Als ich Schüler war: Eine gebundene, für mich verpflichtende Ganztagsschule hätte bei mir zur Totalverweigerung geführt. Ich war kein schlechter Schüler, hatte ein ganz gutes Gedächtnis, tat mich leicht mit Lernen. Ich war also so gegen 15 Uhr mit allen Schularbeiten locker fertig. Dann raus und irgendwo mit Freunden spielen. Das hat auch dazu geführt, dass wir in der Gruppe lernten, uns selbst zu beschäftigen und Konflikte innerhalb der Gruppe ohne "Betreuungsperson" zu lösen.
Ich glaube, dass das heute für einige Kinder auch noch so gilt.
Mittagessen: da es am Gymnasium Nachmittagsunterricht gibt, wurde ein Mittagessen schon zu Zeiten angeboten, als Ganztag noch gar kein Thema war.
Ganztagsschule hilft nur den Kindern wirklich, die Probleme haben und zu hause - aus welchen Gründen auch immer - nicht die notwendige Unterstützung bekommen können.
Als konservative alter Knacker tu ich mich aber auch etwas schwer damit, dass man Kinder in die Welt setzt und dann so schnell es geht in eine Betreuung oder eine Ganztagsschule abschiebt, weil man Ruhe haben will oder Karriere machen will (ich rede nicht davon, wenn man arbeiten MUSS, weil das Geld sonst nicht reicht!).
Von daher halte ich die offene Ganztagsschule für die beste Lösung. Die, die sie brauchen, können sie nutzen. Die, die sie nur an ein oder zwei Tagen in der Woche brauchen, können sie nutzen. Die, die sie nicht brauchen, müssen sie nicht in Anspruch nehmen.
Aber alle Ideen setzen voraus, dass genügend Geld für vernünftige Förderung und Betreuung da ist - das können nicht die Lehrer auch noch übernehmen (8-13 Uhr Unterricht, dann Betreuung bis 16/17 Uhr und dann noch Vorbereitung und Korrektur - das klappt einfach nicht).
Ich kenne einige Schulen in der Gegend, die ein gebundenes Ganztagsangebot einführen wollten und nach 1-2 Jahren wieder auf offen umgestellt haben, weil es nach gebunden nicht genug Nachfrage gab. Da ich aber in einer etwas konservativeren Gegend lebe, mag das auch damit zu tun haben, dass viele Mütter einfach erst einmal zu hause bleiben ... oder es den etwas älteren Kindern dann auch zutrauen, alleine den Nachmittag zu überleben ... oder die Nachbarin bitten, ein Auge auf die Kinder zu haben. Diejenigen, die dann wirklich zusätzliche Förderung am Nachmittag brauchen, nutzen die offene Ganztagsschule, die auch noch den Vorteil hat, dass man sie recht flexibel nutzen kann und nicht jeden Tag rein muss (wenn Mama/Papa also dann mal einen Tag Zeit haben oder das Kind bei Freunden sein könnte, dann man auch weg bleiben).