Beiträge von wolkenstein

    Ich habe mich mal mit einem Oberstufenschüler - den ich nie im Unterricht hatte, kurz bevor ich von meiner Ausbildungsschule wegging, also kein Sinn im "Gutwettermachen" - ziemlich lange über Spickzettel unterhalten. Er mag eine Ausnahme gewesen sein, aber er fand's wirklich ehrenrührig und billig. Unfair gegenüber der Klassengemeinschaft, faul, dumm, all diese Dinge sagte er und nicht ich - weshalb er vertrat, dass so etwas auch deutlich bestraft werden müsse. Fand ich interessant.

    Was das Netze-Spinnen angeht, oute ich mich als jemand, der auch lange und gern den Weg gegangen ist, man müsse ja nichts wissen, sondern nur wissen, wo's steht. Nachdem ich mir für die Diss (mühsam) all die früher nicht gelernten Daten und Namen und Zusammenhänge nachträglich zusammentragen musste, bin ich eines Besseren belehrt. Man muss bestimmt nicht alles auswendig wissen, aber fehlen die Grundlagen - als selbstverständliches Wissen im Kopf verfügbar -, können auch keine Zusammenhänge entstehen. Alles nachgucken zu müssen führt nur dazu, dass man nur noch das, was man in dem Moment in der Zusammenfassung nachgeguckt hat, reproduzieren kann, aber erst einmal nicht mehr weiter transferieren kann.

    Ein einfacheres Beispiel: Warum Rechtschreibregeln und Wortschreibungen lernen, wenn doch auch jeder Erwachsene hin und wieder einen Duden oder ein Rechtschreibprogramm benutzt? Duden im Diktat zur Verfügung stellen, und schon besteht das Problem nicht mehr? Doch - weil ich, wenn ich alles nachschlagen muss, nicht mehr flüssig schreiben kann bzw. anfange, Wörter mit schwieriger Schreibung zu vermeiden. Erst wenn ich mir bei den Grundlagen sicher bin, ist der Duden ein gutes Hilfsmittel für die restlichen zwei oder drei Prozent, bei denen ich mir immer noch nicht sicher bin.

    Deshalb halte ich es für sinnvoll, wenn ein Aspekt schulischen Lernens das Auswendiglernen, das Verfügbarmachen von Wissen ohne Hilfsmittel abdeckt. Darüber, worauf sich diese Grundlagen beziehen bzw. was zusätzlich an Hilfsmitteln erlaubt sein sollte, kann man natürlich streiten.

    w.

    Kann nur in das gleiche Hörnchen tuten wie Nele und vanderWolke - die Vorschriften sind relativ klar, und einen großen moralischen Aufstand würde ich daraus nicht machen. Taten sagen hier mehr als tausend Worte.

    w.

    PS: Hübsche Stunde zur Wiederholung und Arbeitsvorbereitung: Die SuS sollen einen möglichst vollständigen und originell verborgenen Spickzettel vorbereiten - erstens setzen sie sich noch einmal sinnvoll intensiv mit dem Stoff auseinander, zweitens lernt man immer mal wieder neue Spickzettelverstecke kennen, drittens lässt sich im Anschluss daran sowohl der Bereich "Warum Spickzettel nur sehr begrenzt nützlich sind" als auch der Bereich "Was passiert, wenn man mit einem Spickzettel erwischt wird" gut thematisieren.

    Keine Angst vor Einladungen - wie sollst du denn sonst mit ihnen in Kontakt treten? Sinngemäß:

    Wie Sie sicherlich wissen, hat X. im Deutschunterricht noch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ich würde mich freuen, wenn wir in einem persönlichen Gespräch gemeinsam nach Lösungswegen suchen könnten, und bitte Sie herzlich darum, mich zwecks Terminabsprache anzurufen/ einen Termin mit dem Sekretariat auszumachen/ wie auch immer das bei euch an der Schule geregelt ist. MfG,...

    Ob du den Jungen beim ersten Gespräch dabei haben willst, hängt davon ab, was du genau vorhast und womit du dich wohler fühlst. Ideen zum Gesprächsablauf:

    - Erst mal das Problem schildern, dabei aber nicht unterstellen, dass die Eltern seine HA machen; nur eben, dass häusliche und schulische Leistung nicht zusammen passen. Wichtig: Nicht in die Defensive drängen ("Ihr Kind kann das nicht"), sondern so weit als möglich positiv bleiben ("Ihr Sohn rackert sich ab, aber es klappt noch nicht" -> Es geht nicht um Schuldverteilung und Kritik, sondern um Ursachenforschung).

    - Nachfragen und zuhören: Wie geht er mit den Aufgaben zuhause um? Wie ist seine Sprachentwicklung allgemein? Liest er gern? Schreibt er Geschichten? Hängt er viel am Computer? Gab es in der Grundschule in Deutsch Schwierigkeiten?

    Wahrscheinlich kommt dabei sehr schnell heraus, dass er sich mit den HAs quält und die Eltern auch, weshalb sie ihm dann "helfen". Loben - Elterneinsatz finde ich immer begeisterungswürdig -, dann aber zur Sprache bringen, welche Unterstüzung am sinnvollsten für ihr Kind ist: Leseförderung, Erzählen am Abendessenstisch, Schreibtraining anhand von Geschichten und Themen, die ihn wirklich interessieren (zum Schreiben anhalten, aber nicht eingreifen) usw., evt. Buchtipps geben

    Die meisten Eltern, denen ich begegnet bin, sind eigentlich über eine solche Fachberatung immer sehr froh gewesen. Kommen dabei tieferliegende Probleme zutage (instabiles Elternhaus, Lernschwierigkeiten usw.), nach weiteren Lösungsmöglichkeiten (Nachhilfe, Untersuchung auf Teilleistungsschwäche usw.) fahnden.

    Hilft das weiter?
    w.

    PS: Nein, ich halte Eltern überhaupt nicht für doof, trotzdem Vorsicht vor Fach-Chinesisch (es ein denn, die Eltern sind vom Fach): Nicht "Wie ist seine Sprachentwicklung?", sondern "Erzählt er denn zuhause gern? Denkt er sich manchmal Geschichten aus und schreibt sie auf? Worüber denn?"

    PS2: Noch'n Nachgedanke: Wenn der Junge dabei ist, ist es ungemein spannend, das Gesprächsverhalten zwischen Eltern und Kind zu beobachten; ich denke nur an die Fälle, in denen die Eltern regelmäßig für das Kind antworteten, ihm ständig ins Wort fielen bzw. über es redeten, als sei es gar nicht da oder ständig an ihm herumschubsten - und sich dann wunderten, wenn ihr Kind schüchtern ist. Beim eigenen Gesprächsverhalten drauf achten, dass Kind und Eltern halbwegs abwechselnd angesprochen werden, und auch mit dem Schüler zu einer klaren Vereinbarung kommen.

    Beispiele:

    - Grammatik-Übungszirkel mit Pflicht- und Wahlaufgaben oder mit einleitenden Kurztests (z.B. Einsetzübung, alles richtig, weiter zur nächsten Station, nicht alles richtig, Vertiefungsübung machen)
    - Gruppenarbeit literarischer Text inhaltliche Analyse - formale Analyse - Zusatztext. Schwächere Schüler setzen sich mit der inhaltlichen Analyse anhand von Leitfragen auseinander und stellen nachher vor, die mittleren (die den Inhalt allein auf die Reihe kriegen) nehmen sich die Form vor und stellen vor, die ganz Fixen nehmen einen Zusatztext (z.B. eine Literaturkritik) auseinander und stellen den darin erörterten Aspekt zum Abschluss vor.
    - Gruppenarbeit mit Texten unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades oder unterschiedlichen Leitfragen
    - in Deutsch hatte ich in der 7 zwei Aussiedler, die sehr schlecht Deutsch sprachen, es gibt von Cornelsen eine Reihe "einfach lesen", die vereinfachte Versionen der gängigen Jugendbücher abdeckt, also wurde von ihnen die Klassenlektüre in der vereinfachten Version gelesen
    - Binnendifferenzierung nach unterschiedlichen Begabungen und Ausdruckstypen: Der gleiche Text wird verarbeitet zu Standbild/ Zeitungsartikel/ Rap (wenn Musiker dabei)/ innerer Monolog/ Psychologengutachten/ historischer Hintergrund/ Selbstexperiment usw. Die Schüler selbst wählen lassen!
    - Längere Projektphase mit Pflicht- und Wahlaufgaben (quasi Arbeit nach Wochenplan), Schüler auch selbst Aufgabenstellungen formulieren lassen.
    - bei geübteren Schülern: Hauptthema vorstellen, die Schüler selbst ihre Fragestellungen/ Projektthemen formulieren und ausarbeiten lassen

    Wichtig:
    - Lernmotivation muss zumindest in Maßen vorhanden sein/ geschaffen werden, sonst hangeln sie sich nur an den Pflichtaufgaben entlang
    - Lerntechniken müssen beherrscht werden - Übungen mit Selbstkontrolle bringen nichts, wenn man nur die richtigen Ergebnisse abschreibt
    - Präsentationstechniken ebenso wie Zuhörtechniken (Mitschreibübung!) müssen sitzen, denn vieles steht und fällt mit der Ergebnispräsentation
    - Lernziele müssen transparent sein - ich hab ein Projekt mal ohne gründliche Vorbesprechung gemacht, das Projekt lief gut, die SuS waren nur nachher der Meinung, nichts gelernt zu haben, weil's ja Spaß gemacht hatte... da mussten wir im Nachhinein noch mal genauer hingucken
    - Gebrauch von Hilfsmitteln (Lexika, Grammatik- und Rechtschreibduden, Webrecherche...) muss eingeübt werden

    Man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass alle alles mitkriegen - tun sie frontal auch nicht. In der Übungsphase für die Klassenarbeit exerziere ich z.T. vor, was man für eine Vier, was für eine Drei und was für eine Zwei können muss - und hänge in der Arbeit eine optionale Zusatzaufgabe für die ganz Schnellen an.

    Hilft das weiter?
    w.

    Ihr Lieben,

    meine 8er ticken aus, und ich weiß nicht so recht, warum. Einige Schülerinnen führen untereinander einen Kleinkrieg, zu dem mir nichts mehr einfällt - die einen behaupten, die anderen würden wirklich erschreckende Gerüchte über sie herumerzählen, die anderen weisen das vehement zurück und fühlen sich stattdessen von der ersten Partei bedroht. Beleidigungen hin und her, heulende Kinder, und an die Tafel werden (noch nicht besonders üble, aber halt auch nicht erfreuliche) Beschimpfungen einzelner Mitschüler geschmiert. Mittlerweile gibt es zwei "Ritzer" in der Klasse (eine Wiederholerin brachte die Praxis mit, eine zweite ahmt nun nach), die ich beide nicht zum Gespräch mit der Beratungslehrerin bekomme. Beide haben ein in der ein oder anderen Form schwieriges (streng/ überfordert), aber nicht katastrophales Elternhaus - "Mütter" trotzdem informieren? Und wie krieg ich das Klassenklima (das Anfang des Jahres gut war, alles ein Ergebnis der letzten drei Wochen) wieder hin?

    Ich werde das etwas unwirkliche Gefühl nicht los, dass hier eine Soap läuft... vielleicht nehme ich das nicht ernst genug, aber sehr viel scheint mir aufgeputschte, gegenstandslose Aggression, die sich ein Ventil darin sucht, den "langweiligen" Schulalltag interessant zu machen (die Leistungen der Klasse sind eher mau). Was macht man bei sowas als Klassenlehrer?

    Ratlos,
    w.

    Ich fürchte, du wirst auf die zurückgreifen müssen, die auch im Ausland Kassenschlager waren. Von "Das Boot" gibt es eine DVD-Ausgabe mit englischen Untertiteln. Durch "Run, Lola, run" kriegt man bei AMazon einen (teuren) englischen Reimport von Lola rennt mit Untertiteloption.Mehr fällt mir leider auch nicht ein.
    w.

    ...kann eine Weile dauern, aber ich würde wirklich mal die Gegentour versuchen: Wenn sie sich daneben benehmen, machst du eben keinen Unterricht, sondern liest was Nettes und korrigierst Hefte. Einzige Vorgabe ist, dass sie in der Klasse bleiben. Die Arbeiten werden ausgeteilt, wenn sie nichts zu schreiben wissen, wird eben leer wieder eingesammelt. Ich hab keine Ahnung, ob das funktioniert, aber ich sehe kaum einen anderen Weg - ihr probiert ja schon alles.

    Mist, Traffic-Limit erreicht, schreib morgen weiter.
    w.

    Hm, ich kenne sisterA eigentlich als sehr resolute Lehrerin...will sagen, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie's auf dem Disziplinarweg nicht schon versucht hat. Eigentlich demonstrieren die Lieben ja nur einen der Grundsätze des Lehrerlebens: Wenn eine Klasse solidarisch nicht lernen will, kann man nix dran machen - sie werden nicht lernen. Wenn sie sich dabei noch gegenseitig stützen, kann man als Lehrer zuhause bleiben. Mein Vorschlag deshalb: Unterrichtsverweigerung. Schluss mit dem Zirkus, dem ewigen Disziplinieren und Überreden. Stell sie vor die Wahl: Entweder sie wollen einen Abschluss, dann sollen sie sich vernünftig benehmen. Oder sie wollen keinen - dann gibt's eben keinen Unterricht und keinen Abschluss. Es

    Da du nach sinnvollen Vorschlägen suchst, wie wär's mit Übungen zur Zeiteinteilung, zum sinnvollen Arbeiten, zu Lerntechniken usw? Davon gibt's mittlerweile in den meisten Deutschbüchern ein Kapitel unter "Arbeitstechniken", die meisten Verlage bieten aber auch Extramappen an.

    w.

    Liebe Eltern und Kollegen,

    bei uns steht der Tag der offenen Tür für die Viertklässler ins Haus, damit die sich den Betrieb am Gymnasium mal ansehen können. Ich werde zwei Probestunden Deutsch vorstellen - auf welche Fragen sollte ich mich einrichten? Was fändet ihr interessant? Wie soll ich mich vorbereiten?

    Dankbar für jeden Tipp,
    w.

    Eiwei... morgen übernachte ich mit meiner 8. in der Bibliothek - das wird was werden. Bisheriges Programm: Abendessen, Betten aufbauen, Film gucken (Das Ganze läuft unter Gruselnacht, also Prinzessin Mononoke), Gruselgeschichten vorlesen, 12 Uhr Zapfenstreich. Kennt jemand noch nette, nicht allzu gefährliche Spielchen, die man in einer (halb) dunklen Schule spielen kann? Erfahrungen, Hinweise, worauf ich achten sollte (Notfallnummern hab ich, männlicher Kollege, allerdings auch unerfahren, ist dabei)? Für jeden Tipp dankbar,

    Wolkenstein
    (der sich fest vornimmt, die nächsten sechs Monate NUR noch Unterricht nach Plan zu machen und nicht immer so blöde Ideen zu haben....)

    ... und selbst die Zeugnisse sind nur die Halbjahrszeugnisse, bis zu den Sommerferien kann sich alles noch mal ändern. Ich hab meinen gerade die "erster Eindruck" Noten genannt, damit wirklich jeder ausreichend Zeit hat, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Aber noch lohnt es sich beim besten WIllen nicht, in Notenpanik auszubrechen.

    Mit besten Grüßen,
    w

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