Beiträge von DeadPoet

    Man kann's auch umdrehen: welcher Arbeitnehmer muss seinen (ganzen) Jahresurlaub am Stück nehmen, zu genau fest gelegten Terminen?
    Alle Arbeitszeitumfragen die ich kenne kommen zu den Ergebnis, dass Lehrer (ok, ich kenne jetzt nur Zahlen für Sek II) - unter Einberechnung der Ferien - im Schnitt mindestens 40 Wochenstunden arbeiten ... ich muss mich da also weder schämen noch ein schlechtes Gewissen haben.

    Bei uns werden die Fahrten (mit Zielen) jedes Jahr von der Gesamtkonferenz fest gelegt und dann wenn sie anstehen von der SL genehmigt. Die Teilnahme an solchen Fahrten gehört in Bayern zu den Dienstpflichten - ein vernünftiger Chef wird aber niemanden zu einer Fahrt mit einer Klasse zwingen, mit der er/sie nicht fahren will (und wahrscheinlich gar nicht zwingen, solange es Freiwillige gibt).

    Ich war im Referendariat an einer Stelle kurz davor, alles hinzuwerfen ... wegen eines Mentors (nicht wegen meiner Noten, nicht wegen der Arbeitsbelastung, sondern weil der mir das Gefühl gab, ich könne nichts und müsse ständig kontrolliert werden - und das im letzten Ausbildungsabschnitt nach zwei Lehrproben und Zwischenbeurteilungen, die alle sehr gut gelaufen waren).
    Davon abgesehen empfand ich die Zeit als stressig, aber von der Arbeitsbelastung durchaus machbar (bis auf das eine Halbjahr, in dem ich jeden Tag über vier Stunden im Zug verbrachte, weil ich keine Wochenendehe mehr führen wollte und mir auch die Wohnung am Ort der Einsatzschule nicht hätte leisten können).


    Nach 20 Jahren als Lehrer muss ich aber sagen, dass der Beruf nach dem Ref auf seine Art (fast) genau so stressig und unfair sein kann(!).


    Was besser ist: sichere Beamtenstelle und daher keine Existenzangst mehr, wenn eine Stunde nicht so läuft ... also nicht diese existentielle Abhängigkeit vom Wohlwollen. von der Willkür der "Übergeordneten".


    Was schlechter (oder genau so übel) ist: Ich hatte im Ref maximal 18 Unterrichtsstunden (das war schon genug) ... jetzt sind es 23. Und nein, es ist nicht komplett so, dass man den Unterricht ja irgendwann mal für alle Fächer und Jahrgangsstufen vorbereitet hat. Ich habe inzwischen altes G9, G8 und in der 5. Klasse neues G9 durch ... und noch viele neue Lehrpläne dazwischen. Davon abgesehen funktionieren Dinge, die vor 20 Jahren noch zu guten Ergebnissen mit Schülern führten, heute nicht mehr. Sicher, eine gewisse Routine ist da, aber ich hab schon das Gefühl, dass die 23 Stunden jetzt durchaus gleichwertig sind (bzgl. Arbeitsbelastung) mit ca. 14 Stunden im Referendariat. 5 Stunden mehr bedeuten ja auch 1-2 Klassen mehr und damit mehr Korrekturen.


    Unterrichtsbesuche finden immer noch statt (bei uns kommt der Chef unangekündigt) und auch da ist man abhängig und evtl. einer gewissen Willkür ausgeliefert. Klar, es geht nicht mehr um "Anstellung oder nicht", aber es geht um Beförderung ... und wer lässt sich schon gerne "für Kleinigkeiten zerfetzen"?


    Ich muss immer noch mit Leuten klar kommen, "die echt nicht ohne sind", bei denen man ständig aufpassen muss, kein falsches Wort zu sagen ... Schülereltern, Kollegen, Schulleitung ... nicht immer sind alle nette, umgängliche und faire Menschen.


    Perfektionismus wird immer noch erwartet, aber halt jetzt für 23 Unterrichtsstunden ... und kein "Referendarsbonus" mehr, den man ab und zu doch hat (auch von Eltern/Schülern etc).


    Oberstufenklausuren und Abitur hatte ich im Ref nicht ... das ist nochmal eine Hausnummer, was Arbeitsaufwand und Anspruch an Perfektion betrifft. Ebenso hatte ich keine Klassleitung mit Zeugniserstellung (einschließlich des Erstellens der Bemerkungen).


    Was die Fähigkeit betrifft, mit hohen Arbeits- / Stressbelastungspeaks umzugehen, ist das Ref durchaus eine realistische Vorbereitung auf den Beruf (mag jetzt jeder anders empfinden und ist sicher abhängig von den Fächern und der Schule, an der man arbeitet).


    Und auch nach 20 Jahren passiert es mir, dass ich mich überfordert fühle ... z.B. dank der Inklusion und ohne Fortbildung mit autistischen Kindern.


    Die Erfahrung, dass es Willkür gibt, dass nicht alles fair läuft ... die wird man wohl im Verlauf jedes Berufslebens machen.


    Evtl. bin ich aber, was mein jetziges Berufsleben betrifft, gerade auch etwas negativ drauf (Schuljahresendstress mit letzten Korrekturen und Zeugnisserstellung).

    Jetzt weiß ich wieder, warum ich
    - mein Handy nur einschalte, wenn ICH es brauche
    - ich zwei Telefonnummern für das Festnetz habe (eigentlich sogar drei): eine davon hat meine Schule, sie steht im Telefonbuch etc - und da ist immer der Anrufbeantworter dran. Die andere Nummer haben Freunde und Verwandte.


    Ich würde jetzt noch einmal ans Telefon gehen und den Eltern ganz klar sagen, dass ich mir weitere Anrufe zu dem Thema verbitte, das Ganze mindestens schon an der Grenze zur strafrechtlichen Relevanz ist und sie sich bei weiterem Gesprächsbedarf an die Schulleitung wenden sollen, da diese - (zumindest bei uns) die oberste Prüfungsleitung ist (und ja auch anwesend sein wird).


    Eine Möglichkeit wäre auch, der SL mitzuteilen, dass Du durch den - von der Schule verantwortenden - Telefonterror die Prüfung nicht mehr abnehmen kannst, da Du fürchtest, befangen zu sein.


    Als nächstes würde ich die Schule - und insbesondere die Sekretärinnen - darauf hinweisen, dass massiv gegen das Datenschutzgesetz verstoßen wurde.


    Darüber hinaus: wenn möglich neue Handy-Nr., welche der Schule nicht mitgeteilt wird ...

    Ich kann jetzt nur für das Gymnasium sprechen:
    - als Vollzeitkraft musst Du 3 Vertretungsstunden IM MONAT umsonst machen (dagegen werden Stunden gerechnet, die Dir ausfallen, weil die Klasse z.B. auf Exkursion ist). Ab einschließlich der 4. Stunde muss ein Ausgleich erfolgen: Freizeit oder Geld. Allerdings hat die Schule drei Monate Zeit, diesen Freizeitausgleich zu schaffen, Du kannst also nicht gleich nach dem Monat mit den 4 Überstunden Geld verlangen.
    - Mehrarbeit (und dazu zählen Vertretungsstunden, in denen "Unterricht" gehalten wird (reine Aufsichten sind also keine)) darf nur angeordnet werden, wenn es sonst keine Möglichkeit gibt, den Unterrichtsausfall zu verhindern
    - die Belastung ist auf das ganze Kollegium gleichmäßig (auch unter Berücksichtigung Vollzeit / Teilzeit) zu verteilen.


    Daneben gibt es noch andere Regelungen ... ich tu mich hier sehr, sehr schwer, das, was Du schilderst, als rechtens zu sehen.


    Der Personalrat Deiner Schule muss, wenn er seine Arbeit richtig macht, Dir ein KMS bzgl. der Mehrarbeit zeigen können, wo die Punkte oben drin stehen. ... Bzw. hier ist es:
    https://www.google.com/url?sa=…Vaw3dmblMsl_t6Joie9bl6wjI


    Edit: das gleiche KMS gilt für Realschulen, ich denke, dass es auch für Hauptschulen so oder sehr ähnlich gilt.

    Yummi: Evtl hast du überlesen: Oder man kann versuchen, das Neue zu akzeptieren, es entweder in die eigene Kultur einbeziehen oder es gleichberechtigt neben dem Eigenen zu akzeptieren (natürlich immer im Einklang mit Gesetzen und Menschenrechten).

    In Kultur und Prägung war man sich aber sehr ähnlich.

    Richtig. Dafür waren es einige mehr. Und in einer Zeit, in der alles so richtig knapp war - was man natürlich unterschiedlich interpretieren kann: niemand hatte etwas zu verlieren/verteidigen ... oder eben: wenn die damalige Gesellschaft es packt, all diese Leute aufzunehmen, in solchen Notzeiten, sollte es heute evtl. doch nicht so unmöglich sein.


    Wenn ich mir unser Land so anschaue (klammern wir mal die momentane Migration aus) ... also wenn ich mir unser Land so im Jahr 2001 anschaue, dann kann man damit doch eigentlich recht zufrieden sein, oder?
    Nun ist aber genau dieses Land / diese Gesellschaft auch durch Wanderungsbewegungen und Einflüsse von außen entstanden ... Völkerwanderung (durchaus kulturell verschiedene Gruppen), Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg (kulturell eher gleich), dazwischen fliehen Hugenotten von Frankreich nach Preußen usw ...
    Gesellschaft und Kultur sind immer im Wandel, ob wir wollen oder nicht (ich will auch nicht, dass den Jungs die Hose bis zu den Knien runter hängt). Man kann sich dagegen stellen und versuchen, es aufzuhalten, das Altbewährte vor Veränderungen schützen wollen, die eigenen Traditionen und die eigene Kultur (die aber, wie schon geschrieben, auch aus Wanderungsbewegungen und neuen Einflüssen entstanden sind). Das führt zu Feindbildern und Konflikten.
    Oder man kann versuchen, das Neue zu akzeptieren, es entweder in die eigene Kultur einbeziehen oder es gleichberechtigt neben dem Eigenen zu akzeptieren (natürlich immer im Einklang mit Gesetzen und Menschenrechten). Natürlich wird es da auch Konflikte geben. Ich weiß nur nicht, welche Alternative auf Dauer weniger Konflikte erzeugt bzw. welche Alternative im Endeffekt / auf lange Sicht der bessere Weg ist.


    @Lehramtsstudent:
    1. Warum mit "Neuankömmlingen" arrangieren, wenn diese eh wieder gehen müssen? ... a) einige von ihnen werden nicht wieder gehen (müssen) und b) warum sollte ich mich in einem vollen Bus mit meinem Sitznachbarn irgendwie arrangieren, wenn der doch eh irgendwann aussteigt? ... Naja, weil's dadurch für alle angenehmer wird ...



    2. Warum wird das geltende Asylrecht nicht angewendet? ... Ja, da bin ich auch dafür ... aber: weil es Situationen gibt, in denen entweder das Recht nicht (schnell genug) angewandt werden kann, weil die Behörden überlastet sind oder weil eine solche Notlage entstanden ist, dass die Anwendung des Rechts erst einmal keinen Sinn macht (wenn ein Dorf durch ein Erdbeben zerstört ist, wird man hoffentlich ein Badeverbot im See daneben nicht durchsetzen wollen ... jaja, immer voraus gesetzt, dass in dem See kein Monster ist).



    3. Warum muss sich die deutsche (!) Bevölkerung (Wie wir wissen, sind andere Länder nicht in dem Ausmaß betroffen.) mit den durch Politiker verursachten Probleme ("Wir schaffen das!") im Rahmen der
    Flüchtlingskrise alleine beschäftigen? ... Vorsicht, jetzt oute ich mich als Gutmensch / Träumer / Idealist oder Linker oder was auch immer (evtl. sogar noch als Christ ... igitt): Weil es das menschlich richtige Verhalten war/ist? Weil ich nicht will, dass fliehende (das ist doch kein Spass-Ausflug, den die da unternehmen, wie verzweifelt muss man für so ein Unternehmen sein?), Hilfe suchende Menschen an der Grenze abgewiesen werden - von einer der reichsten Gesellschaften der Welt? Ich steh da noch immer dazu und hoffe, unsere Politiker würden in der gleichen Situation wieder so handeln - viele Probleme die wir jetzt haben sind nicht direkt primär aus der Aufnahme dieser Flüchtlinge entstanden. Weil mir total egal ist, was für ein A....loch jemand anderes ist, aber ich muss noch in den Spiegel schauen können und sagen "ich habe nach meinem Gewissen gehandelt" ... tja ... und da interessieren mich halt auch meine Mitmenschen.



    Und weiterführend:
    4. Warum dürfen teilweise nachweisliche Mehrfachmörder in Deutschland bleiben? ... Weil die Behörden zu langsam sind, da sollte sich etwas ändern. Weil die Herkunftsländer ihn nicht zurück nehmen - was will ich dann machen, ihn über dem entsprechenden Land aus dem Flugzeug werfen?


    5. Warum werden die Reisenden auf klapprigen Booten nach Europa geführt statt wieder zurück in ihre Heimatländer? Indirekte Unterstützung der Schlepper durch deutsche Hilfsorganisationen und so...


    6. Wann kommt endlich die Unterstützung der Drittweltstaaten durch Europa mit Ziel des Entfallens der Fluchtursachen? DAS ist eine der ganz wichtigen Fragen.

    Hab ich jetzt von einigen Zeitzeugen anders gehört, kann aber regional wohl unterschiedlich sein. Es behauptet auch keiner, dass es ein Zuckerschlecken war und dass Alteingesessene und Vertriebene nicht zu beißen hatten ...
    Fakt ist ... es hat (wie auch immer) funktioniert.

    [Blockierte Grafik: https://www.bpb.de/cache/image…t-galerie_gross.jpg?FADE7]


    http://www.bpb.de/cache/images…t-galerie_gross.jpg?FADE7


    Mal grundsätzlich zu der Frage, wie viele Millionen Flüchtlinge eine Gesellschaft / ein Land überleben kann ... ja, gleiche / ähnliche Kultur, aber ein Kernpunkt ist wohl: Damals hatte keiner was, weder die Flüchtlinge noch die aufnehmende Gesellschaft (trotzdem wurde geteilt) ... heute hat die aufnehmende Gesellschaft, die Flüchtlinge haben nichts (geteilt wird nicht?).

    Ich diskutiere im Unterricht nicht über Noten. wenn ein Schüler nicht mit seiner Note zufrieden ist, lautet meine Antwort "Komm in der Pause vor das Lehrerzimmer" oder "Das besprechen wir nach Unterrichtsende" ... interessanterweise ist dann nie jemand da ... so falsch bzw. wichtig war's dann wohl nicht.

    Bei Hitze habe ich im Moment weder die Zeit noch die Energie auf eine langfristige Verbesserung des Lehrerbilds hinzuwirken und irgend welche hehren Ziele zu verfolgen, da bringt mir Pro-/Anti- GEW Propaganda nichts, da interessieren mich keine Grundsatzfragen - da will ich Abhilfe, so schnell es geht, auch im "Bündnis" mit Schülern oder Eltern (denen es auch nicht gefällt, dass ihre Kinder unter der Hitze leiden).

    Meines Wissens nach gilt sie für "Beschäftigte", worunter eben auch Lehrer fallen. Schüler sind wohl keine Beschäftigten.
    Als Lehrer könnte man sich deshalb meiner Meinung nach darauf berufen, aber eben im EIGENEN Interesse, nicht im Interesse der Schüler. Und ich nehme an, dass damit doch viele Kolleginnen (und Kollegen) Schwierigkeiten haben... eigene Interessen durchsetzen, dafür sind die meisten Lehrkräfte nicht gemacht...


    Gruß !

    Das sehe ich genau anders ... wenn nur die Lehrer jammern und deren Gesundheit gefährdet ist, interessiert das niemand. Aber wenn man der SL klar macht, dass da auch Kinder betroffen sind, die kollabieren könnten, hat man bessere Karten, für alle eine Verbesserung zu erwirken. Hier sind es ja die gleichen Interessen ...

    Naja, muss ja nicht gleich Unterrichtsausfall sein ... heißt ja nur, dass etwas getan werden soll/muss - das reicht von Beschattung bis hin zu gekühlten Getränken oder mehr Pausen. Bei uns wurden auf Drängen des Personalrats gestern vom Putzpersonal alle Fenster (2. und 3. Stock) und Türen gegen Abend geöffnet, um die kühlere Nachtluft ins Gebäude zu lassen und für etwas Durchzug zu sorgen. Der Hausmeister (Dienstwohnung an Schule) hatte sich bereit erklärt, bei Unwetter die Fenster wieder zu schließen. Resultat: Die ersten beiden Stunden heute morgen waren in vielen Räumen ganz ok ... dann hatten sich die Zimmer wieder aufgeheizt. Aber immerhin ein Anfang ...

    Gilt die Arbeitsstättenverordnung/Arbeitsschutzgesetz nicht für Lehrer?


    Darin heißt es, dass bei Temperaturen ÜBER 30 Grad im Arbeitsraum der Arbeitgeber Maßnahmen (was immer das ist) ergreifen MUSS, dass er es ab 26 Grad SOLLTE, aber (und das wissen jetzt anscheinend wenige) wenn in dem Raum Jugendliche arbeiten, MUSS der Arbeitgeber schon ab 26 Grad was tun.
    Ab (ich glaube) 35 Grad darf ein Raum nicht mehr als Arbeitsraum genutzt werden.


    Gilt das nicht für Schulen?

Werbung