Aischa oder die Sonne des Lebens

  • Inhalt:
    Aischa, Tochter algerischer Einwanderer, lebt mit ihren Eltern und zwei älteren Brüdern in Frankreich. Streng nach islamischer Tradition erzogen scheint ihr Weg vorgezeichnet zu sein, aber der Besuch der von freien Tuaregs abstammenden Großmutter stürzt sie in Verwirrung, da diese trotz ihres Geschlechts erstaunlich freidenkend erscheint. So erreicht die Großmutter zusammen mit Aischas engagierter Lehrerin, dass Aischa das Abitur machen darf. In der neuen Schule wird Aischa mit ihr fremdem Gedankengut konfrontiert und entwickelt mehr und mehr Wünsche an ihr Leben, das ihr plötzlich so aufgezwungen erscheint. Nach und nach setzt sie die Wünsche in die Realität um: sie legt ihr Kopftuch ab, geht schwimmen, fasst einen Hund an, schaut einem Jungen in die Augen - alles natürlich heimlich. Als sie bei ihrer heimlichen Freundin Ariane auf Kim trifft, verliebt sie sich augenblicklich in den vom Krieg gezeichneten Vietnamesen. In Gesprächen mit ihm erkennt Aischa langsam, dass ihre Religion und Tradition eine Sackgasse für sie ist und beschließt, ihrer Familie reinen Wein einzuschenken. Doch ihr Bruder und drei Schläger lauern ihr und Kim auf, schlagen Kim krankenhausreif und betäuben Aischa. Ihr Vater bringt sie nach Algier, um anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten einer Nichte zu entscheiden, wie mit Aischa verfahren werden soll. In Algier stellt Aischa, die nur äußerlich fügsam ist, fest, dass ihr Entschluss der richtige ist. Besonders der Hochzeitsritus der fast öffentlichen Entjungferung setzt ihr zu. Da ihr Vater Probleme hat, einen Bräutigam für sie zu finden, darf Aischa zurück nach Frankreich, wo sie letztendlich nur unter Zuhilfenahme eines Stuhls, den sie ihrem brüderlichen Bewacher über den Schädel zieht, fliehen kann.


    Licht:
    Gerade die Person der Großmutter (Ma Djamila) eignet sich hervorragend zur Analyse, weil sich ihre Geschichte mit allen Facetten erst im Laufe des Buches enthüllt. Ebenso Aischas "Weg" von der gehorsamen Muslimin zur freidenkenden Europäerin. Fast jedes Kapitel wartet mit neuen Gebotsübertretungen auf, gibt aber gleichzeitig auch Einblick in das allgegenwärtige schlechte Gewissen Aischas, fassbar durch das Zitieren von Koransuren.


    Schatten:
    Ich persönlich finde das Buch sehr problematisch, da der Islam irrsinnig schlecht wegkommt. Schwärzer habe ich ihn nie dargestellt gesehen. Es ist schwer, immer wieder darauf hin zu weisen, dass das Buch ein Einzelschicksal darstellt. Besonders muslimische Schüler sind sehr betroffen über die Darstellung ihrer Religion. Es ist also immens wichtig, den Kulturaspekt nicht aus den Augen zu verlieren. Ich musste das Buch mit einer schten Klasse lesen und fand diese Jahrgangsstufe definitiv zu jung. Aischa ist 16, und dieses Alter sollten die Leser besser auch haben.

    Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.

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