Beiträge von DeadPoet

    Da einige der hier angesprochenen Maßnahmen bei uns nicht erlaubt sind, reagiere ich da anders. Wenn SuS in der Oberstufe nicht aufpassen, aber andere nicht stören, lass ich sie in Ruhe. Die ganz natürliche Konsequenz gibt es in der Klausur oder in der Abfrage.
    Wenn sie andere stören stelle ich eine Frage, die man beantworten können muss, wenn man die letzten Minuten aufgepasst hat. Können sie das nicht, warne ich einmal mit Hinweis auf Unterrichtsbeitragsnoten und darauf, dass das Schülerverhalten stört. Sollte ich sowas ein zweites Mal in der Stunde machen müssen, gibt es die 6 bzw. 0 Punkte (oder was auch immer ihre Antwort wert ist, kann auch eine 5 sein, besser ist es meist nicht). Die meisten SuS kapieren die Botschaft ganz schnell.

    Wie gesagt - passend finde ich hier, dass die Opfer gehen müssen (warum nicht die - bekannten! - Täter? Warum nicht die Erzieherinnen, die ganz offensichtlich ihre Aufsichtspflicht verletzt haben? Dass die betroffenen Eltern monatelang Stunk machen müssen, um überhaupt etwas zu erreichen, spricht doch Bände!), um einen nebulösen "Frieden in der Einrichtung" wieder herzustellen. Erinnert mich irgendwiestark an Dürrenmatts "Physiker", Auftritt Missionar Rose, nachdem im Sanatorium zwei Krankenschwestern ermordet worden sind: "Ein wahrer Gottesfriede herrscht in diesem Haus"...Gut, das hätte auch in einer staatlichen Einrichtung passieren können; das sei zugegeben. Dennoch, wie gesagt: Auch der Titel der Presseerklärung ist so dermaßen typisch kirchlich, dass man glatt k* möchte. Erst monatelang alles zu vertuschen versuchen und dann etwas von "Verantwortung" dahersalbadern.

    Eine professionell geführte, in der es für solche Vorfälle (die beileibe nicht selten sind) ein festgelegtes Procedere gibt.Aber wahrscheinlich waren die kirchlichen Erzieherinnen auch zu rein, um an so untenrum-Sachen überhaupt zu denken.

    Soso, Du weißt natürlich, dass die Erzieherinnen offensichtlich die Aufsichtspflicht verletzt haben? Weil nie etwas passieren kann, wenn dieselbe ordentlich erledigt wird? Weiß man sicher, wie mit den Tätern bzw. ihren Eltern verfahren wurde?
    Du hast finde ich eigentlich zwei Möglichkeiten: Du nimmst das an Infos, was in dem Text steht, und glaubst denen - oder Du zweifelst es an. Aber was ich nicht gut finde ist, wenn Du Dir das raus suchst, was Dir passt und das andere ignorierst. Ja, die betroffenen Eltern haben Stunk gemacht, weil sie die NAMEN der Täter wissen wollten - und bei allem Verständnis dafür, die würde ich auch nicht an die Eltern raus geben.

    "Die Leitung reagierte zwar auf die Vorfälle und stellte unter anderem eine zusätzliche Erzieherin ein, handelte aber nach Meinung der Betroffenen trotzdem zu lax und zu langsam."

    aha ... monatelange Vertuschung (gut, die Info an das zuständige Amt scheint viel zu spät erfolgt zu sein ... knapp zwei Monate).

    Das Einzige, was da für mich an Deiner Kritik nachvollziehbar übrig bleibt (vor allem nachdem Du zugibst, dass das auch bei staatlichen Einrichtungen hätte passieren können - übrigens inklusive Vertuschung) ist der Titel der Presseerklärung - den finde ich auch typisch, aber hast Du Dir schon mal die Titel von Presseerklärungen außerhalb der Kirche angeschaut (oder sogar die offiziellen Titel von bestimmten Gesetzen)?

    5-Jährige Täter und das ist nicht selten? Dann hat evtl. unsere Gesellschaft noch ganz andere Probleme neben der kath. Kirche.

    Wo der Zusammenhang mit political correctness ist, erschließt sich mir nicht. Du kannst die Missbrauchsfälle als pervers, abartig, unmenschlich etc bezeichnen, damit habe ich überhaupt kein Problem. "hobbymäßig" ist ein Ausdruck, den manche hier für unpassend halten. Und wenn ich in einer vernünftigen Diskussion merke, dass ein Ausdruck, den ich verwende, und der nicht wirklich viel zu den Inhalten (auch den emotionalen) beiträgt, bei meinem Gegenüber negativ ankommt, dann wiederhole ich ihn nicht noch, sondern suche mir eine andere Möglichkeit, meine Befindlichkeiten auszudrücken. Das hat auch etwas mit Respekt den anderen gegenüber zu tun.

    nur dass der Missbrauch hier nicht durch Erwachsene, sondern 5-jährige (!) Kinder geschah? Und weil die Einrichtung die Namen der minderjährigen "Täter" nicht an die anderen Eltern herausgeben wollte (was ich übrigens nachvollziehen kann), eskalierte die Situation, evtl. auch durch das Verhalten der Eltern ...

    Zitat: "Die Kündigung der neun Familien sei "das Ergebnis einer monatelangen Entwicklung, in der das Vertrauensverhältnis (...) unwiederbringlich zerrüttet wurde". Erzieher seien wochenlangen, "teils persönlichen Anfeindungen" durch die Eltern ausgesetzt gewesen und immer wieder diffamiert worden, heißt es in der Erklärung der Kirche. Bei einem Vermittlungsgespräch im Januar sei dann deutlich geworden, "dass es seitens der Eltern kein Vertrauen in die pädagogische und persönliche Lösungskompetenz der Erzieher gibt"."

    Hast Du den Text auch gelesen? Denn ich finde nicht, dass der hier sonderlich gut passt. Der ganze Artikel ist in wichtigen Punkten auch recht vage, was soll man jetzt daraus für Schlüsse bzgl. der Institution Kirche ziehen? Welche Einrichtung wäre denn jetzt erst einmal nicht überfordert, wenn 5-Jährige andere 5-Jährige missbrauchen?

    (leicht off-topic) Mein Reli-Lehrer in der Oberstufe war Biologie-Lehrer (ich hatte ihn in Bio in der 10. Klasse) ... ich hab das schon damals (und nicht nur aus grundsätzlichen Überlegungen heraus sondern auch auf Grund der Unterschiede bzgl. der Qualität seines Unterrichts in beiden Fächern) nicht für eine gute Kombination gehalten, aber das ist natürlich nur eine Momentaufnahme.

    Naja, also erstens steckt für mich in den 10 Geboten schon eine ganze Menge drin. Zweitens hätte ich wohl noch die Bergpredigt mit rein nehmen müssen, Asche auf mein Haupt. Was ich ausdrücken wollte ist, dass es einige Grundlagen im Christentum gibt, die für mich zählen (10 Gebote, Bergpredigt ... und evtl. hab ich da jetzt noch was vergessen). "Alles andere kann weg" war von mir hauptsächlich so gemeint, dass es in der Institution einige / viele Regeln/Dinge gibt, die sich eigentlich nicht aus diesen Grundlagen ableiten, oder sogar nicht mit ihnen in Vereinbarung bringen lassen ... und das sollte weg.
    Zeigt aber auch, dass man bei der Diskussion kurze Antworten unterlassen sollte (mea culpa), weil sie dem Thema nicht gerecht werden.

    @Valerianus Ich check's gerade nicht. Wenn Nele, ein studierter Historiker, als Antwort auf einen Beitrag eines nicht-Historikers schreibt "Unfug", dann hältst Du das für Unfug? Das ist mir als dumme Chemikerin jetzt zu hoch. :gruebel:

    Naja, da machst Du es Dir jetzt zu einfach ... Kippelfritze hat doch dann auch einen "studierten Historiker" zitiert, der seiner Sichtweise näher kommt. Ich bin auch studierter Historiker und würde sagen, dass absolute Aussagen nicht passen (also weder "Unfug" noch "alles super").

    "Wer die Kirche nicht als Mutter hat, kann Gott nicht als Vater haben."

    hl. Cyprian v. Karthago

    Die Unterscheidung zwischen "Amtskirche" und "eigentlicher Kirche" ist übrigens eine modernistische Unterteilung von extrem linken Kreisen, die fast alle Standpunkte der Kirche ablehnen, aber sich das aus irgendwelchen Gründen nicht eingestehen wollen.

    Es gibt nur eine Kirche mit vielen Gliedern: Kleriker, Ordensleute, Laien etc. Mit unterschiedlichen Gaben, unterschiedlichen Aufgaben, aber alle in gleicher Weise und gleichem Rang Teil der Kirche, des Volkes Gottes.

    Nun, das werd ich dann wohl in einigen Jahren (hoffentlich noch ein paar mehr) mit Gott persönlich ausmachen müssen. Mein ständiges Mahnen an die Diskussionskultur hier im Thread verbietet mir zu sagen, was ich von solchen Aussagen halte ... (argh ... ).

    Edit: Aber da ich ja Geschichte studiert habe: Der Hl. Cyprian lebte zu einer Zeit, in der die Kirche noch verfolgt wurde, in der es die "Amtskirche" (also die Institution, deren Machtmissbrauch kritisiert wird) noch gar nicht gab. Und er forderte von allen Geistlichen den Verzicht auf jedwede weltliche Beschäftigung ... was meinst Du, was der der Kirche im Mittelalter (und auch heute) sagen würde?

    Ich schätze einige Leute hier im Forum sehr, darunter auch Meike. Aber Kribbelfritze hat nun einen Beleg für seine Behauptung geliefert und einen Experten zitiert (wenn auch evtl. in einer etwas unglücklichen Art). Wir waren gerade beim Thema Umgangston. Im Normalfall würde ich in einer Diskussion jetzt erwarten, dass man sich mit der Expertenaussage auseinandersetzt, ggf. auch eine Gegenmeinung zitiert. Das jetzt ins Lächerliche zu ziehen wirkt für mich immer so, als wären einem die Argumente ausgegangen oder (und) man wäre nur auf billige Lacher aus. Denn umgekehrt könnte man auch sagen "Der andere hat nun ein Argument geliefert, dass ich evtl. doch nicht so richtig liege, wie ich meine ... wääääh ich will aber richtig liegen" ... Wollen wir Lehrer so diskutieren?

    Ich habe schon mehrfach betont, dass für mich die weit zurück liegende Vergangenheit der Kirche keine (so große) Rolle spielen sollte - weder die Verbrechen, noch die "guten Seiten", denn die machen das aktuelle Unrecht auch nicht besser. Aber es ist einfach eine Tatsache, dass die Kirche im Mittelalter auch diese guten Seiten hatte (neben den "dunklen" Seiten wie Kreuzzüge, Hexenverbrennung, Ketzerverfolgung usw) - dazu gehören u.a. Krankenpflege (Lepra- und Pestkranke in Siechenhäusern), Armenfürsorge in den Städten und auch die Gottesfriedensbewegung.

    Edit: das hat sich jetzt etwas mit anderen Beiträgen überschnitten, denen ich nicht im vollen Umfang zustimme ... aber wenn wir jetzt anfangen, über diverse Einzelheiten zu diskutieren, sitz ich hier bis Weihnachten.

    a) bei Krabappels Beitrag kribbelt mein Ironie-Detektor (verstärkt durch "Der Missbrauchsskandal betrifft nur einzelne Leute").

    b) Wenn man Demonstrationen sehen will: Zahl der Kirchenaustritte ist eine Art Demonstration, Anwesenheit im Gottesdienst ebenso. Und ja, es gibt auch innerhalb der Kirche Leute, die ein Zeichen setzen, dass sie nicht einverstanden sind ... aber erstens berichten darüber kaum Medien und zweitens nur immer innerhalb einer Pfarrei, so dass es auch nicht so viele Leute sind, dass es auffallen würde. Pfarrei-übergreifend habe ich noch nichts gehört ... sollte man machen.

    Das mag jetzt komisch klingen, aber DIE Grundlage der Kirche sind für mich die 10 Gebote. Und da muss ich nichts aufweichen. Alles andere kann weg. Und dass man das auch außerhalb der Kirche praktizieren kann, hab ich ja auch geschrieben. Aber es geht innerhalb einer Gemeinschaft leichter (ja, klar ... muss diese Gemeinschaft die Kirche sein?).

    Ich bin da nicht so drin, weil mit - wie ich oben schon schrieb - die Amtskirche nicht viel gibt. Aber ich denke schon, dass die Kirche sich verändert (hat) und sich weiter verändert (laaaaaaangsam). Bestimmte Dinge wären vor dem Zweiten Vatikanum niemals möglich gewesen, jetzt sind sie es (MinistrantINNEN z.B. - und jetzt bitte keine blöden Sprüche bzgl. Missbrauch); seit einigen Monaten gibt es bei uns im Pfarrverband sogar Laien, die nach einer kurzen Ausbildung den Gottesdienst halten dürfen. Der Hinweis darauf, dass die Kirche sich entwickelt hat, sollte auch nicht so verstanden werden, dass das die (einzige) Legitimation für diese Institution ist.

    Ich denke auch, dass Kirche mehr ist, als Rom/Kardinäle/Papst. Die "Basis" tickt z.T. ganz anders. Ich kenne nur ganz wenige Menschen (äh ... keine?), die sich in ihrem Leben komplett an die Lehre der Amtskirche halten (Sexuallehre, Empfängnisverhütung, usw), aber viele meiner Bekannten sind dennoch in der Kirche (ich ja auch). Ich kenne auch keinen, der mit dem Umgang der Kirche bzgl. des Missbrauchs zufrieden ist, ich kenne nicht einmal einen, der den Zölibat noch für zeitgemäß hält. (Fast) allen gemeinsam ist aber, dass sie hinter bestimmten ethisch-moralischen Grundsätzen stehen (mein Mitmensch ist mir nicht egal, ich versuche, das zu tun, was ich als richtig erachte und nicht das, was meinem Geldbeutel nützt etc. - und ja, das kann man auch außerhalb der Kirche leben, aber die Kirche vertritt diese Grundlagen eben auch - deswegen sind viele Dinge, die da passiert sind, eine völlige Pervertierung dessen, wofür die Kirche eigentlich stehen SOLLTE).

    Warum sind wir dann noch alle drin, wenn wir in so vielen Dingen nicht mit der Lehre (geschweige denn dem Verhalten) der Institution überein stimmen? Faulheit? Feigheit? ... ich glaube, da sind die Antworten sehr individuell.
    Aber die Antwort, die ich durchaus häufiger höre, ist die, dass man in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter eher etwas bewegen kann (auch in Bezug auf die Änderung der Institution) als von außen als Einzelner und dass es einem schon auch Kraft gibt, in unserer heutigen Zeit zu versuchen, das Richtige zu tun, wenn man eine gemeinsame Basis hat. Die Kirche hätte sich nicht entwickelt (nicht einmal das Bisschen), wenn immer alle Unzufriedenen ausgetreten wären ... es gab auch Erneuerer in der Kirche. Man mag jetzt sagen, dass die Welt ohne Kirche besser dran wäre, aber es ist nicht gesagt, dass es sie nicht gäbe, wenn die Unzufriedenen austreten/ausgetreten wären (es gibt sie ja, diese Hardliner) und dann hätten wir evtl. tatsächlich ein christliches Pendant zum IS (gibt ja auch christliche Fundamentalisten, aber evtl. hält sich ihre Zahl in Grenzen, weil die Kirche doch viele "einfängt" ...).

    Man merkt an meiner Textlänge, das Thema beschäftigt mich, ich hab da noch keine einfache, kurze Antwort gefunden, die ich voller Überzeugung vertreten könnte. Wenn ich die Kritik von vielen hier lese, muss ich zugeben (hab ich auch schon vorher), dass sie berechtigt ist und stimmt ... und ein Teil von mir würde der Einschätzung, dass das eine Bande von Verbrechern ist, zustimmen. Der andere Teil sagt mir aber, dass das zu undifferenziert ist und in dieser Absolutheit dem Thema nicht gerecht wird ... ich schwanke noch.

    Mir fällt da u.a. als Beispiel die Hexenverbrennung ein... Der arme Galileo Galilei... Die Kreuzzüge.Kein großer Unterschied zum IS, wenn man es genau nimmt...

    Mehrere hundert Jahre her ... man findet wirklich auch in der Gegenwart der Kirche genug, um sie scharf zu kritisieren, aber wie viele Verbrechen wurden in der Geschichte "vom Staat" begangen (auch von Demokratien) ... will ich die heutigen Demokratien und Staatsführer für das verurteilen, was in der Vergangenheit geschah? Da würde ich nein sagen - aber natürlich kann man dafür kritisieren, wie man diese Vergangenheit aufarbeitet, mit ihr umgeht.

    Bzgl. der Rolle der Kirche in der Nazi-Diktatur: Da war die der evangelischen Kirche weit unrühmlicher als die der katholischen, wenn man sich die Geschichte näher anschaut. Solange es freie Wahlen gab, hatten die Nazis übrigens auch in stark katholischen Gebieten schwächere Stimmergebnisse, als in protestantischen. Oder wenn man schon generalisiert: in der Nazi-Zeit haben (fast) alle Deutschen, egal welchen Glaubens, eine unrühmliche Rolle gespielt (aber damit es klar ist: Ich kann bis zu einem bestimmten Punkt auch nachvollziehen, warum).

    Ja, ich würde die Kirche im Mittelalter durchaus mit dem IS heute vergleichen - aber wie schon gesagt, da vergleiche ich eine "Institution" vor 400+ Jahren mit einer heutigen. Die Kirche hat sich da doch gewandelt, die Aufklärung ist da nicht ganz spurlos an ihr vorüber gegangen, wogegen der (fundamentalistische) Islam noch keine Aufklärung durchlaufen hat.

    Ich denke, es geht hier um die Organisation Kirche, den christlichen Glauben sollte man davon unterscheiden. Ich würde mich durchaus als Christ bezeichnen, aber mit der Amtskirche kann ich wenig anfangen. Ich bin in Bezug auf dieses Thema hier gespalten ...

    Dass die Organisation Mist gebaut hat (und weiter baut) kann und will ich nicht bestreiten (man kann sich statt Mist hier auch stärkere Ausdrücke denken).
    Allerdings sollte man schon berücksichtigen, zu welchen Zeiten bestimmte Dinge geschahen. Ich finde es nicht gut, grundsätzlich der Kirche alles vorzuwerfen, was sie in der fast 2000Jährigen Geschichte getan hat. Die Kirche der Kreuzzüge ist nicht die Kirche von heute, da sehe ich schon Unterschiede. Man kann natürlich kritisieren, wie die Kirche mit ihrer Vergangenheit umgeht und wie sie sich heute verhält.
    Und ganz nebenbei: Ja, die Kirche hat durchaus für bestimmte Bereich der Bildung etwas geleistet (bzgl. "Feind des Fortschritts" stimme ich eher zu). Aber ob wir uns auf das Spielchen "Ich nenn Dir zwei für eins" einlassen sollten, bezweifle ich, denn als Lehrer sollten wir ja auch wissen, das Quantität nicht alles ist. Ohne das Abschreiben und damit Erhalten alter Bücher durch Mönche in Klöstern wäre noch viel mehr verloren gegangen (auch wenn es wohl auch so war, dass manche Bücher bewusst NICHT abgeschrieben wurden). Dazu kommen noch Klosterschulen, die doch beträchtliche Zahl an Gelehrten im Mittelalter, die Geistliche waren (Albertus Magnus, Thomas von Aquin, die Scholastik) usw.

    Gerade die Missbrauchsfälle und wie sie (nicht) aufgearbeitet werden erschüttern mich und auch wenn man behauptet, dass diejenigen, die sich hier an Schutzbefohlenen vergangen haben, Menschen waren und es nicht "die Kirche" an sich war, muss man doch sehen, dass die Institution Kirche es lange verfehlt hat, die Sachverhalte aufzuklären (immer noch nicht wirklich), im Gegenteil, die Täter wurden gedeckt, die Opfer nicht geschützt. Das ist für mich auch DER Unterschied zu einigen anderen Institutionen, in denen es Missbrauchsfälle gab (obwohl ... sind da nicht gerade tonnenweise Beweisstücke bzgl. der Missbrauchsfälle auf dem Campingplatz verschwunden?). Davon abgesehen muss eine Institution wie die Kirche sich auch gefallen lassen, dass man höhere Ansprüche an sie stellt.
    Andererseits sehe ich aber auch durchaus, dass die Kirche Gutes tut (soziale Einrichtungen). Vielleicht muss man also auch innerhalb der Organisation unterscheiden zwischen der "Amtskirche" und den vielen Gläubigen, die innerhalb der Kirche aus dem christlichen Glauben heraus versuchen, das Richtige zu tun, nicht umsonst gibt es auch die Bewegung "Kirche von unten".
    Kann man diesen Menschen dann vorwerfen, sie würden sich für eine "verbrecherische Organisation" engagieren? Vielleicht ... Ich bin mir da selbst nicht ganz sicher. Ich höre von den Verbrechen und ich könnte mich übergeben. Und dann sehe ich den Pfarrer bei uns um die Ecke, der - natürlich immer nur soweit ich weiß - sich um Verzweifelte kümmert, Trost spendet ... der diese Verbrechen auch verurteilt, der aber weiter versucht, Menschen zu erreichen und ihnen eine Lehre zu vermitteln, die eigentlich dazu aufruft, keine Gewalt zu verwenden, niemanden zu verletzen (und den es auch wütend macht, dass die Institution diese Lehre pervertiert hat). Natürlich kann man auch ohne Kirche nach ethisch-moralisch "guten" Maßstäben leben ... aber manche Menschen bekommen sie eben auch von der Kirche vermittelt. Ohne "die Kirche" gäbe es auch diesen Pfarrer nicht in dieser Form ... Ich kenne viele Mitarbeiter der Kirche (auch Priester) die bzgl. Frauenbild, Zölibat, Sexualmoral, Verhütung etc. eine ganz andere Meinung vertreten als die "Amtskirche" (wenn man genau hinschaut, tun das sogar einige deutsche Bischöfe).

    Jede große Organisation mit so vielen "Mitarbeitern" hat dreckige Stellen. Die Kirche ist wohl eine der größten Organisationen, daher auch mit die größten Dreckstellen. Wenn man dann noch dazu nimmt, dass die Machtstrukturen in der Kirche den Dreck auch noch begünstigen ... aber ich denke nicht, dass alles Dreck ist und - obwohl ich eigentlich kein Optimist bin - vielleicht ist der Schock über den Dreck jetzt endlich groß genug, dass man etwas sauber macht und in Zukunft besser darauf achtet, dass der Dreck nicht wieder so zunimmt.

    Ich finde übrigens auch - und das ist im Moment Dauerthema - dass es in einer solchen Diskussion die Leute, die ihre Sicht darlegen und versuchen Argumente zu bringen, verdient haben, dass man sich, auch wenn man mit den Argumenten nicht überein stimmt, respektvoll verhält - und dazu gehört weder Ironie noch der Beweis, dass Godwin Recht hat. Ich kann meinem Gegenüber auch anders zu verstehen geben, dass seine Argumente falsch sind, ich sie sogar für arg weit hergeholt halte. Wenn ich wirklich argumentieren will, dann auch nicht mit der großen platten Keule, sondern differenziert.


    Edit: und noch was (weil ich's heute erst gelesen habe): "Im Jahr 1995 leitete die Staatsanwaltschaft Kassel Ermittlungsverfahren gegen Weihbischof Johannes Kapp und Erzbischof Johannes Dyba ein, um die Praxis der Versetzung ohne Amtsenthebung pädokrimineller Priester zu überprüfen.[30] Das Verfahren wegen Verletzung der Fürsorgepflicht wurde bereits im November 1996 wegen geringer Schuld (gem. § 153 Abs. 1 StPO) wieder eingestellt. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main hob am 17. Januar 1997 die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Kassel auf und stellte das Verfahren gegen Kapp und Dyba gem. § 170 Abs. 2 StPO ein (Az. Zs 2187/96). In strafrechtlicher Hinsicht sah diese Behörde nicht einmal mehr eine geringe Schuld der Bischöfe. Ein Klageerzwingungsverfahren, das die Mutter eines missbrauchten Messdieners angestrengt hatte, wurde am 5. März 1997 durch das Oberlandesgericht Frankfurt/Main aus formalen Gründen verworfen (Az. 2 WS 19/97 + 2 ARs 26/97).[31]" (Stammt von Tante Wiki und ist nur ein Beispiel für etwas, das mir häufiger aufgefallen ist).

    Der (unabhängige) Rechtsstaat sieht keine ausreichende Schuld ... ist er dann mit verantwortlich?

    Vielleicht sollte man aber einfach auch mal Moderatorenentscheidungen akzeptieren, ohne "nachzumaulen". Die Wahrnehmung des Hausrechts (und das gilt für so ein Forum) hat mit Zensur oder voraus eilendem Gehorsam nichts zu tun. Kirchenkritik in der geäußerten Form dient dem Threadersteller nicht - genau so wenig wie das Motzen (inklusive meines Beitrags hier).

    Ich bin da selbst nicht ganz sicher, wie ich das sehe ...

    Einerseits finde ich schon, dass man nicht alles unwidersprochen stehen lassen kann. Deshalb fällt es mir auch schwer, manche (Troll)Beiträge zu ignorieren.

    Andererseits muss man sich durch Provokationen aber auch nicht dazu hinreißen lassen, sich im Tonfall zu vergreifen oder selbst zu provozieren.

    Wenn ein User vier Threads startet und dort die gleichen Inhalte darlegt, ist es mir aber die Mühe nicht wert, darauf dann auch viermal zu antworten und mich viermal provozieren zu lassen?

    Unabhängig von den erwähnten Threads fällt mir schon auch auf, dass hier durchaus ab und zu ein recht schnippischer, besserwisserischer, zickenhafter (und ums gleich klar zu stellen: auch männliche User können sich so verhalten) Tonfall herrscht und auf (z.T. durchaus provokante/schnippische) Beiträge ganz schnell weitere folgen, so dass es eskaliert (und bevor jetzt jemand meine Beiträge durchsucht: Ich bin da wohl nicht immer außen vor). Für das Besserwisserische können wir evtl. alle nichts - Berufskrankheit?

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