Interpretation/Analyse: Präsens/Perfekt um jeden Preis?

  • Hallo,


    entschuldigt die Fachfrage...


    Irgendwie bin ich momentan etwas verwirrt. Ich habe es immer so gelernt, dass man, wenn man über Literatur schreibt (egal, ob Analyse, Charakterisierung, Inhaltsangabe, etc.) man als Tempus Präsens und bei Vorzeitigkeit Perfekt benutzt.
    Ich bin jetzt jedoch an einer Hausaufgabe dran, bei der die Schüler eine Dramenszene in den Gesamtzusammenhang einordnen sollen. Logischerweise mussten sie dafür zum Teil die Handlung in den Szenen davor wiedergeben. Manche Schüler verwendeten dafür das Imperfekt. Ich denke, dass ich das anstreichen müsste, da man bei Vorzeitigkeit normalerweise das Perfekt benutzt. Jedoch entziehen sich mehrere Sätze im Perfekt hintereinander meinem Sprachgefühl. Besonders, wenn es bei einer Korrektur von Imperfekt zu Perfekt wiederholt zu folgenden Konstruktionen kommen würde:


    - ... sie hat nicht darauf bauen können, dass... (einzeln ok - aber mehrmals hintereinander hört es sich nicht flüssig an)
    - ... sie hat es deswegen so schnell wie möglich umsetzen müssen...
    - ... sie ist auf ihre Hilfe angewiesen gewesen...
    - ... obwohl sie noch Liebe für ihn empfunden hat, die auch er verspürt hat... (Wisst ihr, was ich meine: 'hat', 'hat', 'hat')
    In nur einem Satz habe ich gegen solche Konstruktionen rein gar nichts. Kommen sie jedoch hintereinander und in verschachtelten Sätzen vor, hört es sich einfach gruselig an.


    Wisst ihr, was ich meine? Ich kann das hier leider auch nicht so gut beschreiben.


    Also lange Rede kurzer Sinn: Bin ich jetzt total verwirrt oder habe ich Recht, dass ich das Imperfekt anstreichen muss.


    (Ich hoffe, ich wirke jetzt nicht allzu unfähig. Allerdings hatten wir solche Fragen auch im Kollegium schon und vielen war das viele Perfekt unangenehm).


    Liebe Grüße und danke


    Sylvana

  • ....nein, du musst diesen imperfekt nicht anstreichen. ich streiche das nicht mal bei inhaltsangaben von den kleinen an, wenn der imperfekt nun mal besser klingt als der perfekt. die sollen lernen, lesbare texte mit korrektem inhalt zu verfassen, und dazu sind in stein gemeiselte tempusregeln eher hinderlich bis unbrauchbar.

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