Beiträge von wolkenstein

    Hm, dann will ich meiner geliebten Phantasiereise doch mal eine Lanze brechen... hab das zwar bislang nur in den Klassen 5-7 ausprobiert, das hat allerdings bis jetzt immer gut geklappt. Wobei meine Phantasiereisen meist nur einen kleinen Teil Entspannung haben und ansonsten witzig-spannende Geschichten mit einer gewissen Action sind, die wir mit der Klasse erleben und die irgendwas mit dem Thema zu tun haben (auf dem Rücken eines Drachen über Wales fliegen usw...). Also wahrscheinlich keine Stille-Übung in eurem Sinne, aber vielleicht könnte man sich peu a peu hinüberschleichen..?

    Dass mit der Überzeugung, die vom Lehrer kommen muss, kann ich nur unterstreichen. Ich mach mich fächerbedingt relativ häufig zum Affen und will merkwürdige Dinge von meinen Schülern, aber nur so kann man Kreativität spielerisch aufschließen... mein ich jedenfalls.

    Verträumte Grüße,
    w.

    ... muss doch mal unsere Forenmeister bitten, so ein Icon für "generelle politische Diskussionen" einzubauen...

    Ihr Lieben,

    im Moment lerne ich an Berufskolleg u. dgl. die andere Seite des Lebens kennen, von der man am Gymnasium einiges hört, mit der man aber wenig zu tun hat. Während sich unsere hochverehrten Oberstudienräte weiter in diversen Kommittees für viel Geld um die Feinheiten der Rechtschreibreform streiten, sitzen nun vor mir die Hauptschulabsolventen, bei denen die Schreib- und Lesefähigkeit an Analphabetismus grenzt.

    Sorry, ich muss mal Wut auf dieses System loswerden, weil ich mir das vorher so einfach nicht vorstellen konnte. Ich verteile am Gymnasium eine Sechs, wenn in der Oberstufe eine Arbeit in der Fremdsprache einen Fehlerquotient von 7 und mehr hat. Hier schaffen es 18jährige in 15 Minuten so gerade, einen zwischen 15 und 54 Wörtern langen freien Text (Thema: Beschreibe einen Mitschüler, also nix Wildes) in der Landessprache zu verfassen, der Fehlerquotient schwankt zwischen 15 und 33.

    Viele, keineswegs alle, Ausländer. Einige, keineswegs viele, ein bisschen dumm. Soweit ich aus den ersten Texten schließen kann, keine LRS-Leute im engeren Sinne. Sondern lauter Vernachlässigte, Herumgereichte, nicht rechtzeitig und lang genug Deutsch Gelernte, zu oft Geschwänzte, nie Arbeitshaltung Erworbene. Keine "Asis" - sie sind sogar wirklich lieb. Zwei Drittel sind nicht in der Lage, die grundlegenden Aussagen eines Kommentars in der Lokalzeitung zu verstehen. Die Textform "Personenbeschreibung" ist ihnen fremd, der Perspektivenwechsel "Beschreibe jemand anderen so, dass man ihn erkennen kann, auch wenn man ihn zum ersten Mal sieht" fällt den meisten sehr schwer. Und die Jungs sollen wählen gehn ????????

    Ich halte es für ein Verbrechen, Millionen für eine Rechtschreibreform auszugeben, bei der es letzten Endes um Formalien geht (einzig die Getrennt- und Zusammenschreibung berührt die Verständnisebene, und ausgerechnet da ist die neue Lösung sehr unübersichtlich), wenn hier gleichzeitig einer ganzen Bevölkerungsschicht die Fähigkeit zur schriftlichen Kommunikation flöten geht. Und wenn's "nur" auf sprachlicher Ebene wär... aber das eingeschränkte Vokabular, der Verlust von Nebensatzkonstruktionen (nach dem, was die Kollegen mir erzählen, auch in der Sprache ihrer Eltern - bilingual halbsprachlich oder wie das heißt) usw., macht die Sache mit dem abstrakten Denken verdammt schwierig.

    Wahrscheinlich sitzen jetzt die Kollegen von der Hauptschule da und wundern sich, warum ich so einen alten Hund ausgrabe, das sagen sie bestimmt schon seit Jahren. Ich frage mich, wie man die Gymilehrer dazu kriegen könnte, das Geliche zu sagen (und dafür auf etwas Geld und ein paar "Spitzen" im heren Gymnasium zu verzichten). Was haltet ihr von folgenden Thesen:

    1. Alle Lehrer durchlaufen zumindest in Form eines mehrwöchigen Praktikums sämtliche Schulformen.

    2. Sprachkompetenz (im Sinne von Textverständnis und Kommunikationsfähigkeit, bugger the Rechtschreibung) wird zum "sine-qua-non" - Schüler nehmen erst dann am regulären Unterricht teil, wenn hier die Grundlagen gesichert sind.

    3. Sämtliche Gremien, Arbeitskreise usw. zur Rechtschreibreform werden sofort aufgelöst, stattdessen gehen alle Gelder in die frühe Sprachförderung.

    4. Und - jetzt bin ich gespannt, woher ich Prügel krieg - kein Wahlrecht ohne Nachweis einer grundelgenden Medien- und Politikkompetenz (den Wählerführerschein müssen natürlich alle ablegen...)

    Sich erst mal beruhigen müssend,
    w.

    Kann nur in das gleiche Hörnchen tuten wie Justus, zumal ich selbst zur "überfütterten" Schülergeneration gehöre und etwa 10 Jahre gebraucht hab, um über die blödsinnige Haltung "Geschichte ist 3. Reich und das kann ich nicht mehr hören" hinwegkam. Bitte, bitte, bitte - entweder sachlich-differenziert (geht m.E. nicht vor der 9., 10. Klasse) oder gar nicht. Die Moralkeule schadet ganz unglaublich, weil man irgendwann mit dem Gefühl nachhause geht, Zivilcourage, Widerstand und aufrechtes Denken wären quasi nur in der Nazizeit möglich gewesen, denn ansonsten kriegt man ja keine Beispiele geliefert. Geschichtliche Verantwortung ist was Feines, Verantwortung für die Gegenwart zu übernehmen hielte ich allerdings für wichtiger.

    w.

    Hallo Dudelhuhn,

    dein Seminar stellt dir eine Bestätigung über Art und Dauer deiner Ausbildung aus. In den meisten Fällen wird allerdings auch einfach eine Referendarskarte von einem Verlag akzeptiert (für die du allerdings wiederung deine Referendarsbestätigung vom Seminar brauchst...).

    Didakta würd ich jedem empfehlen, der sich die Fahrt nach Stuttgart leisten kann und noch ein bisschen mehr Geld mitnehmen kann (ich nicht :( ). Schnäppchen gab's in Köln zwar nicht so viele, aber die Chance, dermaßen tief gleichzeitig in Materialien aller - teilweise recht exotischer - Verlage zu wühlen, sollte man sich nicht entgehen lassen. Ich fand's jedenfalls sehr hilfreich und hab viele gute Lernmaterialien und -spiele entdeckt, die ich sonst nie gekauft hätte, weil ich sie beim Bestellen im Internet eben nicht hätte ausprobieren können. Nebenher: Mit großem Augenaufschlag usw. kann man am letzten Tag Ausstellungsstücke billiger kriegen.

    Viel Spaß,
    w.

    @ Conni: Ich glaube, er kann den Lehrerkoller deshalb so gut, weil er ansonsten bei den Schülern sehr beliebt und respektiert ist - wenn er dann verdattert, persönlich enttäuscht und wütend ist, ihnen ihre eigene Blödheit verdeutlicht und ihre Zukunft in den schwärzesten Farben ausmalt, wirkt das sehr, weil man grade von dem Lehrer eigentlich nicht für einen Deppen gehalten werden will. Er greift natürlich keinen einzelnen an, sondern immer nur "die Klasse" - die ihn dann auch nicht enttäuschen will.

    @ Anna: Somi=Sonstige Mitarbeit; 50% der Note in der Oberstufe, die anderen 50% sind schriftlich. Ich hatte mit meinen SuS nachher ausgemacht, das für eine nicht-erfüllte HA-Quote (das Minimum, das an HAs innerhalb eines bestimmten Zeitraums einzureichen war) die Somi-Note um eine Note heruntergesetzt wurde. Minusse sind ja was Feines, aber wenn sie keinen Effekt haben, wird's schwierig. Ich hab nach dem ersten Halbjahr von den Schülern, die sich vernünftig vorbereiteten, ernsthafte Beschwerden über die anderen bekommen, insofern bin ich als Lehrer schon in der Verantwortung, die HA-Schwänzer unter Druck zu setzen. Oder so ähnlcih...
    w.

    Liebe Acephalopode,

    mein Rat, für den ich mir irgendwann mal ein Makro schreiben muss: Frag den Kurs. Wie spannend finden sie die Arbeit mit dem Buch? Wollen sie das Ganze kurz und schmerzlos zu Ende bringen - man kann ein Buch zügig fertig lesen, ist z.T. besser, als es total "kleinzureden"? Oder wollen sie das Buch über die Osterferien fertig lesen und dann aber noch einiges an Zusatzthemen/ Detailerarbeitungen machen? Wenn du nicht den Eindruck hast, dass sich dein Fachleiter übergangen fühlt, hielte ich das für die beste Lösung.

    Däumchendrückend,
    w.

    Liebe Grundschulexperten,

    'sch hätt da mal 'ne Fraache...

    Mein kleiner Neffe, zweite Klasse, hatte eine Lese- und Schreibübung auf. Der Text lautete:

    TOM HAT MUSIK AN.
    LISA SCHREIT TOM AN.
    OMA IST AM SCHLAFEN.
    JETZT IST OMA WACH.

    Frage: WARUM IST OMA WACH?

    Für mich sind in der Aufgabe drei Stilfehler (hat Musik an, ist am Schlafen, ist wach statt ist wach geworden), der Text ist sterbenslangweilig und m.E. für Kinder, die mit Begeisterung die wilden Fußballkerle lesen, eine Unterforderung. Ich weiß leider nicht, aus welchem Deutschbuch dieses Arbeitsblatt kommt. Trotzdem würd ich gern von euch wissen: Findet ihr diesen Text für die zweite Klasse angemessen? Würdet ihr auf dieser Stufe auch eher Dummdeutsch formulieren? Oder denk ich viel zu anspruchsvoll?

    Ehrlich geschockt,
    w.

    Hallo Femina,

    mach dir nicht so große Panik, obwohl ich deine Sorgen gut verstehen kann - ich bin zwar normalerweise eher ein Stehaufmännchen, hab aber einen Langschläfer als Freund, und der leidet mächtig. Wir haben das Problem halb gelöst mit einem Monsterwecker (den er so gerade hört und der mich in den Wahnsinn treibt) und dem morgendlichen liebevollen Weckanruf, weil ich meist eh früher unterwegs bin als er.

    Während des Refs war ich meist eher zu früh als zu spät wach, obwohl ich zur ersten Stunde um 5.15 aufstehen musste (lange Anfahrt). Die Spannung sorgt wirklich dafür, dass du eher schlechter schläfst und leichter wach wirst. Sollte das bei dir nicht so funktionieren, sind die Tipps mit den drei Weckern und der Lampe schon prima - im Zweifelsfall würd ich den Weckdienst der Telekom beauftragen, kostet zwar Geld, aber aus irgendwelchen Gründen verschläft man ein klingelndes Telefon nicht.

    Ich bin im Ref dreimal zu spät gekommen - einmal zum Vorstellungsgespräch beim Direx, weil ich mich verlaufen hatte (sehr peinlich), einmal wg Bahnverspätung um über eine halbe Stunde, und einmal, weil ich verpennt hatte. War nach dem Examen, Tiefenentspannung hatte eingesetzt, und ich hab den Wecker nicht gehört. Da ich eine wichtige Vertretungsstunde hatte, bin ich dann mit dem Taxi (schmerzhaft teuer) in die Schule gefahren und war "nur" eine halbe Stunde zu spät - trotzdem. Es hat keiner was gesagt, höchstens gelacht, weil ich den Perfektionistenruf an der Schule weg hatte und mich das anscheinend menschlich machte. Wichtig, wenn du verpennst: Sofort die Schule anrufen, ETA angeben und wenn möglich, der Sekretärin einen Arbeitsauftrag für die SuS mitgeben, damit die Blagen so lang beschäftigt sind.

    Angenehme Nachtruhe,
    w.

    Wenn du die Klasse vorher noch ein paar Stunden hast - frag doch mal die Blagen, was sie gern machen möchten, bzw. ernenne ein paar Zeremonienmeister, die jeweils für einen Nachmittag zumindest zum Teil zuständig sind. Ich will damit nicht sagen, dass du dir nix einfallen lassen sollst, aber Schüler einbinden kann eigentlich nie ganz falsch sein.

    Gute Fahrt,
    w.

    Nachtrag:
    Mir geht gerade ein großes Geheimnis auf: Unterricht heißt nicht, dass ich die ganze Zeit rumspring und lehre, lehre, lehre (eher uneffektiv, bleibt wenig hängen), sondern dass ich die SuS lernen lasse. Was auch mal so aussehen kann, dass sie mehrere Stunden mit einem Lernzirkel bzw. einem ausgiebigeren Arbeitsauftrag verbringen - das habe ich einmal vorbereitet, muss es danach auch nachbereiten, aber insgesamt ist es weniger Arbeit als die quälende minutengenaue Show, die man im Ref abgezogen hat - und es bringt den SuS mehr.

    w.

    Welche Muttersprache sprechen die Kinder? Wann genau verwechsen sie "dem" und "den"?

    Es kann sein, dass
    - sie die deutsche dem/ den Deklination allgemein nicht richtig gelernt haben bzw. die falschen Artikel zum Wort gelernt haben -> Deklinationsübung
    - Dativ/ Akkusativ in ihrer Muttersprache mit anderen Verben gebraucht wird, sie deshalb nicht genau wissen, wann sie die einzelnen Fälle setzen müssen -> Im "Verlag für Deutsch" gibt's das "Lehr- und Übungsbuch der deutschen Grammatik", § 14 liefert eine Übersicht über welche Verben mit welchem Fall bzw. ein paar Faustregeln, daraus müsstest du die Arbeitsblätter basteln (oder mir Bescheid sagen, wenn's daran liegt, dann kann ich dir vielleicht ein paar Vorarbeiten abnehmen)
    - sie den n/m Unterschied nicht wirklich hören bzw. er ihnen nicht als wichtig bewusst ist -> Unterschied besprechen, in Texten raussuchen lassen, dann Arbeitsblätter

    Gängige DaF- Bücher für Vor/ Grundschule, mit denen ich aber noch nicht gearbeitet habe, gibt's bei Amazon:
    Das neue Deutschmobil
    Wer? Wie? Was?
    Klipp und klar (Grundgrammatik, bin mir nicht sicher, ob für Kinder aufbereitet)

    Viel Erfolg,
    w.

    Ein von mir angebeteter, begnadeter Pädagogen-Kollege handhabte das folgendermaßen: Als sich herausstellte, dass der größte Teil des Kurses schlecht vorbereitet war, legte er einen beeindruckend dramatischen Lehrerkoller hin, verkündete, dass die Schüler jetzt selbst zusehen könnten, wie sie klarkämen, schrieb die für die Stunde geplante Fragestellung an die Tafel und ging mit den Worten, er würde am Ende der Stunde das Tafelbild kontrollieren kommen, einen Kaffee trinken. Am Ende der Stunde gab er weitere Details/ Vertiefungen, die in dem Tafelbild natürlich nicht auftauchten, als nächste HA mit und schrieb in der darauffolgenden Stunde darüber einen Test. Hat angeblich Wunder gewirkt.
    Meine heißgeliebten Elfer waren auch eher HA-faul, die Einladung zum "offenen Einreichen" wurde nur von denen genutzt, die's nicht gebraucht hätten. Daraufhin habe ich bestimmte Mengen gesetzt (innerhalb eines Monats müssen mindestens vier HA eingereicht werden u.ä.) und das in die Sominote einbezogen, das hat gewirkt.

    w.

    Liebe Melosine,

    bin ganz vor den Kopf geschlagen... scheiße. Ich weiß nicht, wie das ist, sich von jemand zu trennen, mit dem man so lange zusammen war - bei meinen (kürzeren) Beziehungen gab's die Kategorie "Ich heul mir drei Monate die Augen aus, wenn ich jemanden mit dem gleichen Pullover seh wie ihn" oder "Hurra, es is rum, das Leben wird wieder spannend". Nach so langer Zeit hängt man vermutlich irgendwo dazwischen und kann sich alles weitere noch gar nicht so recht vorstellen - hab mir allerdings von trennungserfahrenen Eltern sagen lassen, dass es immer weiter geht und dass Angshaben nicht lohnt, weil es sowieso völlig anders wird, als man sich das vorgestellt hat. Ich drück dir fest die Daumen, dass bei all dem Unvorstellbaren auch unvorstellbar schöne Dinge auf dich zukommen.

    Spontan Ideen ins Blaue gewirbelt:
    - mit Eltern-Kollegen im Seminar sprechen, ob Betreuungsteilung oder Ähnliches machbar ist.
    - mit den Eltern der Schulfreunde deines Sohnes sprechen, die Situation erklären, fragen, ob es möglich ist, dass dein Sohn z.B. zweimal die Woche bei ihnen Mittag isst und den Nachmittag da bleibt.
    - mit deinem Sohn reden, ihm erklären, wie wichtig er dir ist, auch wenn du weniger Zeit für ihn hast. Einen halben oder ganzen Mutter-Sohn-Tag pro Woche einrichten, an dem ihr gemeinsam etwas unternehmt und an dem NICHTS wichtiger ist als dein Sohn. An den anderen Tagen deinen Sohn ruhig mit in deine Arbeit einbeziehen, ihm erzählen, woran du denn da gerade so hart arbeitest, und ihn im Zweifelsfall auch mal einen Tag mit zur Schule nehmen. Ich hab oft bei meiner Ma hinten in der Klasse gesessen,w enn der Kindergarten früher aus war als ihre Grundschule, und das eigentlich immer sehr genossen.
    - Jeden Tag eine Stunde und jede Woche eine zusammenhängende Zeit von vier Stunden einplanen, die du für dich hast und in der du nicht arbeitest. Auch wenn du im Moment keine Zeit hast, drüber nachzudenken, du bist durcheinandergewirbelt und brauchst Spaziergänge mit bester Freundin, lange Schaumbäder, Telefongespräche mit dem kleinen Bruder usw. um dich wieder auf die Reihe zu kriegen. Kann sein, dass diese Stunde abends ist, wenn dein Sohn im Bett ist - nimm sie dir und steh am nächsten Morgen lieber eine Stunde früher auf, um den Unterricht vorzubereiten. Niemand hat was davon, wenn du dich jetzt völlig verheizt.
    - Verhältnismäßigkeit bewahren und den Seminarleitern freundlich, bescheiden, aber bestimmt klar machen, dass du im Moment in einer Krisensituation bist und ihre Vorstellungen vom perfekten Stundenentwurf nicht hundertprozentig verwirklichen kannst. Wenn sie das nicht einsehen, ihre Motzereien wenigstens in deinem Kopf klein halten... du hast im Moment andere Sorgen als die vollkommene Zufriedenheit deines Seminarleiters, und solang deine Klasse mit dir glücklich ist, machst du nichts falsch. Immer dran denken: Dein Seminarleiter wird weder für das zukünftige Glück deines Sohnes sorgen noch wegen dir auch nur eine Minute Nachtschlaf opfern - dann hat er auch nicht mehr verdient.
    - Schrei, wenn du Material/ Ideen/ Formulierungshilfen brauchst, wir sind da. Und wenn dann einer motzt, die Leute wär'n so unselbstständig, das könne man doch alles selber recherchieren, kriegt er meine Laute auf die Nuss...

    Alles Liebe und ganz viel Kraft,
    w.

    Hm.. als Faustregel find ich das gut (wenn die Kinder verstehen, was Silbengrenzen sind), aber ist nicht eigentlich mein Job, den Kindern ver- als Vorsilbe bewusst zu machen? Also dass ich alles mit "v" schreiben kann, bei dem ich das "ver" abtrennen kann und es bleibt noch ein sinnvolles Wort übrig? Ähnlich beim zweiten Beispiel - sollten sie nicht verstehen, dass immer dann ein d steht, wenn das Word von "Ende" kommt? Wie ist das im Rechtschreibunterricht: Faustregeln oder logische Strukturen schaffen?

    Ehrlich neugierig, weil von sowas keine Ahnung,
    w.

    Liebe Refis,

    weil uns das am Seminar auch keiner gesagt hat und ich mich jetzt in den Bauch beiße, meine ganzen coolen Projekte nicht vernünftig dokumentiert zu haben: Fangt eine Sammlung von Fotos, Schülerergebnissen usw. an, die ihr nachher schön in eine Mappe heften und zu Bewerbungsgesprächen MITNEHMEN könnt. Es wird immer üblicher, "Was haben Sie uns denn mitgebracht?" zu fragen. Und so schön das Arbeitsblatt mit den Kameraeinstellungen ist - wieviel mehr macht das her, wenn man dann ein Foto von eifrig mit der Kamera hantierenden Schülern daneben kleben kann! ( Was kein Problem gewesen wäre, hätt ich an den Fotofierer gedacht ). Drum: Tust nach einer Stell du gieren, tu alles schön dokumentieren, denn: Portfolio macht Rektor froh.

    Nachher klüger,
    w.

    Ihr Lieben,

    bin zwar kein Seiteneinsteiger, aber für Gymi ausgebildet und mach jetzt Vertretung am Berufskolleg (Deutsch/ Englisch) und fühl mich wie auf einem anderen Stern...

    Ein paar Fragen:
    - woher kriegt ihr eure Lehrpläne und dergleichen? Ich frag immer brav meine Kollegen, aber irgendwie scheint's da nix Konkretes zu geben oder jeder Ausbildungszweig hat seinen eigenen Waschzettel oder wie? Ich arbeite bei vier verschiedenen Ausbildungszweigen mit und find dat alles ganz furchtbar unübersichtlich...

    - die Sache mit dem Deutschen: betreue eine Gruppe Handelsfachpacker beim Fachberichtschreiben; ein Teil ist Ausländer und im Deutschen kräftig zurück. Weiß jemand zufällig, wie ernst die Sache mit Grammatik und Rechtschreibung nachher in der Prüfung genommen wird?

    - Einjährige vs. zweijährige Höhere Handelsschule: Was wird man mit dieser Zusatzquali? Wo führt die hin? Was soll ich denen für ENglisch beibringen?

    Hilfe!

    w.


    Das is jetz abba sehr persönlich...

    ...David Bowie, Tina Turner, Flashdance, Pogues, Eminem, Love Cats/ Cure, FantaVier, Prinzen, Gloria Gaynor, Udo Lindenberg, Hans Albers, Herbert Grönemeyer, Mario MW, The Klezmatics, Meat Loaf, Penguin Cafe Orchestra, Tom Robinson , Chieftains... auf Zara und Marlene kann man so schlecht tanzen...

    ... und, seit einer unvergesslichen Tanz-Einlage mit meinem Neffen (8 Jahre), der Bayern-Song "Stern des Südens"...

    Ach Schrumpeldei,

    ich glaube, du bist an dem Punkt, an dem wir alle irgendwann ankommen... und an dem wir dann liebe Menschen brauchen, die die richtigen Worte finden. Bei mir war das hier . Und dann tut's gut, zu heulen und sich in Selbstzweifel zu verlieren, damit jemand anders einem vor's Schienbein treten kann und sagen kann: Nimm dich zusammen und mach, das wird wieder. Es wird nämlich wieder. Und es wird noch viel schöner. Es wird so, dass man den Beruf nie wieder hergeben möchte...

    Ich kau mir hier im Moment die Nägel ab, weil ich noch keine vernünftige Stelle hab und ich möcht so gern wieder richtig vor die Klasse und das dauert alles so laaange... aber glaub mir, ganz bestimmt und ungelogen, es wird viel, viel besser. Der Stress verändet sich - irgendwann registrierst du, dass deine SuS dich trotz deiner Macken sehr gern mögen, und dann lässt der Perfektionismus etwas nach. Die Examensarbeit stresst, aber deine Schüler halten dich hoch. Das Ref stresst, aber irgendwann merkst du, was für ein alberner Spiegeltanz das ist und dass es auf die Meinung der Fachleiter nur sehr begrenzt ankommt.

    Am Anfang des Refs, als ich mich grad mal wieder für eine schlechte Stunde zerfleischt hab, hat ein Ausbildungslehrer mal gesagt "Mach dir nix draus, die SuS sind schlechten Unterricht gewöhnt." Ich dachte, der verarscht mich - besonders aufbauend fand ich das nicht. Hab dann irgendwann gerafft, dass er das ernst meinte und Recht hatte, so traurig es ist. Das heißt aber auch, dass die SuS dir verzeihen, wenn dein Unterricht mal nicht besser ist als der der anderen Lehrer. Oder wenn du mal unvorbereitet bist. DAS MACHT NIX. Wichtig ist, dass du die Schüler magst und ihnen was beibringen kannst, der Rest kommt von allein.

    Tipps zur Bewältigung der akuten Krise:

    1. Arbeit fallen lassen. Jetzt. Sofort. Beste Freundin anrufen und zum Kinogehen verabreden. Ist mir egal, ob du morgen Schule hast. Ins Kino gehen. Nachher mindestens drei Köl... Bier trinken und wenn möglich abtanzen.

    2. Morgen mit dem Liebsten einen langen Spaziergang machen. Gemeinsam über's Mistwetter schimpfen und nachher zum Aufwärmen gemeinsam in die Badewanne. Der Rest ergibt sich.

    3. Mitgliedschaft im Fitnessclub, in der Bauchtanztruppe oder dem Volleyballverein unterschreiben. Und auch hingehen, auch wenn du den Schreibtisch noch voll hast. Dich bewegen, Körpergefühl und Leistungsfähigkeit wiederentdecken. Spaß haben und Frust rauslassen. Auftanken. Feststellen, dass du noch da bist.

    4. Schwellendidaktik üben. Bewusst mal nur grob vorbereitet hingehen - ungefähres Stundenziel, ungefähre Methodenvorstellung reichen. Mal den Schülern Platz zum Selber-Wege-Finden lassen: Biete ihnen einen Text, ein Thema an und lass sie mal selbst einen Weg rauskriegen. Ich stelle immer wieder mit Erstaunen fest, dass bei solchen Stunden der Lernerfolg viel höher ist als wenn ich da den minutengenauen Planungstanz mache.

    5. Was Versagensängste angeht: Guck dir mal die Leute an deiner Schule genau an. Wenn's so ist wie bei uns, sind 10% davon Flaschen. Die haben das Ref auch hinter sich gebracht. Du willst Kinder unterrichten, keine Mondrakete fliegen und keinen Nobelpreis gewinnen. Das kriegst du hin. Fachleiter und Co machen nur den großen Buhmann darum, weil sie nicht ertragen können, nicht ganz schrecklich wichtig zu sein. Aber sie sind's nicht - schenk ihnen ein wenig Aufmerksamkeit, damit die armen Würstchen auch eine Freude haben, aber lass sie in deinem Kopf nicht zu groß werden. Sie sind's nicht wert.

    Und jetzt sieh zu, dass du ins Kino kommst,

    Umärmelung und liebe Grüße,
    w.

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