Mehrere Ideen, weiß nicht, welche auf deine Klasse(n) passen:
- Verhalten spiegeln - du betrittst motzend die Klasse und machst erst mal ein paar Leute richtig von der Seite an. Nachher Verhalten reflektieren; vorsicht, kann sich hochschaukeln.
- Radikaler Kommunikationsabbruch bei "motzigem" Verhalten - das musst du vorher ankündigen und das gemeinte Verhalten genau beschreiben. Erkläre, dass es dem Lernklima sehr abträglich ist und du nicht bereit bist, dich weiter mit so einem Kleinkram abzugeben - wer "motzig" wird, fliegt mit Stillarbeit raus. Wichtig: Es geht nicht darum, keine Kritik zu üben, sondern um menschenfreundlichen Umgang miteinander.
- Wenn das Grundverhältnis ansonsten stimmt: Ironisieren. Funktioniert gerade bei Klassen, die selbst wissen, dass sie sich daneben benehmen, überraschend gut. Oft ist das allgemeine Rumnölen ein Spiel, auf das eine entsprechende (übertriebene) theatralische Reaktion gehört.
- Grundlegend: Du machst den Unterricht, und der Unterricht ist keine Spaßveranstaltung. Wenn du so freundlich bist, ihnen Mitbestimmungsrecht einzuräumen, dann deswegen, weil sie sich so vernünftig und verantwortungsvoll zeigen, dass sie dieses Recht auch ausüben können. Solang sie sich benehmen wie schmollende Dreijährige in der Trotzphase, wirst du sie auch so behandeln - dann ist eben nix mit Mitbestimmungsrecht, gemacht wird, was du sagst, und das kann SEHR LANGWEILIG sein.
- Ursachenforschung: Die Sache mit dem guten Gespräch... wobei hier genau unterschieden werden muss zwischen klassischer Teenymotzigkeit (die sollte man nicht diskutieren - bringt nix) und Ausdruck tatsächlicher Unzufriedenheit, Schulstress, Mobbin gin der Klasse usw. Über letzteres kann und muss man reden - beim ersteren bringt Reden m.E. nix.
Ansonsten hast du mein Beileid - ich weiß sehr genau, was du meinst, und komm mit dem Umgangston des Ankeifens, Anmotzens und Rumnölens auch nur schwer klar. Ich sehe es jedoch wirklich immer mehr als (teils unbewusstes) Spiel, das man durch Übersteigerung bewusst machen und dann abbauen kann. Wichtig finde ich, dass du sehr deutlich auf die Grenzen hinweist und dich von dem klassischen, ebenso motzigen "Was hab ich denn gesagt? Ich hab doch gar nix gesagt!" nicht irritieren lässt. Gespräch abbrechen, nach der Stunde weiterreden. Bei dem Motz-Spiel (zumindest bei meine Abendrealschülern) geht es sehr viel um Respekt - wer darf wen anmachen, wer lässt sich irritieren,wer lässt sich was gefallen, unabhängig davon, wer im Recht ist. Dieses Spiel kannst du nur gewinnen oder verweigern.
Umärmelung, Geduld und gute Besserung,
w.
Kaffeetrinken erlaubt hab, war auch Anlass hochgezogener Augenbrauen. Sollen sie ziehen - der Kurs lief gut.