Beiträge von wolkenstein

    Sorry for widdling on the party - "How can she play tennis?" klingt für mich sehr falsch, außer in der Kombi "How can she play tennis while everybody else is going nuts?" "She can play tennis very well" ist einer von diesen Lehrbuchsätzen, idiomatischer wäre "She does play tennis very well." Die entsprechende Frage ist "How well does/ can she play tennis?", da das "well" den Hinweis auf die Frage nach der Leistungsstärke gibt. Mögliche Antworten "Not at all - not very well - about average - very well." usw.

    w.

    Hadumot Bussmann, Lexikon der Sprachwissenschaft:

    Abstraktum: Semantisch definierte Klasse von Substantiven mit begrifflicher Bedeutung. A. bezeichnen Vorstellungen (Psyche), Eigenschaften (Faulheit), Beziehungen (Verwandschaft), Konzepte (Idealismus) u.a., aber keine konkreten Objekte.

    Konkretum: Semantisch definierte Klasse von Substantiven mit gegenständlicher Bedeutung. K. werden differenziert in Eigennamen (Chomsky), Gattungsnamen (Mensch, Sprachwissenschaftler), Stoffnamen (Tinte, Blut) und Sammelnamen (Gebirge, Herde).

    Ich würde "Gott" zwischen Eigennamen und Gattungsnamen einordnen, also ein Konkretum. Jedenfalls in der Grundschule. In der Oberstufe würde ich argumentieren, dass es sich um ein aus Vorstellungen abgeleitetes Konzept handelt, insofern ein Abstraktum. Ich fürchte, dass ist eher eine Frage, wie weit die theologische Abstraktionsfähigkeit der Schüler gediehen ist...

    w.

    Ist zwar schon mal gesagt worden, ich kann aber auch nur ins Hörnchen der differenzierten Einschulung blasen. Schlagt mich, wenn ich mich falsch erinnere: Monterssori hat mit 4-5-Jährigen gearbeitet, und zwar Richtung Lesen und Schreiben. Ich kenne viele Kinder, die bereits mit 5 lesen und rechnen können, von der Seite her kommen sie fast schon zu spät in die Schule und langweilen sich entsprechend, weil sie das meiste kennen. Ganz so schlecht können die kognitiven Fähigkeiten also nicht sein. Das Problem ist eher, dass mittlerweile so viele Kinder erst mit 7 eingeschult werden, dass die 5-Jährigen sozial aus der Gruppe ausgeschlossen sind. Gleitende Einschulung würde da sicher helfen.

    w.

    Auf die Gefahr hin, spießig zu sein - ich hielte es nach einer so kreativen Stunde für sinnvoll, in der HA auf die analytische Ebene zu gehen: Die Figurenbefragung, wenn sie gut läuft, hat viele Aspekte Gs deutlich gemacht, die die lieben Kleinen aber in einer klassischen Textanalyse am Text belegen müssten. Lass sie das in der HA tun, um für die Klausur zu üben. Also Richtung. "bei der Figurenbefragung wurden A, B und C als Charaktermerkmale Gs deutlich. War diese Darstellung der Figur angemessen? Belege deine Beurteilung am Text." Ist zwar anti-klimaktisch, entspricht aber der gängigen Praxis, kreative Aufgaben über eine Begründung wieder an den Text zu binden - und ich habe noch keine 11 gesehen, die die konkrete Textarbeit nicht dringend hätte üben müssen.

    W.

    Zum Thema Korrekturtechniken allgemein: Ich probiere im Moment mit Excel-Tabellen herum, es läuft ganz gut, weil ich nach und nach Textbausteine aufbauen kann und deutlich schneller tippe als schreibe. Will sagen:
    - Erstkorrektur mit Rotstift, Kurzkommentare und evt. Positivkorrektur am Rand (dabei Lehrerstapelchen nach Noteneindruck machen).
    - Zweitkorrektur mit Excel-Tabelle, Note mit Kommentar für 3-7 Teilbereiche, aus den Noten rechnet mir Excel automatisch die rechnerische Gesamtnote als Richtschnur.
    - Eine Spalte Tipps (wobei ich Heikes ziemlich genial finde - hassu sowas auch für Englisch?) und Berichtigungshinweise; bin mittlerweile auf gezielte Berichtigungen von Fehlerschwerpunkten umgestiegen, klappt.
    - Aus der Excel-Tabelle per Serienbrief-Funktion für jeden Schüler ein Kommentarblatt (A 5 reicht meist) backen und in die Arbeit einlegen. Unter der Arbeit steht dann handschriftlich nur noch die Note, Datum und Unterschrift.

    Hat den Vorteil, dass ich die Kommentare noch im Computer hab und bei der nächsten Klassenarbeit nochmal reingucken kann, ob sich was verbessert hat - hatte irgendwann in der 11 festgestellt, dass Rückbezüge auf die letzte Arbeit ("Deine Rechtschreibung ist deutlich besser...") bei den Schülern mächtig Eindruck hinterlassen.

    Mit den "Punkte-zum-Ankreuzen-Bögen" bin ich ziemlich auf's Maul gefallen, weil die Schüler immer wieder neue Methoden finden, Dinge auf eine Art und Weise zu lösen, die auf dem Bogen nicht vorgesehen war. Da kamen Noten raus, die mit meinem Gesamteindruck der Arbeit nie und nimmer übereinstimmen. Deshalb jetzt ohne Vordruck, aber mit Textbausteinen.

    Andere Tipps und Tricks?

    w.

    Nu muss ich doch auch mal für Nathan 'ne Lanze brechen... ich hab das Stück heiß und innig geliebt, von der Religionsdiskussion über die Hiob-Anspielungen bis zu den Kreuzzugdiskussionen. Da steckt schon eine Menge drin - ich würde das Stück erst mal an sich zur Geltung kommen lassen, bevor ich ein anderes Thema aufstülpe. Hat Lessing erst mal nicht nötig...

    w.

    Ich sehe ein konzeptuelles Problem: Komparationsformen sind nicht Eigenschaften eines Gegenstandes, sondern beschreiben ein Verhältnis. Kein Apfel ist "größer" - er ist "größer" als dieser Apfel, aber "kleiner" als jener Apfel. Wie sollen die Kinder also die einzelnen Gegenstände beschreiben? Gefährlich wird's auch, wenn die Kids dann (um eben dem Konflikt auszuweichen) Wörter wie "der mittelgroße Apfel" benutzen, was du ja nicht haben willst.

    Vorschlag: Verhältnisse an sich sind den Kindern ja bekannt. Wenn du nun mehrere verschiedenartige, verschieden große Gegenstände (also Kerzen, Steine, Äpfel, Kürbisse, Schuhe, Lineale usw.) durcheinander in die Mitte legst, könntest du sie bitten, die Gegenstände zu ordnen - sie werden zunächst nach Kategorie ordnen. Wenn sie dann verschiedene Stapelchen gemacht haben, könntest du sie fragen, ob man die gleichartigen Gegenstände untereinander denn auch ordnen könnte, sie z.B. in eine Reihe legen. Dabei sollten sie von selbst drauf kommen, nach Größe, Dicke, Länge usw. ordnen (von Montessori gbt's wunderschöne Hördöschen, die man nach Lautstärke ordnen kann... da kommt man aber wahrscheinlich jetzt nicht dran *seufz* Wenn du ganz viel Zeit hast: Filmdöschen mit Sand, Hirse, Linsen, Erbsen, Steinchen füllen hat den gleichen Effekt). Dann kannst du deine Komparationsformen an die Tafel schreiben und kannst dabei dann auch noch mal auf die Relativität von Verhältnissen steuern (Das hier ist also die größte Kerze. Die größte überhaupt? Nein, in der Kirche steht eine noch größere usw.). Wenn du am Schluss noch Zeit hast, lohnt sich ein Vergleichsspiel: Wer hat die größte Hand? Die längsten Haare? Den dicksten Daumen? Kann sich die ganze Klasse dem Alter nach aufstellen? Der Schuhgröße nach (sprachlich üben: ...-er als/ so... wie)? Usw.

    Viel Erfolg!
    w.

    Hallo Maren,

    kannst du uns ein bisschen mehr an Informationen geben, was du denn für diese Stunde bereits geplant hast? Welcher Einstieg, welches konkrete Thema, Art eines eventuellen Basistextes usw.? Was sollen die Kinder lernen, und auf welchem Weg willst du ihnen das beibringen? Dann wird's einfacher, dir zu helfen.

    Herzlich willkommen,
    w.

    Zitat

    Justus Jonas schrieb am 08.10.2005 11:13:

    ...aber das hat erst einmal nichts mit Politik zu tun, sondern mit mangelnder Integration.

    :D Wie bitte würdest du Politik anders definieren als das Aushandeln des gemeinsamen sozialen Lebens ein- oder ausschließlich von Integration? Wie war das bei Papa Marx mit dem Sein und dem Bewusstsein?

    Davon ab kann ich dir nur zustimmen: Das Thema 3. Reich/ 2. Weltkrieg gehört im Lehrplan gnadenlos zusammengestrichen bzw. es geht darum, den lieben Deutsch-, Religions- und notfalls auch Biolehrern zu sagen, bitte etwas konzertierter vorzugehen. Wenn die lieben Schülerlein in der Grundschule Rosa Weiß lesen, in der Fünf "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl", in der 6 in Deutsch "Damals war es Friedrich" und in Religion Auszüge aus dem Tagebuch der Anne Frank, in der Sieben dann "Der gelbe Vogel", in der Acht "Das Leben der Sophie Scholl" und in der Neun dann den Ausflug nach Buchenwald, und das alles, bevor irgendwas an geschichtlicher Grundlage gelegt wurde, kann nur Abwehrhaltung entstehen. Wäre das nicht mal ein Thema für die Fachkonferenz? Aber wie soll man's machen? Wann ist das eigentlich "historisch" wirklich dran und für die Schüler zu verpacken?

    Davon ab meine ich, dass es genug Aktuelles gibt, an denen man sich als Betroffenheitslehrer austoben kann, um die Politik wieder in den Klassenraum zu holen. Ein paar Vorschläge: Thema Licht- und Schattenseiten der multikulturellen Gesellschaft ja, aber als Diskussion im Hier und Jetzt (gute Jugendliteratur zum Fremd-Sein in Deutschland, zum Thema Rechtsradikalismus usw. gibt's mittlerweile viel, gelesen wird immer noch "Friedrich"). Besprechung der Programme aller Parteien (auch der rechts- und linksradikalen) im Politikunterricht. Kooperationsprojekt Deutsch/ Musik zum Thema Polit-Musik von Punk bis Radikalenrap. Und, abgestimmt auf's Umfeld: Stärkere Angebote von Russisch und Türkisch (sowohl muttersprachlich als auch als Fremdsprache) an den Schulen, staatlich abgesegneter muslimischer Religionsunterricht, Eid auf die FDGO (für eine Akü!) anstatt Kopftuchverbot, und Deutschtests für alle. Und zu Weihnachten hätt ich gern ein Pony.

    Sehnsüchtig,
    w.

    Hallo Ace,

    damit ist doch schon mal vieles geklärt. Auch wenn es viel zu lange gedauert hat, finde ich es sinnvoll, dass man sich im Kollegium zunächst abspricht.

    Auch wenn ich mit Maxens Wortwahl z.T. nicht glücklich bin, finde ich doch, dass er einige gültige Argumente auf den Tisch gebracht hat, auf die ich auch noch einmal eingehen möchte:

    Ausgangspunkt ist die ideologische Schieflage an den deutschen Schulen, die von Schule zu Schule sehr unterschiedlich ist. Im Kleinen haben wir's vermutlich auch mit einem Generationskonflikt zu tun - ich freu mich über den kleinen Punk, der den Aufstand probt, und betrachte den Zackig-gescheitelten mit Misstrauen, der ältere Kollege macht's umgekehrt. Soweit menschlich und kaum vermeidbar.

    Was Max jedoch als "Betroffenheitskult" bezeichnet, sehe ich genauso als Schwierigkeit, im Lehrplan angelegt und durch tradierte Verhaltensweisen verstärkt - ich habe einmal einen Deutschkurs 12 erlebt, der nicht in der Lage war, ein v. Schirach-Gedicht (Hitlerjugendlied) anständig zu analysieren, weil sich alle mit Unterstützung des Lehrers in Ekelbekundungen ergehen mussten. Der einzige Schüler, der versuchte, überhaupt auch nur das Gemeinte zu verstehen, wurde als Nazi-Sympatisant niedergebrüllt. Diese Art von Geschichtsvermittlung kann nur zu undifferenziertem Moralisieren auf der einen Seite und provozierendem Trotz auf der anderen Seite führen.

    Dann kommen verleugnete gesellschaftliche Probleme hinzu - ein Geschichtslehrer sollte sich an dem Wort "überfremdet" die Finger verbrennen, aber dass unser Schulsystem nicht in der Lage ist, gemischten Schülergruppen mit vielfältiger ethnischer und sozialer Herkunft gerecht zu werden, ist mittlerweile offensichtlich. Glücklicher Justus - an den Gymnasien toben eher nur die "deutschen" Rechts- und Linksextreme, an den anderen Schulen gerade im Großstadtbereich kommen meiner Erfahrung nach die moslemischen und osteuropäischen dazu. Verbote und Sanktionen sind hier wichtig, damit die Schule nicht zum rechtsfreien Raum wird, aber als einzige Maßnahme reichen sie nicht aus. Ich kann Justus Forderung nach "Aufklärung" nur unterstreichen - aber wie macht man das?

    Ich finde die Trennung zwischen "Propaganda" und dem "Herausbildung einer politischen Einstellung" sehr schwierig, gerade für Leute in einem Alter, in dem man seine politische Einstellung noch nicht im Hobbykeller aufhebt, sondern noch überzeugt davon ist, die Welt zu verändern. Ich versuche, mich in die Situation deiner Adolfs zu versetzen - sie sind der Meinung, etwas gefunden zu haben, was ihre Probleme löst, nebenher (oder hauptsächlich?) die verhassten Lehrer zum Quiken bringt und ihnen jede Menge Aufmerksamkeit verschafft. Sie schwimmen mutig und stark gegen den Strom, haben endlich Kameraden, auf die sie sich verlassen können bzw. die sie anerkennen, und ihr Handeln ist nicht mehr belangloser Teenykram, sondern hat eine tiefe gesellschaftliche Bedeutung (damit niemand das missversteht: das hier ist ein Versuch, ihre Gefühle zu paraphrasieren, kein Ausdruck meiner eigenen Meinung). Soweit die Ferndiagnose - alles andere, wieweit das Zuhause mitspielt, wie weit der Rest der Klasse (Systemtheorie -> auffällige Schüler sind Symptome des Systemfehlers in der Klasse/ Schule) usw. ist, kann nur jemand sagen, der mit den Schülern gesprochen hat. Hier könnten sich weitere Interventionsmöglichkeiten ergeben. Trotzdem, bei allem Verständnis: Was tun?

    Mich würde interessieren, was passiert, wenn man die Schüler der Klasse zur offenen politischen Debatte einlädt, vernünftigen Diskursregeln folgt und sie ihre Positionen offen und klar darstellen lässt. Schon als Schüler habe ich die Verbieterei nicht verstanden; wenn diese Positionen so dumm und unmenschlich sind, sollen sie sich doch an ihren eigenen Widersprüchen aufhängen. Dabei geht's nicht darum, die entsprechenden Schüler vorzuführen, sondern die politische Debatte wieder in den Klassenraum zu holen, anstatt sie auf die Korridore und Schuleingänge zu verdrängen. Ist das irgendwie vorstellbar?

    Muss los, mehr später,
    w.

    Ich fand NerDs Idee sehr hilfreich - gibt es einen Lehrer, der einen guten Draht zu dem Schüler hat und ihn schlicht und einfach mal darauf ansprechen kann, was er mit seiner Kleidung sagen will? Gerade weil das Papageienhafte hier so auffällig ist, kann ich mir vorstellen, dass es wirklich erst einmal um Provokation geht, und dass es eher schaden würde, die große Keule rauszuholen. Erst mal nachfragen...

    w.

    Vielleicht als Erklärungshilfe: Luft kann man zusammenpressen (Fahrradreifen), warmmachen (Heißluftballon), und unter Wasser sogar sehen (Luftblasen) - Luft ist also eindeutig ein Konkretum. Ich würde es nicht "altersgamäß" zu den Abstrakta rechnen lassen, da das m.E. die Kategoriebildung eher erschwert.

    w.

    Hallo Remus,
    ich hatte bittere Kommentare auf den Lippen, al la "Schrecklich, dass man nirgendwo mehr mit seinen kurzsichtigen Vorurteilen durchkommt, nicht wahr", aber ich verstehe, was du mit der Betroffenheitskeule meinst. Deshalb nochmal in Ruhe:

    - Erstens sind zumindest meine Schülerinnen eher magersüchtig als übergewichtig und halten alles für zu dick, was nicht der momentanen Hollywood-Norm entspricht (und hänseln andere Mädchen entsprechend). In diesem Fall halte ich es nicht für sinnvoll, ihren Maßstab zu akzeptieren.

    - Zweitens geht es hier nicht um eine neutrale Personenbeschreibung, sondern um eine - zumindest laut Carla - aggressiv gemeinte Beleidigung. In dem Moment geht es nicht mehr um "Wahrheit" (die man vielleicht Übergewicht nennt), sondern um die Chance, eine äußere Schwäche als Keule zur allgemeinen Aburteilung eines Menschen zu benutzen. Ich sehe meinen Job als Lehrer darin, das zu verhindern.

    - Drittens fällt es Nicht- Betroffenen anscheinend wirklich schwer zu begreifen, was für ein Teufelskreis ein kaputtes Essverhalten ist. Um aus der Betroffenen-Falle auf die Ebene der Sachlichkeit zu kommen: Alle Studien belegen, dass die meisten Diäten dick machen, da sie den Jojo-Effekt auslösen, und dass falsch gelerntes Essverhalten nur mit mühseligem, langwierigem Umlernen von Kind und Eltern zu beheben ist. Jaja, ich weiß - in Hanni und Nanni steht, dass man nur drei Wochen lang Möhren essen muss, dann ist alles wieder gut. Klappt nicht. Vielleicht gibt es Schüler, denen dein Hinweis, doch abzunehmen, helfen würde, wenn du ihnen gleichzeitig sagen kannst, wie - für die meisten wäre es ein Grund mehr, nachhause zu gehen und sich vollzufressen und die Wand zwischen sich und der Welt zu erhöhen.

    - Viertens habe ich Carla nicht zu einem Elterngespräch, sondern zu einem Gespräch mit der Schülerin geraten - ich hielte das Elterngespräch auch für überzogen. Meine Interpretation wäre, dass hier die Beleidigungs-/Spottkeule halbbewusst pubertierend ausprobiert wurde, dass sie, wie schon bemerkt, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war, und die Schülerin wahrscheinlich selbst ziemlichen Bammel davor bekommen hat, was passieren würde. Ein Gespräch nach der Stunde hätte ihr und ihren Freundinnen signalisiert, dass man sich so nicht benehmen kann, sie hätte aber gleichzeitig die Gelegenheit gehabt, das Ganze wieder gerade zu rücken. Klar wäre es besser gewesen, das Ganze in der Stunde mit einem coolen Spruch abzutun - die Coolness hatte Carla aber nicht, was normal ist, wenn jemand auf persönlichen Schwächen herumtrampelt, und hat sich wahrscheinlich die Verletzung anmerken lassen. Wenn dann nichts passiert, haben die Schüler "gewonnen" - und das halte ich für falsch.

    Besser so?

    Mit entschuldigenden Grüßen für die "Keule",
    w.

    PS: Und falls du doch mal übergewichtige Schüler hast: Hier können sie anfangen, nach Lösungen zu suchen.

    @ Remus: Danke, großer Remus, falls jemand Probleme mit Übergewicht hat, liegt es bestimmt nur daran, dass ihn noch niemand darauf aufmerksam gemacht hat... wenn man das WEISS, ist es ja ganz EINFACH, abzunehmen, nicht wahr? Mannmannmann, bist du deinen übergewichtigen Schülern gegenüber auch so sensibel und sagst ihnen, dass sie sich doch mal zusammennehmen und mehr Sport machen sollen? Wenn das so einfach wäre...

    Zum Thema: Ich weiß, wir gucken alle aus verschiedenen Richtungen, aber Carla war dabei - und hat es eindeutig als Beleidigung eingeordnet. Klar sollte sie ihre Wahrnehmung noch mal überprüfen - aber wenn sie sicher ist, dass es so gemeint war, würde ich es so nicht stehen lassen. Einzelgespräch mit der Schülerin hielte ich für das Mindeste, und zwar aus folgendem Grund: Was dem Lehrer gegenüber in Ordnung ist, ist auch den (schwächeren) Mitschülern gegenüber in Ordnung. Umgekehrt: Wenn nicht mal der Lehrer sich gegen Verunglimpfungen wehrt, wie sollen das dann Außenseiter tun? Die Hackordnung, was körperliche Vorzüge angeht, ist in pubertierenden Klassen meist absolut gnadenlos - und für kleine Fettsäcke vom Nicht-beim-Sport-gewählt-werden über die nebensächlichen Beschimpfungen der Klassenkameraden bis zu den wohlmeinenden Kommentaren der Lehrer (so kenn ich dich sonst nicht, Remus) eine einzige Qual, die ich noch verdammt gut in Erinnerung habe. Drum meine ich nciht, dass man das unter den Tisch fallen lassen kann.

    Persönlich betroffen, deshalb nicht neutral,
    w.

    Hm, ich kann ja verstehen, dass es schön ist, sich über das Unwissen der Menschheit aufzuregen, würde aber "Supernanny" trotzdem nicht zur objektiven Studie über das Sexualkundewissen der Allgemeinheit machen. In Deutschland sieht's - im Gegensatz zu Großbritannien - mit den Teenagerschwangerschaften gar nicht so schlecht aus, die meisten wissen schon Bescheid. Klar, guter Aufklärungsunterricht ist wichtig, aberwenn die Mädels schwanger werden, dann gern auch,we il's ein Ausweg aus einer schwierigen familiären Situation zu sein scheint. Will sagen: Immer schön auf dem Teppich bleiben, Kondome demonstrieren, für die SuS ein offenes Ohr haben und sich von RTL nicht so beeindrucken lassen...

    Mit ungeschwängerten Grüßen,
    w.

    Hm, also sooo moralisch würd ich das nicht sehen... Schüler teilen die Welt seh wohl in schön und hässlich ein, ob uns das passt oder nicht. Aber wenn man das "Auge des Betrachters" rausbringen will: gib ihnen eine Wortliste, in denen du positiv und negativ besetzte Adjektive durcheinanderwirbelst (thin-slim, fair-pale, fat-generous usw) und mach von dem gelichen Bild zwei Beschreibungen mit den "eyes of love" und "eyes of hate". Dann können sie gleich selbst drauf kommen, dass das alles im Auge des Betrachters liegt. Als Anschlussdialog zwei Mädchen/ Jungen, die sich über einen potentiellen Paarungspartner unterhalten, a la "I think he's cute!" "What? His nose is too big" "A beautiful nose can'tbe big enough!" usw - voila.

    w.

    1. Keiner erwartet von dir, dass du das Rad neu erfindest. Eine bereits im Modell vorhandene Stunde, vernünftig durchdacht und für deinen Kurs abgeändert, sollte den Prüfer genauso glücklich machen. Grad bei Galilei ist ja nu wirklich schon viel gemacht worden...

    2. Analysestunde bei Galilei ist doch auch hübsch! Da gäb's doch den Gang der Argumentationsführung beim Gespräch mit dem kleinen Mönch bzw. in Galileis Verurteilungsmonolog, die Konzeption von Galilei als Anti-Held usw...analytisch muss ja nicht gleich total-frontal sein. Bin zu müde zum Denken, aber darüber solltest du dir wirklich keinen großen Kopf machen...

    Viel Erfolg!
    w.

    Ich habe mit meinen 12ern gerade ein Standbild zu den Beziehungen der Familie Galotti untereinander bauen lassen (2. Akt), es lief hervorragend und war sehr ertragreich, obwohlsie die Methode angeblich vorher nicht kannten. Allerdings habe ich nicht die strenge Baumethode angewandt, sondern:
    - in den Stunden vorher die Verhältnisse der Personen am Hof (1. Akt) und die wichtigen Schwerpunkte (Standesdenken, (Un-)moral, Aufgabe des Herrschers usw.) "klassisch" analysiert
    - zu Beginn der Doppelstunde im Plenum auf der Handlungsebene den 2. Akt knapp zusammenfassen lassen
    - erste Interpretationsversuche der Beziehung der Figuren mit aufgegriffen, aber nicht weiter ausgeführt
    - Sie dann in 4-6er Gruppen 20 Minuten auf den Hof gejagt mit dem Auftrag, ein ertragreiches Standbild zu bauen, dass die Charaktere der Einzelfiguren und ihre Beziehung untereinander verdeutlicht.
    - Ausgewertet wurde: zuerst stellen, eine Minute schweigend gucken, dann Feedback der Beobachter, dann zusätzliche Erläuterungen eines "Kommentators" aus der Gruppe
    - am Schluss Zusammenfassung im Tafelbild

    Die Stunde lief wie auf Schienen, war sehr effektiv, und am schönsten war's, über den Hof zu gehen und den lieben Kleinen beim heftigen Diskutieren über Handhaltung, Charakterzüge und Textstellen zuzuhören... sie haben mich wirklich nicht gebraucht.

    Trau deinen 11ern ruhig auch mal was zu.

    w.

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