Beiträge von wolkenstein

    Ich häng meinen Beruf an den Nagel...

    Meine lieben Kleinen haben also nach 3xigem Üben in der Klassenarbeit eine Bildbeschreibung verfasst, drei Tage vorher haben wir nochmal die Gliederung einer solchen besprochen, sie hatten einen Anleitungszettel, den sie in der Arbeit benutzen durften - nichtsdestotrotz haben die allermeisten wild durcheinander beschrieben, Gliederungsteile, die ihnen merkwürdig vorkamen - z.B. erst eine Grobbeschreibung des Bildes zu machen, bevor sie dann auf die einzelnen Aspekte eingegangen sind - mal eben weggelassen usw. Jetzt steh ich da und weiß mal wieder nicht, wie ich bewerten soll.
    a) Einige Leute haben wenigstens kaum Rechtschreib- und Ausdrucksfehler gemacht - wie stark geht das in der 7. mit in die Bewertung ein?
    b) Es gibt keine einzige wirklich gute Arbeit, was mir sagt, dass was mit meinem Unterricht nicht gestimmt hat. Allerdings ist die Klasse auch ziemlich unruhig, sie waren zwischendurch 2 Wochen auf Klassenfahrt, und weil ich ja so nett bin, muss man mich anscheinend auch nicht besonders ernst nehmen... jetzt frag ich mich, ob es sinnvoll ist, den SuS durch relativ strenge Bewertung den Ernst der Lage klar zu machen (nachdem man meine Meckereien anscheinend eher als niedlich empfand), oder ob ich den schwarzen Peter auf meine Kappe nehmen muss und freundlich bewerte; aber dann müssen sie ja denken, das wäre alles in Ordnung so...
    c) Ich dümpele bei meinen Bewertungen immer um die 3 herum, weil es bei jedem irgendwas Gutes, aber auch irgendwas Schlechtes gibt, was sich dann irgendwie ausgleicht. Das kann's aber doch nicht sein, oder?

    Seufzend,
    w.

    Hm - woran liegt's denn, dass sie diese Lehrerin nicht mögen? Ist es etwas, was du nachvollziehen kannst/ sie vielleicht ändern kann, wie Umgang mit den SuS oder Art zu unterrichten? Oder sind das gruppendynamische Geschichten, sprich, die Klasse hat sich einen Lieblingsfeind ausgesucht, an dem sie Frust ablässt? Oder liegt's am Fach, weil sie absolut nicht einsehen, dass sie Englisch lernen sollen (was ich auch ziemlichen Blödsinn finde...aber vielleicht kann man viel mit Liedern arbeiten oder so?)? Schreib mal Genaueres!

    w.

    Hi Scream,

    ha, das Nicht-verlieren-können macht grad mein kleiner Neffe (7 Jahre) durch, und es ist zum Kotzen - wenn ein Spiel nur danach aussieht, als könnte er verlieren, fegt er es vom Tisch. Leider haben wir zuhause auch noch keine Lösung, aber vielleicht kann man im Sportunterricht doch das ein oder andere umsetzen:
    1. Medallien für die "besten Verlierer", die "fairsten Spieler" usw - die du vergibst.
    2. Gemischte Staffeln, die verschiedene Fähigkeiten fordern (laufen, fangen, aber auch rechnen oder lesen, um die Gruppen besser durchzumischen)
    3. Fantasiereise/ Meditation mit Thema "Zusammenarbeiten" als Einstieg
    4. Zeit, die für Diskussionen draufgeht, stoppen und sammeln - bleibt sie unter einem bestimmten Level, gibt's eine Belohnung, über einem bestimmten Level eine pädagogische Maßnahme (z. B. eine Liste machen von allen Tieren - Berufen usw, die zusammenarbeiten müssen)

    Keine Ahnung, ob's was hilft...
    Mitfühlend,
    w.

    Friede, Friede... was ist denn jetzt los?

    Nachdem ich mich, als gefühlskalt abgekanzelt, geschlossen halte, wird hier gerade der nächste kritische Beitrag mit persönlichen Beleidigungen abserviert, und jetzt werd ich langsam doch knatschig - von den verstandesbetonten Kritikern wird Sensibilität und Verständnis verlangt, während ein "offenes Verhältnis zu den SuS" einem anscheined das Recht gibt, dem Rest der Welt mächtig vor's Schienbein zu treten. Mag sein, dass der Kommentar von Student nicht besonders reflektiert war, aber wir waren uns eigentlich einig
    a) diese wechselseitige Forums-Schlammschlacht endlich sein zu lassen
    b) auch mit unreflektierten Beiträgen erst einmal behutsam umzugehen, um die Entwicklung der nächsten Flame-Wars zu vermeiden.

    Sauer,
    w.

    Hallo Hannes,
    *in deutlich besserer Stimmung nach Klassenarbeit, durchgeschlafener Nacht und mit Nikotinpflaster*

    Gleiche Überlegung, entgegengesetzte Konsequenz: Gerade weil ich der Meinung bin, dass die Arbeiten auch meinen Unterricht reflektieren, lege ich meinen Erwartungshorizont vorher nur vage fest - schließlich kann ich die SuS nicht dafür bestrafen, wenn sie wg. meinem schlechten Unterricht hinter diesen Erwartungen zurückbleiben (das mag auch was mit meiner Unerfahrenheit zu tun haben). Im Moment haben sie erst 3-5 Wochen bei mir Unterricht, d.h., ich kann mir sowieso nur sehr begrenzt auf die Fahne schreiben, was sie leisten - in meinen Fächern (D+E) kann ich ihnen in der Zeit zwar die Ansätze von Gliederung und den ein oder anderen Trick beibringen, aber das meiste baut noch auf dem auf, was sie mitbringen. Und deshalb schau ich erst mal durch, was sie leisten - und dann beginnt die Seelenqual, wie sich das denn zu dem verhält, was sie, mit ihrem Vorwissen, meinem Unterricht, der Aufgabenstellung und der zur Verfügung stehenden Zeit hätten leisten können. Ich kenn sie noch zu wenig, um das vorher wirklich abschätzen zu können. Und hungere auch nicht nach der Gaussschen Nornmalverteilung, sondern versuche, meine Erwartungen an die Realität anzupassen, deshalb die Jammerei. Gerade in meiner 11 rutsche ich manchmal, ohne es zu merken, auf Unilevel (ab oder hoch?) - und wenn ich dann in den Arbeiten merke, dass der Großteil das nicht verstanden hat, schraub ich eben rum (die, die's mitgekriegt haben, kriegen trotzdem ein Bonbon).

    Gespannt auf die 7ner Deutscharbeiten auf meinem Schreibtisch,
    w.

    Danke, das beruhigt mich schon mal. Darf ich gleich noch 'ne Runde hinterherjammern? Obwohl ja als gefühlskalt verschrien, mach ich mich im Moment wahnsinnig wegen den ersten Klausuren/ Klassenarbeiten, die ich stelle. Ich verbringe Stunden um Stunden damit, das perfekte Beispiel/ die perfekte Aufgabe zu suchen, die genau dem entspricht, was wir im Unterricht vorbereitet haben, und steh am Ende doch mit irgendwas da, mit dem ich mich Mau fühle. Im Grunde warte ich im Moment beständig darauf, dass mir der Himmel auf den Kopf fällt, sprich, ich von irgendwem am Elternsprechtag nächste Woche mal so richtig zur Sau gemacht werde. Nein, ich hab noch keine Klagen gekriegt - drehe mich aber sorgenvoll um meine Bedenken wie ein kleines Kreiselchen, weil mich meine SuS bestimmt alle hassen und nix lernen und sich nur nicht traun, was zu sagen. Gut, es mag dran liegen, dass ich gerade versuche, mit dem Rauchen aufzuhören. Trotzdem - diese Irrsinns- Verantwortung, für das Lebensglück all meiner kleinen Hasen persönlich verantwortlich zu sein (ich weiß, nein, nein - aber irgendwie doch), treibt mich in den nervlichen Ruin. Ist das Blödsinn? Wird das irgendwann besser? Oder soll ich mich gefälligst mehr anstrengen, bis ich all diese nagenden Zweifel hinter mir lassen kann? Aber auch wenn ich jeden Abend nur bis 10 sitze, weil ich dann endgültig abdrehe - mehr geht nicht. Sag doch mal einer was...

    Tatsächlich verzweifelt,
    w.

    hm,

    bei Grammatik brech ich mir ja auch immer alle Beine, also nur so ins Blaue gedacht:

    1. Man kann das Objekt ja tatsächlich ersetzen
    "Zum Glück weiß niemand von meiner Leseschwäche"
    was man bei anderen Nebensätzen eben nicht kann

    2. "wissen" braucht ein Objekt (hieß das nicht Theta-Rollen oder so?), will sagen, der Satz kann nicht heißen, "Zum Glück weiß niemand.", weil implizit oder explizit dabei stehen muss, was denn niemand weiß. Und das ist eben das Objekt.

    Hilft das?
    w.

    N'Abend allerseits,

    da ich gerade an meiner ersten Klausur rumwurschtele und mit Schmerzen die Noten drunterschreibe, wüsst ich doch gern mal, wie bei euch die Schnitte so aussehen... ich komm auf irgendwas um 3,3 , keine 1, ziemlich viele 3en, eine 5. Ist das normal?

    w.

    Nach Hermines Nachfrage (ich Schussel):
    Gymnasium, 11. Klasse, Englisch

    :D
    w.

    Zitat

    * oder bleibt ihr zum schutz auf distanz ?
    * bzw. ist das immer möglich ?
    * wie seht ihr das als menschen ?

    Lässt mir ja doch keine Ruhe... Die Fragen setzen ein paar Dinge voraus, die mir nicht schmecken.
    1. wird davon ausgegangen, dass Distanz zu den SuS nur eine Schutzfunktion haben kann, etwas, was auch in deinem Motto zum Ausdruck kommt. Wie oben schon gesagt, hat die Distanz für mich erstmal nix mit Schutz zu tun, sondern ist von vornherein vorhanden. Ich muss mich im Gegenteil erst mal über eine ganze Menge Dinge (Altersdistanz, Machtverhältnis usw.) hinwegsetzen, um diese Distanz zu verkleinern, und dann wird für mich eher umgekehrt ein Schuh draus - ich schütze mich vor dem Verdacht, unprofessionell zu sein und einzelne SuS zu bevorzugen dadurch, dass wir ja ein ach so persönliches Verhältnis haben...
    2. ob dieses "Distanzhalten" etwas Aktives ist, das man nicht immer tun kann, hängt wahrscheinlich von deiner Persönlichkeit ab. Kann da nur in Heikes Hörnchen tuten, dass in vielen anderen Bereichen die "Beschneidung" der Urinstinkte als selbstverständlich und lobenswert angesehen wird. Nebenbei: Die Hälfte der Weltliteratur beschäftigt sich mit den tapferen Rebellen gegen die Gefühlskälte (Lolita, Werther, Effi (die kann nicht anders, die ist ok), Faust, Lady Chatterley usw bis hin zur bloody Titanic). WARUM GILT DAS DANN ALS SO UNGLAUBLICH ORIGINELL? Mir kommt die Macht der Gefühle eher umgekehrt wie ein Schutzvorwand vor, dem man ja gesellschaftlich abgesegnet nicht widerstehen kann, der Sexualtrieb ist fein raus, und der Rest der Welt darf trösten - sorry, kenne eine ähnliche Geschichte von einer Freundin und ich - kann's - nicht - mehr - hören.

    *atmet tief durch* Zurück zur Sache. 3. Deine letzte Frage, meine Perspektive "als Mensch", verwirrt mich. Bin ich als Lehrer kein Mensch? Wieder scheint mir, dass du voraussetzt, dass es "unmenschlich" wäre, kein Verständnis für Lehrer-Schüler-Beziehungen zu haben. Meine Interpretation, wenn du die Trennung zwischen Mensch und Lehrer ziehen willst, wäre umgekehrt: "Als Mensch" habe ich kein Verständnis dafür, get a life and grow up; als Lehrer, der die Welt als bunt und vielfältig begreift, hab ich etwa so viel Verständnis wie für die SuS, die ihren Hang zum Kippeln nicht unterdrücken können und entsprechend irgendwann umfallen. Nicht mehr und nicht weniger.

    Grummelig,
    w.

    Mal anders herum. Erinnert ihr euch noch an eure Lehrerschwäremereien der Schulzeit? Ich weiß noch, wie ich vor Herzklopfen fast gestorben bin und seitenlang Tagebucheinträge geschrieben hab, weil mir ein beschwärmter Relilehrer während einer Simulation seine (!) Uhr (!) zum Zeitablesen (!) gegeben hat. Und mit wieviel Mühe ich mich welterfahren und erwachsen gegeben hab, wenn ich ihm mal in der Stadt begegnet bin, um danach darin zu schwelgen, wieviel reifer ich ja war als all die anderen in meiner Klasse. Gnadenreicherweise hat's ihn nie interessiert, jedenfalls hat er's sich nicht anmerken lassen. SuS werden immer für LuL schwärmen, weil Macht anziehend ist und die LuL eine der am stärksten präsenten Repräsentationen des begehrten Erwachsenenstatus. Was das heißt und was man damit anfangen kann, kriegen sie (ich jedenfalls) erst später heraus. Deshalb KANN eine solche Beziehung nicht auf der gleichen Ebene verlaufen, sondern nur von wechselseitigen Projektionen geprägt sein. (Das sind andere Beziehungen zwar auch, aber für die gibt's keine Noten).
    Ich sehe keinen Widerspruch darin, zu den SuS freundlich und offen zu sein und sie sexuell/emotional gleichzeitig als kleine grüne Männchen anzusehen: spannend, aber in einer völlig anderen Welt, in der ich weder als Kumpel noch als Paarungspartner etwas verloren habe. Find ich jedenfalls.

    Unromantisch und skeptisch gegenüber postpubertärer Werther-Dramatik,
    w.

    Hm - hört sich jetzt wahrscheinlich nach versponnenem Refi und viel zu viel Arbeit an - aber lieber als ein Notenverwalötungsprogramm wär mir eigentlich eine vernünftige SuS-Kartei, wo ich mir auch Schwächen und Stärken, Klausurkommentare usw hineinschreiben könnte. Kennt jemand sowas - für Mac?

    Träum,
    w.

    Hm, also bei uns verschiebt sich das auch alle halbe Jahre je nach momentaner Arbeitsintensität. Aber ein Problem ist es immer wieder. Das Ganze hat sclicht (wenig bekannte) naturwissenschaftliche ursachen: irgendwann haben wir uns in friedlicher Stimmung zusammengesetzt und gründlich alles durchgekaut - dabei haben wir festgestellt, dass wir beide ehrlich überzeugt waren, mehr zu machen als der andere, gleichzeitig aber dann doch irgendwie auf den gleichen Schnitt kamen. Deshalb haben wir die dreigliedrige Relativitätstheorie des Haushalts aufgestellt:
    1. Den Dreck, wo ich mache, ist immer weniger als den Dreck, wo er macht.
    2. Das Geld, wo ich in Haushalt stecke, ist immer mehr als das Geld, wo er in Haushalt steckt.
    3. Die Arbeit, wo ich im Haushalt mache, ist immer mehr als die Arbeit, wo er im Haushalt macht.
    Mit anderen Worten, der Wert einer Haushaltssaubermacharbeit ist immer relativ zur Geschwindigkeit der Subjektivierung des Verursachers oder so ähnlich - wenn beide das im Kopf behalten und ihren Frust nur begrenzt am anderen auslassen, lässt sich der Ehekrisenfaktor in Grenzen halten.

    Kopf hoch,
    w.

    Da anscheinend alle dafür sind, fang ich doch einfach mal mit der ersten Rezension an, dat könnwa ja dann in die neue Rubrik verschieben - geht das eigentlich, dass man dann in der Überschrift den Buchtitel sieht?

    Sammelrezension Marketing und die Folgen

    Naomi Klein, No Logo. Flamingo, 2000, bei Amazon neu und gebraucht für € 14.

    In Auszügen geeignet für Englisch und Deutsch LK, ansonsten für die armen Lehrer, die sich darüber Gedanken machen, wie sie die "leidige" Medienkunde etwas aufpeppen können.

    Klein stellt wohlrecherchiert und spannend dar, wie sich die Strategien der Werbebranche in den 90gern von "einfacher" Werbung zum komplexen Lifestyle-Marketing entwickelt haben. Sie stellt dabei eine Verbindung her zwischen dem jobfressenden Globalisierungsdruck (die Herstellung wandert in Billiglohnländer ab, in denen z.T. mit Sklaverei-Methoden die eigentliche Ware zum Pfennig-Preis hergestellt wird) und der aggressiven Verschiebung zum umfassenden Marketing, das mit hohen Werbebudgets die Marke zur "Identität" erweitert. Da sie sich auch mit den für SuS interessanten Marken "Nike", "Adidas" etc. beschäftigt und Anleitung zur eigenen Recherche bietet (Tipp: http://www.corpwatch.org), auf jeden Fall gut schülerorientiert einsetzbar. Der zweite Teil, in dem sie Hoffnung bei den Globalisierungsgegnern sucht, fällt deutlich ab, aber das könnte daran liegen, dass noch niemandem eine vernünftige Lösung eingefallen ist...

    Alissa Quart, Branded. The buying and selling of teenagers. Randomhouse 2003, €12,50.

    Ähnliches Thema und Spektrum wie oben. Vom Thema her fast noch wichtiger, da dieses Buch sich konkret mit auf Teenager ausgerichteten Marketingmethoden (peer-to-peer marketing, "in-group-strategies" etc.) und den Folgen bis hin zur Anorexie und der Brustvergrößerung der 14jährigen beschäftigt, leider deutlich schlechter recherchiert und geschrieben. Die Gedanken der Ex-"Jewish Princess" (jedenfalls hört sie sich so an) führen zum Teil doch eher zu Gewäsch, aber die Informationen, die sich herausklauben lassen, sind sehr brauchbar.

    John Strauber et.al. Toxic Sludge is good for you. Lies, damn lies and the public relations industry. Common courage press, 1995, € 27.31.

    Und nochmal marketing, diesmal aber dank der Kapiteleinteilung wirklich gut in Auszügen lesbar. Gibt kurze, prägnante Überblicke über PR-Campagnien der Tabakkonzerne, der Atomindustrie, der Klärschlammentsorgung zur Felddüngung und anderer Höhepunkte der PR-Geschichte. Gerade zur Einführung subtilerer Marketingmethoden wie grassroots-Lobbying, Rufmord und strategisch geschickt eingesetzte "Wissenschaft" sehr brauchbar.

    Ein Wort zu allen dreien - man hört immer wieder die Klage, die lieben SuS seien so schwer für was zu begeistern. Wundert mich nicht im Geringsten. Ich empfand schon meine Jugend als recht belagert, in den letzten 15 Jahren hat die marketingtechnische Ausbeutung der Kindheit noch mal exponentiell zugenommen. Wenn jede meiner rebellischen Äußerungen sofort vereinnahmt wird und mir gleichzeitig klar gemacht wird, in diesen harten Zeiten müsste man dazu gehören oder könnte betteln gehn - gut Nacht. Und da sehe ich für die Medienreihen an der Schule schon die Aufgabe, sich nicht über "Großaufnahme oder Totale" zu streiten, sondern wirklich etwas Licht in diesen Sumpf zu bringen.

    Etwas verlegen ob des Sermons über mein Lieblingsthema,
    w.

    Morgen allerseits,

    Heike die Hübsche hat ja lustigerweise das oberste Kriterium genannt - wenn wir uns mal vom Fachleiterblick abwenden und selbst Kriterien auszupuzzlen wollen. Erstes Kriterium: Gelingt es, den SuS etwas zu vermitteln, wenn möglich sachbezogen und über "was krieg ich für ne Note dafür?" hinaus. Das geht nur, wenn die SuS einem auf die Dauer glauben, dass man tatsächlich was zu vermitteln hat, woran sich der ganze Rattenschwanz mit gutem Lehrer-Schüler-Verhältnis, Lockerheit usw. anschließt. Noch ein schräges Beispiel: Unser Politiklehrer war dafür schulbekannt, dass er halbabgerissene CDU-Plakate wieder anklebte (damals waren wir noch alle links, war also unmöglich) und so ziemlich der gnadenloseste Benoter war, der rumlief. Es fand sich allerdings ein Club, der so sauer auf ihn war, dass wir immer bestens vorbereitet im Unterricht erschienen, nur um ihn mundtot zu kriegen. Seine Lehrerpersönlichkeit zeigte er dadurch, dass er diesem Club auch brav die Einsen gab, weil's ihm tatsächlich darum ging, uns beizubringen, unsere Meinung zu vertreten. Für untere Klassen und schüchternere Naturen war er allerdings völlig ungeeignet - und hier kommt vielleicht die Aufgabe der Schulleitung ins Spiel, Lehrerpersönlichkeiten mit geeigneten Kursen zusammen zu bringen. Nicht jeder Lehrer in jedem Kurs - eins der wenigen Vorteile am Fachlehrerprinzip ist immerhin, dass die SuS sich die für sie passende Lehrerpersönlichkeit raussuchen können. Ist doch auch schon was.
    w.

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