Beiträge von Mia

    *unterbricht mal kurz das Annäherungsgeplänkel mit einem lauten Zwischenruf* :D

    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, BOLZBOLD!!!!


    Wenn da mal das gemeinschaftliche Daumendrücken nicht nachgeholfen hat! :D

    Puh, das Thema Integration ist ein schwieriges Feld. Ich als in der Integration arbeitende Sonderschullehrerin kann dieses Konzept jedenfalls nicht pauschal befürworten oder ablehnen.
    Ich habe Schüler, die sähe ich lieber an einer Sonderschule, für andere hingegen ist die Integration optimal. Das hängt wie fast alles im sonderpäd. Bereich ganz individuell an jedem einzelnen Kind und den Rahmenbedingungen. Und genauso individuell wie die Kinder sind, genauso indivduell ist meine Förderung.
    Manche Schüler können relativ problemlos im Klassenverband fast und z.T. sogar alles mitmachen. Da machen wir dann eigentlich ganz normalen Regelschulunterricht in Doppelbesetzung.
    Bei anderen Schülern geht das überhaupt nicht und sie haben permanent eine Sonderrolle inne. Trotz aller Bemühungen gelingt keine wirkliche Integration. Alles absolut vom Einzelfall abhängig....

    Tut mir leid, dass ich die Entscheidungsfindung vermutlich damit wieder komplizierter mache, aber ich kann immer wieder nur appellieren, jedes Kind, jeden Schulort und alle Rahmenbedingungen ganz individuell zu betrachten.
    Und ich kann Juttas Bedenken auch durchaus verstehen. Natürlich hat das System Sonderschule auch Nachteile. Der Grund, warum Sonderschullehrer meist darauf weniger hinweisen als auf die Vorteile, ist allerdings oft eher der, dass die Nachteile im Gegensatz zu den Vorteilen bekannt sind.

    Und Jutta, deine momentane Gefühlssituation ist übrigens völlig normal. Wenn man sachlich über das Thema redet, wird das leider oft vergessen: Aber natürlich ist es für die Eltern schwierig, das Defizit ihres Kindes überhaupt einmal zu akzeptieren. Und nicht gerade einfacher wird es, wenn man das getan hat und dann lernen muss, mit den ganzen Unsicherheiten umzugehen und Entscheidungen zu treffen.
    Das ginge mir selbst als Elternteil nicht viel anders.
    Davon abgesehen: Wer geht denn schon den steinigen Weg mit vielen Hindernissen lieber als den schönen ausgelatschten breiten Pfad?

    Dennoch musst du bei allen Schwierigkeiten versuchen, einen gewissen Optimismus zu wahren und immer das Positive im Blick behalten. Du wirst in dieser schwierigen Situation wachsen und genauso dein Kind, solange du nicht den Glauben an es verlierst.
    Wie stark du wachsen wirst und vor allem in welchen Bereich liegt aber natürlich ganz bei dir. Vielleicht wächst du, in dem du das Gerede im Dorf Gerede sein lässt? Vielleicht wächst du auch dabei, für dein Kind einen Förderort zu erkämpfen, der dir besser zusagt als die Möglichkeiten, die auf der Hand liegen?

    Versuche möglichst alles, was du erfährst, gegeneinander abzuwägen und versuche dann den Weg rauszufinden, den du glaubst, meistern und am Ende das Beste für dein Kind herausholen zu können.
    Das ist mit Sicherheit nicht einfach, aber wie auch Laempel schon gesagt hat, manches wird im Laufe der Zeit auch klarer, weil man sich weiterentwickelt. Vielleicht kann ab und an der Blick zurück ja auch stärken, wenn man sieht, wieviele man von den großen Brocken, die auf dem Weg lagen, schon überwunden hat. ;)

    Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft, die notwendigen Entscheidungen zu treffen und dann dein Kind so zu unterstützen, dass es nicht das Gefühl hat, allein auf diesem Holperweg entlang gehen zu müssen und immer vermittelt bekommt, dass auch dieser Weg ein erstrebenswertes Ziel hat.

    Lieben Gruß
    Mia

    willo: Wo soll sowas stehen? Wenn das Kind die entsprechenden Leistungen erbringt, meldet man es zum externen Hauptschulabschluss an. Es gibt kein Gesetz, dass das verbietet. Ergo braucht man auch keinen Paragraphen, der Schülern der G-Schule ausdrücklich erlaubt, dies zu tun.
    Praktisch wird es wohl eh kaum vorkommen, dass ein Kind in der Abschlussklasse einer G-Schule direkt die Prüfung schaffen wird, von daher geht man sicherlich ohnehin in aller Regel noch einen Zwischenschritt. Und da gibt es einiges an Möglichkeiten.
    Aber wenn ein Kind plötzlich so einen Entwicklungssprung macht und den Leistungen entspricht, kann ihm doch keiner verweigern, einen Hauptschulabschluss zu machen.

    Guck dir mal diese Seite an. Ein Beispiel für eine Möglichkeit, wo Schüler mit unterschiedlichsten Defiziten den Hauptschulabschluss erlangen können. Es gibt noch zig andere und die sind von Ort zu Ort verschieden.
    Wenn jemand den Hauptschulabschluss haben möchte und die entsprechenden Leistungen erbringt, ist es so ziemlich wurscht, was derjenige vorher gemacht hat.

    Gruß
    Mia

    Zitat

    Wann ist dann die G-Schule der "bessere Förderort"? Doch dann, wenn das Kind bei Nicht-Erfüllung der L-Schulanforderungen u.U. Mißerfolge erleidet (oder erleiden könnte?) - und man eine Stufe "niedriger" ausweicht...
    Auf einer L-Schule ist es immerhin möglich, den HS-Abschluss zu erwerben und irgendwann vielleicht sogar eine Ausbildung zu machen, jedenfalls SELBSTBESTIMMT sein Leben und seinen Unterhalt zu bestreiten.

    Der G-Schulabschluss führt nicht in ein selbstbest. Leben, zu keiner Berufsausbildung, sondern in eine Behinderteneinrichtung.

    Ein ganz klares Nein! In Hessen muss der Besuch (es gibt keinen Unterschied zwischen G- oder L-Abschluss!) der G-Schule NICHT in eine Behinderteneinrichtung führen! Und absolut primäres Ziel für alle Schüler der G-Schule ist hier ihnen ein selbstbestimmtes Leben so weit es nur geht zu ermöglichen. Bei einigen Kindern ist es sicherlich nicht möglich, bei vielen anderen Kindern absolut! Auch an einer G-Schule gibt es z.B. Förderkurse für die Schüler, die lesen, schreiben und rechnen können bzw. teilweise werden auch entsprechende Klassen zusammengestellt, das kommt ganz darauf an, welche Schüler die Schule eben besuchen. Und natürlich können diese Schüler genauso gut eine Arbeit finden bzw. das Berufsbildungswerk besuchen oder den Hauptschulabschluss und schließlich eine Ausbildung machen wie Schüler, die eine L-Schule besuchen.

    Und die G-Schule ist nicht zwangsläufig der bessere Förderort, nur weil ein Kind die nicht vorhandenen Normen (!) einer L-Schule nicht erfüllt! Die G-Schule ist nicht eine Stufe niedriger zu betrachten als die L-Schule!
    Beide Schulen haben schlichtweg unterschiedliche Förderschwerpunkte.
    Wenn z.B. eine G-Schule vor Ort in die Schule integriert eine Ergotherapie anbietet, wohnortnah liegt, das Kind mit einigen Kindern befreundet ist, die diese Schule bereits besuchen, das Kind kaum Selbstvertrauen hat, dazu eine äußerst hohe Frustrationstoleranz, aber dennoch kognitiv eigentlich in der Lage wäre, die L-Schule zu besuchen, kann dennoch die G-Schule der bessere Förderort sein. Man muss sich jedes Kind ganz individuell angucken, die Verhältnisse vor Ort kennen, erst dann kann man entscheiden, ob die L- oder die G-Schule der bessere Förderort ist. Aber das Nichterreichen von irgendwelchen Anforderungen in der L-Schule sind definitiv kein Grund!

    Zitat

    Ich will aber auch lediglich darauf hinaus, dass ich große Unterschiede zwischen den Anforderungen der L-Schule in Bayern und Niedersachsen sehe und damit die Gefahr: Ein Kind, welches in Niedersachsen noch sicher in -L- ist (damit Chance auf einen HS-Abschluss), in Bayern womöglich -G-sortiert wird, was aus o.g. Gründen nur in eine Einrichtung führen kann.

    Nochmal: Es gibt keine genormten Anforderungen an zieldifferentunterrichtenden Sonderschule!
    Deswegen hättest du nur Recht, wenn man so sortieren könnte. Aber da es (hier kann ich allerdings nur für Hessen sprechen) nicht üblich zu sortieren, sondern den besten Förderort für ein Kind auszuwählen, kann es passieren, dass auch ein Kind, welches die G-Schule besucht, den Hauptschulabschluss macht. Natürlich kommt das wegen der unterschiedlichen Förderschwerpunkte kaum vor, aber grundsätzlich ist es genauso möglich nach Besuch der G-Schule einen Hauptschulabschluss zu machen wie nach den Besuch der L-Schule! Wenn der Besuch einer G-Schule nur in den Besuch einer Behinderteneinrichtung führen kann, könnte man sich diese Schulform doch gleich schenken. Zudem weiß man doch nie, welche Entwicklung ein Kind bei guter Förderung macht. Das ist nicht vorhersagbar.

    Zitat

    "Praktisch Bildbar" - Auch diesen Begriff finde ich unzureichend, denn bei guter Förderung können "sogenannte geistig Behinderte" Fähig-/und Fertigkeiten erlangen, die wiet über die bloße praktische Bildbarkeit hinausgehen.

    Ja, in finde diesen Begriff auch sehr unzulänglich. Ich stimme dir absolut zu, dass geistig Behinderte nicht nur praktisch bildbar sind. Es ging mir darum, den Förderschwerpunkt einer G-Schule zu verdeutlichen.
    Das heißt aber eben tatsächlich nicht, dass eben wirklich nur Schüler, die praktisch bildbar sind, diese Schulform besuchen. Der Begriff ist deswegen in Hessen auch sehr umstritten.
    Aber dann stimmst du mir ja zu, dass der Besuch dieser Schulform nicht zwangsläufig in einer Behinderteneinrichtung enden muss. ;)


    Zitat

    Schlimm ist es daher, wenn allein auf Grund der Behinderungsform auf "praktisch bildbar" plädiert/eingestuft wird, ohne die individuellen Entwicklungmöglichkeiten /große Bandbreiten, die es bei best. Behinderungen durchaus gibt, zu berücksichtigen (-> Schubladendenken).

    Bsp.: Eine mit uns befreundete Familie hat ein gut gefördertes Kind mit einem Down-Syndrom. Das Kind erreicht für die Art seiner Behinderung Spitzenleistungen. Es kann schreiben und sinnentnehmend lesen, ebenso sicher rechnen im ZR bis 20 und langsam auch darüber hinaus.
    Die Eltern möchten es gerne in eine "Freie Waldorfschule" geben in eine kleine Klasse, die Kinder mit Lernbehinderungen und Defiziten unterrichtet. In diesen tagen kam die Ablehnung. Die Begründung lautete u.a., das Kind sei "zu gut gefördert/zu gut" für diese Klasse.

    Die Alternative wäre vom Wohnort her allein die Sonderschule -G- , über deren "Niveau" das Kind lange, lange hinaus ist, aber Kinder mit einem Down -Syndrom werden unabhängig von ihren sonstigen Fähigkeiten spätestens nach der 9.Klasse (wenn Koop, wo auch immer, ausgelaufen ist), wieder zurück an die örtliche G-Schule geholt, die diese Eltern als Katastrophe empfinden.

    Ich verstehe dich nicht. Du vertrittst ja gerade das Schubladendenken, indem du die verschiedenen Sonderschulformen als weitere Selektionsorte begreifst.
    Ja, wenn man das so sieht, ist der Besuch einer G-Schule natürlich eine Katastrophe, weil sie das letzte Glied in der Kette ist. Nicht jedoch, wenn man sich bewusst ist, dass sie möglicherweise der Ort ist, an dem das Kind besser gefördert wird und schließlich bessere Leistungen erbringen kann, als an einer anderen Schule. Und wie du selbst sagst: Bei keinem Kind mit welcher Behinderung auch immer kann man die Entwicklungsmöglichkeiten vorhersagen! Deswegen fördern Sonderschulen ihre Schüler möglichst individuell und deswegen kann man diese beiden Schulformen natürlich auch nicht mehr als weitere Selektionsstufen sehen.
    Warum ist denn die Lernhilfeschule für diese Familie keine Alternative?

    Gegenbsp. Down-Syndrom-Kinder: In der Klasse meiner Freundin (Lehrerin L-Schule) ist ein Mädchen mit Down-Syndrom. Nach Abwägen aller Rahmenbedingungen wurde dieser Förderort ausgesucht. Es wird dort sehr gut gefördert (kann lesen, schreiben, rechnen) und fühlt sich dort wohl. Sollte es deiner Meinung nach etwa die G-Schule besuchen, nur weil es auf dieser Behinderung angeblich nicht den Hauptschulabschluss erreichen bzw. gewisse Normen nicht erfüllen kann?
    Aber genauso kann man es auch andersrum betrachten: Würde die nächste G-Schule entsprechende Förderangebote machen, würde sich das Kind dort wohl fühlen, könnte es genauso gut auf die G-Schule gehen.
    Das Ergebnis könnte exakt das Gleiche sein.

    Es geht nicht um weitere Selektion und um unterschiedliche Anforderungen in den verschiedenen Bundesländern, sondern einzig und allein um den besten Förderort! Das wäre doch schrecklich, wenn deiner Argumentationskette zufolge in Bayern viel mehr Kinder eine G-Schule besuchen müssten, weil sie die Anforderungen einer L-Schule nicht erfüllen, aber dann an einer G-Schule nicht mehr die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens hätten! Mittelalter lässt grüßen. 8o

    Gruß
    Mia

    Nein, Sonderschule ist Sonderschule und du kannst nicht die verschiedenen Fachrichtungen als weitere Selektionsmöglichkeit missbrauchen.
    Natürlich werden Kinder von der L-Schule auch an die G-Schule umgeschult, allerdings nicht, weil sie irgendwelche Normen nicht erfüllen, sondern nur dann, wenn sich im Laufe der Zeit herausstellen sollte, dass die G-Schule der bessere Förderort ist.
    So kann man z.B. an einer L- oder G-Schule auch nicht sitzenbleiben. Die Wiederholung eines Schuljahres wird höchstens aus päd. Gründen umgesetzt. Aber kein Kind muss irgendeine Schulstufe wiederholen, nur weil es Normen nicht erfüllt.

    Ich habe außerdem den Eindruck, dass diese "Richtlinien", die Bablin und Indidi hier reingestellt haben nun wirklich so wie die Richtlinien einer Regelschule begriffen werden. Wie Bablin schon gesagt hat: Sie hat die Mindestanforderungen beschrieben, von denen ausgegangen wird, dass sie die meisten Kinder erreichen. Sie hat auch geschrieben, dass die meisten Kinder deutlich mehr erreichen.
    Da scheint mir ausnahmsweise der Begriff Förderschule wohl hier tatsächlich mal der bessere. Diese Schulform fördert die Schüler und stellt keine Normen auf, um Schüler bis ins Allerletzte auszusondern.

    Und da man in die verschiedenen Sonderschulformen nicht "eingestuft" wird, sondern ein Defizit diagnostiziert wird, dürften in Bayern nicht mehr geistig behinderte Kinder zu finden sein als in Niedersachsen. Es sei denn Bayern definiert geistige Behinderung anders als der Rest der Welt.
    edit: Nach Tinas Beitrag, scheint es ja wirklich so zu sein. *fassungslos den Kopf schüttelt*
    Der Begriff, der derzeit noch in Hessen benutzt wird, macht vielleicht den Unterschied zwischen L- und G-Behinderung deutlicher: Hier wird von praktisch Bildbaren gesprochen.

    Gruß
    Mia

    Zitat

    Doris schrieb am 16.04.2005 16:58:
    Sonst dürfte ich als Behinderte ja auch nicht den Status haben und ich war schon behindert, als ich Beamtin wurde.

    Das ist ein Riesenunterschied! Klar, mit einer offziell ausgewiesenen Behinderung wirst du u.U. sogar bevorzugt eingestellt und verbeamtet. Aber mir ist nicht bekannt, dass man bei Bandscheibengeschichten einen Behinderungsnachweis kriegt. Die Gefahr einer Dienstunfähigkeit ist damit jedoch sehr groß und je nach Arzt kann das bedeuten, dass man nicht verbeamtet wird.
    Ich kenne Leute, die wegen weitaus weniger nicht verbeamtet wurden (Unter- bzw. Übergewicht bei Leuten, die in meinen Augen als ziemlich normalgewichtig durchgegangen wären).

    Aber nutze mal die Suchfunktion. Das Thema Gesundheitsamt wurde schon so einige Male hier angesprochen. Vielleicht helfen dir diese Threads ja auch ein bisschen zur Entscheidungsfindung weiter.

    LG
    Mia

    Zitat

    Bolzbold schrieb am 16.04.2005 16:49:
    Ich wäre da vorsichtig. Wenn Du bei der Verbeamtung auf Lebenszeit ohnehin nochmal untersucht werden solltest, kommt das vermutlich raus. Ich würde da mit offenen Karten spielen, weil das rückwirkend echt übel (und vor allem teuer!) für Dich werden könnte.

    Nein, ich sehe das defintiv nicht so. Die Untersuchung im Gesundheitsamt ist ja nun nicht so speziell, dass da jedes Zipperlein ans Tageslicht kommt. Schon mal gar nicht Rückenprobleme. Solange du nicht sagst, dass du Schmerzen hast und nicht am Boden kriechst, würde ich mit dem Arztbesuch einfach bis nach der Verbeamtung warten.
    Und wie will dir das Gesundheitsamt rückwirkend Rückenbeschwerden nachweisen? Nö, geht nich... ;)

    Was anderes wäre es, wenn du deswegen schon in Behandlung wärst. Dann hätte das Gesundheitsamt ja einen Nachweis für deine Rückenprobleme.

    Gruß
    Mia

    Zitat

    Das die E-Schulen u. die für Sehen u. Hören und auch die Körperbehindertenschulen sich an den Regelschulen orientieren ist mir bekannt.

    Sie orientieren sich nicht nur daran, sondern unterrichten nach exakt den gleichen Lehrplänen. Sprachheilschulen übrigens auch. Nur mal so zu allg. Info, weil das leider auch unter Lehrern oft nicht bekannt ist...

    Da ich selber nicht an einer Lernhilfeschule unterrichte, habe ich leider die Richtlinien jetzt auch nicht greifbar. Wären auch ohnehin nicht die von NRW. Aber zumindest weiß ich, dass auch an L-Schulen (zumindest in denen hier in der Region) eigentlich im Grundstufenbereich schon ab der 1. Klasse mit dem Lesen- und Schreibenlernen begonnen wird.
    Allerdings sind die Lerngruppen an Sonderschulen extrem heterogen, so dass es durchaus sein kann, dass ein Schüler in der 3./4. Klasse noch nicht lesen kann.

    Da in zieldifferentunterrichtenden Sonderschulen die Klassen in aller Regel jahrgangsbezogen gebildet werden, ist auch nicht festgelegt, was die Schüler am Ende eines Jahres können müssen. Dies wird vielmehr in den individuellen Förderplänen festgelegt und im Unterricht wird ganz stark differenziert.
    Dieses "etwas können müssen" kann an der Sonderschule ja logischweise nicht mehr Unterrichtsprinzip sein, da man ja nicht weiter aussondern kann. ;)

    LG
    Mia

    Beruhigt mich ja irgendwo doch ein bisschen, dass ich nicht die Einzige bin, die sofort nach der Schule an den PC stürzt. :D

    Die Abfolge sieht bei mir nämlich ganz ähnlich aus. Nur wenn mein Schatz gekocht hat, gibt's erst Mittagessen und dann PC. :P:D

    Mia

    Ich weiß ja nicht, was du jetzt unter Fleißarbeiten verstehst, aber jede Unterrichtseinheit hat bei mir ein anderes Thema. Und jedes Unterrichtsthema hat natürlich auch eine andere Qualität. Gerade als Sprachenlehrer dürfte dir das doch recht bekannt sein. Manche Themen fallen halt in den Bereich Fleiß, wie z.B. einige Rechtschreib- oder Grammatikthemen, aber auch Themen wie beispielsweise Geometrie.
    Es gibt nunmal einfach Dinge, die man stur lernen muss. Da gibt es nicht viel zu verstehen oder nicht zu verstehen. Und logischerweise überprüft die folgende Arbeit dann, wie fleißig ein Schüler gearbeitet hat.

    Was das Niveau der Arbeit angeht: Tja, manchmal erwartet man soviel und wird enttäuscht. Aus gutem Grund heißt es eine Leistung einschätzen. ;)
    Aber manchmal ist mir natürlich auch schon vorher klar, dass die Arbeit nicht gut ausfallen wird. Wenn es jedoch vorwiegend an mangelndem Willen und Fleiß und weniger an mangelnden Verständnisfähigkeiten liegt, sehe ich keinen Grund, das Niveau der Arbeit abzusenken.
    Und jetzt sag mir bloß nicht, mangelnden Fleiß gibt es nicht, weil alle Menschen von Grund auf lernwillig sind. Lernwillig ist zwar sicherlich jeder, aber nicht von Grund auf fleißig. Und manchmal braucht's den ein oder anderen Tritt in den Hintern.

    Gruß
    von der in Richtung Fleiß sehr minimalstisch veranlagten Mia, die in ihrer eigenen Schulzeit mehrmals erfahren durfte, dass in einer Wiederholungsarbeit eine 1 auf eine 5 folgen kann, nur weil man sich endlich mal die Mühe gemacht hat, sich ein paar Regeln in den Kopf zu hauen.

    Im Referendariat habe ich mich nachmittags, wenn's ging, auch meistens hingelegt. Aber ich hatte dann oft Schwierigkeiten wieder in Schwung zu kommen.
    Seit einiger Zeit habe ich mir angewöhnt, statt mich hinzulegen, vor'm PC abzuhängen und in diversen Foren rumzusurfen (meist allerdings nur lesenderweise) oder irgendwelche stumpfsinnigen Spielchen zu machen *gg*. Da kann ich eigentlich ganz gut dabei abschalten (meistens surfe ich in dieser Zeit übrigens nicht bei Lehrerforen vorbei, sondern nur auf Seiten, die wirklich gar nix mit Schule zu tun haben) und das entspannt mich dann soweit, dass ich das Nachmittagstief gut rumkriege und danach vor allem, in der Regel fitter bin als nach einem Nachmittagsschlaf.

    Wenn ich allerdings richtig kaputt bin, hilft das auch nix mehr. Dann muss hin und wieder ein Mittagsschlaf her. Ist aber nur noch so einmal im Monat der Fall.

    Gruß
    Mia

    Hast du schon mal bei den Eltern nachgefragt? Wenn du mehr über einen Schüler wissen willst, einfach mal anrufen und nachhaken.

    Meistens freuen sich die Eltern über solche Anrufe, weil sie merken, dass sie es mit einer engagierten Lehrkraft zu tun haben und außerdem können sie oftmals sehr viel über ihr Kind berichten, was dir weiterhilft (Grund für die Ritalineinnahme, Verhalten mit und ohne Ritalin, allg. Verhalten, Lern- und Arbeitsverhalten, Konzentrationsvermögen, etc.). Gleichzeitig gibst du ihnen Rückmeldung über die Wirkung und den Erfolg (oder auch nicht) der Medikation.
    Gerade bei solchen Schülern ist eine enge Arbeit zwischen Schule und Elternhaus unglaublich wichtig, weil nunmal jeder nur die Hälfte von dem Kind mitkriegt.

    LG
    Mia

    Hö? Steh ich jetzt auf'm Schlauch?

    Wieso dankst du für die Vorlage, wenn du Remus' und Alias' Aussage bestätigst?

    Wie auch immer: Ich sehe es jedenfalls genauso. Nur weil ich Arbeiten "passender" mache, haben die Schüler nicht mehr gelernt.
    Und ich kann eigentlich nicht behaupten, dass die Schüler allein wegen Noten gefrustet sind. Gefrustet sind sie eher dann, wenn sie im Vergleich mit anderen schlechter abschneiden. Aber wenn die gesamte Arbeit schlecht ausfällt, ist meiner Erfahrung nach die Reaktion weniger negativ als bei Schülern, die als einzige schlechte Noten bekommen haben. Natürlich ist das schwieriger zu bemerken, weil diese vereinzelten Schüler dann zurückhaltender sind als eine gesamte Klasse, die gestützt von der Masse anfängt rumzunölen.
    Und natürlich kommt es immer auch darauf an, wie ich als Lehrkraft der Klasse nach solch einer misslungenen Arbeit gegenüber trete. Das ist bei mir davon abhängig, was es für eine Arbeit war: War es eine Fleißarbeit, für die man sich einfach mal nachmittags hätte auf den Hosenboden setzen müssen, werde ich grantig, weil zu viele Schüler faul waren. Das kriegen sie dann auch knallhart an den Kopf geschmissen. Unter Umständen lasse ich solche Arbeiten auch genehmigen. Faulheit wird durch Kollektivität ja schließlich nicht legitimiert. Und dann ziehe ich mir als Lehrer auch keineswegs den Schuh an, dass ich die Leistungen meiner Schüler falsch einschätze.
    War es keine reine Fleißarbeit und sehe ich, dass grundlegende Dinge nicht verstanden wurden, sage ich, dass wir einfach noch etwas länger üben müssen und die Arbeit wiederholt wird. Wenn so etwas passiert, habe ich selbstverständlich auch kein Problem damit zuzugeben, dass ich die Schüler in ihren Leistungen zum derzeitigen Zeitpunkt offenbar überschätzt habe.
    Aber generell denke ich, das solche Erfahrungen zu den Frusterlebnissen gehören, mit denen Schüler auch einfach lernen müssen umzugehen. Gerade Sonderschüler mit ihren zahlreichen Defiziten werden damit ständig konfrontiert. Ich bin nicht dazu da, sie in Watte einzupacken und vor dem gemeinen Leben da draußen zu schützen. Was würde ich ihnen dabei denn vermitteln?

    Gruß,
    Mia

    Meine deutschen EH-Schüler heißen zu 90% Kevin. Irgendwie ist der Name an meiner Schule daher für einige Kollegen ein rotes Tuch. :D

    *mag ihre ganzen Kevins dennoch sehr gerne*

    Vielleicht sollte ich mal mit meinen Kollegen öfter über Fußball reden, um den Namen in andere Zusammenhänge zu kriegen. :D

    Gruß
    Mia

    Zitat

    Super-Lion schrieb am 11.04.2005 16:28:
    Also ausgegrenzt fühlt er sich sicher nicht. Er strotzt vor Selbstbewusstsein und das ist nicht gespielt.

    Von einem aggressiven und vorlauten Auftreten sollte man sich nicht täuschen lassen. Das hat selten etwas mit Selbstbewusstsein und noch weniger mit Selbstvertrauen zu tun.
    Natürlich kann ich aus deiner knappen Schilderung den Schüler nicht wirklich einschätzen, aber aus meiner Arbeit mit EH-Schülern kenne ich bislang keinen einzigen Fall, wo einer dieser Schüler mit allesamt riesengroßer Klappe echtes Selbstvertrauen hatte.

    Ich würde dir dazu raten, seinem Wunsch nachzukommen. Du zeigst ihm, dass du ihn zur Kenntnis und auch ernst nimmst. Und er merkt, dass er sich auch konstruktiv einbringen kann.
    Davon abgesehen kann ich an seinem Wunsch nichts Verwerfliches finden.

    Ich benutze häufig ausländische Namen, weil das der Lebenswelt meiner Schüler eher entspricht als Peter, Uwe & Co.

    So als Vorschläge: Dejan, Ahmet, Mohammed, Maria, Ibrahim, David, Mario, Fabio, Giovanni, Paola, Anna, Jessica, Samet, Samuel, Emre, Ayla, Kevin (diesen Namen ruhig mal in positiven Zusammenhängen auftauchen lassen :D ), Ertan, Rafik, Laith, Ozan, Roberto, Viktor, Esmail, Ayse, Katarina, Birkan, Osman, Mehmet, Asime, Tugba, Hasan, Hakan, Luca.

    Gruß
    Mia

    Danke, VanderWolke für diesen Post! Tatsächlich ist nur auf so einer Basis Kommunikation möglich und ich würde mich freuen, wenn wir diesen Ton beibehalten könnten.

    Vieles sehe ich ganz genauso wie du (und mein Eindruck ist, dass sich die Einstellung von Usern der EMGS und des Lehrerforums sich in vielen Bereich stark überschneiden, nur leider durch einen unangebrachten Kampfmodus überrannt werden) und stimme dir zu. Kritik muss durchaus angebracht werden und ich kann im übrigen auch sehr gut verstehen, wenn Eltern dies tun. Häufig ermuntere ich diese sogar dazu, Missstände öffentlich kund zu tun, denn es gibt Bereiche, in denen die Eltern deutlich mehr Macht haben als die Lehrer.
    Das betrifft insbesondere die schlechten Rahmenbedingungen, die wir an Schulen vorfinden.

    Nichtsdestotrotz erwarte ich dann aber von Eltern und insbesondere von Elternvertretern, die als Fachleute auftreten, dass konstruktive Kritik angebracht wird. Ein gemeinsames Rumgehacke auf dem Kollegen XY bringt nämlich niemand weiter und deswegen lasse ich mich darauf auch nicht ein.
    Konstruktive Kritik sehe ich vielmehr in Form von realistischen und umsetzbaren Forderungen (auch wenn diese zunächst mal nicht unbedingt gleich dem Idealbild entsprechen, aber zumindest ein Stück in diese Richtung gehen) als unbedingt notwendig.

    Sicherlich sollte die aber auch von Lehrerseite kommen, aber das ist deutlich schwieriger, als Teil eines Kollegiums ebendieses zu kritisieren. Wenn man nicht möchte, dass man einfach als nerviger Spinner abgetan wird, denke ich, dass man Umwege gehen muss und die Kritik indirekt angebracht werden muss.

    Leider hab ich grad nicht so die Zeit, deswegen kann ich auf deinen Post jetzt nicht genauer eingehen. Aber ich hoffe, dass eine konstruktive Diskussion wieder in Gang kommt. ;)

    LG
    Mia

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