Ist der Ausgangsbericht des Threads nicht eher ein Beweis dafür, dass "Sprachbad" Kindergarten und Schule in sehr migrantisch geprägten Vierteln nicht genügt, um Kinder fit in der deutschen Sprache zu machen? Die Theorie, dass migrantische Kinder die Muttersprache(n) der Eltern zuhause sprechen sollen, um Sprachgefühl zu entwickeln und fehlerhaftes Deutsch zu vermeiden, ist mir bekannt, aber gibt es Empirie, die das belegt? Kommt eine Muttersprache zudem besonders häufig in einem Umfeld vor, kann es durchaus sein, dass Kinder verstärkt den Kontakt mit Kindern mit gleicher Muttersprache suchen - und dann ist bei Kindern, die sich eh mit der deutschen Sprache schwer tun, die Wahrscheinlichkeit groß, dass untereinander eher in der gemeinsamen Sprache statt in Deutsch kommuniziert wird.
Also ich selber bin nicht in Deutschland geboren, sondern erst nach dem Grundschulalter nach Deutschland gekommen. Zu Hause wurde ausschließlich meine Muttersprache gesprochen. Meine Jüngere Schwester und ich, wir haben die deutsche Sprache, alleine durch die Schule, denn wir hatten extrem wenig soziale Kontakte zu deutschen Familien, sehr schnell erlernt. Nach 1,5 Schuljahren war ich in fast allen Fächern Klassenbeste. Deutsch war noch nicht perfekt, aber für Note 2 hat es gereicht. Bei meiner Schwester hat es ein bisschen länger gedauert, aber auch sie konnte nach ein paar Jahren Deutsch auf Muttersprachniveau.
Meine noch jüngeren Geschwister, die bereits in Deutschland geboren wurden, haben zu Hause auch nur unsere Muttersprache gelernt - nach ca. einem Jahr im Kindergarten hat niemand mehr gemerkt, dass es keine deutschen Kinder waren.
Ich glaube, ob das "Sprachbad" ausreicht, hängt einerseits davon ab, wie dieses Sprachbad aussieht, also ob die meisten Kinder im Umfeld korrektes Deutsch sprechen (wenn das Großteil der Kinder Muttersprachler sind) und natürlich auch von der Sprachbegabung der jeweiligen Kinder ab.
Ganz ehrlich, wenn im Umfeld (Kindergarten, Schule) der Kinder halbwegs korrektes Deutsch gesprochen wird, diese Kinder meist den Großteil ihres Tages dort verbringen (meist so ab 7/8 Uhr bis zum Nachmittag), müssten sie bei durchschnittlicher Begabung innerhalb der Kindergartenzeit sehr gut Deutsch lernen.
Übrigens sehe ich es auch am ukrainischen Kind in meiner Klasse: Nach noch nicht mal einem Jahr versteht er SEHR viel und kann auch schon vieles sagen. Ich gehe davon aus, dass er spätestens in einem Jahr kaum noch auffällt.