Da muss ich Enja und Tina zustimmen. Die Mühe, sich ans Jugendamt zu wenden, würde ich mir in so einem Fall wirklich sparen. Du kannst es höchstens für's gute Gewissen machen, alles ausprobiert zu haben.
Ich habe Schüler, die weitaus schlimmer vernachlässigt werden, zum Teil richtiggehend verwahrlost sind und noch nicht mal Essen daheim kriegen.
Der vom Jugendamt zuständige Sachbearbeiter und ich sind uns völlig einig, dass hier schwere Vernachlässigung vorliegt, doch dem JA fehlt das Geld und das Personal, um sich um solche Fälle zu kümmern. Deswegen werden bei uns nur Fälle vom Jugendamt übernommen, bei denen es bereits zu schwerer Gewalt kam. Damit ist unser JA ausgelastet bis zur Obergrenze.
Käme ich mit einem Fall wie oben beschrieben an, würde mich der gute Herr vermutlich nur angucken, als käme ich von 'nem anderen Stern.
So wenig mir das auch gefällt, aber das ist leider die Realität.
Ansonsten ist es tatsächlich so, dass wir als Lehrer den Elternwillen akzeptieren müssen, so hirnrissig der auch sein mag.
Der einzige Weg, der dir bleibt, ist der von Tina beschriebene. Nerv die Eltern bis zum Gehtnichtmehr, binde sie intensiv in die schulische Arbeit ein, erwarte von ihnen tägliche Zusammenarbeit, stelle Forderungen (z.B. tägliche Übungsstunden, in welchen die Eltern die schulische Arbeit daheim fortführen sollen - am besten mit konkreten Arbeitsaufträgen, so dass du überprüfen kannst, ob die Eltern ihre Aufgabe erfüllen), nimm die Schulleitung mit in die Pflicht und schalte u.U. auch das Schulamt ein. Wenn die einen guten Draht zum Jugendamt haben, lässt sich dann vielleicht auch doch war rausschlagen, zumindest eine "leere" Drohung von dieser Seite. Manchmal hilft das ja schon.
Zu deiner Ausgangsfrage: Wiederholen oder Mitschleifen? Wie ist das Kind denn in die Klasse integriert? Wenn es in ein tragfähiges soziales Gefüge eingebettet ist, würde ich es auf jeden Fall mitschleifen. Dem Kind zuliebe. Wenn nicht, dann könnte man es auch wiederholen lassen, wobei man sich im Klaren sein muss, dass dieser Weg dem Kind rein gar nichts bringen wird, sondern höchstens den Eltern verdeutlicht, dass da einfach nix zu machen ist.
Und für dich selbst: Wenn du deine Arbeit getan hast, hast du deinen Anteil geleistet. Mehr kannst du nicht machen und dann solltest du versuchen, Abstand zu gewinnen. Wie venti schon sagte: Die Eltern sollten schlaflose Nächte haben, nicht du! Mit zuviel Grübeleien kommst du nicht weiter, hilfst damit niemanden, sondern dir fehlt höchstens am nächsten Tag die Kraft für deine Arbeit.
Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass bei diesen Eltern vielleicht doch noch der Groschen fällt.
Mia