Beiträge von wolkenstein

    Hallo Super-Lion,

    der klassische "Nöler" ist mir an der Berufsschule auch schon begegnet - nach einem intensiven Gespräch gemeinsam mit der Konrektorin, bei dem wir freundlich unsere Sorgen über seine weitere Laufbahn geäußert haben, war dann aber auch gut. Kann nicht immer funktionieren - bei manchen Leuten braucht's sehr viel Geduld...

    Muss ein bisschen grinsen, weil ich bei meinen Handelsfachpackern heute auch das erste Blatt mit "Herrn Özdemir" und "Herrn Matusov" (und "Frau Müller, die Gabelstaplerfahrerin") eingesetzt habe, was zwar keine direkten Kommentare, aber doch interessiertes Getuschel weckte. Eigentlich kann ich den Frust der Schüler gut verstehen - ständig wird von ihnen Integration gefordert (und ihnen jetzt noch ihre Parallelkultur madig gemacht), aber das Gegeninteresse ist doch verdammt gering. Eigentlich sollte es zumindest für Lehrer, die direkt mit multikulturellen Klassen arbeiten, selbstverständlich sein, das auch in den Arbeitsblättern abzubilden. Blöd, wenn's dann grad von dem Schüler kommt, den nur der Motzfaktor interessiert, aber das ist halt hin und wieder so bei guten Ideen.

    Mit multikulturellen Grüßen,
    Mehmet Wolkenstein

    Ha, siehße ma, wie schlecht ich auf dem visuellen Kanal bin, dabei müsst ich doch gut sein, weil ich nur geringfügige Rechtschreibprobleme hab (in Gedanken neue Theorien wälzend...). Klar, bildlich, da gäb's noch...

    Bilder zu Szenen malen, Filmplakat entwerfen, "Textbilder" (so ähnlich wie konkrete Poesie, Bezug z.B. auf Probleme, die bildlich dargestellt werden, aber auch geschrieben werden - hab mal bei einem ähnlichen Buch den unter seiner Last fast zusammenbrechenden Hauptcharakter gemalt, die Kinder haben dann seine Ängste als Steine auf seinen Rücken gepackt, kam gut), Hauptfiguren portraitieren (mit Pfeilen mit Textverweisen, übt Textkenntnis).

    - Is mir noch eingefallen, eher am Ende der Lektüre: "Ein Glied in der Kette verändern/was wäre, wenn...": Die SuS sollen sich den Ablauf der Geschichte noch mal vergegenwärtigen (bei mir damals sinnigerweise als Stufen einer abwärts führenden Rolltreppe) und dann überlegen, ob man einen Aspekt, ein Ereignis, eine Person hätte verändern können, sodass die Geschichte einen anderen Ausgang gehabt hätte. Alternativversionen z.T. erzählen/ schreiben lassen

    w.

    Dieses Buch sollte wahrscheinlich eher im Bereich Grundschule stehen, ich stell's trotzdem zur Sek I, weil es systematisch den Prozess des Schreibenlernens darstellt - etwas, womit Sek I Lehrer sonst kaum in Berührung kommen, obwohl es Grundlage für alle weiteren Arbeiten ist. Da Buch geht vom "Zwiebelmodell" aus:

    0. Lautung
    1. alphabetische Schreibung
    2. Stammschreibung
    3. Wortzwischenräume
    4. Großschreibung
    5. Zeichensetzung
    6. Worttrennung

    Der erste Teil des Buches durchleuchtet für mich sehr nachvollziehbar und mit guten Beispielen den Prozess des Schreibenlernens, räumt nebenher mit einigen alten Hüten ("Schreib, wie du's sprichst") auf und liefert Erklärungen, welche Fehler mit welchen Phasen des Rechtschreiblernens korrespondieren (und eben auch in der Sekundarstufe bestehen bleiben können). Der zweite Teil bietet eine Übersicht über die Grundregeln der deutschen Rechtschreibung, neben für den Lehrer brauchbaren systematischen Theorieerklärungen sind auch kopierbare Merkblätter für die SuS dabei. Der dritte Teil setzt sich mit der Methodik des Rechtschreibunterrichts auseinander, wobei auf der "Formulierung eines Anspruchs ohne Sanktionen" ein eindeutiger Schwerpunkt liegt, aber auch Leistungsmessung, diagnostische Tests und so weiter berücksichtigt werden. Dringende Empfehlung für alle Deutschlehrer!

    w.

    Wir hatten ja die Diskussion - inzwiwschen hab ich festgestellt, dass es jede Menge wichtiger und nützlicher Informationen gibt, die man uns im Seminar hätte beibringen KÖNNEN, wenn irgend jemand Lust gehabt hätte, sich mit dem Thema Lese- und Rechtschreibschwäche zu beschäftigen. Aus dem Inhalt:

    -Theoretische Grundbausteine
    - Diagnostik (u.a. Lehrer- und Elternfragebögen, Vorstellung der gängigen Tests)
    - Konzepte zur Förderung und Prävention (Grundschule und Sek I, Sonderbereich Legasthenie in den Fremdsprachen, Korrekturempfehlungen etc.)
    - Fördermaterialien und Trainingsprogramm
    - Juristische Aspekte (hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, Bayern)
    - Der Nachteilsausgleich (auch in Fremdsprachen)

    Ich könnt heulen, wenn ich dran denke, wie ich meine armen SuS zum Teil sehr unproduktiv gepiesackt hab... wenn ich nicht so froh wär, endlich mal an das Thema rangehen zu können. An dieser Stelle zur Abwechslung ausdrücklich ein DANKE an alle, die das Thema in den letzten Wochen so ausführlich diskutiert haben. Auch wenn der Stil der Diskussion nicht immer besonders fruchtbar war, hat's das Thema energisch auf die Tagesordnung gesetzt.

    w.

    Habe ganz gute Erfahrung mit eher ferkeligen Barock-Gedichten gemacht (das Klett-Themenheft Barock ist eine sehr gute Sammlung), und die ganzen halb Jungfrau-halb Totenkopf - Darstellungen sind schon recht fetzig. Sinnvoll auch: Lebensumstände im 30jährigen Krieg recherchieren lassen. An Liedern fällt mir ein:

    So ziemlich alles von "Dead can Dance" - geht nix über Grufti-Mucke
    Wenn's auch mal ein Liedermacher sein darf: "Ich will Gesang, will Spiel und Tanz, will, dass man sich wie toll vergnügt" usw. von Klaus Hoffmann

    Christian Hofmann von Hofmannswaldau: Allegorisches Sonett
    Amanda, liebstes Kind, du Brustlatz kalter Herzen,
    Der Liebe Feuerzeug, Goldschachtel edler Zier,
    Der Seufzer Blasebalg, des Trauerns Löschpapier,
    Sandbüchse meiner Pein und Baumöl meiner Schmerzen,
    Du Speise meiner Lust, du Flamme meiner Kerzen,
    Nachtstühlchen meiner Ruh, der Poesie Klistier,
    Des Mundes Alekant, der Augen Lustbrevier,
    Der Komplimenten Sitz, du Meisterin der Scherzen.
    Der Tugend Quodlibet, Kalender meiner Zeit,
    Du Andachtsfackelchen, du Quell der Fröhlichkeit,
    Du tiefer Abgrund du voll tausend guter Morgen,
    Der Zungen Honigseim, des Herzens Marzipan,
    Und wie man sonsten dich mein Kind beschreiben kann.
    Lichtputze meiner Not und Flederwisch der Sorgen.


    Paul Fleming: Wie er wollte geküsset sein

    Nirgends hin als auf den Mund:
    Da sinkt’s in des Herzens Grund;
    Nicht zu frei, nicht zu gezwungen,
    Nicht mit gar zu fauler Zungen.

    Nicht zu wenig, nicht zu viel:
    Beides wird sonst Kinderspiel;
    Nicht zu laut und nicht zu leise:
    Bei dem Maß ist rechte Weise.

    Nicht zu nahe, nicht zu weit:
    Dies macht Kummer, jenes Leid;
    Nicht zu trocken, nicht zu feuchte,
    Wie Adonis Venus reichte.

    Nicht zu harte, nicht zu weich,
    Bald zugleich, bald nicht zugleich,
    Nicht zu langsam, nicht zu schnelle,
    Nicht ohn Unterschied der Stelle.

    Halb gebissen, halb gehaucht,
    Halb die Lippen eingetaucht,
    Nicht ohn unterschied der Zeiten,
    Mehr alleine denn bei Leuten.

    Küsse nun ein jedermann,
    Wie er weiß, will, soll und kann!
    Ich nur und die Liebste wissen,
    Wie wir uns recht sollen küssen.

    Paul Fleming (1609-1640), Conrady S. 84


    Zur Form des Sonetts auch immer wieder der Renner:

    Robert Gernhard
    Materialien zu einer Kritik
    der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs

    Sonette find ich sowas von beschissen,
    so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
    es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen,
    daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut

    hat, heute noch so’n dumpfen Scheiß zu bauen;
    allein der Fakt, daß so ein Typ das tut,
    kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
    Ich hab da eine Sperre. Und die Wut

    darüber, daß so’n abgefuckter Kacker
    mich mittels seiner Wichserein blockiert,
    schafft in mir Aggressionen auf den Macker.

    Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert.
    Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
    Ich find Sonette unheimlich beschissen.

    Schau dir wirklich mal das Klett-Heft ("Zwischen Sinnenfreude und Jenseitssucht") an - Kochrezepte, höchst Interessantes zum Widerstand der Moralisten gegen die Einführung der Drogen Kaffee und Schokolade, Spruch- und Bilderrätsel...sollte klappen.

    Viel Spaß,
    w.

    Tagebuch schreiben, Kapitel in Szene umschreiben und spielen, Szene mit Videokamera verfilmen, Szene mit Playmobil-Figuren verfilmen, Website zum Buch erstellen, Szene umschreiben, einem Polizisten einen Teil des Buches vorstellen und ihn kommentieren lassen, Gedicht/Rap schreiben, Brief an Hauptfiguren schreiben, Brief an Autor schreiben, Brief an Schüler schreiben, die überlegen, ob sie das Buch auch lesen sollen, Standbilder zu Szenen/ Beziehungen bauen, Vorlesewettbewerb, aus dem Buch ein Hörspiel machen, Lesetagebuch,... mehr fällt mir grad nicht ein.

    w.

    Versuch mal, bei Word zunächst die Sprechblase zu formatieren (Strg gedrückt halten und anklicken, auf formatieren klicken) und dabei auf "keinen Hintergrund"/"keine Füllung" zu stellen - dann müsst's gehn.

    w.

    Hm, an der Abendrealschule sind gar keine Pausen eingeplant - ich könnte also nur magisch in der einen Klasse mit dem Klingeln verschwinden und in der anderen Klasse rematerialisieren. Irgendwie kriegt man tortzdem zwischendurch noch einen Schluck Kaffee...

    Was ist eigentlich am Mittwoch dran, dass der für alle so stressig sein muss? Werde die nächsten sechs Mittwoche morgens 5 Stunden in der Berufsschule unterrichten (lauter fachbezogene Sachen, von denen ich nix versteh, Heureka), mich dann auf mein Radel schwingen und eine Stunde später 5 Stunden am Stück in den vorgezogenen Nachmittagskursen der ARS... mir ist zugegebenermaßen ein bisschen flau, mal sehn, wie's hinkommt.

    Tipps, die mir aus Marathontagen am Gymi noch im Kopf sind (Adaption für BK muss ich noch finden): Gezielt schülerorientierte Phasen im Unterricht einplanen (Es gibt im Hilbert Meyer dieses schöne Bildchen, wo die SuS eifrig Gruppenarbeiten und der Lehrer endlich mal sein Brötchen kaut... das geht!), die dann auch mal zum Hinsetzten und Entspannen nutzen. Selbstkorrigierende Einzel- oder Partnerarbeit funktionieren übrigens auch prima. Ich war erstaunt, aber dann wurd's logisch, wie gern die SuS manchmal einfach eine halbe Stunde Übungen im Arbeitsheft bearbeiteten und selbstständig Inhalte vertieften. Aber ich sag's ja: der normale Lehrer redet und macht zu viel.

    Zettelwirtschaft einführen - Kurzinformationen abends auf einen Zettel und dem Kollegen ins Fach, dann geht nix verlohren und er kann im Zweifelsfall anrufen.

    Einem buddhistischen Tempel beitreten... im Ernst, der Tipp war schon mehrmals: Nicht stressen lassen.

    Kopf hoch, wird schon,
    w.

    Meine Hauptschulerfahrungen waren auch eher so "mittendrin" - teilweise sehr gute, sehr kompetente Lehrer, aber auch einige Frustrierte, Aufgegebene. Die Zuordnung von Galgenhumor find ich immer schwierig - es wird einem erst nach einer Weile klar, ob das reine Frustabfuhr oder tatsächlicher Zynismus ist. Als ich mit kriegsverletzten (und psychisch gestörten, hyperaggressiven etc.) Kindern gearbeitet habe, hätte den Zivis und mir abends beim Bier auch keiner zuhören dürfen; trotzdem sind wir sehr liebevoll mit den Kindern umgegangen. Mich haut dann fast mehr der Dünkel der Gymnasiallehrer um, die selbstverständlich "Und du landest auch noch an der Hauptschule" in die Klasse trompeten... finanzielle Gleichstellung aller Lehrer und verpflichtende halbjährige Schulpraktika an allen Schularten wären der einzige sinnvolle Ausweg, aber dat hattemer schon woanners...

    @ kaddl: Nicht kirre machen lassen. Wenn die Schüler ok sind, kriegst du das hin, und sie werden sich über dich freuen!

    w.

    Hallo Laura,

    es kommt ein bisschen auf dein Bundesland an - in NRW gibt es zwei Einstellungstermine, jeweils zum Anfang des Halbjahres; dafür gibt es allerdings drei Bewerberrunden (im November für die Einstellung zum Februar, im März und im Mai für die Einstellung zum August). Selbstständige Schulen können auch zwischendurch ausschreiben. All das gilt für Gy/Ge/ BK, bei denen es nur noch schulscharfe Stellen gibt, die anderen Schulformen sind anders geregelt. Bei uns haben von 30 Leuten 4 "direkt" eine Stelle bekommen und hatten so nur zwei Wochen Leerlauf, der Rest (einschließlich meiner) schlägt sich mit Vertretungsstellen durch und hofft auf bessere Zeiten. Erst mal Vertretungsstelle scheint weitgehend unvermeidlich, ist frustig, aber man kriegt was und Geld kommt dann auch irgendwie rein. Für Vertretungsstellen musst du dich in NRW direkt an den Schulen bewerben (wieder nur GY/ GE/ BK), "Geld statt Stelle" (also nicht Schwangerschaftsvertretung o.ä.) wird allerdings in den Sommerferien nicht bezahlt.

    Alles bundesland- und schulformabhängig, deshalb schreib lieber noch mal genauer.

    Hallo Acephalopode,

    welches Bundesland? Kann nur über NRW berichten, da war das Kollok lächerlich - wir hatten alle viel zu viel gelernt, es war wirklich eher ein entspanntes Gespräch als das tatsächliche Abfragen von Wissen. Trotzdem: Ich hab mich mit Freunden in der Form vorbereitet, dass jeder einige der Schwerpunktthemen als tiefergehenden Vortrag mit Handout ausformuliert hat, den dann gehalten hat und wir anschließend drüber diskutiert haben. Hat deutlich Arbeit gespart, weil jeder nur einen Teil der Themen vorbereiten musste, und half beim Freireden/ Zusammenhänge erkennen/ Lücken füllen usw. Vielleicht gibt's ja in deinem Seminar ein paar nette Kollegen?

    Viel Glück,
    w.

    Hallo AKtenklammer,

    bin zwar eigentlich AWOL, trotzdem eine schnelle Antwort:

    Vokabeln einführen
    - Wortfeld sammeln, evt. kommen schon Vokabeln. die einem Teil der SuS bekannt sind
    - ruhig hemmungslos neue Vokabeln + deutsche Übersetzung an die Tafel schreiben - ist das Schnellste, Einbettung in den Kontext dann durch das Auftauchen im Text
    - visual prompter hilft immer wunderbar - Bild zum Thema, Schüler geben ihnen bereits bekannte Vokabeln an, du fügst neue Vokablen hinzu
    - word-guessing - du schreibst neue Vokabeln (evt. mit Kontext) an, lässt SuS raten (schult Deduktionskompetenz)

    Umwälzung, ein paar tolle Ideen aus meinem neuen DAF-Buch:
    - Vokabelliste als Kim-Spiel: SuS versuchen, sich in 1 Min. möglichst viele neue Vokabeln, die an der Tafel stehen, zu merken, Vokabeln werden abgedeckt, SuS schreiben auf, an welche Wörter sie sich erinnern, wird mit Kontext-Phrase kontrolliert
    - find the explanation: Gegen Ende der Stunde wird zu den neuen Vokabeln gemeinsam eine Erklärung formuliert und angeschrieben, dabei werden die neuen Vokabeln gelöscht, so dass nur noch die Erklärungen an der Tafel stehen. 5-10 min Zeit, anhand der Erklärungen die neuen Vokabeln in Einezlarbeit aufzuschreiben, dann Kontrolle
    - meep: Neue Vokabeln werdn vorher eingeführt, dan wird Text präsentiert mit meep-Aufforderung: Wer ein neues Wort im Text findet, sagt "meep" und dann das Wort im ganzen Satz. Wenn nötig, Wort im Kontext besoprechen. Danach Text auf Inhalt lesen.

    Überhaupt nicht da, weil im Urlaub, mehr später,
    w.

    Erinnere mich auch mit Dankbarkeit an meinen Oberstufenphilolehrer, der mir die Kunst des wohlwollenden Lesens beigebracht hat. Einer seiner Buchtipps hat mir sehr weiter geholfen, ich denke, ist auch für deine Leute interessant:

    Willli Weischedel, Die philosophische Hintertreppe
    Hier ist der Link zum forumsfördernden Bestellen.

    Grüße, w.

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