Beiträge von Maylin85

    ... morgen kündigen. Ich würde so, wie ich selbst als Schülerin Chemie- und Physikunterricht hatte, als Lehrperson nicht arbeiten wollen.

    ...oder so halt 😄


    Auch, aber wichtiger finde ich noch die Erwartungshaltungen, die mitunter innerhalb eines Kollegiums oder seitens der Schulleitung entstehen. Ausgangspunkt der Debatte war hier im Forum ja die Unsitte, dass bayrische Referendare Klassenzimmer ausstatten, weil die Raumgestaltung mit in die Bewertung einfließt. Wenn sie bewertet, aber nicht bezahlt wird, steckt dahinter ja schon quasi eine systemisch verankerte Erwartungshaltung.

    "Kannst du schlecht machen" ist halt meines Erachtens relativ. Das sage ich vor dem Hintergrund der Erfahrung an einer Schule, an der Kollegen mit gleicher Argumentation jahrelang sogar Kopien (!) selbst gezahlt haben, weil die Kontingente gerade so für Klausuren und Klassenarbeiten reichten... und man braucht doch auch Arbeitsblätter, Übungsblätter, Zusammenfassungen, Checklisten und - nachdem ja schon kein Inklusionsmaterial angeschafft wurde - wenigstens differenziere Kopien usw. usw. - ja, braucht man? I don't think so. Jedenfalls nicht auf meine Kosten.

    Oder anderes Beispiel, irgendwo stand mal im Curriculum "Erstellung von Plakaten" - auf Nachfrage nach dem Material dazu wurde ich angeguckt, als hab ich nicht alle Tassen im Schrank und könne doch mal n paar Plakate springen lassen... und Eddings "hat man doch sowieso". Äh, nein. Genau diese implizite Erwartungshaltung meine ich.

    Genau das. Und das will man in der GS eben nicht. Die "leuchtenden Kinderaugen" sind jedoch nicht Ursache, sondern es ist der eigene Anspruch, professionell guten Unterricht zu halten. Das hat auch mit Selbstwirksamkeit und Psychohygiene zu tun.

    Ja, das verstehe ich auch auf emotionaler Ebene. Ich finde aber ganz generell auch, dass es gut wäre, wenn Lehrkräfte hier rationale Entscheidungen gegen finanzielle Selbstausbeutung träfen. Solange Arbeitgeber sich auf den Einsatz privater Mittel verlassen können, verändert sich halt auch nichts. Warum auch...

    Es ist genau der Ansatz, der bei Grundschulen - vielleicht auch anderswo - mit einem Wisch alles abschmettert:

    Differenzierung, Inklusion, Integration …

    Ja ok, dann gibts das halt alles nicht. Kann ich zu meinem Problem machen oder halt nicht.

    Zitat

    Sagst du deiner Zahnärztin auch, dass du ganz schnörkellos behandelt werden möchtest und sie ihre alte Ausstattung nicht erneuern muss?

    Reicht dir zur Mobilität ein minimalistisches Gefährt, Schusters Rappen bis zum D-Zug?

    Gehst du zur Bank und füllst den Überweisungsträger aus, hat doch schon immer für das Kerngeschäft ausgereicht?

    Das alles trifft dich persönlich, aber andere tragen zu einem Großteil die Kosten.

    Ist vielleicht unschön oder mäßig erfolgreich, ginge doch aber auch so, war doch früher auch nicht besser.

    Das passt überwiegend insofern nicht, als dass ich mir als Kunde das passende Angebot suche und es letztlich auch über den Preis, den ich für die Leistung bezahle, gegenfinanziere. Bin ich nicht bereit fürs Flugzeug zu zahlen, komme ich halt nur in Bahngeschwindigkeit zum Ziel. Analog: zahlt der Träger kein geeignetes Material, gibts halt evtl. nur mittelmäßige Absolventen.

    Zitat

    Wenn die Leistungen in der Grundschule nicht stimmen, kannst du als Lehrkraft gerne auf die mangelnde Ausstattung verweisen. Das gibt im besseren Fall Gelächter, ansonsten genau deinen Satz, der von deiner Vorstellung zeugt und der immer wieder den Unterschied macht:

    Generationen von Schüler:innen sind auch ohne PH-Meter ausgekommen, haben selten selbst Experimente mit Chemikalien durchgeführt, Vorgehensweisen, die man ja heute auch über Beamer, Board oder Schüler-Tablet digital zeigen kann. Ich käme nicht auf die Idee vorzuschlagen, dass man statt eines Versuches auch ein Versuchsprotokoll lesen könnte.

    Der große Unterschied bleibt, dass kleine Kinder und Beeinträchtigte keine Lobby haben, dass es eben keine Eltern als Fürsprechende gibt und dass viel zu viele Menschen vor sich hertragen, Grundschule sei nur Spielerei und sich in ihren Vorurteilen bestätigt sehen, wenn Lehrkräfte etwas Buntes oder Taktiles einfordert.

    Lehrkräfte an Grundschulen sind viel zu lange daran gewöhnt, aus Nichts etwas zu machen, also werden sie kreativ und machen die Materialien selbst. Deshalb hören sie sich dann aus gleicher Richtung an, sie seien Basteltanten und würden nicht effizient arbeiten.

    Das stelle ich gar nicht in Abrede. Aber warum nicht das Gelächer und den Satz zur Kenntnis nehmen, für die eigene Psychohygiene festhalten, dass man darauf hingewiesen hat, und dann eben mit dem auskommen, was da ist? Und würde mir wer sagen, dass es ausreicht, das Versuchprotokoll zu lesen, würde ich fürs Protokoll deutlich widersprechen und es dann halt ausdrucken und damit Unterricht machen, Thema gegessen. Das ist der Punkt, den ich einfach wirklich wirklich nicht verstehe: es ist doch nicht Aufgabe der einzelnen Lehrkraft, Fehleinschätzungen der übergeordneten Stellen auszubügeln und privat die fehlende Lobby für Grundschüler, Inklusion, etc. aufzufangen. Ich wüsste überhaupt nicht, wieso ich das tun sollte.

    Generell ist mir auch egal, wie viel privates Geld Kollegen investieren. Problematisch wird es allerdings, wenn sich daraus eine stille Erwartungshaltung ergibt.

    Nur damit das nicht missverständlich rüber kommt: ich glaube dir, dass du das brauchst, um gut zu arbeiten. Ich würde es nur nicht selbst kaufen, wenn der Träger die Notwendigkeit nicht sieht. Vielleicht sieht er die ja, wenn ein Kollegium mal konsequent auf den Einsatz privater Mittel verzichtet und die Ergebnisse suboptimalen Arbeitens sichtbar werden. Und/oder die Eltern, immerhin ja Wähler, motzig werden. Für mich ist einfach völlig unverständlich, wie man von der Ablehnung einer Kostenübernahme oder dem Hantieren mit sehr begrenzten Budgets zu der Schlussfolgerung kommt "ok, dann schaff ichs eben selbst an." Denn ein sehr minimalistisches, schnörkelloses, sehr wahrscheinlich auch unschönes und mäßig erfolgreiches Kerngeschäft ginge ja sicher auch mit dem, was bewilligt wird.

    Es geht bei buntem Papier und bunten Wäscheklammer nicht um "Schnickschnack", Palim hat es eigentlich erklärt, welchen Zweck dieses Material erfüllt. Wir beschriften fürs Laborpraktikum der Schüler*innen die Reagenziengefässe mit Farbband damit die optisch unterscheidbar sind. Was glaubst du, wie schnell das schief geht, wenn auf zwei Gefässen in schwarzer Schritft auf weissem Hintergrund "Natrium...blablabla" steht. Und jetzt bitte nicht "dann müssen die halt genau lesen!!11!1", es sind Lernende und keine Frau Doktors die seit 20 Jahren nichts anderes machen als Chemikalien von A nach B schaufeln.

    Sicher. Dennoch haben Generationen von Schülern ohne buntes Papier Lesen und Schreiben gelernt (möglicherweise sogar im schnöden Endergebnis erfolgreicher als heutzutage), also weiß ich nicht so recht, ob es tatsächlich so unverzichtbar ist. Der Träger teilt diese Ansicht ja zumindest scheinbar nicht, wenn er zu wenig Mittel dafür bereit stellt.

    Könntest du Beispiele nennen? Ich kann mir konkret gar nicht vorstellen, wo Eltern erwarten, dass die Lehrkraft etwas privat finanziert und den Schülern quasi schenkt.

    Was es - denke ich - häufiger gibt, sind vielleicht weniger explizite Erwartungen, als diffuse. Palim schrieb z.B. vom bunten Papier und bunten Wäscheklammern. Die fordert niemand aktiv ein, aber Eltern kommentieren durchaus, wenn Klasse A fancy bunten Schnickschnack hat und in Klasse B halt nur reduziert mit schwarz-weiß Kopien gearbeitet wird.

    Diese Erwartungshaltung muss man bewusst ausblenden (lernen).

    "Ich bin Lehrer" kommt mir nicht über die Lippen... bin auch definitiv Fraktion "ich arbeite als..."... auch wenn das superseltsam klingt 😄

    Ein kleines Problem sehe ich da tatsächlich schon. Ich bin Experte im Prokastrinieren. Ich sitze seit 3 Stunden am Rechner und habe effektiv vielleicht 30 Minuten gearbeitet. :D

    Das tun andere Leute sogar völlig ungeniert eingestempelt im Büro 😉

    Gibt es eine Karte, die du an deinen Kopf halten kannst? Leistest du deine Arbeitszeit als Lehrer nur in der Schule ab? Du Glücklicher. Keine Arbeit am häuslichen Schreibtisch, keine Wochenendarbeit, kein Einkauf für den Unterricht ... ;)

    Es ist keine Arbeitszeit, wenn du beim Autofahren über deine Stunden nachdenkst. Es ist auch keine Arbeitszeit, wenn ein Marketingmensch im Auto über eine Kamgane nachdenkt. Vermutlich denken die meisten Menscnen mal an die Arbeit und wie sie das nächste Meeting angehen, die Präsentation gestalten könnten, in Vertragsverhandlungen gehen, etc.

    Das Notieren, Verschriftlichen, Ausarbeiten ist dagegen natürlich Arbeitszeit und dafür könnte man unkompliziert eine App starten - egal, ob das in der Schule oder auf dem heimischen Sofa stattfindet.

    Äh, doch, natürlich nimmt man seine Sachen mit, wenn man den Raum oder die Schule wechselt. Sind ja die eigenen, gekauften oder mit Mühe umsonst zusammengesuchten Sachen. Da will man ja nicht wieder bei Null beginnen.

    Die Dinge, die die Schule zur Verfügung stellt, sagen wir mal Regale und einen Teppich, lässt man natürlich da.

    Hm vielleicht habe ich keine oder falsche Vorstellungen von Grundschulen. Aber wenn z.B. jede Klasse Spiele für Regenpausen benötigt, oder Sitzkissen, oder ne Bücherkiste, oder was auch immer - wäre es dann nicht sinnvoller, von einem zentralen Budget für jeden Raum einmal die gleiche Grundausstattung anzuschaffen, statt ständig alles von A nach B zu schleppen und leere Räume zu übergeben? Oder nach jedem Schuljahr altersspezifisches Material zentral an einen Sammelpunkt zurückzustellen und der nächste holt sich, was er braucht?

    Ich finde die Vorstellung, ständig nackte Räume bestücken, total verrückt.


    Effektiv bedeutet das mehr Nachmittagstermine und Verpflichtungen. Ich würde mich freuen, wenn ein Kollege sich netterweise MAL zum Dolmetschen bereit erklärt, finde es aber problematisch, daraus einen Anspruch abzuleiten. Wird eine Absage nicht nur nicht respektiert, sondern auch noch mit einem Gang zur Schulleitung quittiert, würde meine Bereitschaft vermutlich schlagartig auf 0 sinken - was ist das denn bitte für ein unmögliches kollegiales Miteinander?!

    Vielleicht kann man zumindest eine wöchentliche Sprechstunde festzurren, in der solche Gespräche - so sie denn anfallen - verbindlich stattfinden, um die Planbarkeit zu erhöhen und ausufernde Uhrzeiten auszuschließen.

    Ich schließe mich Alterra an, dass es dringend Arbeitszeiterfassung braucht.Schönes Beispiel dafür!

    Die Raumausstatterei in Bayern verstehe ich nicht so recht. Ein Grundschulraum ist doch nie einfach nur leer, da steht doch irgendwas vom Vorgänger bzw. Austattung der Schule drin..

    Ich hab allerdings auch eine Freundin, die in Bayern ihr GS Ref gemacht und vor der UPP 30 hübsche, einheitliche Sitzkissen für den Erzählkreis genäht hat. Passend zur Gardine 😄

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