Doppelstunde zu "Professor Unrat"- aber ohne Buch!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ihr Lieben,
    folgendes Problem stellt sich mir:
    In meinem Grundkurs muss ich laut Lehrplan ein Werk aus der Literatur um 1900 lesen. Ich habe den Schülern mehrere Werke vorgestellt und sie haben sich für "Professor Unrat" entschieden.
    Nunja, am Donnerstag habe ich frohen Mutes die Bücher für alle bestellt und am Freitag bereits eine kleine Einführungsstunde gemacht, in der die Schüler ihre Vorstellungen vom Schulalltag um 1900 formulieren sollten (Frontalunterricht, große Klassen, Holzbänke, Rohrstock, Kabuff, sowas halt). Hat auch wunderbar geklappt, die Schüler haben echt engagiert gearbeitet.
    Und nun also der Albtraum: Die Bücher sind gestern nicht angekommen- ich kann sie frühestens am Montag von der Post holen. Sprich: Die Schüler haben das Buch nicht in der Hand- ich schon. Wenn ich zuviel aus meinem Buch kopiere, meckern die Schüler zu Recht, dass sie ja dann das Buch gar nicht mehr bräuchten. Eine ganz andere Stunde zu halten, kommt auch nicht gut, da ich ja bereits mit dem Thema angefangen habe. Eine Biographie o.ä. zu Heinrich Mann geht auch nicht, da bereits Schüler ein Referat über "den Untertan" halten.
    Meine Gedanken bisher:
    - Ich gebe den Schülern eine stark verkürzte Inhaltsangabe und sie sollen sie spekulativ weiterschreiben.
    - Wir behandeln die gesellschaftliche Hierarchie um 1900 und die Stellung des Lehrers. (Kontrast Prof. Raat- Rosa Fröhlich)
    - Ich habe auch den Film, aber der ist so frei, dass ich es für keine gute Idee halte, ihn als Einführung zu benutzen.
    Das ist alles okay, aber es füllt lange noch keine Doppelstunde!
    Habt Ihr noch irgendwelche Ideen? Ich wäre wirklich sehr dankbar!
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Ich habe die Lektüre gerade nicht präsent, aber könnte man nicht die ersten (ca. 3) Seiten kleinkopiert einreichen? Damit kann man normalerweise schon viele Sachen machen, nämlich Figuren charakterisieren, das setting beschreiben, Sprache und Stil untersuchen lassen. Ein weiterer Schritt wäre dann die Handlung weiterspinnen zu lassen. Alternativ (aber mühevoll): Bezeichnende Zitate, die Auskunft über die Figuren und deren Haltungen, Denkweisen raussuchen, zusammenstellen und die Schüler anhand dessen eine Erst-Charakterisierung der Protagonisten anfertigen lassen.
    Weitere Möglichkeit eines Einstiegs: Gibt das Cover deiner Buchausgabe was her? Falls ja, könnte man das als Diskussionseinstieg nutzen (evtl. vergößert auf Folie)
    Antigone

  • Zitat

    Original von Antigone
    Weitere Möglichkeit eines Einstiegs: Gibt das Cover deiner Buchausgabe was her? Falls ja, könnte man das als Diskussionseinstieg nutzen (evtl. vergößert auf Folie)


    Das war auch mein erster Gedanke. Ich würde das noch ergänzen durch verschiedene Cover; von solchen "Klassikern" gibt es ja unzählige Taschenbuch-Ausgaben, die je anders gestaltet sind.


    Ausgehend von den Covern kann man dann Textantizipation machen lassen; ich habe das neulich - in ähnlicher Bedrängnis - für Sartres "Huis clos" gemacht. Das hat ganz exzellent funktioniert.

    • Offizieller Beitrag

    Danke, Antigone und natürlich auch philo, damit komme ich schon mal ein ganzes Stück weiter!
    Beginnen werde ich jetzt mit einem Filmplakat- das, auf dem im Vordergrund Marlene Dietrich zu sehen ist, aber schräg hinten eben auch das Gesicht von Emil Jannings, das bildet schon mal eine recht gute Diskussionsgrundlage.
    Dann werde ich die Inhaltsangabe, die in meiner Ausgabe sowieso nur sehr vage gehalten ist, ausformulieren lassen und anschließend bringe ich dann Zitate aus dem Text, die zu Charakterisierungen umgearbeitet werden sollen.
    Ausgehend von diesen Charakterisierungen kann ich dann zur Gesellschaftsstruktur der Wilhelminischen Zeit übergehen, denn meine Schüler können vermutlich die Problematik der Handlung nicht so recht nachvollziehen.
    Super, jetzt gehe ich deutlich beruhigter in die Stunde!
    Liebe Grüße
    Hermine

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