Hm, ich fand den Thread eigentlich keineswegs abwegig und hab deine Ausgangsfrage auch keineswegs so verstanden, dass du regionalen Klatsch hören wolltest. Schließlich ist das Arbeitsklima eine der wichtigsten Bedingungen für berufliche Zufriedenheit und da wird man sich ja mal ein Meinungsbild von Lehrern verschaffen dürfen. ![]()
Meine Erfahrungen sind auch nicht ganz so allgemein wie die meiner Vorredner. Klar sind sie absolut subjektiv und eben auch sehr begrenzt, weil ich nicht grad kurz vor der Pension stehe, aber ich denke mal schon, dass es nicht ganz unwichtig für die Berufswahl ist, sich damit auseinander zu setzen, wie so das Arbeitsklima denn überhaupt sein könnte.
Denn dass Lehrer schon manchmal etwas "spezieller" sind, weiß wahrscheinlich jeder aus eigener Erfahrung.
Ich für meinen Teil könnte mir u.a. aus diesem Grund ein anderes Lehramt nicht vorstellen und habe für mich solche Überlegungen durchaus auch einbezogen.
So, nun zu meinen Erfahrungen: Meine erste Schule war eine Sonderschule mit etwa 60 Kolllegen, ziemlich groß für eine Sonderschule und auch noch mitten im Brennpunkt einer deutschen Großstadt mit einer der höchsten Kriminalitätsraten.
Ohne ein absolut stimmiges Arbeitsklima wäre eine Arbeit an dieser Schule demenstprechend unmöglich gewesen: Der Zusammenhalt unter den Kollegen war extrem hoch und der Umgang miteinander war sehr freundschaftlich und locker. Das ging hin bis zu privaten Treffen: Kaffeekränzchen, Grillfeiern und sogar Geburtstagspartys.
Es war ein eher junges Kollegium, aber auch die älteren Kollegen waren voll mit dabei, haben sich weder abgesondert noch waren sie frustriert und ausgebrannt. Ein wenig Grüppchenbildung war natürlich bei der Größe des Kollegiums vorhanden, aber es war keine ausgeprägte Cliquenbildung.
Meine zweite Erfahrung ist nun eher das genaue Gegenteil: Ich bin wieder an einer Brennpunktschule, diesmal eine Gesamtschule. Das Schülerklientel unterscheidet sich eigentlich kaum von dem er Sonderschule, es ist lediglich ein bisschen durchmischter.
Das Kollegium ist genauso groß - 60 Lehrer -, aber absolut anders geartet. Insgesamt herrscht eine sehr konservative Unterrichtsform vor und ebenso ist die Art des Umgangs miteinander. Zwar durchaus freundlich, aber etwas steif. Gelacht wird nicht, Schule ist schließlich eine ernste Angelegenheit. ![]()
Aber gejammert wird viel, denn die Schüler sind ja alle so schrecklich böse und unwillig.
Leider hat sich in den letzten Jahren auch eine etwas alternative Gruppe aus Lehrern gebildet, die absolut gegensätzliche Ansichten und Einstellungen haben. Leider deswegen, weil es natürlich nicht gerade förderlich für den Zusammenhalt im Kollegium ist, auch wenn ich die Einstellungen dieser Gruppe eigentlich teile und da auch eifrig bei den konspirativen Sitzungen mitmische.
Ich merke, dass es unheimlich schwierig ist, in solch einem Kollegium zu unterrichten, in der man mit seinen Ansichten und Einstellungen nicht hineinpasst.
Und wenn ich nicht in dieser Sonderposition als Sonderschulexotin wäre, würde ich es ehrlich gesagt an dieser Schule nicht aushalten, weil ich weiß, dass mich die meisten Kollegen mit meinen Einstellungen und Ansichten, die sich natürlich auch äußerlich bemerkbar machen, nicht akzeptieren würden.
In der ersten Woche haben mich Kollegen auf den Fluren in den Pausen ständig angemotzt, dass ich gefälligst auf den Schulhof gehen soll, weil sie mich für 'ne Schülerin gehalten haben. ![]()
Soviel also dazu, nicht alle Kollegien sind so schön durchmischt und es gibt bestimmt auch noch mehr Schulen, an denen nicht jeder Lehrertypus seinen Platz finden kann.
Gruß, Mia


