• Hallo,
    mein 1. Klässler ist sooooo langsam.
    Deutsch klappt es vom Tempo her ganz gut. Aber beim Rechnen ist eine Schnecke schneller.
    Er kann Rechnen, wenn ich ihm gehörig Feuer mache klappt es auch. Er rechnet dann sogar richtig. Aber ich möchte nicht jeden Tag bei den Hausaufgaben hinter ihm her sein müssen.


    Lasse ich ihn einfach so arbeiten, wie er möchte, sieht das so aus: zuerst wird mal in aller Seelenruhe gezählt, wieviele Aufgaben er rechnen muß. Dann fängt er mal an, d. h. erst mal 10 Minuten nichts tun, dann mal die Aufgabe lesen, dann fällt erst mal der Stift hinunter, nach umständlicher Suche Aufgabe vergessen, nochmal lesen, mir dann von etwas ganz anderem erzählen, Aufgabe nochmal lesen, Stift suchen, spitzen usw.
    Ich denke, ihr könnt es Euch jetzt ungefähr vorstellen.


    Nach 2 Stunden wäre immer noch nichts gerechnet. Ich lass ihn öfter einfach machen, nur immer geht das nicht. Ich habe ab und an ja auch noch Termine, und Zeit zum Spielen braucht er ja auch. :(


    In der Schule meistens dasselbe. Außer bei Tests, da schafft er es manchmal sich zu beeilen, genausogut kann er aber auch ein leeres Blatt oder mit nur 2 gerechneten Aufgaben abgeben. Oder er wird wirklich mal in der Zeit fertig, aber nur, wenn er Lust hat. Aber dann ist es richtig.


    Ständig muß er eine Stunde länger in der Schule bleiben, weil er das, was er verträumt hat, dann halt nacharbeiten soll. Ist ihm aber egal. Nur, arbeiten tut er auch dann nichts. Er geht dann mit seinem Lehrer in eine andere Klasse in den Unterricht, soll sich hinten hinsetzen und arbeiten. Er passt dann aber lieber auf, was die anderen Kinder machen.


    Er kann gut rechen, wenn er denn ab und zu mal will.


    Sein Lehrer wußte mir auch keinen Rat zu geben. Er denkt eher, daß er nicht rechnen kann, aber so ist es nicht. Ich soll mit ihm üben, üben, üben. Aber wann denn? Nach dem täglichen Hausaufgabenkrampf ist einfach die Luft raus. Danach geht gar nichts mehr. ?(


    Ich habe ihm Übungsbücher gekauft, augesucht hat er selbst, nur er macht es nicht. Mathe-Lernprogramme macht er auch nicht, ebenowenig wie Spiele in denen gerechnet werden muß. Er durchschaut direkt, dass das was mit Rechnen zu tun hat, und das mag er nicht.


    Danke fürs Lesen!

  • "handelndes Rechnen" mit den KLETT "Rechenstäben" (Farbige Stäbe/Cuisenaire Stäbe) schon versucht?
    Günstig und zusätzliches Material bei www.bb-versand.de
    (z.B. Rechenleisten zum Einlegen der Stäbe bis 20 und bis 100) Spontan würde ich nach der Beschreibung vermuten, dass er wohl rechnen kann und zwar vermutlich Einer weiterzählend (vor- oder rückwärts), was ihn viel Kraft und Konzentration, letztlich auch die Lust kostet. Dadurch wird er noch langsamer!
    Frag` ihn mal durcheinander + und - im ZR bis 10 ab! Mündlich! Wenn die Ergebnisse nicht "spontan" kommen, hat er vermutlich gezählt! (Auch damit kommt man zum Ergebnis - noch-in der 1.Klasse!)
    Und frag` ihn, wie er gerechnet hat. Gleicher Test im ZR bis 20 mit Zehnerübergang + und - !
    Und dann schreib` mal das Resultat deiner Überprüfung hier nieder.


    LG Cecilia

  • Hallo,
    nach den Cuisenaire Stäben habe ich jetzt gegoogelt.
    Er hat so ein Ding mit zehn Reihen a´10 Kugeln in einem Rahmen, wo man dann in jeder Reihe die Perlen schieben kann. Sind die Stäbe besser? Er rechnet auch nicht gerne mit der Rechenhilfe, die er hat.


    Schwieriger ist die Beantwortung der Frage, wie er rechnet.
    Er rechnet gerne Textaufgaben, erstaunlicher Weise schnell und richtig.
    Tausch- und Umkehraufgaben sind auch kein Problem. Das System, und dass er dann nur die erste Aufgabe rechnen muß beherrscht er. Das geht ruck-zuck. Rechnen mit Geld klappt auch super. Er zählt Kleingeld zu Ergebnissen wie, 3.67 €. Aber auch hier dauert es, bis er irgendwann mal endich anfängt.
    Aber da hat er das Geld wirklich in Natura vor sich liegen und in der Hand. Aus dem Kopf kann er es nicht.
    Beim Kopfrechnen im Zahlenraum bis 10 kommen die meisten Ergebnisse schnell, aber nicht so schnell, daß er sie auswendig wüsste.
    Zehnerübergang klappt mit manchen Aufgaben, nicht mit allen, und es dauert, teilweise sagt er einfach, kann ich nicht.
    Okay, ich stelle die nächste Aufgabe, und nach 2 oder 3 weiteren, die , die er nicht wußte wieder. Dann weiß er es auf einmal. Aber , er muß immer denken.
    Ich sagte ihm auch schon, Aufgaben wie 6+6 oder 7+7 weiß man einfach, da muß man nicht denken. Er muß aber denken.
    Sie haben ein Verfahren zum Zehnerübergang gelernt. Rechnen sie jetzt schon ein halbes Jahr. Manchmal kann er es nicht, bezw. er weiß nicht, das er erst bis 10 rechnen soll, und dann weiß er nicht mehr was noch fehlt.
    Wenn er eine Aufgabe überhaupt nicht weiß und ich sage, rechne nach eurem Verfahren, guckt der mich an, als käme ich vom Mond. Welches Verfahren? Als ob sie noch andere hätten? grrr, und ich erkläre es zu 1000. mal.
    Einfach weiterzählen tut er aber auch nicht. Ich kann seinen Erklärungen oft nicht folgen. Eigentlich müßte es falsch sein, aber am Ende stimmts oft dann doch. Er macht aus + -, oder umgekehrt, tauscht Zahlen ohne jede Logik, ich kann ihm da nicht folgen. Aber irgendwie stimmts am Ende, jedenfalls meistens, aber es dauert seine Zeit.
    Beim - macht er sehr viel mehr Fehler als beim Addieren.
    Was auf jeden Fall zutrifft, ist, dass Rechnen ihn sehr anstrengt und müde macht.
    Er selbst ist aber felsenfest von seinen Rechenkünsten überzeugt.
    Ich ehrlich gesagt weniger, habe ich ihm aber nicht gesagt. Es dauert einfach zu lange. Und es sind immer noch zuviele Fehler. Und er denkt zuviel.
    Wenn ich ihm die falschen Aufgaben markiere, sind sie im 2. Anlauf richtig.
    Er lässt sich aber nicht helfen. Das Rechenverfahren zum Zehnerübergang wendet er nur an, wenn die Pfeile vorgegeben sind. Aus dem Kopf klappt das Verfahren nicht.
    Zahlenstrahl-Aufgaben kann er überhaupt nicht.


    Wenn ich das jetzt so aufschreibe, wird mir schon manches klar. Es ist einfach sehr anstrengend für ihn. Er rechnet jede einzelne Aufgabe. Mühselig und kompliziert.


    Wenn ich vergleiche, wie er Lesen gelernt hat und wie er Rechnen lernt, das ist ein Riesenunterschied. Mit der Hälfte der Buchstaben hat er sich den Rest selbst beigebracht. Oder gefragt, und es sich dann sofort behalten. Er lernt Gedichte mit 20 Zeilen in 1/4 Stunde auswendig, und kann die auch Tage später noch.
    Im Rechnen jedoch, wirft ihn alles, was irgendwie abweicht aus der Bahn. Er kann nicht selbst weiterdenken. Ich kann es ihm 100 mal sagen, er behält es sich einfach nicht.


    Also, muß ich wohl wieder mit Rechnen von vorne anfangen.
    Wie mache ich das am besten?

  • Hallo Starmi,
    nun weißt du ja, wo du genauer nachlesen kannst...


    Also: Zahlenstrahlaufgaben sind für Kinder, die schon Schwierigkeiten haben, generell schwierig.
    Die Lücke wird bei deinem Kind schon im ZR bis 10 liegen - zur Zeit verwendet er Hilfsstrategien und kommt zumindest teilweise zum richtigen ergebnis -allerdings mit viel Kraftaufwand, was du ja tgl. beobachten kannst. Deshalb war die Lage auch noch nicht so sehr besorgniserregend, denn "eigentlich kann er ja rechnen" - und man meint, das Kind "will nicht"... oder trödele "absichtlich" - ich prphezeie aber wirkliche Schweirigkeiten in Klasse 2, wenn ihr jetzt nicht intensiv daran geht (zur Not die HA`s entsprechend kürzen.)
    Erarbeite handelnd zunächst mit den Rechenstäben den ZR bis 10! Da er sehr selbstständig in der Lage ist, Dinge herauszufinden, lass` ihn also zunächst allein herausfinden, welcher Stab für welche Ziffer steht. Er kann ein "Spiek-Kärtchen" mit farbigen Stiften malen (1 = weiß, 2= rot usw.)
    Dann lass ihn zunächst spielen, Treppen bauen, Doppelte herausfinden usw., vielleicht auch Stäbe in ein Säckchen tun und "blind" fischen und sagen: ...ist so lang wie ein...!
    Danach gehst du daran, die Zerlegungen bis 10 zu erarbeiten.
    2 ist so lang wie 1 und 1, und 2 und 0 , und 0 und 2 -----
    3 ist so lang wie 3 und 0, und 0 und 3, und 2 und 1 , und 1 und 2.... Immer erst die nächste Zerlegung beginnen, wenn die vorherige im Schlaf abrufbar ist!
    Hilfreich das an der dir genannten Stelle beschriebene selbst anzufertigende Kartenspiel "Die rote Karte" /"Rot und Schwarz".... Beachte bitte auch den neuen Tipp zum "Zählenden Rechnen"!
    Erst, wenn du alle Zerlegungen bis 10 erarbeitet hast, gehst du bitte zurück auf die rein visuelle Ziffern-/Aufgabenebene:
    Wieviel ist 10 - 7......... 10 kann ich zerlegen in 7 und : 3 !!!


    Danach ist das Kind auch in der Lage, schrittweise den Zehnerübergang (ergänzen bis zum vollen 10`er (Addieren des Restes bzw. zurück zum Vollen Zehner/Wegnehmen des Restes) zu verstehen, wieder zunächst über das Legen der Stäbe im Hunderterfeld.
    Hilfreich: Das Buch von Rainer Dürre "Rechenschwäche-das Trainingsprogramm für Ihr Kind", Herder spektrum (Anleitung detailliert für die Arbeit mit den Stäben!) -> s. auch www.schulleben.com und die auf die Stäbe abgestimmten Übungshefte "Mathematik begreifen" von Klett, 2 Hefte pro Schuljahr je 6,30 EUR.
    Die besten Chancen hat dein Kind, weil erst Erstklässsler - ich muss nun in den Ferien mit einem Kind, welches auf Grund seines Alters (9) nicht so einfach wiederholen kann, gleich 2 komplette Schuljahre Mathe aufarbeiten... (nicht zum ersten Male...)


    LG Cecilia

  • Das mit den Stäben habe ich jetzt verstanden.
    Im Grunde geht es darum, daß das Kind statt einer abstrakten Zahl im Kopf zu haben eine konkrete Vorstellung bekommt.
    Es kann mit Bildern im Kopf arbeiten, es hat etwas in der Hand.
    Die üblichen Rechenhilfen sind ja immer eines für 1, 2 für 2 usw. Aber damit kann man keine Menge erfassen, sondern es sind immer noch einzelne Perlen oder was auch immer.
    Ich denke, das ist keine schlechte Idee, neu für mich, aber eine sehr interessanter Ansatz.
    Mein Sohn muß immer zählen. Er erfasst nicht ohne Zählen, ob es 4, 5, oder 6 Punkte, Steinchen oder was auch immer sind.
    Als er in die Schule kam, wurde kurz Zahlen schreiben geübt, und dann gleich gerechnet. Bei ihm fehlt also immer noch eine wirkliche Vorstellung einer Menge. Zahlen sind immer noch etwas abstraktes, das er im Kopf nicht zu Bildern umwandeln kann.
    Es fällt mir jetzt alles auf, weil ich nun auch einen neuen Denkansatz habe. Wenn er 1 € bezahlen muß, fragt er mich, wenn er 2 € hat, ob das Geld reicht. Er verwechselt oft 24 mit 42 usw. Rechnen mit 10ern und 1nern beherrscht er auch nicht. Es passt also wirklich alles zusammen.
    Jetzt weiß ich, wo ich ansetzen muß. Sie haben ja bald Sommerferien, da haben wir dann ja auch mehr Zeit.


    Danke für die viele Mühe.

  • Ja, genau , Starmi, das ist es...
    Erfunden hat diese Rechenstäbe ein belgischer Dorfschullehrer mit Namen Cuisenaire- etwa 1930. Seine Kinder fielen in den weiterführenden Schulen durch ausgezeichnete Rechenkenntnisse auf...-man hat dann geschaut: Was macht der anders? Er gab den Kindern mit Schulbeginn die Stäbe in die Hand, lehrte zunächst Mengenerfassung, dann die Zerlegungen bis 10 (noch ohne Rechen-OP-Zeichen. Erst wenn den Kleinen dies in Fleisch und Blut übergegangen war, ging er auf die zweidim. Papierebene...


    TIPP wg. des Zahlendrehens: Zunächst solltest du wie gesagt nur den Zahlenraum bis 10 erarbeiten. Für zweistellige Zahlen aber solltest du dann eine ganze Weile folgendes tun: Schreibe den 10` er in orange (analog der Farbe des Zehnerstabes ) nach - wenn du selbst ein AB machst oder Aufgaben in ein Heft schreibst- den Zehner auch etwas größer! Das Kind soll erkennen: Einer sind kleiner - auch bildlich! Und die Stellung des Zehners in orange auf der linken Seite ist wirklich sehr einprägsam!
    Ich unterstütze das immer, in dem ich zweistellige Ziffern auch so lege, wie sie geschrieben werden -links senkrecht den/die Zehnerstäbe und rechtsbündig senkrecht daran die Einerstäbe (bis 9 also).
    Wenn du noch Fragen hast , frag` ruhig! Ich bin die Ferien über (Niedersachsen) sowieso da und arbeite mit "Ferienkindern".


    LG Cecilia

  • Danke für den Link.
    Die Stäbe sind gar nicht einfach zu kaufen. In sämtlichen Buchhandlungen und Läden, in denen es Schulsachen gibt, konnte die keiner bestellen.
    Aber mein Mann war fleißig und hat gesägt. War schnell erledigt, sowas macht er gerne. Und ist viel günstiger. Anmalen geht mit Servietten-Technik-Farbe auch schnell.


    Das Problem ist nicht groß. Es fehlen ihm lediglich die Zerlegungen von 7- 10. Die anderen beherrscht er. Wir haben jetzt mit der Zehn begonnen, weil ich die wegen des Zehnerübergangs erstmal am wichtigsten finde.
    Das wird, da habe ich jetzt keine Sorge mehr.


    Was mich immer noch ärgert, ist das Verhalten seines Lehrers. Ich war natürlich, bevor ich hier gepostet habe, in der Schule und habe um Rat gefragt. Die Antwort des Lehrers war, ich solle mich damit abfinden, daß er halt kein guter Rechner wäre. Da könne man nichts machen.


    Ich habe eine Menge von Dir in dem anderen Forum gelesen. Hast ja wirklich genug solcher Erfahrungen gemacht. Ich frage mich wirklich, warum solche Menschen Lehrer sind?
    Aber es gibt auch tolle Lehrer. Meine Tochter hat solch ein Glück, mein Sohn leider nicht.

  • Dann, liebe Starmi, ........sag` dem Lehrer deines Kindes mal, wo er Hilfe für seine vermeintlich `Schwachen Rechner`finden kann......(Internetadresse z.B.)
    Vielleicht lässt er sich ja durch den zukünftigen Erfolg deines Kindes überzeugen?
    Ansonsten sind solche Antworten immer nur ärgerlich... !


    Die Stäbe stehen im Buchhändlerkatalog! Bei Klett in der Reihe "Mathematik begreifen" als "Farbige Stäbe". Sollen mal die Augen aufmachen - bei uns kommt das Zeug in 1-2 Tagen!
    Hin und wieder auch mal gebraucht bei ebay!


    LG Cecilia

  • Das sind doch die Stäbe aus den Rechenkästen von klett, oder (das waren so hellblaue Plastikkästen, in denen die farbigen Holzstäbchen und ein paar geometrische Figuren lagen)? Die müsste es doch eigentlich problemlos überall geben, zu meiner Einschulung (1980) wurde damit nur gearbeitet, sowohl ich als auch meine Freundin haben unsere Rechenkästen noch...

  • Ja, genau die... Bewahr sie man auf (für vielleicht mal die eig. Kinder!)... Ich hatte auch schon mal eine Anfrage eines Vaters, der genau die Stäbe für seinen 4-jährigen Sohn suchte, mit denen er als kleiner Junge so erfolgreich REchnen gelernt hatte - da konnte ich helfen - und der Kleiner spielte dann eine ganze Stunde tief versunken mit dem Kasten...
    ...............................
    Ich frag` mich oft, warum man die Stäbe als so erfolgreiches System nicht beibehalten hat.......... Eine der Antworten wäre vielleicht: Teuer in der Anschaffung (dafür ewig haltbar), die Verlage wollen ihre "Neuheiten" verkaufen...
    Letztes Jahr hatte ich Besuch aus Argentinien - eine pensionierte GS-Rektorin...-und sie erklärte mir, dass damit in Argentinien die Kinder schon im Vorschulalter (mit 4-5) sehr selbstverständlich den ZR bis 10 automatisieren würden. "Schwere Rechenschwächen" hätte sie nie erlebt. Argentinien, als "armes Land", hatte nie Geld neue Materialien kaufen zu können... In diesem Fall wohl ein Glück für die Kinder!


    LG Cecilia

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