Beiträge von kodi

    Neben den Fällen, wo die Anstellung vielleicht von Vorteil ist, darf man auch nicht vergessen, dass es einen Anteil von Kollegen gibt, die ihre Lebensentscheidungen/umstände nachträglich nach außen rationalisieren. Insofern höre ich immer mit einem halb skeptischen Ohr zu, wenn mir jemand etwas erzählt, dass mir komisch vorkommt.

    Ich beobachte bei meinen Schülern zwei Dinge:

    • Das Thema wird mehr und mehr enttabuisiert. Dh. ich als Lehrer erfahre es öfter bzw. es wird offener kommuniziert. Zum Teil sind das extrem heftige Geschichten... :(
    • Gründe für Leistungsdefizite werden vermehrt externalisiert oder mit medizinisch/psychologischen Diagnosen erklärt. Frei nach dem Motto: "Schlechte Leistungen ohne Grund erzeugen Handlungsbedarf, schlechte Leistungen mit Diagnose entbinden (die Eltern und das Kind) von der Verantwortung" ;)

    Trotzdem sehr fragwürdig, dass die Bundesländer dann dort nicht mehr Geld investieren.

    Universitäten werden nicht am Lehramtsoutput gemessen, sondern z.B. an Publikationen, Preisträgern und vor allem Drittmitteln.
    All das gibt es im Lehramtsbereich quasi nicht. Folglich sind Lehramtsstudiengänge auf dem Papier eine Belastung für das Ranking der Universitäten.
    Entsprechend sind sie auch nichts, womit die Bildungsminister werben können, wenn es um die Universitäten geht.

    In die Lehrerausbildung bzw. generell in Schulen zu investieren lohnt sich für Politiker nicht, weil es nur mittel- bis langfristig vorzeigbare=wahlwerbewirksame Wirkungen zeigt.
    Dann sind die damaligen Politiker aber in Aufsichtsratsposten etc. gewechselt.

    Dass das gesellschaftlich und volkswirtschaftliche eine Katastrophe ist, steht auf einem anderen Blatt. :(

    Jetzt kann man sich fragen, wieso die Wähler das nicht abstrafen...

    Wir hatten mal die Regelung "festgelegte Sprechstunde, aber mit vorheriger Anmeldung". Wenn sich keiner anmeldete, dann mußte man auch nicht da sein. Das war meistens der Fall. ;)
    Sinn und Zweck von so etwas ist, die Hemmschwelle für die Eltern zu senken und zu signalisieren "Wir beraten sie gerne und reservieren dafür Zeit".

    Natürlich machen wir auch individuelle Termine, wenn ein Elternteil zu den Schulzeiten gar nicht kann und großer Beratungsbedarf besteht.

    Ist es nicht unfair, so auf der Straße zu stehen, obgleich ein fertig ausgebildeter Lehrer bereitstünde?

    Klar wäre das unfair. Der Punkt ist aber, dass zum Zeitpunkt der Einstellung des Seiteneinsteigers kein ausgebildeter Lehrer bereit stand.

    Es wäre erst recht unfair und vom Land auch dumm, den fertig ausgebildeten Seiteneinsteiger wieder herauszuwerfen.

    Ob das nun sinnvoll ist, dass der Seiteneinsteiger im Gegensatz zum LAA bereits mit Aubildungsbeginn die Stellenzusage bekommt, darüber kann man sich sicher streiten.
    Dafür spricht auf jeden Fall die Lebenssituation des durchschnittlichen Seiteneinsteigers und dass der Seiteneinstieg auch für Berufswechsler attraktiv sein soll. Da konkurriert das Land auch mit den Stellen im regulären Bereich des Seiteneinsteigers.

    [...]Ich finde es auch nicht richtig zu suggerieren, dass lernen immer lustig sein soll und Spass machen muss. Im leben ist auch nicht alles toll und spaßig. [...]

    Ich denke das ist eins der Grundprobleme. Die Frage ist nur, wie geht man damit um.
    Die Erwartungsnorm ist leider die der maximal individualiserten, egozentrischen Spaßgesellschaft.

    Hast du mal geguckt, ob deine Fächer und dein Einsatzwunsch unter Berücksichtigung der verfügbaren Fachkollegen organisatorisch zusammenpassen?
    Einige Berufsschulklassen haben doch garnicht jeden Tag Unterricht. Vielleicht hakt es schlicht an der Kombi aus Fächern, Klassen, Unterrichtsbedarf und Nebenbedingungen.

    Fall du Freizeitreiterin bist, die auch mal zu Turnieren fährt, kannst du das sicher weiter machen. Das ist eine Frage der Prioritäten in deiner Freizeit.... Reiten statt Tatort gucken/In der Woche arbeiten, statt am Wochenende. ;)

    Wenn du mehr oder weniger professionelle Sportreiterin bist, kannst du das eher nicht machen. Dafür hast du dann doch zu wenig Zeit und einen zu kleinen Verdienst. ;)

    Am besten geht das meiner Erfahrung nach so:

    • Im Vorfeld informelle Mitstreiter suchen
    • Thema von mehreren Kollegen vorschlagen lassen
    • Wenn öffentlicher Vorschlag, dann schlägt einer vor und 2-3 melden sich mit unterstützenden Beiträgen.
    • Lehrerrat (Personalrat an der Schule) einbinden, falls es den bei euch gibt (Bundesland?)
    • Schulinterne Fortbildungstage sind prädestiniert für so ein Thema, falls es die bei euch gibt (Bundesland?). Für die werden ja immer (verzweifelt) Themen gesucht.
    • Falls alles nicht hilft, macht ihr es einfach mit den willigen Kollegen selbst und überlaßt die anderen ihrem Chaos. Je mehr Mitstreiter pro Klasse desto einfacher wird es natürlich.

    @Krabappel & @kodi

    Ich hoffe, Sie, Krabappel, bekommen bald Ihr W-LAN Passwort . Ich finde den Ansatz mit dem Fachpersonal für Digitales ein heißes Thema. Das spiegelt sich auch in der Antwort von Ihnen, kodi, und vielen weiteren, wieder. Sie sagen 1 Systemadmin für 80 PC Arbeitsplätze… Wer kümmert sich aktuell darum? Gibt es zumindest einen Medienassistenten an Ihrer Schule? Oder lastet die Arbeit auf einem bis wenigen Lehrern? So wie ich es in den anderen Antworten lese, übernehmen Lehrer die Aufgabe der Wartung und erhalten dafür kaum Ermäßigungsstunden. Wie gehen Sie damit um?


    Sie sprechen auch von Hochverfügbarkeitslösungen? Auf welche Geräte spielen Sie hier an? Oder ist es eher eine allgemeine Aussage für „die Geräte müssen darauf geprüft werden, dass Sie genug Leistung mitbringen“.

    Derzeit gibt es 1,5 Systemsadmins beim Schulträger und 1 Systemadmin beim IT-Dienstleister, dazu pro Schule einen Lehrer mit 0-3 Entlastungsstunden. In meiner Stadt gibt es ca. 1000 PC im Grundschulbereich (50 Grundschulen) und vermutlich 1500 PC im Sekundarbereich. Berufsschulen hab ich keinen Überblick, die sind nicht mitgerechnet.

    Mit Hochverfügbarkkeitslösungen meine ich so Sachen wie:

    • Jeder Server ist virtualisiert und für jedes Hardwaregerät gibt es ein Backupgerät das automatisch hochfährt, wenn das Hauptgerät ausfällt.
    • Server grundsätzlich mit RAID
    • Jeder Internetzugang wird über zwei unterschiedliche Anschlussarten gebalanced, sodass immer eine verfügbar ist.
    • Sämtliche Endgerät sind standarisiert, laufen per Netzboot (haben wir) und Image (haben wir)
    • Für alle Endgeräte gibt es mind. 1 Backup auf Lager.
    • Es gibt einen Techniker/Sysadmin der defekte Geräte binnen einer Unterrichtsstunde tauscht, jedoch spätestens zum nächsten Tag.
    • Gleiches für den Softwaresupport

    Gibt es da auch eine sinnvolle Verwaltungslösung für die Geräte?


    Natürlich gibt es so etwas...sogar von verschiedenen Firmen. ;)
    Eine Übersicht findest du hier: https://androidenterprisepartners.withgoogle.com/emm/#

    Leider verleugnet das mein Schulträger und sein IT-Dienstleister, weil er sich voll auf die Konkurrenz festgelegt hat. ;)

    Das Problem ist, dass man sowas halt nicht als einzelne Schule abschließen kann, sondern da immer auf den Schulträger angewiesen ist.

    Meine Gedanken dazu:

    • Bitte 1 Sys-Admin pro 80 PC-Arbeitsplätze einstellen.
    • Bitte nur Hochverfügbarkeitslösungen kaufen. Ausfallzeiten sind ein KO-Kriterium für jeden Digitalunterricht.
    • Digitalisierung nur da, wo es Mehrwert bringt
    • Für die tausende von €€, die die digitalen Geräte und Lizenzen alle paar Jahre kosten, kann ich sehr schönes, mindestens 15 Jahre haltbares Experimentiermaterial kaufen.

    Bei mir gab es:

    • Leistungsnachweise - da schrieb man eine Klausur. Sie wurden bepunktet, aber nicht benotet. Ab einer Mindestpunktzahl bekam man den LN.
    • Teilnahmenachweise - da mußtest du nur anwesend sein und ggf. mal eine Seminarsitzung vorbereiten oder sowas.
    • Praktika - Da wurdest du mündlich vor jedem Praktikumstag geprüft um für den Tag zugelassen zu werden. Für das ganze Praktikum gabe es entweder einen TN oder LN, aber nur wenn du alle Tage absolviert hattest. Ein Praktikumstag/Versuch durfte wiederholt werden.
    • Veranstaltungen deren TN/LN Vorbedingung für die Teilnahme an einer anderen Veranstaltung war.
    • Veranstaltungen die garnicht für die Prüfung zählten udn wo es weder TN noch LN gab.

    Praktika, Teilnahme- und Leistungsnachweise waren Voraussetzung für die Prüfungsanmeldung.
    Die Prüfung bestand aus mündlichen Prüfungen, schriftlichen Prüfungen und Examensarbeit.

    In den Prüfungen konnte aus allen Bereichen geprüft werden.
    Oft wurde das auf 2/3 Fachbereiche per Absprache eingeschränkt, z.B. Analytische Geometrie und Algebra.

    Die Endnote setzte sich dabei nur aus den Prüfungen + Examensarbeit zusammen.

    Ist vielleicht auch Typsache welche Art von Prüfung man bevorzugt.

    Die Leistungsnachweise hattest du als LPOler ja auch.
    Sie zählten nur nicht mit in die Note, sondern waren Zugangsvoraussetzung für die Stex-Prüfung.
    Der Vorteil für 'schwächelnde' Studenten war allerdings, dass sie die Leistungsnachweise so oft probieren konnten, wie sie wollten. ;)

    Ich hab noch Stex gemacht.

    Nach den Modulbeschreibungen meiner Uni ist die Schwierigkeit in meinen Fächern ziemlich gleich geblieben.

    Ein Vorteil ist in meinen Augen das konsekutive Prüfungsverfahren im BA/MA.
    Die alles entscheidenden Stex-Prüfungen fand ich nachteilig, weil es eben eine punktuelle Prüfung war.

    Letztendlich ist das aber schwer zu vergleichen, da die Studiengänge von Uni zu Uni sehr stark variieren können.
    Während z.B. an meiner Uni das Mathestudium in das normale Mathefachstudium integriert war, war/ist das an der Uni meines jetzigen Heimatortes völlig anders.
    Kollegen die da studiert haben, haben zum Teil ganz andere Sachen gemacht bzw. der Stoff war schulbezogen und ganz anders organisiert.
    Die gucken mich immer komisch an, wenn ich erzähle dass Mathe weltweit gleich aufgebaut ist mit: Analysis, Linearer Algebra, Algebra, etc.
    Ob das jetzt leichter oder schwerer ist, will ich mir nicht anmaßen zu beurteilen, zumindest schien es stärker auf den Lehrerberuf zugeschnitten zu sein, als bei mir.

    Letztendlich zeigt das Berufsbeamtentum die Wertschätzung, die Bildung einmal besaß.

    Bei der Gründung der BRD wurde eine für alle frei zugängliche einheitliche Bildung noch für so wichtig erachtet, dass sie den hoheitlichen Aufgaben zugeordnet wurde. Ein Faktor war da vielleicht, dass es erst wenige Jahrzehnte her war, dass Bildung in der Praxis nicht allen zugänglich war und es damals deshalb noch offensichtlicher war, dass sie die Basis für die moderne Wirtschaft und moderne Staatsformen ist.
    Daher schien es eine gute Idee, Lehrer stärker an den Staat zu binden als nur durch Geld, um diese hoheitliche Aufgabe zu sichern. Deshalb wurde die Tradition Beamtentum also Tausch von Loyalität, Treue, Pflichterfüllung gegen Alimentierung wiedereingeführt/weitergeführt.

    In der heutigen individualisierten Ich-Gesellschaft sind Werte wie Loyalität, Treue, Pflicht natürlich für die Mehrheit völlig fremdartige Konzepte dem Staat gegenüber. Alle Werte werden vor dem individuellen persönlichen Nutzen beurteilt. Persönlichen Nutzen kauft man heute am leichtesten mit Geld. Entsprechend ist der Tausch Geld gegen "eine Leistung" für die meisten der Normalzustand.

    Dazu kommt, dass Bildung massiv an Wertschätzung verloren hat. Es gibt niemanden mehr in Deutschland, an dem man die Folgen von mangelndem Zugang zu Bildung erkennen kann. Bildung wird in unserer individualisierten Ich-Gesellschaft als individuelles Merkmal wahrgenommen. Der Bildungsversager ist selber schuld, die Erfolgreichen glauben, alles aus eigener Kraft ohne Hilfe erreicht zu haben oder hätten erreichen zu können (Stichwort: Vom Baby als Autodidakt zum Arzt ohne Schule/Uni). Entsprechend schwindet der Gesellschaftliche Konsenz, dass Bildung eine hoheitliche Aufgabe ist. Das sieht man auch an der Übertragung neoliberaler Konzepte auf den Bildungsbereich und der Zunahme an Privatschulen.

    Letztendlich bleiben dadurch in der Realität leider nur drei Aspekte, die das Beamtentum aufrechterhalten:

    • Trägheit der Gesellschaft/Politik Änderungen vorzunehmen
    • Vorteil des Streikverbot für den Staat
    • Vorteil für die Politik die Pensionsrückstellungen für andere Dinge zu mißbrauchen, da die Folgen erst weit nach der eigenen Amtszeit sichtbar werden.

    Ob man Bildung heute noch als hoheitliche Aufgabe betrachten will oder nicht und ob man Lehrer durch ein Beamtenverhältnis an den Staat binden muß, ist wie bei allen hoheitlichen Aufgaben eine Frage des gesellschaftlichen Konsenz.

Werbung