Beiträge von Ute

    Mir ist nicht ganz klar, was die Lehrer den Eltern im Bezug auf Schwangerschaft beibringen sollen, denn wenn die Kinder in der Schule sind, kann man hier wohl nicht mehr viel bewirken. Und welche Einflüsse fruchtschädigend sind, weiss heute eigentlich auch jeder. Spätestens in der Frauenarztpraxis wird man mit Unterlagen zugeschüttet.
    Natürlich ist es jeder Frau freigestellt, diese auch zu lesen.


    Trotz guten Ernährung, ohne Rauchen und Trinken, hat mein Sohn nach problemloser Schwangerschaft (den einzigen Streß verursachte mein Frauenarzt, der mich von einem Test zum anderen jagte, alle negativ, d.h. Kind ok) ADHS. Die Geburt war nicht gerade bilderbuchmäßig, und obwohl ich bei allen Us 7 Jahre lang auf "anderssein" hinwies, wurde ich immer als hysterische Mutter, die das Kind in die Rolle drängt dargestellt, mir wurde gesagt, dass sich alles auswächst, dass ich besser erziehen sollte, usw. Ich wiederhole mich.


    Heute weiss ich, dass die Ursache der Schwierigkeiten meines Sohnes geburtsbedingtes KISS ist und kann endlich was tun. Und auf einmal, nach Lösen der Blockade und Beginn von INPP greifen auch die wunderbaren Erziehungstips, die ich seit Jahren von allen Seiten bekomme, und die früher nie etwas brachten, und es beginnt sich was zu verändern.


    Man kann einfach nicht alles über einen Kamm scheren. Alle Kinder sind anders, ebenso alle Eltern, und man gerät sehr leicht in einen Teufelskreis, aus dem man schwer wieder heraus kommt.
    Ich entdecke in letzter Zeit überall Eltern die genau wisssen, wie Andere ihre Kinder erziehen sollten. Leider beruhen diese "Tips" immer auf Einzelsituationen, die Vorgeschichte ist nicht bekannt und daher auch nicht die Ursache der Reaktionen einzelner Familienmitglieder.
    Aus Erfahrung weiss ich, dass ein ADHS-Kind eine ganze Familie einschließlich des sozialen Umfeldes völlig durcheinander bringen kann. Freundschaften der Eltern bröckeln, weil niemand das ADHS-Kind um sich haben will usw.


    Und dann gibt es immer noch Fachleute, die nichts dazulernen wollen, obwohl viele Hintergründe und Zusammenhänge während ihrer Ausbildung noch nicht bekannt waren.


    Grüße
    Ute

    Oft scheint es mir, als wenn es nur darum geht, die Verantwortung für die Schwierigkeiten der Kinder auf jemand anderen abzuwälzen um selbst mit reiner Weste dazustehen.
    Dazu sind die Probleme aber viel zu vielschichtig und es kann im Interesse der Kinder nur was bewirkt werden, wenn alle an einem Strang ziehen und auch bereit sind was dazu zu lernen.


    Dass die Kinder sich heute weniger bewegen als früher, merkt jeder, der mal vor die Haustür schaut. Vieles, was uns damals möglich war, geht heute aufgrund der geänderten Umwelt gar nicht mehr. Und somit fehlen den Kindern die Reize, die sie brauchen um sich "richtig" zu entwickeln.
    Sicher wäre eine frühere Förderung optimal, aber oft werden die Probleme erst wahrgenommen, wenn die Kinder dem Leistungsdruck der Schule ausgesetzt sind. Und daher ist es zwar richtig, zu behaupten, es müßte früher angesetzt werden. Aber gerade wenn die nicht geschehen ist, wird es in der Grundschule höchste Zeit etwas zu unternehmen.
    Keinem Kind hilft es, darüber zu schimpfen was früher hätte geschehen müssen, wenn jetzt auch nichts getan wird.

    Hallo Erika,


    das Fernsehen wird oft als Schuldiger, der sich nicht wehren kann, herangezogen. Meine Kinder sehen selten fern und sitzen auch nicht ständig vor dem PC.
    Aber wer es mal versucht hat, sich mit ADHS-Kindern ruhig zu beschäftigen, kann nachvollziehen wie schwierig das ist und dass man sich einfach auf diesem Weg mal Ruhe verschaffen möchte.
    Ebenso verstehe ich den Satz, "ich habe genug von dir", der in diesem Posting erwähnt wird. Man muss so ein Kind mal Tag für Tag miterlebt haben. Dazu kommt, dass die Eltern dieses Kind jeden Tag um sich haben und nicht nach einer Stunde wieder gehen dürfen und dass sie genau wissen, dass das Chaos kein Ende hat, egal was man tut.
    Der Horror für mich war ein Kindergeburtstag, zu dem mein ADHS-Kind noch 4 gleichartige eingeladen hatte.
    Dazu ist man permanent dem Druck der Umwelt ausgesetzt, sein Kind doch mal besser zu erziehen. Die Energie, die ich bisher zur Verteidigung einsetzen musste, hätte ich gern in mein Kind investiert. Leider bekommt man aber nur selten, insbesondere von Fachleuten, hilfreiche Hinweise oder Unterstützung.
    Mein Antrag auf Kostenübernahme für INPP wurde gerade von der Kasse mit der Begründung abgelehnt, dass dies gesetzlich nicht vorgesehen sei. Leider wohnen wir nicht in Wetzlar!


    Grüße
    Ute

    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 23.07.2005 16:36:
    Geld hilft nicht, sondern zementiert den Zustand. Ich hab schon mehrmals darauf hingewiesen, das die Pisa Sieger nicht alle ein Programm zum Abbau frühkindlicher Reflexe haben. Viele haben aber ein wesentlich effektiveres Kindergarten- und Vorschulprogramm.


    Leider ist bei derartigen Postings nicht immer erkennbar, ob vielleicht ein ironischer Unterton vorhanden sein soll.


    Ich möchte jedenfalls nicht in der Rolle meines Sohnes stecken, der sein Leben lang immer wieder für sein Verhalten gerügt wurde und ständig negative Reaktionen der Umwelt einstecken musste, im Kindergarten ständig zur Strafe oder Verhütung weiteren Unheils an der Hand der Erzieherin stehen musste und damit quasi gebrandmarkt wurde usw.
    Sein Selbstbildnis ist am Boden zerstört, er ist total unglücklich über seinen Körper und seinen Kopf, weil er bemerkt, dass er vieles nicht kann, was bei anderen problemlos möglich scheint und der schon mit 7 mehrmals von Selbstmord gesprochen hat.
    Und das soll nur eine Folge der Erziehung sein?


    Ich gratuliere allen Eltern, deren Kinder dies nicht erleben müssen.


    Er ist jetzt, während unseres Urlaubs (nach 6 Monaten INPP) zum ersten Mal in seinem Leben von Fremden wegen seines Sozialverhaltens gelobt worden.

    Als ich mich vor einem Jahr mit ADS beschäftigt habe, habe ich auch gesagt, das habe ich auch, obwohl ich in 40 Jahren nie ernsthafte Problem hatte. Ich denke jeder vereint auch 'negative' Eigenschaften in sich, die er hauptsächlich selbst kennt.


    Der ADS-Bericht des Psychologen enthält die Bemerkung "ADHS, wie es im Buche steht". Und ansonsten steht mein Sohn in allen Fächern zwischen 4 und 5 (das wird natürlich nach der ersten Klasse noch anders bezeichnet), obwohl der IQ-Test 115 mit der Bemerkung "könnte bei mehr Konzentration besser sein" ergab.
    Die Wahrnehmungsfunktionen habe ich auch testen lassen.
    Einen medizinischen Bericht darüber habe ich leider nicht. Denn das würde bedeuten, dass ich einen kompetenten kassenanerkannten Fachmann gefunden hätte. Und das habe ich leider nicht. Legasthenie wird auch erst ab der 3. Klasse anerkannt. Soll ich solange warten?


    Nein, von Erziehern wurde mir keine Thearpie nahegelegt, aber ich wurde regelmäßig für das Verhalten zur Seite gezogen.

    Das Problem ist, dass ich als Mutter schon länger darauf hingewiesen habe, dass mein Kind Problem hat, die ich damals aufgrund fehlender Informationen meinerseits nicht konkret benennen konnte. Ich habe dafür nur Bemerkungen, wie "hysterische Mutter drängt das Kind selbst in die Rolle" o.ä. geerntet. Darüber habe ich mich schon öfter ausgelassen. Niemand traut dem Gefühl einer Erstlingsmutter.


    Nach 3 Jahren Kindergarten und 2 Wochen Schule hies es immer noch "Nein, das Kind hat kein ADS". Als ich zu den Herbstferien das Wort Legasthenie aussprach kam. "die haben doch gerade erst angefangen".


    Inzwischen ist das Kind in den Brunnen gefallen, aber heute weiss ich mehr, so dass ich nun langsam und mühselig versuche, es wieder herauszuziehen.


    Mit informierten Fachleuten wäre es nie soweit gekommen.

    Hallo sally50,


    bei meinem Sohn wurde eine Mischung durchgeführt.
    Es gab zwar Fara und Fu, aber die Kinder sollten trotzdem mit Hilfe des Anlautkreises von Anfang an selbst "schriften". Für meinen Sohn ist das völlig in die Hose gegangen. Durch eine erst im Februar festgestellt Winkelfehlsichtigkeit hat er den Anfang verpasst. Er meinte (leider erst nach 6 Monaten), die Buchstaben würden immer wackeln. Außerdem haben wir, auch zu diesem Zeitpunkt, Probleme mit der auditiven Wahrnehmung festgestellt.
    D.h. mein Sohn konnte die Buchstaben nicht richtig erkennen, dadurch dass ein Auge das andere überholt hat, las er die Buchstaben häufig in der falschen Reihenfolge, und dadurch dass die Lautdifferenzierung nicht ordentlich stattgefunden hat, konnte er viele Buchstaben vom Gehör her nicht unterscheiden. Wie soll man da entscheiden, welcher Buchstabe aus dem Anlautkreis verwendet werden soll?
    Leider hat er somit viel verpasst, die Ansprüche der Schule warten leider nicht darauf, bis jeder soweit ist. Damit ist ihm das Lesen gründlich verleidet worden und durch mangelnde Leseerfahrung konnte er sich auch keine Wortbilder einprägen. Wer weiss, was sich im Laufe der Zeit noch alles herausstellt. Inzwischen liest er glücklicherweise selbstbestimmt Dinge, z.B. Tageszeitung, die ihn interessieren. Die Inhalte der Fibeln einer ersten Klasse sind allerdings von Niveau her nicht so prickelnd, dass man das freiwillig in die Hand nimmt, so dass die Lehrerin leider nicht bemerkt hat, dass es inzwischen besser klappt.


    Grüße
    Ute

    Hallo Erika,


    die schreibst, Ergotherapeuten kennen sich besser aus als Schulmediziner. Das kann ich leider nicht uneingeschränkt bestätigen. Als ich der Ergo mitteilte, dass wir nach 2 Jahren ohne gravierende Erfolge abbrechen und INPP machen, kam staunend "Ach, KISS!?!". Das hatte sie wohl schon gehört, aber das war's dann auch.
    Eine andere Ergotherapeutin will sich jetzt Beigel von mir ausleihen, weil sie davon auch nur am Rande gehört hatte.
    Also hat Wissen nicht unbedingt was mit der Fachrichtung zu tun. Ein Grund mehr dranzubleiben und die Fachleute zu informieren.

    Hallo Uffel,


    mir geht's genauso, auch ich habe am ersten Kindergartentag auf Probleme Richtung ADHS hingewiesen und auf Hilfe durch die Erzieher gewartet. Damals wußte ich nichts von ADHS, KISS, Ergotherapie, INPP usw.
    Heute weiss ich auch mehr und habe jetzt der ehemaligen Erzieherin "Flügel und Wurzeln" in die Hand gedrückt.
    Der Schaden, der an meinem Kind angerichtet wurde, ist leider nicht wieder gut zu machen: Selbstbewußtsein, ständige Misserfolge im Vergleich zu anderen, ständiges Anprangern des Fehlverhaltens usw. Darunter leidet auch das gesamte Familienklima inkl der Geschwister, die dadurch irgendwann ebenfalls auffällig werden. Von abgebrochenen Sozialkontakten und Freundschaften ganz zu schweigen.
    Und dann gibt es immer noch die Fachleute, die einem in den Rücken fallen, behaupten alles wächst sich aus und die Probleme liegen alle nur an der hysterischen Mutter usw., nur weil sie selbst unzureichend ausgebildet sind und nicht über den Tellerrand kucken können oder wollen.


    Viele Grüße
    Ute

    Hallo alias,


    du kannst mir glauben, dass Mütter sogar 24 h lang an die Kinder und ihre Probleme denken.
    Das ändert aber nichts daran, dass Mütter in den seltensten Fällen ausgebildete Pädagogen oder Mediziner sind und ihnen daher nicht alles bekannt sein muss.
    Im Gegenteil, ich erwarte gut ausgebildete Lehrer, die sich für mein Kind und nicht nur für ihr Fach interessieren.


    Man kann nur etwas bewirken, wenn man am gleichen Strang zieht.

    Mein Sohn hat gerade die erste Klasse beendet.
    Wir haben die Abmachung, dass die Hausaufgaben nach dem Mittagsessen erledigt werden, und das wird eingehalten und klappt auch gut. Ich bekam schon den Vorwurf, ich sei die gemeinste Mutter der Welt, weil alle anderen Eltern die HAs für die Kinder machen würden, nur ich nicht.
    Ich überprüfe im Hausaufgabenheft, ob alles erledigt ist, aber er schreibt er nicht immer alles auf. Ich will die Verantwortung nicht abschieben, aber ich finde, das ist Sache des Lehrers. Ich kann zuhause nur überprüfen, was aufgeschrieben wurde, nachträgliches Schimpfen nützt hier wenig.
    Ich verteile allerdings jeden Tag einen Punkt für aufgeschriebene HAs, später gibt's dafür eine Belohnung.


    Lt. Zeugnis waren die Hausaufgaben nicht immer zuverlässig gemacht. Da er ADHS hat, ist dies für mich allerdings nur eine Begleiterscheinung und kein grosses Drama. Damit will ich mich nicht aus der Verantwortung ziehen, aber ich finde man sollte an den größten Baustellen beginnen.

    Den Hinweis auf visuelle Probleme würde ich verfolgen, inkl der umstrittenen Winkelfehlsichtigkeit.
    Hat mal jemand den Bender-Test o.ä. mit dem Kind gemacht?
    Wie sieht das ansonsten mit Eigenwahrnehmung, Gleichgewichtssinn, Orientierung im Raum o.ä. aus?
    Wie ist die Intelligenz unabhängig von den Schulleistungen einzuschätzen?

    Hallo Uffel,


    so ähnlich lief es bei uns auch. Ohne Hartnäckigkeit und Zufälle wäre nichts passiert.
    Deshalb hoffe ich, dass z.B. durch Foren wie dieses Fachleute auf mögliche Problematiken aufmerksam gemacht werden. Auch wenn nicht jede Methode jedem hilft, wird damit das Bewußtsein für derartiges geschärft und die Eltern ermutigt, in verschiedene Richtungen zu sehen, statt sie und die Kinder zusätzlich unter Druck zu setzen.


    Leider wird alles, was zunächst unbekannt ist verpönnt und behauptet, dass nur Kassenfinanziertes helfen kann.
    Aber vielleicht sprechen sich ja irgendwann die Erfolge rum und dann haben auch die Kassen ein Einsehen?


    Ich beneide die Schulkreise, die allen Kindern ein fundiertes Abschecken der Fähigkeiten ermöglichen!

    Es ist schwer, zu entscheiden, wer dafür zuständig ist, auf potentielle Probleme aufmerksam zu machen. Ich war früher so naiv zu glauben, dass alle Fachleute optimal ausgebildet sind und im Interesse der Kinder auch über ihren Tellerrand hinausblicken. Leider habe ich mich getäuscht. Mehr will ich jetzt gar nicht dazu sagen.
    Und natürlich werden Hinweise von den Eltern unterschiedlich aufgenommen. Ich habe 5 Jahre lang dringend nach Hilfe gesucht, da ich beruflich aus einem völlig anderen Bereich komme, und einfach keinen Überblick hatte, aber trotzdem bemerkt habe, dass bei meinem Sohn irgendetwas anders läuft. Ich kenne aber auch Familien, deren Kinder die gleichen Probleme haben wie mein Sohn und die dies immer noch nicht wahr haben wollen. Mir tut das Kind leid, das so schon zu Beginn seiner Schullaufbahn Entscheidendes verpasst und dem diese Grundlage später fehlt.


    Um es kurz zu machen: es ist keine Lösung die Verantwortung zwischen den Fachbereichen hin und her zu schieben, damit wird nur Zeit vergeudet.
    Vielmehr sollten alle, die etwas bemerken, frühzeitig darauf hinweisen, auch wenn es manchmal eine Gratwanderung ist.
    Und die Grundlage dazu ist Information.

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