Liebe Katze mit Hut,
du hast mein volles Mitgefühl. Es ist traurig, dass manche Leute offensichtlich gar nicht für den Lehrerberuf geschaffen sind, wie diese Klassenlehrerin offensichtlich, und andere KollegInnen darunter leiden müssen.
Kannst du den ggf. auf die Unterstützung des Schulleiters / der Schulleiterin zählen? Dann würde ich um ein Gespräch bitten, zunächst ggf. alleine mit der Schulleitung und anschließend ein gemeinsames Gespräch mit allen KollegInnen, die in dieser Klasse unterrichten.
Das EINE Patentrezept für Disziplinprobleme gibt es ja leider ohnehin nicht. Aber vielleicht helfen dir ein paar Anregungen, wie ich es mache.
Ich selber hatte bisher noch in keiner Klasse Disziplinprobleme, aber das liegt nicht alleine an mir, sondern ist oft auch eine Glückssache. Ich bin an einer Schule, wo alle an einem Strang ziehen und man immer auf die Schulleitung zählen kann. Die Schulordnung wird von den meisten KollegInnen durchgesetzt und beachtet.
Also, ein paar Dinge, die ich im Unterricht beachte:
1) Gerade zu Beginn eines Schuljahres,a ber auch zu Beginn jeder Stunde, bin ich erst einmal sehr streng. Bei mir dürfen die SuS selbstverständlich NICHT essen, nicht trinken, keine Flasche auf dme Tisch stehen haben und auch im Unterricht nicht aufstehen (um z.B. zum Papierkorb zu gehen). Wenn ich eine Klasse neu übernehme, gibt es in der esrten Stunde etwas Gegenwind, aber sie merken sehr schnell, dass ich es ernst meine.
Sobald die Klasse "funktioniert" werde ich auch im Unterricht lockerer. Das geschieht von ganz alleine. Ich finde, das kannst du jetzt auch noch machen. Beginne eine neue Woche mit neuen Regeln. Wenn die SuS z.B. bisher bei dir aufstehen durften, sag ihnen, dass es ab jetzt verboten ist und dass dies eine Konsequenz ihres gemeinsamen Verhaltens ist.
2) Konsequenz. Ich achte immer darauf, dass ich das, was ich angekündigt habe auch konsequent durchsetze.
Wenn deine SuS also sagen "Bei unserer Klassenlehrerin dürfen wir aber früher zum Schulbus", dann würde ich ganz klar sagen, dass ich nicht die Klassenlehrerin bin und es in meinem Unterricht nun mal andere Regeln gibt.
Ich weiß ja nicht, wie deine Stellung innerhalb des Kollegiums ist, aber wenn diese einigermaßen gesichert ist, würde ich die Schulleitung auch um Hilfe bitten, dass die Klassenlehrerin sich bitte auch an die allgemeine Schulzeit/Schulpflicht hält. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder macht, was er will? (Entschuldigung: Ich bekomme schon wieder Schaum vorm Mund :-))
3) Sanktionen: Es ist sehr traurig, aber ich habe festgestellt, dass Sanktionen noch am besten wirken. Also das volle Programm: Wer (auch nur 1 Minute) zu spät zum Unterricht kommt, schreibt die Schulordnung ab und markiert darin, gegen welche Regeln er verstoßen hat und schreibt dazu noch, wie er sein Verhalten das nächste Mal verbessern möchte.
Wer den Unterricht extrem stört, wird des Klassenraums verwiesen. Entgegen vieler Aussagen ist dies legitim, sobald der Schüler das Gefühl hat, er wird beaufsichtigt. Meine SuS wissen ganz klar, dass sie unmittelbar neben der Türe zum Klassenzimmer stehen bleiben.
Wenn ein Schüler des Klassenraums verwiesen wurde, gibt es einen Eintrag im Klassenbuch und eine Mitteilung an die Eltern. Der Klassenbucheintrag ist m.E. wichtig für später eventuell folgende Klassen- oder Teilkonferenzen.
Zudem gibt es Sonderarbeiten für SuS, die stören. Denn sie haben den Unterrichtsstoff ja verpasst. Schon im Zuge der individuellen Förderung habe ich als Lehrer ja Sorge zu tragen, dass der SuS trotzdem alles mitbekommt.
Sollte eine Sonderarbeit nicht erledigt werden, muss der Schüler (nach vorheriger Mitteilung an die Eltern) nacharbeiten. Unsere SuS machen dies entweder vorm Lehrerzimmer (dort gibt es einen Tisch) oder ich nehme den Schüler mit in meinen Unterricht (wenn der Schüler beispielsweise schon frei hat - Randstunden) und ich noch Unterricht habe.
Hier in NRW steht im Schulgesetz §53 sehr detailliert, welche erzieherischen Einwirkungen und Ordnungsmaßnahmen es gibt.
Wie schon gesagt, an unserer Schule halten sich zum Glück alle daran und es gibt auch Unterstützung durch die Schulleitung. Es werden also durchaus auch mal SuS vom Unterricht ausgeschlossen oder vorübergehend in andere Klassen gesetzt. Das wirkte bisher immer. Die Schüler merken, dass jetzt Schluss mit Lustig ist.
Entschuldige, dass meine Antwort ziemlich lang geworden ist. Ich hoffe, es kommt jetzt nicht so belehrend rüber und macht den Eindruck, dass ich denke, ich kriege alles in den Griff.
Im Gegenteil: Ich stehe auch oft ratlos da und frage KollegInnen um Hilfe. Aber vielleicht konnte ich dir ja den ein oder anderen Tipp geben.
Ansonsten drücke ich dir ganz fest die Daumen, dass du etwas mehr Unterstützung auch seitens der Klassenlehrerin erhälst (die scheint es sich ja sehr einfach zu machen - aber den "Typ" Lehrer gibt es leider häufig - klar so gehen sie selber jeder Konfrontation aus dem Weg).