Beiträge von DeadPoet

    Ich habe, als ich Shakespeares Macbeth in der Oberstufe zum ersten Mal unterrichtete, eher etwas scherzhaft zu den Schülern gemeint: "Da müsst ihr halt jetzt durch." (bei uns schreibt der Lehrplan ein Shakespearewerk vor).
    Es gab einige SuS, die hinterher meinten, sie fänden es schade, dass wir jetzt wieder anderen Stoff behandeln würden ... und im Abitur (mdl. Gruppenprüfung) gab es als ein Thema, ob denn diese Klassiker noch an der Schule gelesen werden sollten - mit sehr überraschenden (weil deutlich bejahenden) Schüleransichten.

    Thamiel: Die Linke wird in der Auflistung unter "Linksextremismus" geführt (ob wir diese Einschätzung nun teilen oder nicht ist da unerheblich). Die generelle Überschrift ist "Verzeichnis extremistischer oder extremistisch beeinflusster Organisationen" - damit ist aus der Sicht des bayerischen Staates "Die Linke" mindestens "extremistisch beeinflusst", wenn nicht gar "extremistisch".


    Nach welchen Kriterien diese Liste erstellt wird kann ich Dir nicht beantworten, ich denke, sie beruht auf der Einschätzung des bayerischen Verfassungsschutzes.


    Ob so eine Liste Sinn macht, ob sie mir gefällt oder nicht ... das alles hilft dem Fragesteller nun recht wenig.


    Davon abgesehen ist dies hier wohl der falsche Platz um sich über "Angst vor der Obrigkeit" als "Motivation der Untertanen" auszulassen. Nele hat etwas weiter oben gezeigt, dass man das durchaus differenzierter sehen kann / muss.


    Und: Wenn ich mir so anschaue, was die Lehrer - bundeslandübergreifend - sich so alles vom Dienstherren zumuten lassen, ist die Angst vor der Obrigkeit wohl weiter verbreitet als nur südlich des Weißwurstäquators.

    Aus meiner Sicht ist das Gymnasium schon einige Zeit eine Schule, in der man auch (nur) durch Fleiß gut zurecht kommt. Lernen zu wollen ist Grundvoraussetzung, sonst nützt Intelligenz nichts ... und alles andere (Eigenständigkeit, ja sogar Auffassungsgabe) kann sich ja noch sehr schnell entwickeln. Möchte das Kind denn aufs Gymnasium? Wenn ja ... ich würde es empfehlen (sorry für die Einmischung, bin kein Grundschul- sondern Gymnasiallehrer).

    Wir können schlecht beurteilen, wie Deine Direktorin dazu stehen würde ... und ja, sie hat einen gewissen Einfluss.


    Daneben hast Du ja wohl eine laaaange Liste mit Organisationen erhalten und unterschrieben (oder macht man das am Anfang des Refs nicht mehr? Dann aber später), dass Du in keiner dieser Organisationen bist oder warst. Alles, was da nicht draufsteht, ist theoretisch kein Problem.


    Aber: Die Linkspartei steht drauf:


    http://www.merkur-online.de/ak…mte-arbeiten-1583329.html

    Raket-O-Katz: Rest-Denkvermögen? Echt? Hm ... ok, Bundesland ist nicht Bayern, das könnte es erklären ;)


    Ich bin auch gern in der Oberstufe, aber im Moment kommt es mir etwas zu den Ohren raus (seit 12 Jahren jedes Jahr mindestens einen Kurs, meistens zwei, fast jedes Jahr Abitur mit bis zu DREI Kursen, dazu W-Seminare). Mich nervt im Moment die Korrektur, da ich auch das Gefühl habe, sie wird immer aufwändiger, weil die Schüler keine strukturierten Gedanken mehr fassen können (Ja, ich verallgemeinere, soll man nicht) ... und die nun umsonst korrigierte Übungsklausur für das länderübergreifende Abi wirkt auch noch nach ...


    Online-Pool: Es kam mal der Gedanke, man könnte ja über moodle Material zur Verfügung stellen, jeder trägt etwas bei ... ich bin im Moment der Einzige, der sich in moodle eingearbeitet hat und tatsächlich schon etwas hochgeladen hat. Alle anderen: "Ach ne, das ist zu kompliziert, das bringt nichts, das brauchen wir nicht."

    Bei uns ist das mit Oberstufenkursen in Englisch ähnlich. Es sind immer die gleichen paar Leute, die einen übernehmen. Alle anderen


    - wollen nicht in dem Umfang korrigieren
    - wollen keine Lektüren lessen
    - fühlen sich fachlich nicht kompetent genug (!)
    - wollen keine Abiturprüfungen halten.


    Resultat: von 35-40 Leuten in der Fachschaft sind ca. 15 regelmäßig (bis zum Umfallen, z.T. mit Doppelbelastung) in der Oberstufe, der Rest nicht (der Fairness halber: ein Teil ist im anderen Fach in der Oberstufe eingesetzt und wird dort auch dringend benögigt).


    Ich hab jetzt nächstes Schuljahr mein drittes W-Seminar in vier Jahren ... weil fast niemand sonst sich in Themen so tief einlesen möchte bzw. die Arbeiten korrigieren will (oder sich überhaupt über diese "neue" Form der Arbeit informieren will).

    Ich unterrichte lieber Geschichte als Englisch. Ich mochte als Schüler - und lange Zeit als Student - englische Klassiker (Shakespeare) oder Lyrik überhaupt nicht. Ich mag heute noch einen großen Teil der anspruchsvollen englischen Literatur nicht besonders, aber


    - mit einigen Werken habe ich mich arrangiert
    - einige Werke habe ich erst im zweiten Teil des Studiums oder auch erst als Lehrer schätzen ... sogar lieben gelernt (Je öfter ich ihn lese(n muss), desto mehr mag ich tatsächlich Shakespeare ... ich finde z.B. in Macbeth immer wieder neue Facetten - auch in der Diskussion mit Schülern)
    - es gibt so viel Auswahl, dass man immer etwas findet, mit dem man sich anfreunden kann (es gibt Lyrik, mit der kann ich aber auch nichts anfangen ... aber bei anderen Gedichten sehe ich sogar einen Zusammenhang mit meinem Leben und - noch schöner - dem der Schüler ... lies mal Robert Frost, The Road not Taken).


    Uni-Noten sind nicht besonders aussagekräftig was die Eignung als Lehrer betrifft. Klar, die Noten des 1. Staatsexamens bestimmen (zumindest in Bayern) die Chancen mit, eine Stelle zu bekommen. Aber als Lehrer sind neben Fachwissen ganz andere Bereiche wichtig und vieles von dem, was ich an der Uni ein Semester lang in allen Details gelernt habe, brauche ich nicht bzw. ich muss es in 45 Minuten behandeln (wie gesagt, ganz andere Kompetenz).


    Ja, die Ausgangsfrage des TE war, wie man es schafft, 2-3 Sätze sagen zu können und die Schüler hören zu. Da hat aber (fast) niemand darauf mit "Versuch's erst gar nicht" geantwortet ... sondern erst, als der TE meinte, es muss doch möglich sein, dass Schüler "5 Minuten" ruhig zuhören. Und darauf haben dann manche Mitglieder hier gemeint, dass das schwer bis unmöglich ist (auch je nach Jahrgangsstufe etc). Konkrete Tipps kamen dann von den Kolleginnen und Kollegen, die es sehr wohl für möglich hielten, auch zunächst nicht, vielmehr ein Lobgesang auf den guten Lehrervortrag (ohne große Ausführungen, was denn den ausmacht).


    Damit würde ich sagen, haben sich beide Seiten - auch im Umgangston miteinander - hier nicht immer mit Ruhm bekleckert und ich kann den TE verstehen, warum er sich hier nicht aktiv beteiligt. Den Eindruck, dass man hier wegen der einen oder anderen Äußerung, die einem Teil der "Gemeinschaft" hier nicht gefällt, gleich in der Luft zerrissen wird, kann man nämlich durchaus bekommen.

    Bei uns wurde den Schüler gesagt, sie müssten auf die Lehrer zukommen, wenn sie nun eine Note nicht mehr zählen lassen wollen. Bisher kam keiner. Ich hab den Kurs am Montag wieder, da werden sie das dann wohl ansprechen. Ich warte also erst einmal in Ruhe bis Montag, dann sehe ich, bei wie vielen SuS mir nun eine mündliche Note fehlt. Wenn das nur fünf oder so sind, kann ich von denen noch Noten erstellen. Sind es mehr, werde ich meiner Schulleitung schriftlich mitteilen, dass ich nicht in der Lage bin, auf Grund des kurzfristigen Beschlusses des KMs, von allen SuS genügend kleine Leistungsnachweise zu erstellen - ist halt so. Was dann geschieht? Keine Ahnung, aber mir inzwischen völlig egal (50 Stunden Arbeit "umsonst").

    Bei uns läuft das so:
    - Verabschiedung der Abiturienten: an der Schule, niemand muss irgend etwas zahlen
    - Feier hinterher: an der Schule - der Caterer, der bei uns die Mensa betreibt, bietet Buffet an - Kostenpunkt so um die 25 Euro pro Person, Lehrer sollen ebenfalls zahlen ...


    aber: Da das an der Schule ist, kann ich mich da auch ganz normal mit den SuS zusammen setzen, ohne dass ich gezwungen bin, etwas zu essen. Ich esse also nicht, zahle damit auch nicht ... und kann dennoch (wenn ich es denn will) mich von meinen Kursen verabschieden.

    5 Minuten ist eine Ewigkeit. 5 Minuten Unterrichtsgespräch, in denen der Lehrer durchaus eine größere Rolle spielt? Geht.
    5 Minuten reiner Lehrervortrag? Zu lange (und zwar nicht nur, weil die SuS das nicht schaffen, sondern auch aus pädagogisch / didaktischer Sicht).


    Und dann kommt es darauf an, was Du als "Störung" empfindest. Ich bezweifle, dass andere Lehrer es schaffen, dass alle Schüler 5 Minuten lang absolut ruhig sind und nur zuhören. Wenn ein Schüler mal was zum Nachbarn sagt, empfinde ich es z.B. nicht als Störung - erst wenn ein Dauergespräch daraus wird.

    Es gibt Wochen, in denen komme ich ganz sicher auf 60+ Stunden (aber ebenso sicher keine 70). Dann gibt es Wochen, die sind eher ruhig und ich bin vielleicht sogar unter den 40 Stunden. Es ist einfach sehr unterschiedlich, denn es hängt von den Jahrgangsstufen ab, von den Fächern, von der Frage, ob man diese Unterrichtsstunde schon einmal gehalten hat oder nicht, vom Zeitpunkt im Schuljahr (Konferenzen, Abitur, Sprechtage) ... und auch von den Schülern (ich habe dieses Jahr für 8 W-Seminararbeiten genau so lange gebraucht, wie letztes Jahr für 12 ... denn diesmal waren sie sprachlich doch deutlich schlechter). Im Schnitt glaube ich, komme ich so auf knapp 50 Stunden (was Untersuchungen auch ergeben haben).


    @Fossi: Ich habe auch drei Jahre FOS/BOS hinter mir ... ja, immer Abschlussprüfungen mit viel Korrekturaufwand ... dafür allerdings kaum mehr Vorbereitungsaufwand, denn da die FOS nur zwei Jahrgangsstufen (für eins meiner Fächer sogar nur eine) hat, hatte ich mit Unterrichtsvorbereitung über das ganze Jahr hinweg nicht mehr viel Aufwand.
    Dass wir - um die Ferien "herein zu arbeiten" - auch auf mehr als die 40/42 Wochenstunden kommen müssen, ist klar. Aber die Belastung von mehreren 60 Stunden Wochen hintereinander (Abitur) ist enorm und fällt bei der Art und Weise, die Arbeitszeit über das ganze Jahr hinweg (einschließlich Ferien) zu betrachten etwas unter den Tisch.

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