Hallo Namenlose,
erst mal wär's interessant, herauszukriegen, ob du es hauptsächlich mit einer Schreibhemmung, einer Schreibunfähigkeit oder einem Gemisch aus beidem zu tun hast.
Wenn Schreibhemmung, gibt es einige Spielchen, Schreiben erst mal im "geschützten Raum" zu ermöglichen, z.B.
- Schreibgespräche (im Raum weden 4-6 Plakate mit möglichst provokanten Thesen/ Bildern/ Sprüchen auf Plakaten ausgelegt, die SuS gehen herum und kommentieren schriftlich nach Lust und Laune sowohl die Ausgangsthese als auch die Kommentare der Mitschüler. Nachher werden die Plakate vorgestellt.
- Geschichtenschreiben nach Leitfragen. Du nimmst dir eine (kurze) Kurzgeschichte, oder einen Zeitungsartikel, vielleicht sogar ein Bild als Schreibanlass, und formst den Fortgang der Handlung in Fragen um (z.B. Warum hatte die Frau keine Kleider an? Warum war sie an dem Abend allein unterwegs? Warum sprach sie mit jemandem, mit dem sie nicht sprechen sollte? Warum aß sie etwas, dass sie noch nie gegessen hatte? Warum änderte sich ihr Leben nachher von Grund auf?) Natürlich sollten die SuS die Geschichte vorher nicht kennen, und vermutlich sollte sie etwas moderner sein als Adam und Eva. Dann stellen sie ihre Geschichten, die sich an den Fragen entlang hangeln können, vor und vergleichen sie mit der Originalgeschichte.
- Weiter gibt's Bildergeschichten, Songs, Perspektivenwechsel usw als Schreibanlässe. Bei Bedarf kann ein Vokabelpool zur Verfügung gestellt werden, damit sie nicht alles nachschlagen müssen.
Bei Schreibunfähigkeit (zu wenig Vokabeln und grammatische Strukturen):
- Langsam aufbauen und Grundgerüste zur Verfügung stellen. ich weiß nicht, was für Texte sie schreiben sollen, aber wenn sie analysieren sollen, sind linking devices unschlagbar. Z.B. einen kurzen analytischen Text zur Verfügung stellen, mit den SuS gemeinsam die linking devices rausarbeiten (auf OHP unterstreichen u.ä.), sie nachher zu einem ähnlichen Text/ Gedicht usw. einen eigenen Text verfassen lassen.
- Wenn du noch tiefer ansetzen musst: Bestimmte Wortart (am besten bei Adjektiven und Adverbien) aus einer Geschichte herausnehmen, die SuS mögliche Adjektive/ Adverbien einsetzen lassen. Geht hervorragend mit kitschigen Dialogen:
"So what do you really feel for me?" she said (deperately/ curiously/ passionately).
"I love you", he replied (tenderly/ grudgingly/tiredly)
A(n) (bored/ happy/ angry/) expression crossed her (beautiful/ wrinkly/ ugly) face.
(Quickly/ slowly/ hesitatingly) she took his hand.
"But", he continued with an (embarrased/ relieved/ sad) smile, "I really have to go now".
- Auch Texte umwandeln (Perspektivenwechsel, Tagebucheinträge/ Polizeiberichte/ Soap Operas aus Zeitungsartikeln machen und umgekehrt, Nacherzählungen, Geschichten zusammenstreichen, bis nur noch ein Satz als Inhaltsangabe übrigbleibt, und den dann ohne Vorlage wieder zur Geschichte aufblasen usw.) hilft ungemein, solang sie in den Texten das meiste sprachliche Material, was sie brauchen, zur Verfügung haben.
Bei sowohl Schreibhemmung als auch Schreibunfähigkeit Methoden mischen, das Ganze langsam angehen, viel geschützten Raum zum Ausprobieren, mit dem Partner arbeiten usw. lassen und vor allem keine Panik machen. Meinen SuS tut's immer ganz schlecht, wenn ich vor der Klausur mehr Angst hab als sie. Gut wäre auch, rauszukriegen, welches Medium sie bevorzugen - schreiben sie gern mit dem Computer? Dann sollen sie ihre Texte als email schicken und dabei das Korrekturprogramm benutzen. Gibt es Schreibanlässe, die sie besonders interessieren würden, etwa eine Filmkritik (wobei man die Inhaltsangabe gut als Vorlage nehmen kann) oder ein Bericht über eine Band? benutzen!
Stift- und Tastenbruch,
w.