Es gibt bestimmt Grenzen, aber ich bin der Ansicht, dass das Referendariat dazu da ist, die Grenzen selbst zu entdecken und dafür Lösungen zu entwickeln. Es ist auch so, dass diese Frau nicht die erste blinde Lehrerin wäre, in anderen Bundesländern scheint das Normalität zu sein, nur in Bayern nicht (siehe Leserbrief von der jungen Frau beim zweiten Link).
Gudsek, behinderte Menschen haben Anspruch auf eine Assistenz, also eine Person, die dabei ist und dann einspringt, wo wegen der Behinderung Grenzen gesetzt sind. Die Assistentin darf keine zweite Lehrerin sein, sondern nur dort eingesetzt werden, wo die behinderte Person Hilfe braucht. Art und Ausmaß der Unterstützung muss vorher genau abgeklärt werden.
Wie gesagt, Grenzen gibt es sicher, aber warum nicht wenigstens versuchen lassen? Zumal die junge Frau nicht die erste blinde Lehrerin wäre!
Ich habe nur 1. Staatsexamen und spüre, dass ich damit für sehr viele Arbeitgeber wertlos bin, dieses Studium wird als unvollständig betrachtet. Zu meinem großen Glück habe ich noch den Magisterabschluss, aber weil ich behindert bin, fallen für mich sehr viele Berufe weg. Arbeitgeber möchten auch meist keinen behinderten Menschen einstellen, und wenn es heißt "Behinderte bevorzugt", gelte ich als zu schwer behindert.
Dieser blinden Frau geht es erst mal nur ums Referendariat und um das zweite Examen. Was dann ist, möchte sie nach Ablauf der zwei Jahre entscheiden. Wieso lässt man sie ewig studieren und dann verwehrt man ihr das Referendariat?
Ich bin selbst behindert und kenne es sehr gut, dass man mich WEIT unterschätzt. Hätte meine Mutter sich auf sogenannte Fachleute verlassen, hätte ich eine Sonderschullaufbahn durchlaufen und niemals studiert. Da meine Mutter aber besser als Fachleute beurteilen konnte, wo meine Grenzen und Kompetenzen waren, boxte sie mich in die Regelschule und siehe da - man entdeckte, dass ich die Anforderungen der Schule gut erfüllen konnte!
Ich finde es sehr verständlich, wenn kritische Stimmen und Bedenken geäußert werden, doch genau die sind es, die behinderte Referendaren einem wahnsinnigen psychischen Stress aussetzen, so dass sie dann zum Scheitern verurteilt sind und alle anderen sich in ihren Prophezeiungen bestätigt fühlen. So war es auch bei mir im Referendariat.