Mathematik Gymnasium, 6. Klasse

  • Vielleicht hilft Dir das nicht wirklich weiter, macht aber ein bißchen Mut:


    Die Schwestern einer Freundin von mir hatte ein ähnliches Problem. Schon in der Grundschule hatte sie große Probleme mit der Mathematik, im Gymnasium setzte sich dies fort und führte ebenso wie bei Deiner Tochter dazu, daß sie unter Minderwertigkeitskomplexen litt und sich nicht als vollwertige Gymnasiastin fühlte.


    Um es kurz zu machen: an der Mathe-Note hat sich auch in den letzten Jahren ihrer Schulzeit nicht viel geändert, aber mit sehr viel Paukerei und Nachhilfe hat sie dann großartige Vieren geschrieben. Sie hatte aber auch gelernt, darauf stolz zu sein, weil sie eingesehen hatte, daß sie es niemals auf eine zwei bringen würde und eine vier für sie eine Supernote war.


    Zu ihrem Glück konnte man damals noch Mathe in NRW nach der 12 abwählen: ihr Abitur hat sie mit 1,6 oder 1,7 bestanden.


    Ich finde es gut, daß die Benotung ausgesetzt wurde, aber das ist ja keine Dauerlösung. Wichtig wäre es vielleicht, dem Thema die Brisanz zu nehmen, die es im Leben Deines Kindes offensichtlich hat (denn sonst würde sie ja nicht den Unterricht verweigern; für eine Sechstklässlerin sicherlich ein harter Schritt, der anzeigt, wie sehr sie schon darunter gelitten hat).


    Natürlich ist das eine Gratwanderung, denn schließlich muß sie ja weiterhin lernen, üben, noch einmal üben und auch viel darüber reden, damit sie die Hürde schafft.


    Aber sie wird es schaffen, ganz bestimmt. Und wenn sie es geschafft hat, hat sie viel fürs Leben gelernt: das ist auch etwas wert!


    Ich wünsche es Euch!


    Dudelhuhn


    P.S. Von diesen Kindern gibt es doch in jeder Stufe mindestens eins, wenn nicht mehrere. Gibt es denn in Berlin keine Gesprächsgruppe/Anlaufstelle, wo Du mal Erfahrungen mit anderen Eltern austauschen kannst?

  • Puh!
    Sie geht auf eine dieser "Elitegymnasien" mit umfangreichen Aufnahmeprüfungen, wo sich die wirklich die besten Schüler tummeln... und ihr Zeugnis ist auch okay...
    Ich erwähne dies lediglich, um zu verdeutlichen, daß kontinuierliches Arbeiten für sie kein Fremdwort ist. Aber nach anderthalb Jahren (vergeblicher) (Zusatz-)Arbeit liegen ihre Nerven blank. Und meine langsam auch. Leider.
    In ihrer Jahrgangsstufe gibt es ein Mädchen mit den gleichen Problemen und ich habe dies auch nur durch Zufall im (längst überfälligen) Gespräch mit der Fachbereichsleiterin erfahren. Ich hoffe da sehr auf einen Kontakt zu der Familie!


    Hier in Berlin gibt es das erfolgreich arbeitende ZRT - um das allerdings bezahlen zu können, muss ich wahrscheinlich Extra-Stunden schieben 8o:(8o . An Kontaktmöglichkeiten habe ich noch nicht viel entdeckt, die Landesniederlassung des Bundesverbands für Legasthenie und Dyskalkulie bedient eher eine andere "Klientel", als Besucher DIESES Gymnasiums fällt meine Tochter da heraus.


    Alle bisher gesichteten Angebote, Literatur und Therapie wenden sich an die Primarstufe.


    Nun habe ich inzwischen von den mangelnden Testverfahren des öffentlichen Dienstes gehört und man hat uns das Sozialpädiatrische Zentrum an einer Uniklinik empfohlen. Damit käme das Kind dann in die Mühlen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und mein ganzes Fühlen wehrt sich gegen diesen Gedanken: Damit stigmatisieren wir sie doch erst Recht, oder?


    Vor 25 Jahren haben wir halt einfach mit einer schlechten Zensur leben (und Abitur machen können, studieren, promovieren, habilitieren...), heute ist das gar nicht mehr so einfach... Schwierig, schwierig...



    Völlig hilflos am Abend, die Musikatze :(

    Musik ist die Stenographie des Gefühls.
    Tolstoi

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  • Zitat

    Vor 25 Jahren haben wir halt einfach mit einer schlechten Zensur leben (und Abitur machen können, studieren, promovieren, habilitieren...), heute ist das gar nicht mehr so einfach... Schwierig, schwierig...


    Naja, warum denn nicht? Ich würde dass genauso sehen. Eine schlechte Note sollte auch die Berliner Versetzungsordnung erlauben, oder nicht? Eine Notenschutz ändert auch nur für begrenzte Zeit etwas. Es kommt halt darauf an, was du als das Problem siehst: Die Note oder das Unvermögen. Das eine kann man leichter ertragen als das andere...


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Guten Morgen Remus!
    Um es mal vorsichtig auszudrücken... Das Problem liegt seit vorgestern in elterlich gedecktem Schulverweigern, sprich, das Problem geht nicht zur Schule, sondern liegt im Bett mit angeblichen Beschwerden (die aber im Laufe des Vormittags merkwürdiger Weise verschwinden) und diese ominösen Beschwerden werden auch morgen noch da sein. Erst Montag werde ich am MOrgen ein hypernervöses Kind in Richtung Schule entschwinden sehen. Montag ist übrigens kein Mathetag und so ist das Kind sicher vor der Rückgabe der letztens geschriebenen Klassenarbeit.


    Das ist das Problem und das ist auch der Hintergrund des Aussetzens der Note.


    Oder soll ich die Polizei rufen, die mein Kind zur Schule fährt? ?(:rolleyes::(


    Ich kann mir den Mund "fusselig" reden, Mathenoten ignorieren, für jeden Fünfer einen Kinobesuch versprechen als Trostpflaster. Das Klassen- und das innere Klima sind stärker. Leider.


    Und das war früher anders. Das weiß ich ziemlich genau (hab´ nämlich selber mit `nem Mathefünfer ein ziemlich gutes Abitur hinlegen können...;) )



    Grüsse am Morgen von der Musikatze

    Musik ist die Stenographie des Gefühls.
    Tolstoi

  • Hallo,


    ich kenne die Problematik "Teil-leistungsschwäche / Teilleistungsstörung" besser von der Legasthenie her; aber die Dyskalkulie ist genauso eine Teil-leistungsschwäche - und deshalb beziehe ich mich beispielhaft auf mir dazu bekannte Schulrecht-Texte in Hessen.
    Ich zitiere sie mehr wegen ihres pädagogischen Gehaltes als wegen ihres natürlich hilfreichen juristischen Inhaltes.
    Bundesweit soll (!?) Gleiches in der KMK (Kulusministerkonferenz) für die Dyskalkulie formuliert werden.


    Vorneweg möchte ich rhetorisch fragen: Goethe und Einstein waren erwiesenermaßen "Legastheniker", hatten eine Teilleistungsstörung - waren Sie dumm ? Sicherlich nicht !


    Zitat

    musikatze schreibt: Das Problem liegt ... im Bett mit angeblichen Beschwerden


    Dazu der hessische Schulrechtstext:



    Später wird beschrieben, wie mit diesen Kindern umgegangen werden muss :


    Zitat

    5. Fördermaßnahmen
    5.4 Erfolgreiche Förderung ist nur dann zu erwarten, wenn es gelingt, einen persönlichen, vom Leistungsdruck unbelasteten Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern zu gewinnen und dadurch die oft ausgeprägte und verfestigte Entmutigung der Schülerinnen und Schüler zu überwinden.


    "vom Leistungsdruck unbelastet" kann nur "keine Noten = Notenschutz" bedeuten.


    Eine "5" oder "6" sind sozial und das Selbstwertgefühl belastende schlechte Noten. Wieso sollen sie pädagogisch unvernünftig noch zusätzlich zur Belastung durch die Dyskalkulie selbst hingenommen werden ?! "musikatze" hat doch jetzt eindrucksvoll über Monate die Verschlechterung des Zustandes ihrer Tochter gerade durch diese Noten beschrieben. Warum muss man dem Kind bei dieser Belastung noch noch mit "6" in die Seele treten ?


    Es ist auffällig, wie schwer sich Lehrerinnen und Lehrer trotz der beschriebenen gravierenden Beeinträchtigungen mit dem Notenschtutz tun. (Entsch'gung - es folgt ein typischer gemo-Satz:) Die schlechte Note scheint für die Lehrer ganz lebens-wichtig zu sein, denn mit Logik und päd. Engagement dürfte der Notenschutz einem bei diesen Texten doch ganz selbstverständlich einsichtig sein.


    Im Berliner Legasthenie-Erlass steht und muss gleichwertig für Dyskalkulie gelten:


    Zitat

    2 - Zweck der Vorschrift
    Die in diesen Ausführungsvorschriften vorgesehenen Maßnahmen sollen Schülerinnen und Schüler mit besonderen Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Rechtschreibens befähigen, die dadurch auftretenden Beeinträchtigungen soweit wie möglich zu überwinden, und es ihnen durch gezielte Förderung und ergänzende Hilfen und angemessene Erleichterungen ermöglichen, eine ihren Fähigkeiten entsprechende schulische Entwicklung und eine ihrem individuellen Leistungsvermögen angemessene Schullaufbahn zu durchlaufen.


    http://www.bvl-legasthenie.de/…ex=schule&subindex=berlin



    Dort findet Ihr

    Zitat

    IV. Maßnahmen in der Oberschule
    11 - Verfahren zur Einleitung von Maßnahmen in der Oberschule
    (1) Je nach der festgestellten Art und Schwere der (Lese- und Rechtschreib-Mathematik- ) Schwierigkeiten entscheidet die untere Schulaufsichtsbehörde, ob auf der Grundlage der Empfehlungen des Schulpsychologischen Beratungszentrums ... unterstützende Maßnahmen nach Nummer 12 in den Klassenstufen 7 bis 10 gewährt werden können.


    13 - Besonderheiten der Leistungsbewertung
    (1) Nummer 8 Abs. 1 gilt entsprechend mit der Maßgabe, dass Besonderheiten der Leistungsbewertung nur dann festgelegt werden können, wenn gravierende Lese- und Rechtschreibstörungen vom Schulpsychologischen Beratungszentrum gutachterlich bestätigt wurden.
    (2) In den Klassenstufen 7 bis 9 werden die Rechtschreibleistungen in schriftlichen Leistungsnachweisen, ansteigend von Klasse 7 bis 9, zunehmend höher gewichtet. Die individuellen Fortschritte in den Rechtschreibleistungen sind verbal auszuweisen.


    Abgesehen von der Vorschrift der gutachterlichen Feststellung halte ich es auch pädagogisch für sinnvoll, zu seiner Teilleistungsstörung und der seines Kindes zu stehen - wie musikatze es seit Monaten hier tut - und dann alle Rechte in Anspruch zu nehmen.


    Ich erlaube mir zu vermuten, dass der Schulpsychologe von einer "Stigmatisierung" durch schriftliche Feststellung zu den Schulakten abriet und damit die Verantwortung/Entscheidung den Eltern zuschob - es nicht ablehnte, die Dyskalkulie festzustellen -, weil er die ablehnende Haltung der Schulen kennt und musikatze keinen Anspruch auf Papier schreiben wollte.


    Im Ganzen muss ich auch dazu schmunzeln, wie hier eine Lehrerin aber als Mutter die Probleme mit den lieben Kollegen und dem ganzen Scchulapparat beschreibt.


    "musikatze", Du siehst, wie sich die Situation Deiner Tochter verschärft. Trete jetzt entschieden für ihre Schutzrechte ein! Zieh die Notbremse, denn es hätte schon seit langem pädagogisch und vorschriftsmäßig anders mit Deiner Tochter verfahren werden müssen.


    Mich wundert, dass Dir der Berliner Landesverband Legasthenie und Dyskalkulie nur für andere Kinder passend erscheint. Gerade für solche ansonsten gut begabte Kinder will er sich bundesweit offiziell engagieren.


    Was die materielle Seite "Kosten einer speziellen individuellen Therapie" angeht, habt Ihr Anspruch auf Leistung des Jugendamtes nach dem Sozialgesetzbuch VIII (SGB VIII) = dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) § 27 ff (Hilfe zur Erziehung, insoweit Ihr spezielle Aufgaben nicht selbst erfüllen könnt und Fachkräfte braucht) und nach § 35a (Hilfe zur Re-Eingliederung bei drohender oder bereits bestehender seelischer Behinderung). Es handelt sich hierbei um eine Leistungs-PFLICHTdes Staates - und trotzdem muss man darum kämpfen.
    Das Oberverwaltungsgericht in Ba.-Wü. hat schon Eltern zu ihrem Recht und Geld verholfen.


    http://www.kindex.de/pro/index.aspx?mode=gesetze&value=kjhg


    Viele weitere Links zum KJHG = SGB VIII unter www.google.de


    Hier im Raum Frankfurt/Main kenne ich mehrere Adressen von Therapeuten. Es sollte mich wundern, wenn es in und um Berlin keine Fachleute gäbe. Adressen müsste der Landeverband Leg. u. Dyskalkulie haben.
    Aber auch die Jugendämter selbst führen Listen von von ihnen anerkannten Therapeuten.


    Alles Gute, gemo.

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

    Einmal editiert, zuletzt von gemo ()

  • Zitat

    Das Klassen- und das innere Klima sind stärker.


    Kannst du das ein bisschen näher erläutern?

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Guten Morgen allerseits!


    Dank an Gemo für die links (kenn´ ich schon und noch `ne Menge mehr ;) ). Bin allerdings kein "Streithansel" für "die" gerechte Sache, sondern gehe gerne "babysteps".


    In der Schule ist`s tatsächlich schwer mit dem Notenschutz, der Hinweis auf angebliche Ungerechtigkeit den anderen gegenüber kam in meinen Gesprächen mit den Fachlehrern und inzwischen auch der Schulleitung oft.
    Soweit ich mich jetzt belesen habe, sollte der LRS-Erlass in Berlin auch für die Dyskalkulie gelten, Betonung liegt auf sollte, in realiter gibt es die Dyskalkulie im Berlliner Schulrecht nicht.


    Zu Unrecht, wie auch die Lehrer immer wieder betonen.


    Der Fachlehrer meiner Tochter rief gestern abend bei uns an, ganz besorgt! Meinte, daß Kind hätte bei solchen psychischen Belastungen Auszeiten verdient!
    Er schlug vor, die Klassenarbeit einfach nach Hause zu schicken. In Absprache mit der Schulleitung wird (inoffiziell, deshalb lest es schnell, ich werde es wieder löschen) auf eine adäquate pädagogische mündliche Note geachtet werden, so daß trotz schlechter Arbeiten die Mathematik- (und in diesem Zusammenhang auch die schriftliche Latein-)- note nicht versetzungsgefährdend werden könnte.
    Und in diesem Zsammenhang sind wir auch noch einem Tippfehler auf die Spur gekommen! Auf dem letzten Zeugnis sollte die mündliche Mathenote nämlich anders aussehen, nur der "ausführende" Lehrer hat sich vertippt!!! Das Zeugnis soll also geändert werden!


    (Der zuständige schulpsychologische Dienst hat es allerdings geschafft, in den letzten 4 Wochen meinen Antrag auf Förderungsvorschläge, Begleitung, etc. zu verbummeln... 8o ...)


    Das sind kleine Schritte, sie werden die Schul-Welt nicht mit einem Paukenschlag verändern. Aber meinem Kind (und dem in der Parallelklasse) ist zumindest mal ein Stein vom Herzen gefallen . Das "Problem" ist heute pfeifend zur Schule gegangen, nachdem gestern stundenlang mit allen Freundinnen telefoniert wurde - Beileidsbekundigungen gab es haufenweise...


    Und für mich ein Beweis, für die schon öfter geäußerte These, Schwierigkeiten begegnet man am besten in vernünftigem Miteinander ...
    ;););)
    ... der "böse Lehrer" ist mir während der letzten Wochen auch nicht begegnet, nur nette Kolllegen, die einfach hilflos sind, aber für die Kinder wirklich das Beste wollen - auch wenn sich alle manchmal mit dem Zweitbesten zufrieden geben müssen: c`est la vie!


    Guten Morgen, Remus!
    Das Klassenklima scheint in dieser Klasse natürlich sehr nett zu sein, auch wenn die Klasse als extrem anstrengend gilt. Aber der Notendruck der verschiedenen Elternhäuser ist ebenfalls auffällig und verhindert so wohl das (für mich nach wie vor normale) Leben mit Schwächen (wie schon gesagt, auf jede Schwäche kommt doch eine Stärke!). Nicht nur ich empfinde Elternabende als Ereignisse "from outer space", den Fachlehrern geht es ebenso und gerade der Mathe- und die Lateinlehrerin berichteten off hands von Anrufen überbesorgter Eltern wegen einer - man höre und staune!!! - Zwei. Anstelle einer Eins. Da erkundigen sich die Eltern dann schon nach Nachhilfemöglichkeiten!
    8o:rolleyes:?(



    Euch allen vielen Dank für eure Anteilnahme - wenn es euch interessiert, werde ich weiter berichten.



    Musikalische Grüsse für ein schönes Wochenende von der Musikatze!

    Musik ist die Stenographie des Gefühls.
    Tolstoi

  • Nochmal hallo,


    Zitat

    ... der Hinweis auf angebliche Ungerechtigkeit den anderen gegenüber kam in meinen Gesprächen mit den Fachlehrern und inzwischen auch der Schulleitung oft.


    Ich könnte wetten, ohne es gelesen zu haben, dass auch das Berliner Schulgesetz in seinen Grundsatzerklärungen auf die "individuelle Förderung eines jeden Kindes" hin formuliert ist. Also pure Ausrede und - juristisch gesprochen - gesetzwidrig sogar.
    Juristen erklären den "Gleichheitsgedanken" des Grundgesetzes immer so, dass er fordert "Gleiches muss gleich und Ungleiches muss ungleich behandelt werden." Das Kind ist ungleich zu denen, die keine Dyskalkulie haben. Schon Jesus soll in einem Gleichnis von dem Hirten gesprochen haben, der sich um ein bedürftiges Schäflein mehr gekümmert hat als um all die anderen. Demnach eine alte Menschheitsweisheit: Gerecht ist es, wenig Unterstützung dem zu geben, der wenig braucht, aber viel Unterstützung demjenigen, der besonders hilfebedürftig ist. Nicht alle nach Schema F über einen Kamm scheren.


    Zitat

    Der Fachlehrer meiner Tochter rief gestern abend bei uns an, ganz besorgt! Meinte, daß Kind hätte bei solchen psychischen Belastungen Auszeiten verdient!
    Er schlug vor, die Klassenarbeit einfach nach Hause zu schicken. In Absprache mit der Schulleitung wird (inoffiziell, deshalb lest es schnell, ich werde es wieder löschen) auf eine adäquate pädagogische mündliche Note geachtet werden, so daß trotz schlechter Arbeiten die Mathematik- (und in diesem Zusammenhang auch die schriftliche Latein-)- note nicht versetzungsgefährdend werden könnte


    Diese Haltung entspricht genau den wohl in allen Bundesländern bestehenden Erlassen zum "Nachteilsausgleich", wonach dem einzelnen Kind mit einer "Behinderung" individuell angepasste Hilfen und Lösungen angeboten werden sollen/müssen.


    Zitat

    ... der "böse Lehrer" ist mir während der letzten Wochen auch nicht begegnet, nur nette Kolllegen, die einfach hilflos sind ...


    ...pädagogisch und menschlich zu handeln und sich dabei sogar noch auf die genannten Vorschriften stützen könnten.
    Sie lächeln Dir bedauernd ins Gesicht und knallen Deiner Tochter die "6" in die Seele.
    Musst Du da nicht mal was uminterpretieren ?
    Aber ich will Dich ja nicht mit Gewalt ins Paradies treiben. Entscheiden tust natürlich Du über Dein Vorgehen..


    Zitat

    .. nur nette Kolllegen, die einfach hilflos sind, aber für die Kinder wirklich das Beste wollen


    Bist Du mit dieser Fehleinschätzung nicht solidarischer mit Deinen Kollegen als mit Deinem Kind ? Nur alternativ möglich.


    Ich hab' ja zunächst "nichts gegen diese Kollegen", die ich gar nicht persönlich kenne, aber Deine Schilderung lässt mich klar Partei für Deine Tochter ergreifen. Und ich weiß halt, was diese Kollegen falsch machen und halte es für gravierend falsch.


    So, jetzt laufe ich wohl "zwangsläufig" wieder Gefahr, als "aggressiv" empfunden zu werden.
    Sei's drum. Die Interessen der Kinder sind mir wichtiger.


    Zitat

    .. kein "Streithansel" für "die" gerechte Sache


    Ich würde nicht für "die" abstrakte Sache kämpfen, sondern konkret Deine leidende Tochter verteidigen. Da berührt es mich schon, wenn Du das "Streithansel" nennst.


    Trotzdem natürlich "schöne Grüße" nach Berlin und anderswo.
    gemo

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Ihr könntet versuchen, eurer Tochter zu erklären, dass von dieser einen Note nicht ihr Leben abhängt. Die meisten Schüler haben im Laufe ihrer Schulzeit 1-3 Fächer, in denen sie im allgemeinen oder je nach Lehrer Schwächen aufweisen..
    Bei mir waren es Mathe, Chemie und Geschichte..


    In Mathe schrieb ich die erste 6 in der Sexta, in den anderen beiden Fächern schwankte meine Note zwischen 3 und 5.
    Dafür hatte ich andere Stärken..


    In Mathe hab ich in der gesamtem Gymnasialzeit nur 5 Vieren geschrieben, sonst nur 5en und 6en.. Trotz verschiedener Nachhilfelehrer, trotz rund 2000 € Ausgaben dafür,
    trotz Befolgung der Ratschläge meiner Lehrer, trotz Lernen mit Mitschülern..
    Zeitweise hielt ich mich selbst für dumm,
    mittlerweile weiß ich eben, dass meine Begabung eindeutig woanders liegt und das mich das zu keinem schlechteren Menschen macht.
    Ich kann definitiv gut rechnen und habe sowohl ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen als auch die Fähigkeit, logisch zu denken *g*
    Bei rein theoretischen Aufgaben war ich oft schneller als die Klassenbesten.. Aber sobald auch nur eine Formel auftauchte, war es vorbei..


    So lange kein zweites schwaches Fach dazukommt, kann man mit dieser einen schlechten Note leben, wirklich..


    Zuletzt saß ich in Klausuren und dachte "Hmjoaaa.. Mal sehen, schreibe ich nur die Aufgaben ab oder versuche ich mich auch an einer Lösung?" und war dabei die entspannteste Person im Raum.. Nur keine Panik, die hilft einem nie weiter ;)


    Das einzige, was eurer Tochter wirklich schaden könnte, wäre ein Lehrer, der sie bewusst aufzieht und als minder intelligent deklariert..
    Ich wurde mehrmals eine Stunde lang an die Tafel gestellt, obwohl ich nach Bekanntgabe der Aufgabenstellung bereits gesagt hatte, ich hätte nicht die geringste Ahnung..
    DAS ist daneben..


    Bestärkt sie in dem, was sie gut kann.. Und sie wird lernen, damit umzugehen :)


    Viele Grüße
    lisa

  • Danke, lisa, das ist eigentlich unser Weg, so sind wir und so leben wir. Ganz gut.
    Danke, gemo, für Deine Worte. Ich empfinde sie als klar, offen, deutlich und werde sie trotzdem in der Form so nicht umsetzen. Denn sie zeichnen ein schwarz-weißes Bild in einem farbenreichen Leben.
    Ich ergreife nämlich keine Partei. Es gibt auch keine Parteien, erst recht keine sich streitenden. (und, by the way, ich bin kein "richtiger" Kollege, denn ich bin leider keine Schulmusikerin - das werde ich bis zum Berufsende sehr bedauern...)
    Es gibt Schwierigkeiten, die gelöst werden müssen.


    Darüberhinaus gibt es massive Probleme in der Umsetzung des deutschen Schulrechts, des Jugendhilfegesetzes, etc. Diese ändere ich jedoch nicht mit lautem Getöse. Sondern trage still und fein ein kleines Scherflein bei...



    Musikalische Grüsse von der Katze




    P.S. Ich möchte wirklich keine Neuauflage des schrecklichen Streitthreads, deshalb lass` uns hier nicht polarisieren...

    Musik ist die Stenographie des Gefühls.
    Tolstoi

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