Beiträge von wolkenstein

    Mehrere Ideen, weiß nicht, welche auf deine Klasse(n) passen:

    - Verhalten spiegeln - du betrittst motzend die Klasse und machst erst mal ein paar Leute richtig von der Seite an. Nachher Verhalten reflektieren; vorsicht, kann sich hochschaukeln.

    - Radikaler Kommunikationsabbruch bei "motzigem" Verhalten - das musst du vorher ankündigen und das gemeinte Verhalten genau beschreiben. Erkläre, dass es dem Lernklima sehr abträglich ist und du nicht bereit bist, dich weiter mit so einem Kleinkram abzugeben - wer "motzig" wird, fliegt mit Stillarbeit raus. Wichtig: Es geht nicht darum, keine Kritik zu üben, sondern um menschenfreundlichen Umgang miteinander.

    - Wenn das Grundverhältnis ansonsten stimmt: Ironisieren. Funktioniert gerade bei Klassen, die selbst wissen, dass sie sich daneben benehmen, überraschend gut. Oft ist das allgemeine Rumnölen ein Spiel, auf das eine entsprechende (übertriebene) theatralische Reaktion gehört.

    - Grundlegend: Du machst den Unterricht, und der Unterricht ist keine Spaßveranstaltung. Wenn du so freundlich bist, ihnen Mitbestimmungsrecht einzuräumen, dann deswegen, weil sie sich so vernünftig und verantwortungsvoll zeigen, dass sie dieses Recht auch ausüben können. Solang sie sich benehmen wie schmollende Dreijährige in der Trotzphase, wirst du sie auch so behandeln - dann ist eben nix mit Mitbestimmungsrecht, gemacht wird, was du sagst, und das kann SEHR LANGWEILIG sein.

    - Ursachenforschung: Die Sache mit dem guten Gespräch... wobei hier genau unterschieden werden muss zwischen klassischer Teenymotzigkeit (die sollte man nicht diskutieren - bringt nix) und Ausdruck tatsächlicher Unzufriedenheit, Schulstress, Mobbin gin der Klasse usw. Über letzteres kann und muss man reden - beim ersteren bringt Reden m.E. nix.

    Ansonsten hast du mein Beileid - ich weiß sehr genau, was du meinst, und komm mit dem Umgangston des Ankeifens, Anmotzens und Rumnölens auch nur schwer klar. Ich sehe es jedoch wirklich immer mehr als (teils unbewusstes) Spiel, das man durch Übersteigerung bewusst machen und dann abbauen kann. Wichtig finde ich, dass du sehr deutlich auf die Grenzen hinweist und dich von dem klassischen, ebenso motzigen "Was hab ich denn gesagt? Ich hab doch gar nix gesagt!" nicht irritieren lässt. Gespräch abbrechen, nach der Stunde weiterreden. Bei dem Motz-Spiel (zumindest bei meine Abendrealschülern) geht es sehr viel um Respekt - wer darf wen anmachen, wer lässt sich irritieren,wer lässt sich was gefallen, unabhängig davon, wer im Recht ist. Dieses Spiel kannst du nur gewinnen oder verweigern.

    Umärmelung, Geduld und gute Besserung,
    w.

    ... wolkenstein kann die Ölflaschen nicht im Schrank lassen...

    Wobei,
    die Frage, warum Lehrer (mehr als andere Leute?) dazu neigen, Aggressionen an Schülern auszutoben und sich gegenseitig zu decken und keine Kritik zuzulassen, würd mich schon interessieren. Nur mal so als Gedankenspiel...

    - Jeder Lehrer ist darauf angewiesen, dass seine Klasse sich auf sein "Unterrichtsspiel" einlässt - niemand kann eine Klasse unterrichten, die sich dem Unterricht verweigert. Weil viele Lehrer durchaus wissen, wie zerbrechlich ihre Macht ist (und sie zum Teil auch Angst vor ihren Schülern haben), werden manchmal verzweifelte bis sadistische Methoden angewandt. Je stärker der Rechtfertigungsdruck (durch öffentliche Kritik usw.) wird, desto härter werden die Methoden.

    - Jeder Lehrer ist mit seiner Klasse allein - die Kollegen bekommen nur in den seltensten Fällen direkt mit, was sich zwischen Lehrer und Klasse abspielt. Mit dem, was Schüler erzählen, ist das so eine Sache... an meiner alten Schule hätte ich gesagt, dass Schüler ein sehr gutes Gespür dafür haben, wer gut für sie ist und wer nicht, an meiner neuen Schule erlebe ich, dass Lehrer "einfach mal so" von einer Klasse fertig gemacht werden.

    - Eine anwachsende "Bezichtigungskultur" - irgendwer ist bestimmt Schuld, wenn bei einem Kind was schiefläuft, und der Lehrer bietet sich als Sündenbock sehr gut an. (Und ganz ehrlich: Manche Schüler sind großartig darin, dem Lehrer die Schuld zu geben, weil sie ihr Heft vergessen haben, weil sie in der Arbeit nicht konnten, was wochenlang vorbereitet wurde usw.) Um nicht völlig den Boden unter den Füßen zu verlieren, werden erst mal alle Beschwerden rundheraus zurückgewiesen.

    - Eine gefährliche Neigung zu einer zynischen Grundstimmung im Kollegium - Abschussmentalität, "Herziehen" über Schüler, Prahlen mit der eigenen Härte, kommt alles vor in Kollegien. Ein Teil ist notwendiges "Dampf ablassen" (solang Supervision noch nicht selbstverständlich ist), ich merke aber oft, dass solche Gespräche sich eher potenzieren. Heraus kommt die berüchtigte Wagenburgmentalität.

    - falsche Berufswahl, die nie korrigiert wird (Weg mit dem Beamtentum...äh, solang's das noch gibt, hätt ich's bitte auch gern...).

    - Tja, und natürlich "there but for the grace of God go I". Da bekommt man mit, wie der (überforderte? frustrierte? übergestresste?) Kollege sich daneben benimmt, aber was würde denn ein Gespräch bringen? Wie soll man denn dann noch zusammen arbeiten? Wo soll er denn auch hin? Dann doch lieber mit der Klasse reden, hoffen, dass das Ganze irgendwie glatt geht, und ihnen den Zuwachs an Lebenserfahrung ("Seine Chefs kann man sich später auch nicht aussuchen usw.") schmackhaft machen. Shcwachsinn, aber verständlich, oder? Könnte ja sein, dass man in zehn Jahren genauso dasteht und sich dann auch Solidarität von Kollegen wünscht...

    Andere Vorschläge?

    w.

    Auf die Gefahr hin, mich bis auf die Knochen zu blamieren - mir ist das Thema am Gymi auch noch nicht begegnet, und ich frage mich, wie viele Gymilehrer die verschiedenen Schriften überhaupt klassifizieren könnten - ich jedenfalls nicht. Bei uns gibt's "leserlich " oder "unleserlich" und das war's. Herrgott, gibt's eigentlich irgendwas aus der Praxis, was imRef mal vorgekommen ist? X(

    w., der momentan noch an seinen Lücken in Schreib-Lese-Lernprozesse und Legasthenie rumbastelt

    Die Regeln:
    "Wenn ich anfange zu klatschen, müsst ihr mitklatschen und aufhören, wenn ich aufhöre".
    "Wenn ich bis drei gezählt habe, muss alles aufgeräumt sein".

    Die Anwendung bzw. Durchführung dieser durch die Regeln beschriebenen Abläufe zählen dann zu den allgemeinen Ordnungsritualen- zwar Mini-Rituale, ich würd's aber durchaus als Ritual sehen.

    Der Unterschied liegt in der Ebene: Eine Regel ist etwas Theoretisches, das mit praktischer Umsetzung erst mal nix zu tun hat - sie stellt nur ein "soll-so-sein" auf. Ein Ritual hat zwar einen vorher festgelegten Ablauf, ist aber erst in dem Moment ein Ritual, in dem es auch wirklich stattfindet. Regeln sind Regeln, ob sie nun eingehalten oder gebrochen werden. Ein Ritual, das nicht akzeptiert/ durchgeführt wird, ist kein Ritual.

    Mein ich wenigstens,
    w.

    Eine Regel ist eine Handlungsvorschrift oder die Beschreibung einer Gesetzmäßigkeit, wie z.B.
    - Klassenregeln
    - Rechtschreibregeln
    In beiden Fällen wird eine richtige Form oder ein richtiges Verhalten festgelegt, anderes Verhalten als falsch markiert. Ziel einer Regel ist die Hervorbringung regelgerechten Verhaltens.

    Ein Ritual ist eine festgelegte Abfolge von Handlungen, wie z.B.
    - Begrüßungsritual in der Klasse
    - Wandlungsritual im kirchlichen Ritus
    Ein Ritual ist nur zum Teil durch eine sachgebundene Absicht motiviert; der Schwerpunkt des Rituals liegt in seiner Durchführung. Der festgelegte Ablauf erzeugt Vorhersehbarkeit und Sicherheit.

    Mit anderen Worten: Ein Ritual ist regelgeleitet, da der Ablauf eines Rituals durch Verhaltensregeln festgelegt wird. Die Befolgung der Regeln wird durch die feste Form und den Zusammenhang des Rituals erleichtert.

    Noch anders:

    1. Regel: Wir begrüßen uns zu Beginn der ersten Stunde im Sitzkreis. (Fehlverhalten: Sich zur ersten Stunde nicht in den Sitzkreis setzen, nicht guten Morgen sagen)
    2. Regel: Wenn wir im Sitzkreis sitzen, kommt jedes Kind dran und darf in Ruhe aussprechen.
    (Fehlverhalten: Dazwischenreden, nichts beitragen)
    3. Regel: Wir beenden den Sitzkreis gemeinsam mit einem Lied.
    (Fehlverhalten: Vorzeitig aufstehen, nicht mitsingen)

    Ritual:
    Zu Beginn der ersten Stunde setzen sich alle Kinder in den Sitzkreis. Sie sagen einander guten Morgen und erzählen der Reihe nach kurz von ihren Erlebnissen des letzten Tages. Zum Abschluss des Sitzkreises wird gemeinsam ein Lied gesungen, dann gehen alle Kinder an ihren Platz zurück.

    Die Regeln geben Verhalten innerhalb des Sitzkreises vor - unabhängig davon, ob der Sitzkreis tatsächlich stattfindet oder nicht. Das Ritual umfasst ist die eigentliche Durchführung des Sitzkreises, die durch tägliche Wiederholung eingeschliffen (ritualisiert) werden soll.

    So müsst's stimmen,
    w.

    Hallo Hanni,

    ich bin in NRW am Gymi, also keine Ahnung, wie weit das übertragbar ist, aber Vorstellungsgespräche hatte ich in der letzten Zeit genügend, deshalb hier ein paar Stichworte:

    - Dauer und Ablauf: Alles zwischen 20 Minuten und 1 Stunde, teilweise gab's eine Einstiegsaufgabe (10minütiger Vortrag zu einem Schulthema, 20 min Vorbereitungszeit), teilweise wurde jeder Bewerber das Gleiche gefragt (schlimmster Fall: die Fragen standen auf einem Blatt Papier, die Kommission hat ÜBERHAUPT NICHS dazu gesagt), teilweise verlief das Gespräch sehr frei. Die meisten Fragen zielten bei mir auf Medienerfahrung, Methodenkompetenz, Konzepte zur Konfliktlösung und Schulentwicklungsarbeit, Lese- und Schreibtraining, IGLU/PISA und Elternarbeit, ihr habt an der Grundschule wahrscheinlich andere Dauerbrenner.

    - Vorbereitung:
    Schulhomepage/ Schulprogramm lesen und auf zentrale Anschlusspunkte zu deinen eigenen Schwerpunkten abklopfen.
    Es ist sinnvoll, sich vorher mit einer Kollegin "freizusprechen", also ein paar Antworten zurechtzulegen. Passt immer:
    * kurze Vorstellung des eigenen Werdegangs
    * Eigene pädagogische oder methodisch-didaktische Konzepte
    * Eine positive/ negative Unterrichtserfahrung plus Analyse
    * Schlussstatement, in dem du deine größten Stärken noch mal zusammenfasst.
    Zusätzlich ist es sinnvoll, was in der Tasche zu haben, was du zeigen kannst - eine Unterrichtsreihe mit gelungenen Arbeitsblättern plus ein paar Fotos von fleißig arbeitenden Schülerlein machen was her, auch wenn's nicht erwartet wird.

    - im Gespräch auch die richtige Mischung achten - ich weiß nicht, was für ein Typ du bist, ich neige dazu, die Kommission zu unterbrechen und loszuquatschen, sobald ich verstanden habe, was sie wissen wollen - kam nicht gut an. Natürlich wollen sie dir auch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Intensiv zuhören, da manche Fragen nur indirekt gestellt werden.

    Mehr fällt mir spontan nicht ein - viel Glück!
    w

    Ich hab recht gute Erfahrungen damit gemacht, die Schüler einander vorstellen zu lassen - zuerst interessante Fragen sammeln (was man so über den anderen wissen wollen könnte), dann SuS + Lehrer mischen, kurze Interviewphase, vorstellen. Hat den Vorteil, dass sich auch die SuS untereinander besser kennenlernen - sie "kennen" sich zwar, aber irgendwas Spannendes kommt immer dabei heraus. Auch hübsch: "Truth and Lies", jeder Schüler überlegt sich drei möglichst unwahrscheinliche Sachen über sich selbst, von denen aber eine stimmt - die müssen die andern erraten.

    Würd ich aber alles nur in Klassen machen, die ich länger behalte - bei Hospitationsklassen und Kurzreihen ist das einfach zu viel Aufwand und interessiert die SuS wirklich nicht besonders. Ich versuche, an den Satz "Ich komme aus und heiße..." immer noch was Persönliches auf Schülerebene a la "Mein Lieblingsfilm/ meine Lieblingsband ist" dranzuhängen - ich hab den Eindruck, die SuS freuen sich drüber, weil sie damit was verbinden können.

    Selbst noch nicht ausprobiert, hab ich aber bei der nächsten Runde vor: Ich wollte sowieso Digitalfotos von den SuS machen, um Namen zu lernen (mein Namensgedächtnis ist katastrophal - ob ich das Kollegium auch dazu kriege, stillzuhalten?). Hier überlege ich, ob man mit einem doppelten Satz Abzüge nicht auch noch ein paar lustige Spielchen machen kann - vielleicht mischen und die Kinder sollen Fotos ziehen und dazu eine Personenbeschreibung machen? Zwei Kandidaten spielen gegeneinander und sollen jeweils alle raussuchen, die ein Haustier haben/ gern Fußball spielen/ diese Woche schon im Kino waren usw? Muss ich noch genauer drüber nachdenken. Aber das würde ich auf jeden Fall nur mit einer Klasse machen, die ich schon ein paar Wochen kenne und wo das Sozialklima halbwegs stimmt.

    Viel Spaß beim Vorstellen!

    w.

    Hallo Melosine,

    es tut mir leid, wenn ich gestern abend etwas zu hart geschrieben hab - ich war wirklich k.o., und es kamen mehrere Dinge zusammen. Jetzt noch einmal im Einzelnen:

    1. Die Reaktionen auf Enjas Beiträge hier im Thread fand ich zum Teil unsachlich, und habe für mich tatsächlich ein "der Lehrer hat immer recht" rausgeschmeckt - das wollte ich so nicht stehen lassen.

    2. Ich will überhaupt nicht bestreiten, dass Schüler technische Probleme gern als Vorwand nutzen, um nichtgemachte HA zu vertuschen - das Problem hatten wir allerdings auch in vortechnischen Zeiten, als die HA vom Hund gefressen oder dem Nachbarskind zerstört worden waren. Ich meine, hier ändert sich nicht viel. Es gilt, eine Regel zu finden, die die Forderung nach HA aufrecht erhält, ohne die Leute, bei denen tatsächlich etwas schief gelaufen ist - was ja vorkommen kann - über Gebühr zu bestrafen. Deshalb ist für mich der sinnvolle Weg, bei Einzelhausaufgaben ein "Nachzeigen" zu ermöglichen und bei Termingeschichten wenigstens den Empfang zu bestätigen - so entsteht die Debatte, ob oder ob nicht geschickt erst gar nicht. Ich kann aber wirklich erst Leistung einfordern, wenn ich sicher bin, dass den SuS diese Forderungen bekannt sind - die meisten meiner Schüler sind bislang fast vom Stuhl gefallen, wenn ich meine email angegeben hab, deshalb sehe ich das noch nicht als selbstverständlich an.

    3. Und bei der "Abschieben auf die Hauptschule" Debatte ist Wolkenstein auf seinen Prediger-Stuhl geklettert, wofür er sich entschuldigt und von dem er ganz schnell wieder herunter kommt. Ich habe jedoch immer wieder bei Kollegen erlebt, dass sie sehr unterschiedliche Dinge für selbstverständlich halten - und erlebe gleichzeitig bei meinen Schülern, dass sie das, was für mich selbstverständlich ist, noch nie gesehen haben, weil die lieben Kollegen es nicht tun (Dummes Beispiel: Ich fordere vernünftige Zitat- und Quellenangabe ein, gleichzeitig sind die meisten Arbeitsblätter gegenwärtiger und vorhergegangener Lehrer nicht richtig oder überhaupt nicht ausgewiesen - und später deshalb auch in der Facharbeit nicht brauchbar. Kann ich den SuS vorwerfen, wenn Kollege X bei einem Gedicht nur den Nachnamen des Autors, das falsche Erscheinungsjahr und keine weitere Angabe dazu setzt?). Hinzu kommt, dass Kontinuität wirklich nicht gewährleistet ist - ständige Lehrerwechsel, Stundenausfall usw. Worauf ich hinaus will: Ich finde Eresas Plan, mit den Schülern Format, Abgabemodus und Konsequenzen abzusprechen, sehr gut. Ich will einfach nur, dass das läuft, bevor die Leistung eingefordert wird. Die Unterstellung, Schüler wollten sich von vornherein drücken, ist dabei genauso wenig hilfreich wie die Unterstellung, der Lehrer sei an allem schuld. Beides ist möglich, da der Lehrer jedoch im Gegensatz zu den Schülern ein bezahlter Profi ist, sollte er mögliche Missverständnisse von Anfang an ausschließen und sich eben nicht auf "Selbstverständlichkeiten" verlassen.

    Besser so?
    w.

    Eh... wird hier wieder Gruppenwatschen gespielt oder was? Ich finde überhaupt nicht, dass Enja überkritisch ist, sondern sie macht sehr zu Recht darauf aufmerksam, dass email kein zuverlässiges Medium ist - und wenn ihr dann mit dem unglaublich schlüssigen Argument geantwortet wird, dass man selbst ja noch nie Probleme mit der email gehabt hat (kennich nicht, also gibbet nicht), dann macht sie ebenfalls zu Recht darauf aufmerksam, dass hier die persönliche Erfahrung ein bisschen arg blauäugig als Grenze des Möglichen gesetzt wird. Ich finde den Vorschlag, dass ein Lehrer den Empfang kurz bestätigt, eine sehr sinnvolle Einrichtung - allein schon deshalb, weil es meiner Erfahrung nach für Schüler sehr motivierend ist, eine kurze Rückmeldung über den Empfang ihrer HA zu erhalten. Inwieweit ein Schüler für das Funktionieren eines technischen Mediums verantwortlich zu machen ist, muss für mich differenziert werden:

    1. Ich muss den Schülern beibringen, dass ein Techniktest am Tag vorher selbstverständlich ist.
    2. Funktioniert das Gerät trotz Techniktest nicht - ist auch bei mir in Lehrproben schon dagewesen -, muss ich den Schülern vorher beigebracht haben, wie man Alternativen nutzt - z.B. die Folien auch verkürzt als Handout dabei haben oder ähnliches.

    Wenn ich die beiden Dinge gelehrt hab, kann ich in der Tat nachher den Schüler dafür verantwortlich machen, wenn die Präsentation nicht läuft - vorher nicht. "Das kann man doch, das weiß man doch, das hat man doch" ist genau die Mentalität, die die Schüler, die das eben nicht können, haben, wissen, dezent aussortiert und gen Hauptschule abschiebt - ich weiß, ich weiß, ihr seid so nciht und würdet das nie tun usw. Aber bei manchen Brachialurteilen könnte man drauf kommen - die Leute sind eben noch nicht im Beruf, sondern sollen's erst mal lernen, und deshalb ist das Argument "Kümmert später in der Wirtschaft auch keinen" eher blind.

    Sorry für die rüden Worte, nicht gut drauf und langsam von den Betriebsunfällen des deutschen Schulsystems wirklich angewidert,
    w.

    Ich bin mir noch nicht ganz sicher - oder sagen wir so: An der Grundschule gilt es vielleicht noch mehr als am Gymi, was nicht heißt, dass es am Gymnasium nicht gilt. Nota bene: Ich habe schon den Eindruck, jedes Fitzelchen Fachwissen (einschließlich des qua Diss vertieften) zu brauchen, um meinen Schülern anspruchsvolle, fächerübergreifende und aktuelle Lernsituationen erstellen zu können, aber es hört beim Fachwissen eben nicht auf - das "Eigentliche" ist, den Lernprozess zu begreifen, ihn herauszufordern und unterstützen zu können. Also: Nein, nicht nur für Grundschulen, sondern für alle Schulen. Für Grundschulen vielleicht stärker als für andere Schulen, weil hier Grundlagen gelegt werden, die später kaum nachgeholt werden können. Einen schlechten Lehrer in der Oberstufe können ansonsten gute Schüler durchaus verkraften - in der Grundschule wird's haarig.

    Was meinst du?
    w.

    Hi Petra,

    *neidneid, will auch wieder hin* Fall nicht vor Schreck um, London ist wahnsinnig teuer - alles, was du zuhause auch machen kannst, wie Kino usw, sollte man lassen. Was ich sehr schön fand:

    - Camden, "Markt"-Stadtviertel, in dem's tolle Flohmärkte usw gibt, U-Bahn fährt dich hin.
    - der Freemasons' Temple (Hauptquartier der Freimaurer) in Gt Queen Street (nah der Holborn Station), wir sind per Zufall in einer Gruppe Freimaurer gelandet und durften besichtigen - ziemlich hoher "Boah"-Faktor
    - wenn du bei Tottenham Court Road aussteigst, kommst du ins "Buchhändlerviertel" - ist zwar ziemlich touristisch, aber ich weiß für Antiquariate in London keine bessere Adresse (es sei denn, du setzt dich in den Zug nach Oxford, aber das ist ja wohl nicht der Sinn der Übung)
    - Falls dein Herz für Musicals schlägt - "Blood Brothers" finde ich großartig und es sollte noch laufen. Kartenvorverkausstellen in der U-Bahn angekündigt.
    - falls du während der Reise was zu lesen brauchst, empfehle ich "Neverwhere" von Neil Gaiman - man kriegt eine völlig andere Vorstellung von der U-Bahn...

    Gute Reise,
    w

    Hm, nachdem sich hier die Naturwissenschaftler tummeln, mal ein kurzes Wort zur Geisteswissenschaft - zumindest in Köln war das Lehramtsstudium "härter" als der Studiengang Germanistik und Anglistik, da bedeutend mehr Fachbereiche und Themen abgedeckt werden mussten und zum Schluss auch die Püfungen viel dichter gedrängt waren - auf der anderen Seite gaben die Profs den "typischen Lehramtsstudenten" auch nur naserümpfend mittelmäßige Noten, wollte man was Netteres, musste man schon mit den Magistern im Fachwissen mithalten können. Mich hat nachher nur geärgert, dass das 2. Staatsexamen kein Uni-Abschluss ist - deshalb wurde die Promotion trotz Assi-Stelle nicht als Berufserfahrung angerechnet und ich konnte eine Stelle an der FH in München nicht annehmen... on the other hand, was soll ich in München?

    Ich wollte mal einen Theorievorschlag machen, was die magere Bewertung der Lehrerausbildung angeht: Da ist was dran. Da ist deshalb was dran, weil Öffentlichkeit und Lehrer selbst immer noch an der Meinung kleben, es ginge um den Grad des eigenen Fachwissens - und da braucht man ja für Grundschule "nur" wenig zu wissen. Was immer noch nicht in die Köpfe geht, und in die der Oberstudienräte am allerwenigsten, ist, dass das Fachwissen nur einen sehr geringen Anteil am Lehrerfolg macht. Dass es völlig auf die didaktische Strukturierung des Fachwissens, die Methodenvielfalt, die sinnvolle Diagnose von Lernschwierigkeiten und die soziale und betreuerische Kompetenz ankommt - UND DAS KANN MAN LERNEN, es bringt einem in Deutschland nur keiner bei. Wenn Lehrer grundlegende Kenntnisse in Soziologie und Neurophysiologie belegen müssten, ebenso wie vertiefte Kenntnisse in Lern- und Gruppenpsychologie (nur so als Beispiel) - ob dann immer noch die Nase gerümpft würde? Und dann würde es auch Sinn machen, zwischen Seiteneinsteigern und "echten" Lehramtskandidaten zu unterscheiden - so, wie im Moment, halte ich das für reine Besitzstandswahrung und Schikane.


    Nur so ins Blaue,
    w.

    Abbitte...

    Nachdem ich hier so gejammert hab, eine von diesen "Lehrer ist doch ein toller Beruf"-Nachrichten... hab die Zähne zusammengebissen und noch mal in Geld für ein Lehrwerk investiert ("Grammatik sehen", bisschen verspielt, aber sehr brauchbar), konsequent auf eher handlungsorientierten Unterricht umgeschaltet, auf extra "freundlich, aber bestimmt" umgeschaltet und siehe, es geht. Heute eine richtig schöne Stunde verlebt, erst mit ihnen einen Logo-Beitrag über den Papst geguckt und besprochen (und nachher mächtige innerreligiöse Diskussionen zügeln müssen), dann ein Präpositionen-Bild gemalt und erst zum Schluss richtig knallhart Endungen geübt - die Stunde war gelöst, entspannt, wir haben viel gelacht, und am Ende merkte man das "Jetzt hab ich's begriffen" Raunen durch den Raum gehen. Ein Loblied auf alle "Kuschel-Methoden" - ich hab zwar zwischendurch einen Schüler rausgeworfen, weil er im Unterricht ans Handy gegangen war, er kam sich aber auch sofort danach entschuldigt (mit dem Kommentar, es sei so entspannt gewesen, dass er gar nicht drüber nachgedacht habe, sondern aus Reflex drangegangen sei :D ) - , aber ansonsten war's freundlich, schüleraktivierend und brav auf alle Sinne verteilt. Und es klappt. Und das Leben ist wieder schön...

    w.

    Verbitterung? Angst vor den Schülern? Eifersucht? Hoffnungsloses Wagenburgdenken?

    Meine 11te hat sich von mir auch mit Buchgeschenk und Blumenstrauß verabschiedet, an unserer Schule war's zwar nicht immer so (kam halt auf die Qualität des Refis an :D ), gab aber auch keine hochgezogenen Augenbrauen.

    Ganz ehrlich - Schleimerei, so'n Quatsch. Nix tust du. Mit deiner Klasse machst du weiter wie vorher, und den Kollegen musst du's ja nicht unter die Nase reiben, aber verbeigen würd ich mich da auch nicht. Kollegen sind manchmal so - fällt mir grad ein, der Blumenstrauß war zwar ok, aber dass ich in meinem LK (immer morgens um Kaffeetrinken erlaubt hab, war auch Anlass hochgezogener Augenbrauen. Sollen sie ziehen - der Kurs lief gut.

    w.

    Du Glückliche,

    nein, nicht ironisch gemeint. Das demolierte Auto ist Mist. Ich kann aber leider gar nicht mit Geld umgehen, deshalb hab ich mich auch für den Dispo entschieden, damit ich nicht in Versuchung komme, das auf die Dauer auszunutzen (und jetzt trotzdem Zinesn bezahle, was vermutlich nur beweist, dass ich eben nicht mit Geld umgehen kann). Aber mich hat's Geld auch schon schlaflsoe Nächte gekostet - was man im Ref kriegt, ist einfach zu wenig, besonders, wenn man noch Geld für Unterrichtsmaterial ausgeben muss. Egal - nachher ist der Verdienst wirklich gut.

    w.

    Ich bin zwar kein Finanzexperte, aber solltest du nicht erst mal mit deiner Hausbank reden? Die kennen dich als Kunden und nehmen sich hoffentlich die Zeit, dass du ihnen deine Lage erklären kannst. Ich hatte bei der Kölner Bank keine Probleme, meinen Dispo während des Refs erweitert zu kriegen bzw hätte auch einen Kredit aufnehmen können. Da die Einstellungssituation im Moment nicht so schlecht ist (bzw. da die Banker bestimmt nur vom eklatanten "Lehrermangel" gehört haben), sollte das nicht so schwierig sein. Zusätzlich solltest du noch mit einer anderen Bank reden, welches Angebot sie dir machen - um Neukunden zu werben, sind die Angebote zum Teil günstiger. Auf einen Kredithai würde ich mich jedenfalls nicht einlassen.

    Toitoitoi,
    wolkenstein
    der auch noch jede Menge Schulden aus dem Ref am Bein hat und wg hin- und herwechselnder "Geld-statt-Stelle" Stunden immer noch nicht so genau weiß, wieviel er jetzt eigentlich verdient, aber die erste Abrechnung vom Besohlungsamt sah gut aus. :D

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