Freizeitangebot an Schulen

  • Hallo zusammen,


    wie weit ist eigentlich das Freizeitangebot an Schulen gediehen. Politisch war ja mal eine Hinentwicklung der Halbtagsschule zur Ganztagsschule auf freiwilliger Basis gedacht, d.h. dass in die öffentliche Schule auch privat zu bezahlende Freizeitangebote wie Tanzstunden, Sport- und Musikunterricht angeboten werden.
    Gibt's da Entwicklungen zu sehen, oder wird außerlehrplanmäßiger Unterricht immer noch im Bereich von lehrerseitig freiwilligen AGs betrieben?


    Hintergrund: meine Schwester arbeitet an einer Schweizer Schule in Spanien als Koordinatorin von privatem Extra-Unterricht, würde aber langfristig gerne wieder auf eine Lehrstelle in Deutschland wechseln.


    Ich frage hier aber auch generell mal nach Euren Modellen aus der Praxis und ob ihr hier überhaupt Handlungsbedarf seht.
    Danke für Eure Beitrage. Viele Grüße

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Veya


    Gibt's da Entwicklungen zu sehen, oder wird außerlehrplanmäßiger Unterricht immer noch im Bereich von lehrerseitig freiwilligen AGs betrieben?


    Das ist unterschiedlich. Private Angebote, die bezahlt werden müssen, habe ich bisher noch nicht erlebt. Allerdings Ganztagsschulen, in denen Eltern oder Außenstehende AGs anbieten, die aber kostenlos sind und Ganztagsschulen, in denen Lehrer vielerlei AGs anbieten, die sie aber ganz regulär als Unterrichtsstunden angerechnet und bezahlt bekommen.


    Wie kommt es eigentlich, dass du als Primarlehrerin nur ein Fach (Musik) unterrichtest? Oder ist das eine Hamburger Besonderheit? Und wie wird das mit den AGs denn an eurer Schule gehandhabt?

  • Hallo Refrendarin,
    super, danke für deinen Überblick.


    Mein Profil sieht deshalb ein wenig bedürftig aus, weil ich es in erster Linie erstellt habe, um für meine Schwester Perspektiven zu sammeln.
    Ich selber habe mein Lehramtsstudium (Deutsch/Theologie) abgebrochen und bin ins Rechnungswesen (Controlling) und Büroassistenz gegangen. Überlege aber damit ins Sekretariat bzw. in die Verwaltung einer Schule zu gehen und sich, neben den normalen Büroarbeiten, auch ein Freizeitangebot aufzubauen und darin zu engagieren. Z.B. gebe ich seit Jahren ehrenamtlich Musikunterricht und von dem könnten auch Kinder und Jugendliche profitieren.


    Es gibt m.E. sehr viele Lebensbereiche, die durch den Lehrplanunterricht nicht abgedeckt werden. Man sehe sich nur mal das Bildungsangebot einer Rudolf-Steiner-Schule an, was möglich ist. Wollen die öffentlichen Schulen nicht wenigstens in diese Richtung?


    An der Schule meiner Schwester muss das Freizeitangebot gesondert bezahlt werden. Was verständlich ist, weil solcher Unterricht (z.B. Musikstunden) hierzulande ja auch privat gebucht und bezahlt werden muss. Aber das soll kein Kriterium für meine Frage sein.
    Hauptsächlich interessant ist doch die Frage, ob die öffentliche Schule generell in dieser Richtung ausbaufähig ist, bzw. überhaupt sein will.
    Für mich, die ich aus der freien Wirtschaft komme, stellt sich da die Frage nach dem Dienst am Kunden:
    Ist es für Eltern nicht vorteilhafter, ihre Kinder an eine Schule zu schicken, die auch ein Freizeitangebote macht?
    Schließlich werden ihre Kinder dann nach dem regulären Unterricht weiterbetreut (besonders für Berufstätige interessant);
    Einzel-Privatunterricht, der sonst sehr teuer wäre, könnte als Gruppenunterricht abgehalten werden und auch für Geringverdiener erschwinglich werden;
    das Abholen und Bringen zum Privatunterricht entfallen für die Eltern idealerweise, wenn der Schulweg kurz und mit dem Kind bekannten öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen ist;
    die Freunde aus dem Klassen-/Jahrgangsverbund bleiben dem Kind auch in der Freizeit erhalten; etc.

  • Naja, im Primarbereich in NRW sind mittlerweile fast alle Schulen OGS (Offene Ganztagsschulen). Da wird der Nachmittag durch Erzieher und/ oder Sozialpädagogen betreut, die auch Freizeitangebote je nach persönlicher Neigung machen. Das können dann aber naturgemäß ausschließlich Gruppenangebote sein, Einzel-Instrumentalunterricht ist da nicht drin. Die Eltern zahlen in der Regel nur den normalen OGS-Beitrag, die Freizeitangebote sind dann da mit drin, es sei denn, sie werden von externen Anbietern durchgeführt. Für die Koordination gibt es aber hier kein Personal, das macht die OGS-Leitung in Absprache mit der Schulleitung.

  • Super, danke Britta.
    also geht der Trend tatsächlich zur Ganztagsbetreuung.
    In BaWü in der Region wo meine Eltern unterrichteten und Schwesterchen Grundschullehrerin (Kunst, Reli) studierte, war davon so nämlich noch nichts zu merken.
    Irgendwie verständlich, dass es nur Gruppenangebote geben kann. (Allerdings können Eltern an der Schweizer Schule in Spanien auch Einzelunterricht buchen, wenn ich mich nicht ganz täusche. Der Einzelunterricht ist nämlich flexibler und kann Hohlstunden, die im regulären Stundenplans ja immer mal wieder vorkommen, individuell ausfüllen)


    Meine Schwester macht vielleicht gerade so etwas wie den OGS-Leiter: sie "kauft" externe Lehrer ein, handelt deren Stundensatz aus, erstellt Anfang des Jahres eine Angebotsbroschüre mit Unterrichtsbeschreibung und Preis, aus der die Eltern dann frei wählen können. Meinst du, sie könnte sich in die OGS-Leitung bewerben?


    Wer weiß was über das Freizeitangebot in anderen Bundesländern (speziell BaWü)?
    Ist es den Schulen selbst überlassen oder wird das von der Schulbehörde bestimmt, wenn ja in welchem Ausmaß?


    Hast du Erfahrung mit der Ganztagsschule, z.B. entlastet sie die Lehrer, finden Eltern sie gut, werden dadurch die Schüler anders? Oder ist es einfach zusätzlicher Aufwand, der der Vermittlung des Lehrplan-Lernvolumens nicht wirklich dient?


    Schon mal im voraus vielen Dank für deine Neuigkeiten

  • Nein, eine OGS-Leitung bei uns ist schon etwas anderes. Das sind in der Regel Erzieherinnen, die schwerpunktmäßig schon die Kinder betreuen. Als Leitung sind sie darüber hinaus für alle Organisationsfragen zuständig: Dienstplan, Anmeldungen/ Abmeldungen der Kinder etc. Der pädagogische Anteil überwiegt aber bei weitem. Offene Ganztagsschule heißt außerdem, dass es nur ein Angebot ist, nichts Verbindliches. D. h. die Eltern können die Betreuung (und genau das ist es, nicht mehr und nicht weniger) buchen oder eben nicht. Daher hat das Nachmittagsangebot auch (außer der Hausaufgabenbetreuung) nichts mit dem Lehrplan zu tun und ist daher natürlich auch keine Entlastung der Lehrer.

  • Ah, verstehe. Also ist das Betreuungsangebot der OGS noch nicht so groß, als dass es eine eigene "Verwaltung" bräuchte, und es wird zweckmäßigerweise von Erziehern eher denn Lehrern ausgeübt.
    Sicherlich könnte meine Schwester als Grundschullehrerin sowohl die Betreuung als auch die Organisation übernehmen. Aber sie ist dafür vermutlich ein bisschen überqualifiziert und müsste Abstriche am Gehalt hinnehmen.
    Dann käme NRW zur Zeit leider nicht in Betracht, da sie momentan Alleinverdienerin ihrer kleinen Familie ist.
    Sie wünscht sich BaWü oder die Schweiz als Arbeitgeber, würde sich aber schon freuen, wenn es IRGENDWO in Deutschland einen Job gemäß ihrem jetzigen Arbeitsprofil gäbe.


    Naja, vielleicht in ein paar Jahren....


    Viele Grüße

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