Interessant sind Hospitationen allemal und sie bringen auch sicherlich viele Informationen, allerdings muss man sich wohl schon bewusst sein, dass so sehr man sich auch als Mäuschen verhält, die Anwesenheit eines Gastes allen im Bewusstsein ist und man deswegen nie den ganz normalen Alltag zu sehen bekommt.
Ich habe z.B. überhaupt nichts gegen Hospitationen, im Gegenteil, im gemeinsamen Unterricht sind Gäste sogar fast schon Alltag. Allerdings merke ich trotzdem, dass ich nie so bin wie an Tagen ohne Gäste. Unwillkürlich bin ich immer ein bisschen verkrampfter, mache seltener Witze, denke über jeden Satz dreimal nach und insgesamt ist die Arbeitsatmosphäre nicht so entspannt wie sonst. Zum einen merken das die Schüler natürlich und verhalten sich dementsprechend meistens auch etwas angespannter bzw. ich merke auch ihnen an, dass sie den Gast nicht einfach komplett ignorieren können. Manche tun sich besonders hervor im Gegensatz zu sonst, manche verkriechen sich mehr. Ist ganz unterschiedlich je nach Persönlichkeit. Uns allen geht's nur in einem Punkt gleich: Wir fühlen uns beobachtet.
Anders ist es jedoch tatsächlich, wenn der Gast nicht Gast, sondern Teilnehmer ist, wie z.B. eben, wenn Eltern auf Ausflüge mitkommen oder bei besonderen Veranstaltungen, bei denen die Eltern helfen. Dann fühlt man sich freier und verhält sich auch natürlicher. Allerdings kriegt der Gast/Teilnehmer dann wiederum keinen Alltag zu sehen.
Dessen sollte man sich als Hospitant bewusst sein und dann kann man aus Unterrichtsbesuchen wirklich viel mitnehmen. Schade übrigens, dass das normale Lehrer kaum machen können. Ich nehme unheimlich viel mit aus fast jeder Stunde, in der ich anwesend sein darf (situationsbedingt geht das bei mir ja deutlich häufiger als bei normalen Lehrern).
Leider hospitieren bei uns Eltern viel zu selten, von daher habe ich wenig Erfahrung damit. (Ist kein Widerspruch zu oben - es hospitieren bei uns relativ häufig z.B. Schulsozialarbeiter, Sozialpädagogen, Schulpsychologin, Beratungslehrerin, Studenten usw.)
Allerdings ist es mir persönlich immer lieber, wenn sich, wer auch immer kommt, ankündigt. Das hat nichts damit zu tun, dass ich dann meinen Unterricht anders gestalte, sondern ich fühle mich sonst einfach überrumpelt und man kann natürlich so zwischen Tür und Angel nicht mehr absprechen, worum es schwerpunktmäßig in der Hospitation gehen soll und wie der Gast mit eingebunden werden soll.
Wie lange vorher das geplant ist, ist mir egal. Es kann auch am nächsten Tag sein, wenn es passt.
Allerdings erwarte ich auch, dass Besucher damit umgehen können, wenn ich aufgrund einer akutell schwierigen Situation in der Klasse um etwas Aufschub bitte.
Ein Grund, warum man eine Hospitation grundsätzlich ablehnen könnte, fällt mir nicht ein.
Gruß
Mia