Während meiner Studienzeit habe ich mal ein Praktikum in einem Jugendheim gemacht Es war eine Organisation, bei der es mehrere Wohngruppen gab, von "normalen" Gruppen mit 8 Leuten pro Gruppe bis zu Jugendlichen, die in einer Einzelbetreuung untergebracht waren. Die Jüngsten waren so 12, die Ältesten 18. Alle hatten ein riesiges Päckchen zu tragen, Schicksale, die man sich kaum vorstellen kann. Und natürlich war es für die Betreuer oft auch nicht einfach, mit den oft doch schwierigen Jugendlichen umzugehen. Da gab es viele Interessen (Jugendamt, Polizei, Eltern, Gericht…...) zu regeln und Schule- naja, es lag einfach SO VIEL an, dass dem halt einfach gar nicht so recht Aufmerksamkeit entgegen gebracht werden konnte. Ein Junge kam neu in die Gruppe und wurde sofort in die Förderschule gegeben. Erst nach einem halben Jahr fiel zufällig auf, dass in seinen Unterlagen stand, dass er eigentlich eine Hauptschulempfehlung hatte. Ein anderer war auf einer GB-Schule, gehörte da aber eigentlich gar nicht, aber geändert wurde das nicht. Und allgemein hatte ich das Gefühl, dass oft auch, ich sag jetzt mal, nicht ganz so ehrgeizig auf die Schule geachtet wurde, einfach weil es noch derartig viele andere Baustellen im Leben der Kinder gab.
Ich will das jetzt nicht beschönigen, aber Jugendheim ist halt keine "normale" Familie, wo es halt so wenig Probleme gibt, dass man bei einer 5 in Mathe schon interveniert. Bei den Familiengeschichten einiger Jugendlicher hatte ich mich gewundert, dass die überhaupt noch Energie für Schule aufbringen können.
Hilft dir natürlich jetzt bei deinen Problemen auch nicht weiter. Ich würde versuchen, mit dem Leiter/in (gab es bei uns zumindest) ins Gespräch zu kommen und deine Forderungen und Erwartungen ganz klar formulieren. Meine Vermutung wäre erstmal, dass die Betreuer derartig beschäftigt sind, dass sie das Schulproblem halt einfach nicht sehen. Durch eine Intervention kannst du vielleicht bewirken, dass dieses Problem in der Priorisierung aufrückt.
Und übrigens bleibt auch morgens in einem Heim genug zu tun, beispielsweise müssen auch jeden Menge Berichte geschrieben werden. Auch wenn ich natürlich nur einen kleinen Einblick gewonnen habe: Heimbetreuer ist ein echter Knochenjob.