Beiträge von wolkenstein

    Ihr Lieben,

    ich weiß, nicht ganz der richitge Ort, aber hat zufällig jemand von euch Erfahrung mit Deutsch als Fremdsprache? Ich habe einen Vorkurs an der Abendrealschule und bin mit meinem Deutsch am Ende.

    Die Situation:
    Ca. 12 Teilnehmer zwischen 17 und 30, die meisten unter 20, in ständig abwechselnder Besetzung, 4 "echte" Ausländer auf Grund- bis Mittelstufen-Niveau, 7 Deutschtürken mit unterschiedlichen Graden bilingualer Halbsprachlichkeit, 1 Legastheniker (andere Baustelle). Die Schüler bekommen 20 Ustunden Deutsch in der Woche, 7 davon bei mir, die anderen Lehrer doktorn nach vager Absprache (2 machen "Grammatik", davon bin ich einer, 1 Wortschatzerweiterung, 1 Texte lesen) jeweils in ihren Bereichen herum.

    Das Problem:
    1. ein fachliches: Ich bin für DaF nicht ausgebildet und stelle fest, dass ich von DaF-Didaktik keinen blassen Schimmer habe, es für eine so gemischte Gruppe aber auch kein Lehrbuch gibt - ich hab für Deutschtürken überhaupt noch kein sinnvolles gefunden. Also bastel ich mir meine Arbeitsblätter selbst, mach dabei Fehler, weil meine eigenen Vorstellungen von deutscher Grammatik viel zu schwammig sind und mir letzten Endes überhaupt nicht klar ist, was vor was kommt und wie man das sinnvoll aufbaut. Noch viel weniger weiß ich, wie man Leuten Deutsch vermittelt, die nicht den leisesten Schimmer von Grammatik haben und sich das anscheinend auch nicht merken können. Wir basteln seit 2 Wochen am Adjektiv, ich frag nach einem Beispiel für ein Adjektiv und es kommt "...Haus?". Verdammt, mein Unterricht ist schlecht, aber so schlecht nun auch wieder nicht.

    2. ein soziales: 2 der türkischen Jungmänner sind absolute Machos, 2 der Mädels Zicken aus der Hölle, die bei jeder Gelegenheit in beleidigtes Gekreische ausbrechen oder aufs Klo rennen - geregelter Unterricht ist immer nur in sehr kleinen Häppchen möglich, dann muss ich erst mal wieder einen Vortrag drüber halten, warum sie nicht miteinander lange türkische Gespräche führen sollen. Motivation und Lernwille gleich null, sie gehen anscheinend davon aus, dass sie Deutsch dadurch lernen, dass sie da rum sitzen und nebenher Musik vom Handy hören. Die Jungs hebeln mich einfach aus und haben keinerlei Interesse, sich irgendwas von mir sagen zu lassen. Die anderen Teilnehmer halten das Spektakel wiederwillig durch, sind aber auch genervt und erwarten von mir, dass ich wieder Ordnung in den Laden bringe - ich weiß nur nicht, wie. Notenbekommen sie für den Vorkurs nicht, es geht nur um die Beurteilung am Ende. Muss mal mit den anderen Lehrern Kontakt aufnehmen, was bei ihnen läuft, bei mir nehmen sie das jedenfalls nicht ernst. Ich weiß nicht mehr, wie ich weitermachen soll - mangelndes Fachwissen und ein Kurs, der bei jedem Planungsfehler sofort aus dem Ruder läuft, potenzieren sich ganz unglaublich.

    HILFE!!!

    Ein abgekämpfter
    wolkenstein

    Ihr Lieben,

    darf ich mal kurz öffentlich in die Tischkante beißen? Ich habe eine höhere Handelsschulklasse in Englisch, sprich, alle haben Abi, und ihr schriftliches Englisch ist weitgehend ziemlich bis sehr gut, obwohl die Fähigkeiten innerhalb der Klasse sehr auseinandergehen. Im ersten Halbjahr haben sie bei einer anderen Lehrerin Handelskorrespondenz gemacht, Sätze auswendig lernen und Briefe übersetzen, lief alles wohl fein. Jetzt soll ich mit ihnen andere Themen machen und generelles Business English, wozu auch mündliche Ausdrucksfähigkeit gehört. Da das meiste Business Englisch eher trocken ist, gucken wir jetzt zusammen "The Office", einen Büro-Documentary-Spoof, und erarbeiten anhand dessen die entsprechende Sprache. Ich geb mir wirklich Mühe - heute sollten sie eine Szene eines Meetings, die sie ohne Ton gesehen hatten, in ein Rollenspiel umsetzen. Kam auch irgendwann. Aber: Sie reden nicht. Freies Sprechen geht gar nicht. Unterrichtsdiskussion sowieso nicht. Gruppenarbeiten zu Rollenspielen dauern ewig, weil sie jeden Satz aufschreiben und dann ablesen. In der Gruppe Englisch reden geht auch nicht. Sprachmaterial wird zur Kenntnis genommen, aber nicht eingesetzt. Sich gegenseitig kritisieren geht auch nicht - weder sprachlich noch inhaltlich. Lob ist sehr flach und nur mit Gewalt hervorzurufen, Kritik überhaupt nicht. Während sie den Film gucken, lachen sie nicht. Sie finden die Serie aber auch nicht blöd. Sie wollen auch nichts anderes gucken. ICH KRIEG DIE KRISE!!!

    Ich mag den Kurs sehr gern, sie sind alle lieb und zuverlässig und pflichtbewusst - sie reden nur eben nicht. Leider funktioniert dann mein gesamtes Unterrichtskonzept nicht, das auf intelligentes Lernen, Spaß an der Sache und Mut zur Improvisation ausgerichtet ist. Und mir fällt nix mehr ein. Kann jemand helfen?

    Ein verzweifelter
    wolkenstein

    Hatte auch zwei Angebote zur Auswahl, der eine Direktor wurde sehr ungemütlich, als ich bei ihm nicht sofort zusagen wollte. Er erklärte dann, dass er selbst Panik habe, wenn ich jetzt ein paar Tage nachdenken will, dass dann Kandidat zwei und drei auch schon vergeben seien und er sich mit dem müden 8. oder 9. Platz zufrieden geben müsse. Fand ich nur begrenzt nachvollziehbar und nicht richtig sympathisch, obwohl ich auch verstehen kann, dass man nach einem ganzen Tag Interviews sehr geschafft ist. Aber vielleicht so in der Richtung - die Kommission möchte mit dem beruhigenden Gefühl nachhause gehen, das jetzt alles geregelt ist. Damit sie das kann, muss einer zusagen. Wenn der sich Bedenkzeit ausbittet, bleibt ja alles offen, und das hält so eine Kommisssion anscheinend nicht aus.

    Trotzdem nicht erlaubt - forsch nach.
    w.

    Ehrlich gesagt, mir graust's. Vielleicht ist es mein Widerspruchsgeist, aber mir ist das Weltmeister-Oscarverleihungs-Papstwahlspektakel zuwider. Was haben wir uns über den Ratzinger und seine Ansichten aufgeregt, jetzt hat er plötzlich Fanclubs? Und alle strahlen wie frisch adoptierte Waisenkinder aus einem Dickens-Roman, weil einer der Riege alter Männer "Habemus Papam" ins Mikro nuschelt? Und die Berliner Politikermischpoke ist erfüllt von opportunistischem Nationalstolz, weil ein Deutscher "das Rennen gemacht hat"? Ich könnt k...

    Die katholische Kirche hat die mediale Inszenierung erfunden, deshalb kann ich das Entsetzen ob des Kult-Statusses nicht nachvollziehen - Appell an Ritual und Emotion gehört nun mal zum Handwerk. Was mich jedoch wirklich ärgert, ist, wer plötzlich alles auf diesen Zug aufspringt. Was hab ich heut gelesen: "Wir kehren zur magischen Welterklärung zurück, weil es sich in einer rein rationalen Welt nicht leben lässt." Also wird das Projekt Aufklärung mal so eben für gescheitert erklärt, weil's so schön ist, sich von einer begeisterten Menge mitreißen zu lassen und sich in wohliger Anbetung zu suhlen. Politik des heiligen Stuhls - egal. Politik des Gewählten - fragen nur ein paar Intellektuelle nach, die Fernsehkommentatoren beschränken sich darauf, die "bewegenden Bilder" "bewegt" zu kommentieren. Geht mir doch weg...

    wolkenstein, der normalerweise keinem auf die Party pinkelt, aber grad wirklcih die Welt nicht mehr versteht

    Liebe(r) Parents,

    du hast den Finger auf eine Wunde gelegt, die mir auch immer wieder sehr sauer aufstößt. In Kurzform: Beides ist möglich, gerechtfertigt durch einen schwammigen Stoffverteilungsplan, der meist nur "maximale" Forderungen vorgibt oder ähnlichen Müll. So, wie unser Schulsystem im Moment funktioniert, ist weder Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Bundesländern, noch Schulen, noch Klassen gewährleistet. Gibbet einfach nicht. Ist frustrierend, aber ist so.

    Auch davon sehr genervt,
    w.

    Schließ dich mal mit dem Deutschlehrer kurz, welche Rechtschreibbereiche schon behandelt bzw. wiederholt worden sind. Die beziehst du in die Wertung mit ein, was auch auf dem Arbeitsblatt angekündigt wird. Dadurch merken die SuS, dass die Fächer eben nicht unzusammenhängend nebeneinander her laufen, sondern tatsächlich was miteinander zu tun haben (und ich als geplagter Deutschlehrer muss mich nicht mehr über Kollegen aufregen, die entweder Rechtschreibung selbst auf den eigenen Arbeitsblättern vernachlässigen oder alles in Grund und Boden korrigieren). Geht das?

    w.

    Hallo Enja,

    nee, was Amy meint, ist, dass die SuS zwar sehr viele Fehler machen, aber komplexe KOnstruktionen wenigstens versuchen, also im Ansatz schon eine gewisse Sprachfertigkeit zeigen - es geht nur eben schief. Beispiel:

    The man walked down the street. He looked at the woman.He thought "She looks nice". = einfache Konstruktion, keine Fehler

    Walking an the street, the man was consider the looking of the woman and thinking:" What beauty is she". = mehrere Ansätze zu komplexen Konstruktionen, viele Fehler

    Was AMy meint, ist die Frage, wer jetzt besser Englisch kann - der mit den Simpelsätzen oder der mit den komplizierten, aber falschen Sätzen. Im Englischen wird normalerweise Sprachstil und Fehlerzahl ungefähr 50/50 für die Sprachnote gewertet.

    Amy, Kopf hoch, Antwort heut mittag!

    Umärmelung,
    w.

    Hallo AKtenklammer,

    Mann, du forderst deine Schüler aber ganz schön! Ein paar Stichworte:

    - Gedicht in Zeilenform rekonstruieren ist eine Aufgabe, die die Aufmerksamkeit auf den Einfluss der Form auf den Inhalt lenkt (schau mal bei Waldmann, Literaturdidaktik), als solches ein recht hoher interpretatorischer Anspruch und nicht recht Sinn der Sache im Anfänger-Sprachunterricht. Eher geeignet: Du gibst ihnen das Gedicht in Gedichtform, lässt aber bestimmte Wörter, Zeilen, Strophen weg. Diese Leerstellen sollen sie füllen und ihre Entscheidung begründen - damit kannst du sie z.B. auf Emotionen eines Exilanten hinführen. Schluss wäre Vorstellung (Vortrag in den Gruppen vorher üben lassen) und Diskussion der verschiedenen Versionen.

    - Als "sanften Einstieg" in diese Stunde könnte ich mir eine Sammlung vorstellen, welche Erfahrung sie mit Kommunikationsschwierigkeiten gemacht haben - wenn du viele Exilanten hast, ruhig zum Thema "Leben im fremden Land", wenn nicht, vielleicht einfache Anekdoten und Urlaubserfahrungen. Als Prompt kann hier entweder eine Karrikatur oder eine von dir erzähle Anekdote dienen.

    - DIe Filmidee ist klasse, würde ich aber erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Reihe machen, da sie dafür schon einiges an Vorwissen und Sprachmaterial brauchen. Aufbau könnte sein, den Film anhand eines Filmplakates/ einer Kurzkritik vorzustellen, dann die Szene einmal vorspielen, Beobachtungen zu Stimmung und nonverbalem Verhalten der Personen sammeln, dann noch mal vorspielen und Text verfassen lassen, Texte vorspielen und besprechen, zum Schluss Original zeigen und vergleichen - das kann aber leicht eine Doppelstunde oder mehr dauern.

    Hilft das weiter?
    w.

    Ach Frau Lehrerin,

    ich kann dich so gut verstehen - ganz genauso lief's bei mir bei der letzten Runde. Die Unter-der-Hand-Kungelei ist zum Kotzen, mir wär's auch lieber, wenn sie gleich Tacheles reden würden. Aber, ich bin der lebende Beweis: Es gibt auch andere Gespräche. Manchmal "stimmt" einfach alles. Ich kann ja noch nix sagen, aber vielleicht sollten wir für uns als Auswahlkriterium mit in Betracht ziehen, wie menschlich die Bewerber an der Schule behandelt werden - mit ihren Schülern werden sie ja kaum anders umgehen. Bei der einen Schule war ich so weit, dass ich ihr Angebot abgelehnt hätte, wenn sie mir was angeboten hätten... mit solchen Leuten würd ich nicht zusammenarbeiten wollen. Tief durchatmen und sich in Geduld fassen - es wird.

    Däumchendrückend,
    w.

    Auch von mir herzlichen Dank für alle Glückwünsche - Kinder, ist das Leben schön! Von allen Freunden krieg ich ein "Hab ich dir doch gleich gesagt" zu hören, aber mir scheint, dass es insgesamt etwas besser wird mit der Stellensituation... also, beim Pokern nicht zu nervös machen lassen, auch wenn's dann eben noch ne Runde dauert.

    Übrigens - man hatte zwar nicht mit einem Portfolio gerechnet, da aber die Vorragsaufgabe darin bestand, von einer gelungenen Reihe zu erzählen, war ich über meine Fotos sehr froh. Kam also doch noch zupass...

    Liebe Grüße,
    w.

    PS: Wolkenstein freut sich über den Mitdichter! Und jetzzt im Duett... ;)

    Alle lieben Daumendrücker,

    ICH HAB NE STELLE!!!! Eh... angeboten gekriegt hab ich sogar zwei, den Rest Bewerbungsgespräche kann ich absagen, ich bin in meine neue Schule verliebt und freu mich auf die Zeit nach den Sommerferien. Aber was für ein Traum-Bewerbungsgespräch! Als Einstiegsvortrag durfte ich von einer guten Unterrichtsreihe erzählen, die ich mal gemacht hab - das erste Mal, dass mich ÜBERHAUPT jemand gefragt hat, wie ich eigentlich unterrichte. Dann stellte sich heraus, dass sich der Direktor nicht nur meine Website, sondern sogar den Film angeguckt hatte, den ich mal mit Schülern gemacht hab - wo gibt's denn sowas? Die waren nicht nur nett, die waren wirklich an mir INTERESSIERT. Ich bin immer noch völlig verwirrt. Tja, jetzt muss ich mich nur noch mit der Pendelei (3/4 Stunde) anfreunden, aber - alles wird gut.

    Ein immer noch vom Blitz getroffener
    Wolkenstein

    Grundbedingungen eines friedlichen Zusammenlebens:

    2 Rechner
    2 (parallele) Internetzugänge
    2 Telefonanschlüsse
    2 Musikanlagen
    2 Konten...

    Ohne ging nix mit mir und Liebelein... wir hängen zu häufig beide am Rechner und gleichzeitig am Telefon.

    Hab mich nach dem hin und wieder quasi zwangsweise eingehaltenen Mittagsschlaf (Alternative - mit dem Kopf auf dem Compi einschlafen) auch meist sehr groggy gefühlt, deshalb auch eher abhängen/ surfen/ lesen. Als ich noch lange Pendelfahrt zur Refschule hatte, bin ich allerdings in der Bahn häufig wirklich eingepennt.

    w.

    Man sollte ja nicht über Schülerschwächen lachen, aber einer meiner heißgeliebten Berufsschüler schrieb in dem Bericht "Meine Ausbildung in meinem Betrieb" sehr energisch und durchaus stolz:

    Ich werd Fachkraf für Lagerwirtschaf

    Kein Ausländer, sondern Urkölner...

    w.

    Liebe Kolleeschen, liebe Mitbewerber,

    schon ein komisches Gefühl - morgen geht's wieder los, drei Bewerbungsgespräche hintereinander, und irgendwo zwischen Hoffen und Bangen. "Die eine Schule schien interessiert - Mist, auf der Homepage steht, dass sie eine Geld-statt-Stelle in meinen Fächern haben, die wird sich doch garantiert auch bewerben. Mann, was hat die andere Schule alles auf der Homepage, was soll ich denn da noch "beitragen"? An der Schule bin ich in direkter Konkurrenz mit einem Kollegen... oh je. Und grad jetzt krieg ich Pickel..." Geht euch das auch so im Kopf rum? Ich bin ja herzlich dankbar, diesmal mehr Einladungen bekommen zu haben, aber bin auch nervös, wieder einen auf's Maul zu kriegen. Beim letzten Bewerbungsgespräch war ich laut Direx "zu dominant". Mal sehn, ob ich diesmal meine schwarzen Lackstiefel besser verstecken kann...

    Wie ergeht's euch? Lasst von euch hören,
    w.

    Ein paar Patzer zur Freude der Englisch-Kollegen:

    Diskussion über "dress codes": It is difficult to find the right dressing for a company.

    Charakterzüge sollten im Bewerbungsschreiben auftauchen: You should document traces of character in your application.

    Und, bei einer Darstellung wünschenswerter Eigenschaften wie Gewissenhaftigkeit:
    The employees should be conscious.

    Berufskolleg macht Spaaaß!

    :D w.

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