Frage zur Ranschburg'schen Hemmung

  • Hallo ihr hoffentlich hilfreichen Deutschprofis,


    begehe ich einen absoluten Fehler im Sinne der Ähnlichkeitshemmung, wenn ich in einer Einheit zu doppelten Konsonanten Wörter mit langen und kurzen Vokalen gegenüberstelle, um eben auf die Regel hinzuführen und die Unterscheidung der Vokallängen zu trainieren?
    Eigentlich ist die Entscheidung "mm" oder "m" ja ein klassischer Fall für die Ranschburg'sche Hemmung, andererseits scheint mir die Unterscheidung in diesem Zusammenhang unerlässlich.
    Es soll ja die Regel erklären. Es geht ja nicht um "ah" oder "aa", wo es lautlich keinen Unterschied und daher auch keine brauchbare Herleitung gibt.


    Vielleicht könnt ihr mich aufklären?

  • Das kommt auf die Klassenstufe an und darauf, ob es schon hinreichend Hör- und Schreibübungen zu jeweils einem der Phänomene gab. Wenn ja, ist nach einer angemessenen Pause (von mindestens drei Wochen) eine gegenüberstellung vertretbar.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Es handelt sich um eine 5. Klasse Hauptschule. Eigentlich müsste das Problem aus der Grundschule bekannt sein, aber meine Schüler haben wirklich massivste Sprachprobleme (nur 2 Kinder sind deutscher Muttersprache).
    Du meinst also, dass ich den Unterschied überhaupt nicht thematisieren soll, sondern im Rahmen der Einheit nur möglichst viel Wortmaterial mit doppelten Konsonanten präsentieren und erarbeiten soll?
    Aber dann kann ich ja keine Regel einführen, denn wie sollen sie erkennen, dass der Vokal kurz gesprochen wird, wenn ich keine Gegenüberstellung mache?


    Wäre es ein Frevel, wenn ich am Anfang zur Hinführung eine Gegenüberstellung mache, um auf die Regel zu kommen, in der Übungsphase aber nur Wörter mit Konsonantendopplung verwende und keine Entscheidung ob "m" oder "mm" verlange? Um dann eben eine Hemmung auszuschließen?
    Wären aber Übungen zur Unterscheidungen von kurzen und langen Vokalen sinnvoll? z.B.: Es stehen verschiedene Wörter mit langen und kurzen Vokalen da, die SuS müssen sie vor sich hinsprechen und dann einen Punkt bei kurzen, einen Strich bei langen Vokalen machen und dann die mit kurzen (und dementsprechend doppeltem Mitlaut) abschreiben?


    Danke für deine Hilfe!

  • So wie du es vorhast, ist es möglich.


    Ich würde es vorziehen, sehr viel vermischtes Wortmaterial in Form von Bildkarten anzubieten und damit Hör- und Sortierübungen zu machen, bei denen die Bildkarten mit kurzem Vokal aussortiert werden sollen (Fokus nur auf diese, nicht auf beides zugleich). EinigeTage oder Wochen später würde ich die dazugehörigen Wortkarten zuordnen lassen - oder im Wörterbuch suchen und selbst auf Karten schreiben lassen.


    Die Kinder könnten entdecken, dass auf einen langen Vokal nur dann zwei Konsonanten folgen, wenn der zweite Vokal erst später hinzutritt (malen - malt); ist er von vornherein vorhanden, so lautet der Vokal kurz (gestalten - Gestalt).


    Ich selbst würde es vermutlich bei ausgiebigen Hör- und Sortierübungen im Sinne von Sommer-Stumpenhorst oder Leßmann belassen. Ich bin aber in der Materie nicht drin, da ich in einer Förderklasse im Primarbereich unterrichte. Also solltest du besser noch auf andere Ratschläge hoffen.


    bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

  • Du hast mir aber schon sehr viel weiter geholfen. Denn irgendwie wird das Problem der Ähnlichkeitshemmung viel zu selten thematisiert bzw. in den meisten Lehrwerken und Übungsaufgaben missachtet. Ich hab zwar Deutsch studiert, bin aber im Studium wirklich nie damit in Berührung gekommen. Im Seminar wurde es zwar theoretisch kurz angesprochen, aber über die Folgen für die Praxis konnte unsere Lehrbeauftragte keine tiefgreifenden Aussagen machen. Im Kollegium vertrauen alle auf die vorgefertigten Übungsblätter und nehmen die ungefragt hin.
    Mit deinen Aussagen kann ich da schon viel mehr anfangen. Aber vielleicht hat ja jemand noch ein Tipp für die Hauptschule. Wobei meine Schüler sich wahrscheinlich sprachlich nicht sehr viel von deinen Förderschülern unterscheiden.

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