitteln, dass man nicht nett in der Kneipe sitzt, sondern das geschafft werden muss!
    Du wirst sehen, mit der Zeit kriegst du´s raus.
    Ich wünsche dir viel Erfolg beim weiteren Ref!
    Gruß Cleo

  • Hi Ho,
    ein Teil des Problems wird sich von selbst lösen, sobald du auf Dauer eigene Klassen hast - selbst bei dem besten Lehrer-SuS-Verhältnis spielen die Noten eben doch eine gewichtige Rolle, und die werden sie dann von dir bekommen. Das bedeutet auch, dass automatisch Distanzsituationen (Klassenarbeiten, Notengabe) aufkommen und du auch nicht mehr die "Hilfslehrerin" bist.
    Überkumpeliges Verhalten finden die Kids ja meist lächerlich, aber so klingt es bei dir nicht, finde ich. Allerdings gehört eine gelegenliche Härte, finde ich, auch dazu - jedenfalls würde bei mir sonst nichts klappen, wenn ich nicht unannachgiebig auf einige äußere Regeln bestehen würde, die ich dann auch durchsetze. Dasführt dann auch keineswegs zu einem schlechteren Verhältnis, sondern wird akzeptiert.
    Gruß,
    JJ

Werbung