Hallo AKtenklammer,
kann auch nur in das bereits geblasene Hörnchen tuten, vielleicht mit einer unterrichtspraktischen Ergänzung: Es ist sehr, sehr schwer, sich in das Grundwortschatz-Minimal-Schmalspurvokabular zu verlieben, eben weil's so generell und farblos ist (vielleicht abgesehen von der King James Bible). Ich kenn's zumindest aus dem Englischunterricht, dass meine SuS es klasse finden, merkwürdige, lustige, schmutzige, elegante Formulierungen zu lernen, eben weil sie nicht so fad sind (derzeitige Liste: exaggerated, flabbergasted, crap, no more Mr. Nice Guy). Schüler können und wollen lernen, dass eine Sprache sehr viele Facetten hat, dass je nach Situation unterschiedliche Formulierungen eingesetzt werden, dass Sprachwitz nur möglich ist, wenn einem ein entsprechender Wortschatz zur Verfügung steht. "Diese Wörter" kriegen sie allerdings von mir meistens nicht aktiv zum Lernen auf, sondern sie fließen nebenher in den Unterricht ein, in Spielen, in Kommentaren zu ihren Klausuren, in erzählten Geschichten. Amüsanterweise halten sie viel besser als die gepaukten Vokabeln. Mir ist's während der Klausuren in Deutsch schon aufgefallen - ich schreib immer sehr viel dazu und befleißige mich dabei einer differenzierten Ausdrucksweise, und das färbt massiv auf die Kiddies ab. Sprache ist ein Schatz, und als Sprachlehrer hat man den Job, dies den Schülern bewusst zu machen und sich mit ihnen gemeinsam über eine treffende Formulierung zu freuen. Woher sollen sie denn sonst im Moment Lust an der Sprache nehmen, egal welcher? (Wenn ich die Soap-Dialoge und selbst die teilweise schludrig formulierten Fernsehnachrichten höre, könnt ich mich den ganzen Tag eeeeagern...) Und es mag ja sein, dass deine SuS erst mal Sorge haben, zuviel lernen zu müssen - aber sie finden es (laut Evaluationsbögen) erstaunlich und großartig, einen Lehrer zu haben, der sich in der Sprache, die er unterrichtet, wirklich wohl fühlt und sie nicht nur halb-gekonnt, langweilig und mit deutschem Akzent spricht. Dein Verhältnis zur Sprache bestimmt zu einem großen Teil, welches Verhältnis deine Schüler zur Sprache haben werden. Drum.
Von Predigertisch etwas verlegen wieder heruntersteigend,
w.