Beiträge von Mimimaus

    Ich hab die Diskussion in den Medien auch ein bisschen verfolgt und habe mich auch gewundert, dass eigentlich die Eltern der Klassenkameraden sich niemals geäußert haben :) Ist auf jeden Fall sehr spannend, die Sache auch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.


    Mir tut vor allem der arme Junge leid. Das Hauptargument ist ja, dass er nicht von seinen Spielkameraden getrennt werden soll. Ich kann mir aber einfach nicht vorstellen, dass Kinder spätestens ab der Pubertät einen geistig behinderten Freund haben möchten, die werden sich doch Freunde mit ähnlichen Interessen und Horizont suchen. Die Interessen und Bedürfnisse werden sich doch bald weit auseinander entwickeln oder sehe ich das völlig falsch? :traenen: Wenn ich mich an meine eigene Schulzeit erinnere- in der Grundschule haben wir noch alle zusammen gespielt, aber 5. und 6. Klasse, wo auch noch alle gemeinsam unterrichtet wurden bei uns, haben sich alle in verschiedenen Gruppen aufgespalten. Da gab es kein "Wir" mehr.

    Kollegen und I-Helfer der anderen I-Klasse haben sich seit Wochen untereinander und gegenseitig in den Haaren, weil nicht klar ist, wer für das zuständig und wenn ja wie weit gehen darf mit Anweisungen. Klassenlehrerteam fällt sich in den Rücken, weil einer alles besser kann und weiß. Und zwei der I-Kinder dieser Gruppe stören so sehr den Unterricht durch rumlaufen, schreien, etc. dass einige Kollegen sie nicht mehr unterrichten wollen, weil der Rest der Klasse nichts lernt. Binnedifferenzierung nicht möglich, weil besagte I-Kinder weder lesen noch schreiben können. Großartig.....!

    Ich finde das Thema Inklusive sehr interessant, habe aber keinerlei Erfahrungen und verfolge nur die Berichte. Die meisten sind ja nun nicht besonders positiv. Was mich aber interessieren würde: wenn Unterricht praktisch gar nicht mehr möglich ist und die gesunden Kinder massiv gestört werden- beschweren sich deren Eltern dann nicht massiv? Denn spätestens auf einer weiterführenden Schule würden dann doch Wissenslücken offen sichtbar?

    Ich glaube, ich benötige mal ein paar Tipps zum Thema Sprachunterricht.


    Ich arbeite momentan an einer Berufsschule im Ausland und unterrichte Deutsch. Ich habe keine Fremdsprache studiert, spreche aber selbst einige mehr oder weniger und weiß halt, wie ich die für mich am besten lernen kann. Wie ich unterrichte, habe ich mir halt von Kollegen abgeguckt und etwas angelesen. Bei meinen Abiturklassen ist das auch kein Problem.


    Nun habe ich aber auch Schüler, die schon in ihrer Muttersprache keine Grammatik beherrschen und denen schon der Unterschied zwischen Verb und Substantiv überhaupt nicht klar ist. Mit grammatischen Erklärungen lande ich da ziemlich schnell in einer Sackgasse.


    Beispiel: heute habe ich Kärtchen ausgeteilt, auf denen ein Wochentag stand und eine Tätigkeit im Infinitiv wie: Sonntag Kaffee kochen. Daraus sollten sie einen Satz formen wie Am Sonntag koche ich Kaffee. Es gab die wildesten Kombinationen von Am Sonntag ich Kaffee kochen bis Am Sonntag ich kochen Kaffee. Auch ein ähnlicher Beispielssatz an der Tafel Marke "Am Donnerstag putze ich die Fenster" kann nicht sinnvoll genutzt werden, da sie vielfach gar nicht verstehen, dass putzen und kochen beides Verben sind.


    Ich bin da inzwischen ein bisschen verzweifelt und überlege nun, wie ich den Unterricht sinnvoll abändern könnte, so dass meine Schüler etwas aus meinem Unterricht mitnehmen könnten. Deutsch ist für sie auch keine sinnlose Spaßdisziplin, sie werden es später beruflich oft benötigen (Ausbildung als Kellner und Koch und hier sind viele deutschsprachige Touristen).


    Und jemand eine Idee, wie man eine Sprache vermittelt, ohne auf die Grammatik einzugehen? Vielleicht haben ja auch Förderschulkollegen da besondere Ideen? Ich bin wirklich über jede Anregung dankbar. Lehrbücher habe ich bis jetzt keine sinnvollen gefunden und die Methodik einiger Kollegen, einfach Sätze auswendig lernen zu lassen ohne Verständnis, wieso der Satz eigentlich so ist, halte ich auch nicht für sinnvoll ("Ich möchte einen Tisch für 10 Personen reservieren")

    Sommerblüte, ich muss einfach mal fragen: muss man für Sonderpädagogik wirklich auch Fachwissenschaft Mathe studieren? Ich habe gedacht, dass es bei Förderschulen vielmehr um Vermittlung von lebenspraktischen Fähigkeiten geht und deshalb auch das Studium ganz andere Schwerpunkte hat.

    Ich habe etwas "mathenahes" studiert, meine Mitbewohnerin machte aber Mathe auf Lehramt :) Geh davon aus, dass es nicht viel mit Schulmathematik zu tun hat, man arbeitet eigentlich nur mit Variablen. Es ist schon ziemlich abstrakt und muss einem halt liegen. Bruchrechnen wird eher nicht mehr erklärt werden. Vermittlung ist dann Didaktik, also wie erklärt man die Inhalte.


    Ich merke aber, dass du vom System Uni noch keine Ahnung hast (wie auch ;) ). So wie ich das kenne, haben Unis aber einen Tag der offenen Tür für Interessierte- geh einfach mal hin und versuch mit einigen Leuten ins Gespräch kommen, damit du einen ersten Eindruck bekommst.

    Blöde Frage- was heißt denn grundständig? Sind das Leute mit 2. Staatsexamen, mit 1. Lehramtsexamen oder "alle anderen, die ein passendes Fach studieren"?


    Ich weiß es wirklich nicht :angst:

    Als ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, waren Seiteneinsteiger sehr gesucht. In Maschinenbau, Mathematik, Physik, Elektrotechnik…du erkennst das Muster.


    Ich denke, du wirst dich entscheiden müssen, ob du noch mal an die Uni gehst und nachstudierst oder dir einen Job außerhalb der Schule suchst.

    Ich habe mich vor etwa 3 Jahren intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und meine Infos damals: FH reicht nicht, Ausnahme in einigen Ländern Maschinenbau oder ähnliche Fächer. Falls der Stand immer noch so sein sollte, hast du geringe Chancen, aber natürlich mag sich das geändert haben. Vielleicht hat hier ja jemand einen besseren Überblick.


    Vielleicht wäre eine Möglichkeit, als Fachlehrer zu arbeiten, allerdings kenne ich mich damit nicht aus. Dafür reicht aber auf jeden Fall FH.

    Hm, die Antwort hast du dir doch eigentlich schon selbst gegeben. Wenn es dich stört, öfter mal in deiner Freizeit auf SuS zu treffen, solltest du nicht dorthin ziehen.

    Während meiner Studienzeit habe ich mal ein Praktikum in einem Jugendheim gemacht :) Es war eine Organisation, bei der es mehrere Wohngruppen gab, von "normalen" Gruppen mit 8 Leuten pro Gruppe bis zu Jugendlichen, die in einer Einzelbetreuung untergebracht waren. Die Jüngsten waren so 12, die Ältesten 18. Alle hatten ein riesiges Päckchen zu tragen, Schicksale, die man sich kaum vorstellen kann. Und natürlich war es für die Betreuer oft auch nicht einfach, mit den oft doch schwierigen Jugendlichen umzugehen. Da gab es viele Interessen (Jugendamt, Polizei, Eltern, Gericht…...) zu regeln und Schule- naja, es lag einfach SO VIEL an, dass dem halt einfach gar nicht so recht Aufmerksamkeit entgegen gebracht werden konnte. Ein Junge kam neu in die Gruppe und wurde sofort in die Förderschule gegeben. Erst nach einem halben Jahr fiel zufällig auf, dass in seinen Unterlagen stand, dass er eigentlich eine Hauptschulempfehlung hatte. Ein anderer war auf einer GB-Schule, gehörte da aber eigentlich gar nicht, aber geändert wurde das nicht. Und allgemein hatte ich das Gefühl, dass oft auch, ich sag jetzt mal, nicht ganz so ehrgeizig auf die Schule geachtet wurde, einfach weil es noch derartig viele andere Baustellen im Leben der Kinder gab.


    Ich will das jetzt nicht beschönigen, aber Jugendheim ist halt keine "normale" Familie, wo es halt so wenig Probleme gibt, dass man bei einer 5 in Mathe schon interveniert. Bei den Familiengeschichten einiger Jugendlicher hatte ich mich gewundert, dass die überhaupt noch Energie für Schule aufbringen können.


    Hilft dir natürlich jetzt bei deinen Problemen auch nicht weiter. Ich würde versuchen, mit dem Leiter/in (gab es bei uns zumindest) ins Gespräch zu kommen und deine Forderungen und Erwartungen ganz klar formulieren. Meine Vermutung wäre erstmal, dass die Betreuer derartig beschäftigt sind, dass sie das Schulproblem halt einfach nicht sehen. Durch eine Intervention kannst du vielleicht bewirken, dass dieses Problem in der Priorisierung aufrückt.


    Und übrigens bleibt auch morgens in einem Heim genug zu tun, beispielsweise müssen auch jeden Menge Berichte geschrieben werden. Auch wenn ich natürlich nur einen kleinen Einblick gewonnen habe: Heimbetreuer ist ein echter Knochenjob.

    Freitag ist doch ein ganz normaler Arbeitstag, eben mit Vorfreude aufs Wochenende.


    Ganz ehrlich, dass sollte man niemanden Außenstehenden erzählen, dass man Freitag nachmittag nicht mehr für Dienstpflichten zur Verfügung steht. Und mal ehrlich- du musst das Gespräch sowieso führen. Ob jetzt Freitag nachmittag oder an einem anderen Nachmittag ist doch einfach egal.

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