Beiträge von nuit_grise

    Seit dem Kiga geht es mir gehörig auf den Keks, wenn Eltern ihre kranken Kurzen in Kiga/Schule schicken. Ein Kind, dem übel ist, das Fieber hat oder das über Bauchschmerzen / Kopfweh klagt, lässt man daheim! Was das Kind "gerne will" hat damit doch nichts zu tun? Oder lässt man sein Kind im tiefsten Winter in Sandalen raus, weil es das so gerne will?
    Mein Sohn war im Alter von drei bis fünf dauerkrank wegen einer erblichen Immunschwäche und in eineinhalb Jahren keine zwei Wochen am Stück im ersten Kiga, weil dort ständig kranke Kinder unterwegs waren und er brav jeden Infekt mit heimgebracht hat. Im zweiten Kiga war das interessanterweise anders und das hing ganz eindeutig an den Eltern.

    Ich hätte da so manche Mutter erwürgen können, wenn sie am Elternabend flötete, dass sie ihr Kind eben das bisschen "Fieber durchkämpfen" liess und ihm dann den Kontakt zu den anderen Kindern nicht verwehren wollte und doch nicht ahnen konnte, dass das Scharlach sei...*grrr*.
    Dank einer solchen Mutter hatte mein Sohn dann u.a. auch Ringelröteln heimgebracht (und ich neunter Monat schwanger, wir durften uns die letzten drei Wochen panisch meiden, prima, recht herzlichen Dank).
    Ich finde wirklich, dass einige Eltern erheblichen Nachholbedarf haben, auf *andere* Rücksicht zu nehmen bzw. ihr Denken über ihre Bedürfnisse und die "Wünsche" des eigenen Kindes hinausgehen zu lassen.
    In der Schule gibt es da scheinbar *noch* unerfreulichere Steigerungen dieser "Ich-(und-mein-Kind-)Bezogenheit".


    Steffi (noch traumatisiert vom Elternabend)

    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 31.05.2005


    Warum verschaffst du dir nicht deine Informationen aus erster Hand, statt aus "Hörensagen"? So bleiben es Spekulationen.


    *seufz* Volltreffer
    Zunächst war ich verunsichert und ehrlich geschockt über diesen Zwischenfall, weil ich bisher die KL gegenüber den anderen Eltern auch eher in Schutz genommen habe und nun das Gefühl habe, sie nicht richtig eingeschätzt zu haben.
    Mehr Hörensagen ändert daran aber auch nichts.


    Mit so wenig "in der Hand" und so viel im Bauch (den Kopf erwähnen wir besser nicht) wollte ich zwar nicht mit der KL reden, aber drücken geht nicht :( das muss ohne Blabla hintenrum direkt und schnelll angesprochen werden *bibber*.


    Zum Zweiten wollte ich mich mit ein paar sachlichen Infos auf das Elterntreffen vorbereiten.
    Nachdem ich Euch hier so ausführlich das Hickhack ausgebreitet hatte, und die einzelnen Antworten dazu las, kam mir der erhellende Gedanke, dass es nun mal an den Anderen ist, etwas Aktivität zu zeigen und ich mich jetzt mal zurückzulehne und abwarte, was an Forderungen, Ideen etc.pp. geäußert wird und, vor allem, was die Eltern *selbst* zu tun gedenken.


    So, jetzt renne ich noch ne Stunde mit meinen Kindern durch den Wald :) ,
    liebe Grüsse,
    Steffi

    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 31.05.2005 11:15:


    Naja, da ist schon ein Unterschied... ?(


    Im ironischen Sinne ein "Orden" (großer Papier-Anstecker), auf dem stand: "... ist der größte ..... (unfreundliches Wort im Sinne von Störenfried) der Schule."
    Dies soll der Wortlaut gewesen sein, den mir beide Kinder unabhängig voneinander genannt haben (können sich aber auch darüber unterhalten haben).
    Ich rufe heute eine befreundete Mutter an, dass sie ihr Kind bitte auch mal fragen soll, ob die Kinder "Anstecker" tragen müssen/mussten oder so was, weil die Kinder etwas erzählt haben, aus dem ich nicht recht schlau werde...


    Ich will ja keine Stimmungsmache betreiben, wenn sie damit aber ausgelöst wird, nehme ich das in Kauf, weil das einfach entschieden zu weit geht.


    Enja
    Kampagne würde ich das nicht nennen, zielgerichtet ist leider sehr wenig, wobei "andere" Lehrerin an einer sehr kleinen Schule ohnehin keine Option ist (es gibt keine Parallelklasse)....


    freundliche Grüsse,
    Steffi

    Hallo woman123,


    Zitat

    woman123 schrieb am 31.05.2005 09:43:
    Oh, Hilfe.....


    Was für Ungeheuerlichkeiten finden in der Schule statt?


    Schild um den Hals hängen? Das kann ich gar nicht fassen ....


    Ich bin noch ganz erschüttert und versuche auszusortieren, was jetzt zu tun ist.
    Genauer war es ein "Orden", aber ich finde es ziemlich egal, was das war und was darauf stand.
    Ich finde es für alle Beteiligten furchtbar und sehr wichtig, dass den Kindern recht zügig und offen vermittelt wird, dass das nicht richtig war, und dass kein Kind, genauer kein Mensch, eine derartige Behandlung "verdient".


    Zitat

    woman123 schrieb am 31.05.2005 09:43
    Es spricht für die Lehrerin, dass die Eltern jederzeit hospitieren können. Nur kritisieren, aber keinen Gebrauch davon machen, verstehe ich nicht?!? Das ist ein super Angebot...


    Ja, ich weiss nicht, woran es hängt. Diese "hat ja doch keinen Sinn" oder "die kann mich/mein Kind nicht leiden" Aussagen" lasse ich nicht gelten, der Versuch dürfte doch kaum schaden!
    Also, ich schau es mir selbst an.


    Steffi

    Hallo Remus,


    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 31.05.2005 06:45:
    Wenn ihr mehr über ihren Unterrichtsstil rausfinden wollt, müsst ihr schon hingehen. Immerhin dürft ihr spontan und unangekündigt kommen.


    Ja, das sehe ich auch so - bisher dachte ich, das sollten diejenigen Eltern nutzen, die vehement Probleme "im Unterricht" beklagen, aber wenn ich darauf warte, ist das Schuljahr um.


    Ich wollte mir auch als Elternvertreterin die Sache der Einzelnen nicht *zu* sehr zu eigen machen (siehe Hausaufgaben und andere Bereiche), wenn die betreffenden Eltern über das Stadium des Beklagens nicht hinauszukommen scheinen.
    Ich habe allgemeine Gespräche mit der KL geführt, wenn das die Eltern so wollten; in den Gesprächen mit ihr und den Eltern nach Lösungsansätzen gesucht, bislang schien jeder "mach mal" zu denken und sich entspannt zurückzulehnen. Rückmeldungen erhielt ich auch nur auf Nachfrage.
    Aber dieser Zwischenfall ändert das, und ich werde mich reinsetzen und selbst hospitieren.


    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 31.05.2005 06:45:
    In NDS gibt es Erlasse zur Bearbeitungszeit der Hausaufgaben, gerade auch für die erste Klasse.


    Für Bayern konnte ich da nichts in Erfahung bringen. ?(


    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 31.05.2005 06:45:
    Man muss aber langfristig auch überlegen, welche Konsequenzen ein Unterlassen des Nacharbeitens haben wird.


    *nick* das ist das Hauptargument der KL und nicht von der Hand zu weisen.


    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 31.05.2005 06:45:
    Es wäre daher sicher sinnvoll, herauszufinden wodurch bei einigen (allen?) Kindern dieser Nachholbedarf entsteht. Also auch hier würde eine Hospitation Sinn machen.


    *nick*, siehe oben.
    Nicht alle Kinder, im Gegenzug ist gut die Hälfte der Kinder ausnehmend leistungsstark (Aussage KL) und praktisch kein Kind "im Mittelfeld".


    Ich habe bereits zu Anfang des Schuljahres Versuche unternommen, probeweise eine "Hausaufgabenbetreuung" auf die Beine zu stellen. Mit einer Lehrerin in Erziehungszeit und unterstützt durch zwei freiwillige Eltern hätte sich das relativ einfach und unkompliziert realisieren lassen. (Der Testbetrieb wäre durch Spenden finanziert worden, ich hatte auch schon einen möglichen "Sponsor" für die Einkunftsschwächeren in petto).
    Die KL hätte da auch unterstützend mitgewirkt, zeigte sich sogar sehr angetan.
    Leider wurde diese durch die Schulleitung nicht unterstützt sogar explizit nicht gewünscht u.a. weil eine "schuleigene" HS-Betreuung in Planung sei und zum nächsten Schuljahr für alle umgesetzt werden soll
    (soll allerdings "auch" zum angeordneten Nacharbeiten genutzt werden, ob dann da ein Kind freiwillig hinmag bzw. sich von den Eltern hinschicken lässt, wag ich mal zu bezweifeln)
    Im Prinzip stünden keine Räumlichkeiten zur Verfügung (und, etwas ungehaltener: "ich könne das ja in meinem Wohnzimmer veranstalten" *seufz*), versicherungstechnische Schwierigkeiten etc.pp.. also Kommando Bimberle zurück :(


    In einem Fragebogen habe ich abschliessend versucht, Interesse und Bedarf der Eltern genauer und in Zahlen zu ermitteln (falls es doch wieder aufgegriffen wird). Die Reaktion der Eltern darauf war auch irgendwie eigenartig und stand in ziemlichem Missverhältnis zu den hier eingehenden Telefonaten, drei waren begeistert und signalisierten deutlich, dass sie Hilfangebote wünschen, für die möchte ich mich auch weiterhin gerne stark einsetzen, der Rest der Elternschaft, die Probleme bei den Hausaufgaben nennt, erscheint mir ablehnend bis skeptisch und hat nicht unbeträchtliche Anfordungen an die Form der Durchführung (nur erfahrenes, pädagogisch ausgebildetes Personal auf "neustem Forschungsstand"), die mich echt sprachlos machten. Für die Mitgestaltung und Mitarbeit hatten genau diese Eltern *keine* Zeit, alternative pragmatische Lösungsansätze (ausser die Lehrerin soll das so und so machen, diesen Lichteinfall und jenen Blattwinkel beachten) bisher auch gleich Null.
    Es besteht bei diesen Eltern in meinen Augen kein Interesse an einer *gemeinsamen* Lösung und auch mein Helfersyndrom hat seine Grenzen ;) .

    Die Eltern des Kindes, dem ein Schild umgehängt wurde, und das Unterstützung von Dritten vielleicht besonders gut gebrauchen könnte, lehnten das in ausgesprochen aggressiver Form ab, da ich bereits blaue Augen habe, wollte ich nicht genauer nachfragen (kein Scherz, leider).


    Tja, mal sehen, wie es weitergeht....
    Steffi

    Hallo nochmal,
    ich habe als Elternsprecherin der ersten Klasse GS Bayern demnächst ein Elterntreffen (ohne KL, wurde von den Eltern ausdrücklich gewünscht), bei dem auch "Hausaufgaben" und einige von den Eltern stark kritisierte Methoden der Klassenlehrerin Thema sein sollen.

    Es gab Einzelgespräche KL-Eltern und nachdem mich einige Eltern angerufen hatten, hatte ich auch mit der KL schon ein paar Mal gesprochen, auch die Schulleitung ist nun schon auf dem Plan, was denn da los ist, dass in einer ersten Klasse weit nach der "Eingewöhnungsphase" solche Probleme u.a. mit den Hausaufgaben bestehen, aber die Eltern wollten mit einer Ausnahme noch nicht an die Schulleitung herantreten.
    Da die KL sehr "festgelegt" in ihrer Art zu unterrichten ist und auch ziemlich schnell eingeschnappt, sind Gespräche wirklich schwierig.
    Kurzfristig gab es dann nach eingen Gesprächen auch mal Besserungen, aber insgesamt ist die Situation immer noch schlecht.
    Die KL hat vermehrt vorgeschlagen, dass einzelne Eltern auch unangekündigt jederzeit hospitieren könnten, ich habe die Eltern auch gebeten, dieses Angebot zu nutzen, aber leider hat keiner von diesem Angebot Gebrauch gemacht.


    Nach einiger Lektüre hier, bin ich mir nicht sicher, ob einiges, was hier von der KL im Unterricht angewendet wird nicht nur fragwürdig, sondern schlicht nicht zulässig ist.
    Bei einer Sache, die ich erst erfahren habe, bin ich vollends am Rotieren, aber der Reihe nach:


    Hausaufgaben, die nicht erledigt bzw. vergessen wurden, müssen als Strafe doppelt angefertigt werden.


    Generell müssen Aufgaben, die die Kinder in der Schule nicht schaffen, zu Hause nachgearbeitet werden - das ist, besonders für die langsameren Kinder wirklich schlimm, deren Tag fast nur noch aus Hausaufgaben besteht.


    Einige Kinder haben mit dem lauten Vorlesen Probleme, weil es ihnen peinlich ist, die KL spart scheinbar auch nicht an sarkastischen Kommentaren. (das betrifft auch meinen Sohn, der diese Situation wirklich verabscheut - übrigens brachten mich Beiträge in diesem Forum; weiss leider nicht mehr wo, aber vielen Dank an dieser Stelle; darauf, dass seine Leseunlust damit zusammenhängen könnte und seit wir ihn nach eigenem Mass "leise" lesen lassen, klappt das nach etwas über einer Woche schon überraschend gut)


    Die Lehrerin gilt als ausnehmend streng und macht sich gerne auch mal über SchülerInnen lustig. Einige der Kinder (besonders einige Mädchen) haben regelrechte Angst vor ihr, einige der Jungs kommen hingegen ganz gut mit ihr aus (ich kenne zwei, die allerdings zu Hause wenig bis keine "Grenzen" gesetzt bekommen, und nun regelrecht begeistert die Schule besuchen).


    Und jetzt der besonders harte Brocken, der mir im Magen liegt, quasi das Sahnehäubchen, das für mich ein deutliches Ende halbgarer diplomatischer Versuche meinerseits signalisiert:


    Ein "schwieriges" Kind (aus einem problematischen Elternhaus, das sich weder für Kind/er noch Schule etc. zu interressieren scheint, kurz, die Eltern sind eigentlich nicht ansprechbar) musste einen Tag lang ein Schild mit einer *sehr* diffamierenden Aufschrift tragen.
    Woran erinnert mich das bloss *schauder*.
    Ich habe das nur über meinen Sohn erfahren, der mir das kurz vor Ferienende erzählte, weil es ihn so beschäftigte und ihm nachhing, sein Schulkamerad bestätigte die Geschichte (nicht, dass ich ihm nicht geglaubt hätte, aber ich konnte es nicht fassen). Ganz schlimm auch: beide Kinder waren unsicher, sichtlich unwohl bei dem Thema, ob das Kind das nicht "verdient" habe.

    In meinen Augen schreit das geradezu nach Aufklärung...und genaugenommen sollte es doch auch mit der Klasse nochmal aufgegriffen werden (?).


    Wie sieht das vor allem auch schwarz-weiss mit dem bayrischen Schulgesetz aus, kennt sich da jemand aus? Ich habe zwar allerhand heruntergeladen, aber aus dem Schulgesetz allein werde ich zu diesen Themen nicht recht schlau.


    Liebe Grüsse,
    nuit_grise

    Zitat

    Erika schrieb am 29.05.2005 22:18:
    Steffi, dein Beitrag vom 27.5. hat mir gut gefallen.


    Erika
    Ähm, bitte mich nicht als Stichwortgeber verwenden.
    *nach-Merkbefreiung-herumkram*


    müllerin
    Ja, so hätte ich das auch gerne formulieren können


    carla-emilia
    ja, so "klingt" das schon ganz anders und bestätigt vielmehr meinen "ersten" Eindruck aus dem anderen Thread :)

    Hallo Melosine,


    Zitat

    Melosine schrieb am 28.05.2005 12:46:
    Steffi, hast du schon mal in einer 8. Klasse, die zudem schwierig war, unterrichtet?


    Nein, natürlich nicht. Da ich mal davon ausgehe, dass das eine rhetorische Frage ist, vermute ich mal, dass ich gerade in meine "redet-wie-ein-Blinder-von-der-Farbe" Schranke verwiesen wurde ;)


    Dass ich die wenigen Erfahrungen, die ich *persönlich* mit Jugendlichen zwischen 15 und 19 hatte, alles andere als glänzend gemeistert und mich nicht gerade mit Ruhm bekleckert habe, hatte ich ja erwähnt - in diesem Zusammenhang ziehe ich wirklich den Hut vor Jedem, der das täglich aufnimmt und meistert.

    Ich gebe Dir recht, dass ich mich im Interpretieren nach der sehr bedrückenden Lektüre des Spiegel-Artikels etwas habe davontragen lassen.


    Die "Strafen" erschienen hier irgendwie allgegenwärtig und schon so quasi zum Patentrezept für schwierige Klassen präsentiert, von aussen betrachtet wirkt das auf mich einfach nicht stimmig und als mögliche allgemeine Tendez verursacht mir das regelrechte Bauchschmerzen.


    "Konsequenz" eines Verhaltens bewerte ich ganz anders als "Strafe" und betrifft beide Seiten und schliesst auch Willkür weitgehend aus - naja, seis drum, das wurde ja in den anderen Threads wirklich schon umfassend erörtert.


    Das schöne Wetter ruft :D


    liebe Grüsse,
    Steffi (Hochsommer im Mai )

    Hallo Erika,


    ich hatte die Details zur Veranschaulichung möglicher anderer Anschauungen als der Deinen (die Du aus einem oder einhundert Fachbüchern gewonnen haben magst) gewählt, und nicht, um hier in einem Lehrerforum eine Diskussion ausfühlichst auszubreiten, die diesen Rahmen deutlich sprengt.


    Audiatur et altera pars.


    Was ich persönlich belächle oder bekämpfe oder inwieweit ich mit oder gegen den Strom schwimme, gemeinhin auch, welche Positionen ich „en detail“ als Mensch dabei beziehe, dürfte und sollte meinem Beitrag kaum zu entnehmen sein.


    Freundliche Grüsse,
    Steffi

    Zitat

    carla-emilia schrieb am 24.05.2005 15:45:
    Hallo,


    mir geht es ja im Prinzip ganz genauso: Ich habe am Anfang nicht gleich zu massiven Strafen gegriffen und habe jetzt die Quittung dafür. Die Schüler sagen mir genauso offen wie euch, dass sie keinen Respekt vor mir haben und dass ich mich nicht durchsetzen kann. Respekt verschaffen kann ich mir demzufolge offenbar nur durch von Anfang an konsequent verteilte Strafen bzw. durch sehr strenges Auftreten.


    Hallo Carla,
    nur weil Du nicht gleich zu "massiven Strafen" gegriffen hast, ist die Situation sicherlich nicht "eskaliert"; wenn es sich ansatzweise so abgespielt hat, wie Du es in den anderen Threads beschrieben hast, dann redest Du Dir das nun allzu schön.
    Wenn Du in Strafen Deine einzigen "Waffen" und Möglichkeiten der De-eskalation zu haben glaubst, habe ich Deinen Beitrag in der Tat falsch gelesen und auch beantwortet.
    Ein "Wettrüsten" ist da nicht unwahrscheinlich (und liegt in meinen Augen auf dem gleichen Reife-niveau), und der "Stärkere" setzt sich dann durch. Du hast Deinen Gegenüber dann gezwungen, zu tun, was Du möchtest.
    Mit Respekt, der damit angeblich errungen wird, hat das nichts zu tun.
    Inwieweit das mit unserem demokratischen Grundverständnis zu vereinbaren ist, sei mal dahingestellt.


    Respekt erwirbt man - zumindest als Elternteil - gegenüber Kindern, in dem man ihnen und sich selbst Respekt gegenüberbringt, sprich auch, genau abgrenzt und ausdrückt, was man möchte (dazu muss man es allerdings auch *wissen* und nicht versuchen, sich diese Entscheidung abnehmen zu lassen) - und klare, sinnvolle Regeln für ein gemeinsames Miteinander aufstellt, die allerdings für alle gelten (nicht nach dem beliebten wie antiquierten "quod licet jovi noch licet bovi" - Prinzip ). Je nach Alter der Kinder können einige dieser Regeln "mitgestaltet" werden, aber eine klare Linie muss in meinen Augen von den Erziehenden vorgegeben werden, auch wenn man die Kinder als Menschen ernstnimmt, die "genauso viel wert sind, wie ein Erwachsener", hat man eben die Aufgabe, Ihnen das ein oder andere beizubringen und mitzugeben, bevor sie ihre eigenen Wege einschlagen können.
    Eltern/Erziehende sollten in dem was sie tun auch "authentisch" sein, und in der Lage, den Kurs immer mal wieder zu überprüfen, durchzudenken, hin und wieder zu korrigieren, und, wenn man übers Ziel hinausgeschossen ist, auch Fehler offen einzugestehen.

    Wenn Du die Schüler nun lediglich als Deine Feinde betrachtest, weil Sie auf Deine anfängliche Nettigkeit nicht eingegangen sind, nimmst Du *Dir* in meinen Augen jegliche Chance, aus dem "Dilemma" etwas mitzunehmen.


    Ich war ohne jegliche pädagogische Vorbereitung vor einem Haufen "schwieriger" Jugendlicher (Lehre abgebrochen, Drogen, Alkohol, vorbestraft, arbeitslos usw.) sollte Ihnen ein paar Wochen EDV beibringen und dachte, sie müssten ja ganz glücklich sein, etwas von mir zu lernen. Ich hatte gelernt, meine unterschiedlichsten Kurse mit Erwachsenen nach anfänglichen Schwierigkeiten recht gut aufzubauen und zu gestalten, hatte nach viel erfreulichem Feedback auch das Gefühl, darin ganz gut zu sein. Genaugenommen hatte ich aber von *echten* Jugendlichen nicht die geringste Ahnung.
    Mein kumpelhafter Einstieg ging erst mal gründlich schief und ich versuchte halbherzig einen oder zwei furchtbare Tage lang auf "autoritär" - die Schüler fanden es übel, fügten sich aber murrend - aber da ich nie das sein wollte, was ich meine Schülerlaufbahn über aufrichtig gehasst hatte, merkte ich recht schnell, dass das so nicht geht; ich fand mich einfach ekelhaft. Wir haben uns dann noch irgendwie zusammengerauft und sogar noch eine leidliche "Kurszeitung" zustandegebracht, aber alle waren froh, als der Kurs endlich vorbei war.
    Ich hatte irgendwas falsch gemacht, denn der Kursleiter, ein eher lockerer und lustiger Typ, kam mit den gleichen "schwierigen" Jugendlichen ganz gut klar, vielleicht hatte er aber auch von vorneherein eine andere Einstellung und auch keine *Angst*. Der nächste Jugendkurs, für den ich leider den Vertrag zuvor schon unterschrieben hatte, wurde sogar noch schlimmer und ich merkte, ich bin hier falsch. Vielleicht bin ich aber schlicht mit ganz falschen Erwartungen an das herangegangen.


    Achso "Mogeln" - ähm - hast Du nie gemogelt, gespickt, getrickst oder versucht, was rauszuhandeln? Hast Du Dich nicht aufgelehnt, in Frage gestellt, provoziert oder auch mal richtig daneben gegriffen und dann erst recht noch mit großer Klappe eins draufgelegt? Das gehört nunmal zum Prozess der "Selbstfindung" dazu (bei den autoritär erzogenen sicherlich noch heftiger).
    Das war schon immer so (meinte schon Herr Sokrates) und wird sich vermutlich auch in den nächsten 100 Jahren nicht ändern.


    In den Jammer-Kanon der schlechtesten Jugend aller Zeiten einzustimmen, wird sicherlich Keinem nützen, der mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat - und den Kindern ganz gewiss auch nicht.
    Freundliche Grüsse,
    Steffi (lehnt sich nun zwar schrecklich weit aus dem Fenster, aber dieses selbstgerechte Strafengerede ist wirklich furchtbar)

    Zitat

    gemo schrieb am 26.05.2005 01:53:
    Lösung ganz einfach:


    Wer nach Lehrerstudium und Referendariat mit 8-Klässlern über längere eit nicht zurecht kommt, ist im falschen Beruf tätig.
    Da helfen auch harte Noten nichts. Oder willst Du die Schüler noch mehr gegen Dich aufbringen ?


    Alles Gut für die Berufssuche, eorg Mohr


    Harte Worte, so aus der Ferne...
    "harte Noten" habe ich der Diskussion als Option gar nicht entnommen, ich dachte, die abgegebene Klasse hatte zu Anfang schlechte Noten *grübel*- warum soll ein "Kurswechsel" zu einem klarer geregelten Unterricht (wie auch immer der dann en detail aussehen mag) denn nicht möglich sein, wenn z.B. konsequent und ruhig auf die Einhaltung der Regeln geachtet wird?
    Unsicherheit wird von Jugendlichen (besonders, wenn sie vielleicht mit ihren eigenen Unsicherheiten und Ohnmachten zu kämpfen haben) bestimmt schnell entdeckt, aber ist das automatisch dann gleich eine Nichtbefähigung für den Lehrberuf, sich eine vermeintliche Blösse gegeben zu haben?
    Hat hier noch keiner vor der Klasse mal warum auch immer den Respekt verloren und es so lala wieder hingebogen, aus der Erfahrung allerhand mitgenommen und im nächsten Mal einige Dinge anders gemacht?


    ?( *neugierig* Steffi

    Hallo Carla-Emilia,


    auweia, das klingt alles ziemlich heftig.
    Ich kann Dir nur bedingt als Elternteil antworten, weil meine Kinder noch so klein sind - ich habe einige pubertierende Jugendliche in meinem Umfeld und ein paar lebhafte Erinnerungen *hüstel* an meine eigenen Heldentaten aus dieser Zeit :rolleyes:.

    Wenn ich die Berichte aber eher auf die für mich derzeit aktuelle Kleinkind-Erziehung *ächz* beziehe, dann klingt das für mich alles sehr danach, als sei die Zeit der Diskussion vorbei und als sei jetzt Handeln gefragt.
    Vielleicht sollten sich "Vergünstigungen" samt und sonders auch erst einmal wieder erarbeitet werden


    Ein gewisses Mass an Anstand und Respekt ist für den menschlichen Umgang unerlässlich und das steht Dir - wie jedem anderen - einfach zu, dafür musst Du Dich nicht rechtfertigen.


    Dass Du "Deine" individuelle Methode, mit dieser Situation und dieser speziellen Klasse so umzugehen, dass es passt, nicht auf Anhieb gefunden hast, kann man Dir meines Erachtens auch von Elternseite nicht zum Vorwurf machen.
    Ich glaube auch nicht, dass Du damit Deine Lehrbefähigung in Frage stellen solltest.


    Du kannst den Eltern die Entwicklung ja kurzgefasst mitteilen und eben auch die sich daraus ergebenden Konsequenzen, bzw. die nun geltenden Regeln für die Schüler im Unterricht, die gelten, bis ein Zustand erreicht ist, in dem Lernfortschritte sichtbar sind (zugunsten der Schüler, die lernen möchten und ein Interesse an einem guten Abschluss haben).


    Bei einer so belastenden Situation glaube ich nicht, dass Du die Eltern, die dafür kein Verständnis haben oder diesen Kurs nicht mittragen wollen, "hintenrumheben" solltest.


    Du hast mit viel Verständnis für die Schüler offensichtlich versucht, die Schüler in die Gestaltung einzubeziehen, hast den Diskurs gesucht und sie habens verbockt.

    Ich wünsch Dir viel Glück und Kraft,


    liebe Grüsse,
    Steffi

    Hallo Erika,


    grundsätzlich finde ich es prima, aus Sicht des Betroffenen den Versuch zu unternehmen, den anwesenden Lehrern eine Thematik nahezubringen, die in der aktuellen Berichterstattung hauptsächlich durch emotionsgeladene und schlecht bzw. schlampig recherchierte Panikmache präsentiert wird.


    Soweit ich mitbekommen habe, sind zwar an vielen Unis und PHs diese Themen sehr präsent, aber der Forschungsstand, z.B. bei ADS hat ja gerade auch eine sehr rasante Entwicklung (tomographische Darstellung der Hirntätigkeit bei ADSlern - komplett andere Bereiche übernehmen die "Aufgaben" als bei "nicht-ADSlern" ) und aktuelle Erfahrungen Betroffener, die sich intensiv damit befasst haben, können da sehr hilfreich sein.


    Wie Enja habe aber auch ich meine Probleme damit, Deine Sicht von ADS und Co auf Grundlage Deiner Erfahrungen (die Dir hier sicherlich niemand absprechen möchte!) derartig pauschal von Einzelfall/Einzelfällen auf alle zu beziehen bzw. die Sicht einer Therapeutin oder die Sichtweisen und Theorien eines Fachbuches als unumstössliche Wahrheiten zu akzeptieren.


    Sie haben sich für Dich als wahr und hilfreich erwiesen - prima, wenn Du damit Deine Situation verbessern konntest.


    Aber nur ein Detail als Beispiel: wenn sich bei Dir bzw. Deinem Kind beispielsweise eine medikamentös gestützte Verhaltenstherapie bei ADS als nicht hilfreich erwiesen hat, so ist es doch sehr vermessen, daraus zu folgern, sie sei grundsätzlich keine Lösung oder insgesamt nicht hilfreich.


    Ich habe schon einige fachlich fundierte Beiträge und Studien gelesen, die Einigem, das Du hier erwähnst, komplett widersprechen.
    Zu jeder These gibt es eine Gegenthese, bei jeder Studie sollte meines Erachtens genau hingeschaut werden, wer wann warum und bei wem wonach getestet hat und unter welchen Bedingungen. Ebenso Theorien zu Entwicklung und Erziehung.


    Eine "Daseinsberechtigung" haben sie alle (die Gedanken sind ja bekanntlich frei ;) ).


    Sicherlich kann jeder bei der Lektüre von Erfahrungsberichten, Studien und Fachbüchern, die sich mit der Thematik befassen, wichtige Anregungen für den Erziehungs- bzw. Schulalltag mitnehmen.


    Mit kritischem Hinterfragen kann dann jeder selbst entscheiden, was er für sich und seine individuelle Situation annimmt und was nicht und welcher Folgerungen er daraus zieht.


    Die Erfahrungswelt des Einzelnen hat auch einen Wahrheitswert (ist eben relativ ;) ) - genau wie sie Dir keiner absprechen kann, solltest Du sie den hier Anwesenden ebenfalls zugestehen.


    Freundliche Grüsse,
    Steffi

    Weil es mir in diesem Zusammenhang passend erscheint: wir haben einige Lehrer (insbesodnere Gymnasium) im Bekanntenkreis.
    Zu Anfang haben sie beklagt, dass viele Lehrer eine Note "herunter" korrigierten, wenn der Schüler in anderen Fächern auch schlecht sei (nach dem Motto: das kann wohl nicht sein, hat abgeschrieben etc.pp.), umgekehrt sei aber auch der "primus bonus" üblich, dass die guten Schüler einen "Ausrutscher" eher wohlwollend benotet bekämen. Gemeinhin werde das im Kollegium abgesprochen und ein schleichender Druck ausgeübt (je nach Schule war dieser Druck dann auch mal ganz und gar nicht "schleichend", sondern sehr direkt).
    Uns ist in Gesprächen nun aufgefallen, dass einige der Lehrer, die das vor einigen Jahren noch beklagt haben, nun allmählich nach ähnlichen Maßstäben bewerten ("bei mir hatten das letzte Mal über die Hälfte aller Schüler zwei Punkte, aber die sind in anderen Fächern ja auch schlecht..." ).

    Sicher kennen viele hier die Untersuchungen bzw. Tests des Max-Planck-Instituts mit dem Zusammenhang von Einschätzung der Schülerleistung durch eine von den Wissenschaftlern vor Testbeginn den Lehrkräften mitgeteilte Klassifizierung der Schüler ("ihre Klasse ist vom Leistungsniveau her schlecht/durchschnittlich/sehr gut", dabei waren alle Testgruppen vom Leistungsniveau her ausgewogen im Mittelfeld), die sich nach einem längeren Zeitraum bei den Schülern in den erbrachten Leistungen (nicht nur deren Einschätzung!) in grossem Maße bewahrheiteten, obwohl das Leistungsniveau vor Testbeginn bei den Testklassen verhältnismässig "gleich" war.


    Der Mensch glaubt zunächst einmal eben das, was er glauben möchte, das geht Lehrern so wie allen anderen Menschen ;) und es erfordert kein kleines Mass an Anstrengung, dem entgegenzuwirken.
    Darüberhinaus spielt die Einschätzung des Lehrers, was der Schüler kann oder zu leisten bereit ist, keine kleine Rolle - wer als "Dummkopf", Klassenkasper oder Träumsuse behandelt wird, tut sich schwer, aus seiner Ecke mal wieder herauszukommen - wenn er nun ein Fach gefunden hat, in dem er - warum auch immer - aufgeht und auch hier die Bewertung den restlichen Fächern angeglichen wird, wird er nur an einer neuen Schule noch eine Chance haben, aus dieser Schublade mal herauszukommen.
    Wenn nun aber seine Beurteilung an die neue Schule weitergegeben wird, ist es schon Glücksache, auf einen Lehrer zu treffen, der sich davon nicht beeinflussen lässt.


    Ich halte in diesem Zusammenhang die Weitergabe von Schülerakten, insbesondere mit persönlichen Verweisen, für enorm bedenklich.


    Beim neuen Grundschul-Zeugnis in Bayern, in denen der Schüler nun *sehr* persönlich und umfassend bewertet werden muss, wird es mir in diesem Zusammenhang fast schlecht, hier werden regelrechte "Profile" der einzelnen Kinder angelegt, auch aus Sicht meines laienhaften Verständnisses von Datenschutz erscheint mir das mindestens "grenzwertig".


    Von ihrer Akteneinsicht machen die allerwenigsten Eltern Gebrauch (die meisten wissen doch gar nicht, was da wo gesammelt wird, oder gar, dass sie da hereinschauen und diese kopieren dürfen - ähnliche Praxis wie noch vor einigen Jahren in den Krankenhäusern) - und wie sich dann gegen eine Weitergabe von was wehren? Von dem Elternbeirat, der teilweise schon jahrelang dabei ist, hat (ausser mir Gestörten :) ) noch keiner Schulordnung, Schulgesetz, Lehrplan etc. angeschaut...


    In meinen Augen sind das enorm "empfindliche" Daten, vom verantwortungsbewussten Umgang als Regel auszugehen, halte ich für leichtsinnig und wiegt die möglicherweise hilfreichen Anteile m.E. auch nicht auf.


    Förderbedarf muss doch mit den Eltern abgesprochen werden
    und auch die sollten entscheiden dürfen, was unternommen und - vor allem - an Dritte weitergegeben wird.
    So wünschenswert das in manchen Fällen sicher wäre, es gibt keine Handhabe, Eltern zur Förderung zu zwingen. Das kann man auch nicht unter der Hand durch Aktennotizen umgehen.

    Dass die Schule als am Verhalten des Schülers "schuldig" eingestuft wird, damit muss die Schule und müssen die Lehrer leben (damit müssen ja auch alle Eltern leben "Du bist schuld - finde Dich damit ab ;) ), das geht jedem Angestellten einer Reklamationsabteilung so.
    Ob er sich zu Hause diesen Schuh auch anzieht, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt.
    So lange über Schuldfragen diskutiert wird, wird die Lösung des Problems sicher nicht angegangen, eher wird versucht, es hin und her zu schieben.
    Auf meine Frage bei einer Informationsveranstaltung der Grundschule wurde mir versichert, dass diese Daten noch(!) nicht per EDV erfasst werden. Eine zentrale Erfassung davon - nicht auszudenken (das dürfe aber auch in Bayern gegen den Datenschutz verstossen, hoffe ich doch mal).


    Nur meine 2 cents zum Thema,
    Steffi

    Hallo Referendarin,


    hmm - schade eigentlich, dass keine Stelle gibt, die die Erfahrungen der Junglehrer und Referendare sammelt, was sie an ihrer Ausbildung vermissen bzw. für die Praxis auch brauchen könnten, da würden vielleicht sehr aktuelle und brauchbare Ergebnisse herauskommen, so ganz ohne Studie von "Experten" mit Powerpoint-Folie :P...
    Na, seis drum, nur ein Gedanke, der mir in diesem Zusammenhang kam ;)


    Ich finde Enjas Ansatz mit den Zielen klingt richtig gut. Teenies, die weder Grenzen kennen, noch Verantwortung oder Pflichten übernehmen mussten und bequem im Elternnest sitzen, haben ja oft keinen Schimmer, was sie in der großen bösen Welt erwartet. Warum also anstrengen und Hausaufgaben machen?
    Kein Bock in der Schule kann man sich in vielen Ländern schlicht nicht leisten und die Kinder in "ärmeren" Ländern scheinen das auch zu wissen...
    Meine Nichte hat an der Realschule erst dann die Kurve gekriegt und etwas Coolness abgeschüttelt, als ihr klar wurde, dass sie eben nicht eine "zugeschusterte" Ausbildung in Onkels Betrieb bekommt und vom Netz aufgefangen wird, sondern dann selbst sehen muss, was sie mit ihrem miserablen Notenschnitt bekommt - Himmel, vielleicht sogar *arbeiten* muss, mit ihren Händen und so *grins*.
    Wozu Ehrgeiz entwicklen, wenn Mami und Papi alles regeln und es daheim so bequem ist?
    Klar gibt es die Fälle, die so stur auf "mir-doch-alles-sch**egal" geschaltet haben, dass das auch nichts mehr bringt, aber vielleicht würde ein Szenario, was in Eurer Region mit einem sehr schlechten Realschulabschluss bzw. abgebrochenen möglich ist, das ein oder andere Lämplein aufgehen lassen.

    Computerkable wegnehmen finde ich gar nicht so optimal, die Oberhand wird diese Mutter jetzt kaum noch gewinnen können, da wirkt das doch eher lächerlich.
    Was sie vielleicht machen kann, ist *ihrem* Egoismus mal nachzuforschen und den Sprössling das Nest nicht zu bequem zu machen, etwas für sich tun. Für alles andere ist es in meinen Augen schon Jahre zu spät...
    Als Lehrer würde ich von einem solchen Elternteil nicht viel erwarten und auch nicht "raten" (finde ich auch gefährlich, wie woman123 schreibt).
    Es klingt nicht danach, als wäre diese überforderte Mutter Ihrem "Kind" gewachsen; wie sie da noch was retten kann, kann sie bestenfalls selbst herausfinden, wenn sie mal auf die Suche geht, warum sie ihrem Kind keine Grenzen setzen konnte...


    Finde es übrigens auch prima, dass Du da Elternmeinungen einholst, aber lass es Dir nicht zu nahegehen.
    liebe Grüsse,
    Steffi

    Hallo Melosine,


    wir wohnen in Bayern, ziemlich auf "dem flachen Land" - also jwd in jeder Hinsicht ;) .
    In ganz Bayern gibt es keine Reformschule. Der Link Deiner Schule funktioniert leider nicht, aber ich hab ihn mir mal gemerkt.
    Soweit ich weiss, versuchen die Grünen in München gerade da einzuwirken, dass sich dort eine etabliert, aber in München hat man in meinen Augen ohnehin schon sehr viel Auswahl.


    Wir hätten eine Waldorf-Schule in 30km Entferung zur Auswahl gehabt, aber obwohl ich von dem Kindergarten ehrlich begeistert bin, konnten wir uns, auch als "Techniker", an der Schule nicht "sehen".
    Da ich eine ausgeprägte Esoterik-und Dogma-Allergie habe :D kann ich mich mit einigen der dort (jede Waldorf-Schule ist ja anders!) herrschenden Ansätze auch nicht so recht anfreunden.

    Einzige Alternativen sind da zwei Privatschulen, die im weitesten Sinne nach Montessori arbeiten - aber denen waren *wir* wiederum zu weit weg bzw. haben sie ellenlange Wartelisten, auf denen die jwds nun auch nicht gerade bevorzugt werden, weil sie sich gar nicht vorstellen konnten, dass das irgendjemand, der noch ganz richtig im Kopf ist, freiwillig antut.


    Da mein Mann sich demnächst (im Verlauf des Jahres) einen neuen Arbeitsplatz sucht, ist das Thema Umzug vielleicht gar nicht so abwegig und Schule ist da durchaus ein Kriterium - warum nicht auch nach Hessen (die Sprache kann man ja sicherlich lernen :D ), wäre langsam auch mal wieder ganz gerne in der Nähe "meiner Leute" (nördliches Bawü) oder etwas mehr in Stadtnähe ...
    Ich behalte das mal im Hinterkopf, auf das Konzept der Reformschule werde ich noch mehr als ein flüchtiges Auge werfen.
    liebe Grüsse,
    Steffi

    Hallo Erika,


    danke für Deinen Beitrag. Von diesen schlimmen Leidens-Geschichten begabter, lerneingeschränkter oder verhaltensauffälliger Kinder habe ich schon einige gehört und gelesen, natürlich sind das die Zunkunftsvisionen die Eltern zu Recht Angst machen. Dann haben mein Mann und ich natürlich auch unsere eigenen "Schulgeschichten" - auch wenn sich in den Jahren viel getan hat, hat mensch da noch so manchen Horror im Hinterkopf. Da jede Geschichte und jedes Kind sehr individuell ist, nehme ich Anteil daran, versuche aber nicht allzu viel davon auf unsere Situation zu übertragen.


    Informationen in den Wind zu schlagen ist ignorant, aber Angst und Sorge sind schlechte Erziehungsratgeber.


    Andererseits muss ich das "in-sich-zurückziehen" Ernst nehmen. Mein Kind passt sich gerne an und macht über vieles nicht unbedingt viel Worte, so dass ich nun schon bei den Anzeichen von Kopfweh, Müdigkeit, Niedergeschlagensein alarmiert war und an mehreren Stellen Rat gesucht habe - so auch hier.


    Wie Schule sein könnte - darüber können sicher auch viele Lehrer ins Träumen geraten, aber sofern wir nicht in Nischen der Alternativkonzepte ausweichen (-können, so wir sie uns denn leisten können, wir zu ihnen passen und sie vor Ort zur Verfügung haben), müssen wir uns mit der Schule und auch den Lehrern/ Eltern abfinden, die wir haben; versuchen, im Kleinen etwas zu bewegen.
    Im Zweifelsfall werde ich natürlich, bei aller Kompromissbereitschaft und allem Verständnis, zu meinem Kind halten. Wenn es gar nicht anders geht, ich den Eindruck habe, dass er leidet, ohne dass wir irgendwie Abhilfe schaffen können, wird er die Privatschule in 35km Entfernung besuchen. Auch dort wird vermutlich kaum alles Sonne sein, es ist immer ein abwägen, wo das Gras gerade grüner zu sein scheint ;)


    Aber auch mit dem besten pädagogischen Konzept und mit den engagiertesten Lehrkräften und klärenden, offenen Gesprächen wird bei ihm eine Rest-Unsicherheit verbleiben, dass möglicherweise an ihm etwas nicht "richtig" bzw. nicht "normal" ist, dass er nicht die gleiche Schule besuchen kann wie "alle anderen" bzw. seine Freunde oder - im Umkehrschluss - dass mit allen anderen etwas nicht "richtig" ist (ein Geisterfahrer? Tausende!).
    Beides sind in meinen Augen Ansätze, die einen Fahrschein zum Unglücklich-sein in der Gemeinschaft bedeuten.


    Wenn er sich hingegen hier mit Hilfestellung von uns "durchbeisst", vielleicht nebenbei in der Erfinder-Werkstatt mit anderen Kindern mit gleichen Interessen austauscht, aber genauso auch weiterhin mit den Kindern vom Ort spielen und sich treffen kann, dann wird er es auch an der nächsten Schule leichter haben, daraus gestärkt und mit einigen Strategien hervorgehen.
    Es ist eben ein dünner Grad, den wir da wandern...
    liebe Grüsse,
    Steffi

    Hallo Melosine,


    Das klingt nach einem interessanten Schulkonzept und einer sehr engagierten Lehrerin!


    Ganz klar sind andere Fertigkeiten und Fähigkeiten nicht weniger wichtig (z.B. motorische, er macht jetzt zwei Mal die Woche Kampfsport - nicht um blaue Augen zu verteilen, sondern für Konzentration, Koordination und auch fürs Selbstbewusstsein).


    Unser Kind braucht keine Spitzenleistungen zu vollbringen - Mühe geben ist aber schon angesagt - besonders in den Bereichen, wo es noch hapert.


    Aus eigener Erfahrung weiss ich aber, wie schmerzhaft es sein kann, wenn man zu extrem unter seiner vermeintlichen "Leistungsfähigkeit" bleibt, möchte seine Begabung also nicht komplett ausser Acht lassen - ob er das auch so empfinden würde, kann ich nicht genau einschätzen, aber wir bemühen uns eben um etwas Ausgewogenheit.


    Ich hab mich vor ein paar Jahren schon geweigert, meinem Kind irgendwelches "Feuilleton-Wissen" in den Kopf zu schieben oder zu "trainieren" (es gab da einige im Familienkreis, die mir das angeraten haben, bei elterlichem Dauer-Schlecht-Gewissen überlegt man ja stets, ob es das Richtige ist, wenn man irgendeinen Unsinn unterlässt, der einem angeraten wird), weil das m.E. zum Kind-sein nicht dazugehört.
    Aber auf seine Fragen habe ich mich bemüht, so gut wie möglich zu antworten.
    Meine Nichte kann mit neun Jahren noch nicht Fahrrad fahren, aber angeblich hat sie mit vier lesen gelernt, was sie leider auch jedem erzählt (das schafft bestimmt gute Freunde in der Schule... :rolleyes: ) - na toll, Kinder als Spielball der erwachsenen Eitelkeiten :(

    Leider haben sich zwischenzeitlich bei uns ja schon ein paar Problemchen eingestellt, vielleicht bewerte ich die gerade über, aber ich kann natürlich auch nicht einfach darüber hinweggehen, dass die Lehrerin sich überfordert fühlt und mein kleiner Chaot abbaut und vielleicht sogar resigniert.


    Heute konnte ich noch einmal etwas entspannter mit der Lehrerin sprechen (mit vielen Infos im Hinterkopf :) ) und sie erzählte mir, dass sie Kinder in der Klasse hat, die an den Fingern abzählen und andere, die das eben zackzack machen oder sich langweilen, aber praktisch kein Kind im mittleren Bereich.
    Sie will ihn dann auch erst zum Ende des Jahres springen lassen - "schnuppern" in diesem Jahr, nur Teilnahme am Matheunterricht, anderer Mathestoff im gleichen Klassenverband - all das ist lt. ihrer Aussage leider organisatorisch unmöglich :( .
    Das ist sehr schade.
    Ich konnte, glaub ich, meine Bedenken ganz gut rüberbringen und wir haben uns auf einen runden Tisch aller Beteiligten geeinigt, bei dem alle Möglichkeiten durchgespielt werden, bevor irgendwas entschieden wird - und - was das Allerbeste ist - er darf sich jetzt, wenn er seinen Kram fertig hat, ein Rechenheft holen (andere holen sich ein Lesebuch) und auch seine Knobelbücher von daheim mitbringen.
    Ein gewisses Mass an Arbeitsblättern muss erledigt werden, ansonsten kann er etwas freier arbeiten.
    In meinen Augen ist das ein sehr grosser Schritt und wir sind erst mal ziemlich froh, dass einiges in Bewegung geraten ist.
    :D


    liebe Grüsse und auch nochmal ein Danke in die Runde für die zahl- und sehr hilf-reichen Antworten bis dato,
    Steffi :)

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