Liebe Mitschreiber des "Mobbing"-Forums,
wär zwar schöner gewesen, wenn ihr euch ein bisschen offener vorgestellt und auf eine Persönlichkeit pro Person beschränkt hättet, aber sei's drum. Weniger glücklich bin ich über die schon im anderen Forum offengelegte Angewohnheit, alle anderen Lehrer/ Mitschreiber für dumm/ stockkonservativ/ methodisch-didaktisch hinter dem Mond zu erachten und mit kryptisch-bedeutungsschwangeren Sinnfragen um sich zu werfen, als hätte man die Schülerorientierung höchstpersönlich erfunden, möchte die zurückgebliebenen Kollegen aber lieber fragend-entwickelnd darauf hin arbeiten lassen. Eine kleine Sammlung:
Zitat
Geht es Ihnen gar nicht um diesen Schüler, sondern um Ihren ganz persönlich Frust ?? Geht es demnach um die dramatische Alternative "Lehrerfrust oder Schülerfrust?" Was frustet Sie denn? Eine Art "Jägerfrust", dass Sie keinen "zur Strecke bringen" (abschießen) könnten ???
(gemo)
Fragen an die Unterrichtenden:
-warum sind Leistungen so (schlecht)
-warum erreichen s/Sie nicht alle SchülerInnen mit dem/Ihrem Unterricht
-wird nur belehrt oder welche erfolgreich(er)en Methoden gibt es
-was bieten s/Sie als Hilfen von der Schule an
(VanderWolke)
"Schlechte" Noten entstehen auch durch "schlechten" Unterricht! Methodenkompetenz und die Evaluation des eigenen Unterrichts stehen vor der Feststellung, dass wir mit unüberwindbaren (?) Notensystemen leben müssen.
(VanderWolke)
Machen wir doch lieber die Schulen und unseren Unterricht passend für die SchülerInnen anstatt ständig auf der Suche nach den passenden SchülerInnen zu bleiben! Schade, dass Du lieber das Aussortieren bevorzugst!
(VanderWolke)
Können Sie sich vorstellen,was in diesem Kind vorgeht?? Welche Ängste diese Kind hat? Von Ihnen wird dieses Kind in Ziffernoten dagestellt...in diesen Noten spiegelt sich die Not des Kindes.... Könnten Sie noch guten Unterricht machen,wenn Ihr Kind/Ihr Partner an Krebs erkrankt ist????
Wo bleibt hier das menschliche Mitgefühl???
(Visconti)
wieviele private Nachhilfestunden, wieviele Institutionen à la "Schülerhilfe", wieviele Eltern sind an den guten Noten Deiner Schüler beteiligt? Welche Institutionen - außer Dir selbst - sind an den schlechten Noten beteiligt ? Nichts für ungut ! Nur logische Fragen.
(gemo)
Von der Fremddisziplinierung zur Selbstdisziplinierung, dass ist meine Ausgangslage. [...] Wenn Du Deine 5er und 6er verteilen musst liegt es nur an den faulen, dummen, falsch sortierten Schülern? Natürlich musst Du deinen Unterricht hinterfragen, du hast ja doch nicht jeden erreicht!
[...] Methodik und Didaktik sind unsere Werkzeuge. Benutzen wir denn für jede Schraube den gleichen Schraubenzieher oder achten wir darauf, dass er zur Schraube passt?
(VanderWolke)
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Ich weiß nicht, ob euch vielleicht in der Bündelung auffällt, welch unglaubliche Arroganz aus diesen phrasenhaften (Vor-)Urteilen spricht. Meine Schüler würden mich (zu Recht) aus der Klasse jagen, wenn ich sie so besserwisserisch und ohne jeden Sinn für ihre Arbeitsmethoden von der Seite anmachen würde. Wenn ihr, anstatt euch sofort in die Bresche zu werfen und ins bereits bekannte Hörnchen zu tuten, euch ein wenig eingelesen hättet, wäre euch vielleicht aufgefallen, dass Heike, ich und die meisten anderen in diesem Forum
- regelmäßige Schülerevaluationen (also Evaluation unseres Unterrichts durch die Schüler) als selbstverständliches Instrument im Unterricht benutzen
- grundsätzlich binnendifferenziert arbeiten
- Schüler in inhaltliche und methodische Planung weitgehend mit einbeziehen
- uns per Telefon, email und am Kaffeetisch viele Freistunden mit privaten Problemen der Schüler um die Ohren geschlagen haben
- bei Beratung und Förderung vernetzt arbeiten und so weit als möglich (was an bestimmten Schulen leider nicht viel heißt) Eltern, Schulpsychologen und andere Fördermaßnahmen mit einbeziehen bzw. Schüler darauf hinweisen
- ständig auf der Suche nach aktuellen, schülerbezogenen Inhalten und Materialien sind, um den Balanceakt zwischen Lehrplan und selbstbestimmtem Lernen zu erfüllen
- uns wechselseitig auf neue Möglichkeiten/ Medien/ Methoden hinweisen, um den Mangel oder die mangelnde Qualität von Lehrerfortbildungen auszugleichen
- unser größtes Ziel im Unterricht ist, uns selbst überflüssig zu machen
Eine der Hauptfunktionen dieses Forums ist es, über Probleme zu diskutieren, die trotzdem entstehen, weil - und da sind wir uns ja einig - das Schulsystem nicht perfekt ist und dringend weiter reformiert werden muss. Ich habe allerdings die Nase voll davon, Lösungen, die wir längst umsetzen, überlegen als den seligmachenden Gral serviert zu bekommen. Natürlich gibt es schlechten Unterricht - ihn aber als einzigen Grund für schlechte Noten hinzustellen ist ungefähr so sinnvoll, als gäbe man einen Arzt dafür die Schuld, wenn ein Patient, der sich länger als eine Woche in seiner Behandlung befindet, noch krank ist (und Art der Krankheit, Veranlagung, Vorgeschichte, Lebensumstände sowie eigenes Verhalten spielten keine Rolle). Ich weiß genau, dass jetzt wieder einer kommt und mir vorwirft "Du siehst die Schüler als krank, wo sie doch nur ihren angeborenen Wissensdrang..." NEIN!!! DAS IST EIN VERGLEICH = EIN SPRACHLICHES BILD!!! SCHON JESUS DURFTE IN VERGLEICHEN REDEN, DIE NICHT HUNDERTPROZENTIG PASSTEN; BITTEN NEHMT SIE AUCH SO!!! - Ist unangenehm, ständig Majuskeln zu lesen, oder? -
Jedenfalls: Wenn ich das alles richtig verstanden habe, geht ihr davon aus, dass alle Menschen von sich aus neugierig sind, gern lernen, die eigenen Fähigkeiten halbwegs vernünftig beurteilen können und ihren Mitgeschöpfen im Allgemeinen freundlich gesinnt sind. Wunderbar, da sind wir uns schon mal einig. Wenn ihr jetzt die gleiche Hoffnung in Lehrer, DIE GOTTVERDAMMTNOCHMAL AUCH MENSCHEN SIND und deshalb ein Anrecht auf dasselbe positive Vorurteil haben, ausdehnen könntet, würdet ihr vielleicht aufhören, mit uns zu reden, als wären wir geradewegs der Feuerzangenbowle entsprungen. Ist doch wahr...
Mal wieder den Papp auf,
w.