Man könnte auch einfach anerkennen, dass jedes Fach seine ganz eigenen intellektuellen Tiefen und Herausforderungen hat. Zu wirklich anspruchsvoller Auseinandersetzung mit Literatur sind vermutlich genauso wenig Schüler in der Lage, wie zu naturwissenschaftlichen Spitzenleistungen. Und es ist auch zweifellos richtig, dass nicht jeder in allen Feldern gleichermaßen begabt ist - ich denke da beispielsweise an den Schüler, der in sämtlichen MINT Fächern mühelos überall sehr gut stand, aber selbst eine schnöde Charakterisierung nicht hinbekommen hat, weil er sich einfach null in fiktionale Texte und Charaktere reindenken konnte, und auch keine verständliche, kohärente Inhaltsangabe verfassen konte. Und dann gibt es Schüler, die fantastisch analysieren und/oder sehr pointierte, reflektiere Kommentare schreiben, aber keine Gleichung lösen können. Wer bin ich denn mir anzumaßen zu beurteilen, wer von beiden nun intellektuell besser aufgestellt ist und die größeren Leistungen erbringt? Es sind einfach andere Felder. Im Idealfall ist eine Gesellschaft so zusammengesetzt, dass alle Bereiche ausreichend bedient werden.
Geisteswissenschaften als Geschwafel abzutun zeigt letztlich auch nur, dass man keine Ahnung davon hat.