• HILFE!!


    Ich brauch dringend Hilfe von Deutsch-Lehrern!! Meine Frage: Ist es ein zwingend notwendiges Kennzeichen einer Fabel, dass darin Tiere wie Menschen handeln und sprechen???


    Ich glaube, ich hab einen riesen Fehler gemacht. Habe in meiner Unterrichtsreihe "Fabeln" als erstes "Der Hütejunge und der Wolf" drangenommen - Ich war der festen Überzeugung, das wäre eine Fabel von Aesop. Und weil das die meisten Kinder schon kennen, hab ich damit angefangen. Die Unterrichtsreihe ist für meine Hausarbeit 8o Was mach ich denn jetzt? Ich hab nun überall gelesen, dass das Hauptkennzeichen einer Fabel ist, dass Tiere darin sprechen. Bitte helft mir!!


    Danke,
    gudsek

  • Also ich hab im Studium eine Hausarbeit über Fabeln geschrieben und auch mein Nachhilfekind hat als 1. gelernt, dass eines der Hauptmerkmale der Fabel ist, dass darin Tiere vorkommen, dass es eine Moral gibt, die versteckt ist oder nicht


    Ich persönlich finde es schon ein sehr wichtiges MErkmal. Es ist das 1. was mir einfällt, wenn ich an Fabeln denke. Aber vielleicht irre ich mich auch und es geht nur mir so....


    Allerdings kannst du ja auch versuchen einen anderen Schwerpunkt zu legen.


    Schau mal hier vorbei: http://www.udoklinger.de/Deutsch/Fabeln/Inhalt2.htm
    Ich finde die Seite ganz gut.....

  • Hirts "Poetik in Stichworten meint": "[Die Fabe] bezieht ihre Einsichten aus praktischer Lebensweisheit des Volkes, vermittelt diese durch umfassenden Vergleich an 'Beispielen' (exempla) vorwiegend aus der Tierwelt. Verkleidung eines moralischen Lehrsatzes in der anschaulichen Gestalt einer Kleingeschichte. [...] Situation der Fabel wird mehr angedeutet als beschrieben. Aus ihr erwächst ein Dialog (oder Monolog), der ohr die witzig-satirische oder moralisch-belehrende Wendung gibt."


    Und der Brockhaus:
    "Epische Kurzform, eine in Verse oder Prosa abgefasste, meist kurze Erzählung mit lehrhafter Tendenz, in der zumeist Tiere (aber auch Pflanzen u.a.) menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen verkörpern."


    Nach beiden Definitionen ist dein Beispiel keine Fabel.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • ...habe mal in meinen alten Unterlagen gewühlt.
    Zu der folgendenden Aufstellung ist zu sagen, dass sie sich für eine 11. Klasse Grundkurs eignet. - Also gegebenenfalls didaktisch reduzieren:


    * Zum Inventar der Fabel gehören unbelebte Naturgegenstände, Pflanzen und Tiere.
    * die handelnden Figuren sind überwiegend Tiere, und zwar dem Leser bekannte.
    * Die Zahl der Tiere, die überhaupt auftreten, ist nicht sehr groß (2 oder 3 Figuren), d.h. der Figurenkatalog ist begrenzt. Dieses Merkmal weist auf den DIALOGISCHEN Charakter hin.
    * Sind mehrere Tiere vorhanden, dann werden Gruppen gebildet, d.h. es treten Parteien auf.
    * Die Figuren stellen beispielhaft bestimmte Thesen in Gegenüberstellung dar, d.h. es gibt eine POLARITÄT der Figuren. Eine These wird für wahr erkannt, die andere als weltklug bzw. unmoralisch, unreligiös oder unsozial dargestellt.
    * Die Tiere haben bestimmte CHARAKTERE, die kaum variieren, d.h. die Figuren sind typisiert. Die Fabel gewinnt durch die Typisierung einen festen Bestand an Figuren. Die Kombination bestimmter Figuren ergibt dann schon das Handlungsgerüst. ABER: Sind sind keine Charakere, sondern stellen solche dar, sie sind DEMONSTRATIONSOBJEKTE.
    * Die Handlung ist meistens sekundär, sie wird durch die feststehenden Charaktere bestimmt. Die vielen untypischen Tiere jedoch unterstehen der Macht der Handlung.
    * Ziel: Die Fabel ist auf Anwendung bedacht.
    * Wichtiges Merkmal: ANTHROPOMORPHISIERUNG - Das für den Menschen Typische wird auf Tiere übertragen.
    Stufen der Anthropomorphisierung:
    1. Die Tiere verhalten sich artgemäß.
    2. Tiere, die technsiche Fertigkeiten besitzen.
    3. Sie sind WEsen wie die Menschen, d.h. sie tragen Verantwortung, werden schuldig und müssen dafür büßen.
    * CHARAKTERFABELN sind solche Fabeln, bei denen die Tiere im MIttelpunkt stehen und das Geschehen so bestimmen, dass man den Ausgang schon nach der Exposition, der Vorstellung der Handelnden, kennt.
    * Die FAbel ist eine GlEICHNISERZÄHLUNG, d.h. wir erfahren nichts um seiner selbst, sondern das Erzählte verweist auf einen Sinn. Die Fabel hat eine Erzähl- und eine Sinnseite. Jede FAbel hat also eine Bild- und eine Sachhälfte.


    Gruß Lyna

  • Danke!


    Aber was mach ich denn jetzt bloß? Die Kinder haben doch jetzt im Heft stehen, dass "Der Wolf und der Hütejunge" eine Fabel ist und bald kommt meine Seminarlehrerin zu einem UB und schaut sich die Hefte an...
    Was würdet ihr denn machen?


    gudsek ?(

  • ööhhm -- jetzt muss ich mich erst mal durchgoogeln, kenne das Werk nämlich gar nicht ....
    fängt es eventuell so an ?:


    "Vor etwa zweihundert Jahren saß in einer Gastwirtschaft an der Lübecker Bucht in Boltenen einmal ein Bauer mit seinem Gesinde bei der abendlichen Mahlzeit, als plötzlich eine alte hässliche Frau in altmodischen Kleidern in die Stube trat. Sie erzählte, ihr sei ein Rad an ihrem Wagen zerbrochen, und bat den Bauern, es auszubessern. Aber den packte das Grauen, je mehr er die unheimliche Gestalt ansah. Auch sonst wollte sich niemand finden, der den Mut aufbrachte, mit nach draußen zu gehen. Schließlich trat der arme Hütejunge vor und erbot sich, der Frau zu helfen. Da verspotteten die anderen den Knaben und schickten ihn mit der Alten. Anschließend konnte man hören, wie der Bauer und sein Gesinde lachten und die alte Frau und den Hütejungen zum Teufel wünschten. ....


    dann kann ich ja weiter denken, falls es das ist...


    Lyna

  • Zitat

    gudsek schrieb am 18.06.2006 20:55:
    Danke!


    Aber was mach ich denn jetzt bloß? Die Kinder haben doch jetzt im Heft stehen, dass "Der Wolf und der Hütejunge" eine Fabel ist und bald kommt meine Seminarlehrerin zu einem UB und schaut sich die Hefte an...
    Was würdet ihr denn machen?


    gudsek ?(


    Sagen, was Sache ist, dass die Erzählung ein Grenzfall ist und sogar bei einer Uniseite fälschlicherweise als Fabel genannt wird. Dabei kannst du ja nochmal genau auf die Definition eingehen. Unter den Teppich würde ich das nicht kehren, das könnte noch peinlicher werden.


    Erare human est.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Timm
    Hast recht, morgen werde ich beichten...


    Lyna
    Nee, es ist die bekannte Geschichte vom Hirtenjungen, der immer ruft "Der Wolf ist da!", obwohl keiner da ist. Und als dann echt einer kommt, hilft ihm niemand mehr, denn...LEHRE: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn...


    Kennst du bestimmt, oder?


    Ich bin echt so doof! Da such ich mir doch die einzige Ausnahmen-Fabel, die es auf der Welt gibt, raus, um meinen Drittklässlern die Fabeln zu erklären. Toll, ich bin ein Held! X(


    gudsek

  • ach diiiiiiiiiiiie "Fabel".....äh FAbel ? ist das, ja die kenn ich.


    Dann sehe ich auch noch als einzige und ehrliche Lösung die von Timm.


    Erkläre deinen "lapsus" (Selbserkenntnis ist bei Fachleitern sehr beliebt, also zu meiner Zeit war das jedenfalls noch so).
    Lass dieses Zwitterwesen Gleichnis/Fabel/Märchen/ Parabel erst einmal so stehen. Im Laufe der Reihe präsentierst du die typischen Fabeln (siehe Aesop, Luther und den Hinweis auf die Seite von Udo Klinger). Am Ende der Reihe gehst du noch mal auf den Hirtenjungen ein und lässst die Kinder nun die typischen Fabelmerkmale Revue passieren (Erkenntnisformulierung, dann haste alles zusammen: Reorganisation und Reproduktion von Wissen. Sollte dann noch der eine oder andere bemerken, dass die erste Geschichte gar keine richtige Fabel ist, ??? was willst du mehr).....außerdem gleich eine wertvolle Lebenserfahrung für Kinder: auch Bücher und Internetseiten können irren *g*---und du natürlich auch...
    dann biste aber ein Held *zwinkerfreundlich*


    Gruß Lyna

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