Beiträge von johaquila

Zitat von cressi

Warum? Wo ist der Mangel in Österreich?

Weißt du näheres wie der Ablauf ist in Österreich?

Österreich hat tatsächlich einen großen Lehrermangel, allerdings kommt es natürlich auch da entscheidend auf die Fächerkombination an. Der Mangel besteht vor allem in sehr ländlichen Gebieten und im Bundesland Vorarlberg. Dort gibt es nämlich einen großen Schwund Richtung Schweiz.

In Österreich wird nicht mehr verbeamtet, aber den Angestellten geht es auch nicht so schlecht. Die Arbeitszeiten liegen am Gymnasium bei ca. 20 Deputatsstunden. (Je nach Fach: Mathe z.B. nur 18, Deutsch glaub ich 22.) Die Gehälter der Berufsanfänger sind entsprechend niedriger als die von angestellten Lehrern in Deutschland. Allerdings gibt es praktisch unbegrenzt viele Gehaltsstufen, und ein typischer Lehrer kurz vor der Pensionierung verdient etwa 2,5-mal soviel wie ein Berufsanfänger.

Das Hauptproblem: Für die Einstufung geht es nicht um relevante Berufserfahrung sondern ausschließlich um (beliebige) vorherige Tätigkeiten beim selben Arbeitgeber (Gymnasium: Bund, sonst: das jeweilige Bundesland). Ein Lehrer, der vom Gymnasium an eine Volksschule wechselt, würde also wieder von vorne anfangen! Deshalb ist ein Wechsel nach Österreich finanziell nur für junge Leute sinnvoll, die langfristig denken.

In der Schweiz ist es übrigens umgekehrt: Deutlich längere Arbeitszeiten und erheblich mehr Gehalt. Da kann die Anerkennung der Lehrbefähigung aber problematisch sein. Außerdem ist da von Kanton zu Kanton alles völlig unterschiedlich.

Ich hab einen ähnlichen Hintergrund, allerdings in Mathematik. Ich hab mich dieses Jahr auch in Berlin beworben. Ich wurde relativ kurzfristig zum Bewerbungsgespräch eingeladen. An einem Vormittag wurden dort ca. 10 Kandidaten pro Stunde aus den Bereichen Mathematik und Informatik durchgeschleust. Eigentlich hätten da wohl auch Vertreter von ähnlich vielen Schulen sitzen sollen, aber in Wirklichkeit waren die Reihen extrem dünn besetzt, so dass es wohl mindestens 3 Kandidaten pro Schule gab. (Dabei ist noch zu bedenken, dass manche sich vorher schon an ihrer zukünftigen Schule als Vertretung bewährt hatten und sicher manche Schulen ungewöhnliche Anforderungen hatten, die am Ende niemand erfüllen konnte.) Ich nehme an, das lag daran, dass Informatik nicht so nachgefragt wird und der Bedarf an Mathelehrern vorher schon beim Physik-Termin gedeckt wurde.

Bei mir ist es eigentlich sehr gut gelaufen, aber ich habe dann nicht wie angekündigt noch am Nachmittag einen Anruf von der Schule bekommen (oder am nächsten Tag per Email eine Absage), sondern am nächsten Tag per Email die Mitteilung, ich würde mich auf einer Nachrückliste befinden. Ich nehme an, das lag daran, dass ich offensichtlich nur fürs Gymnasium ein sinnvoller Kandidat war und da einfach nichts mehr gesucht wurde. Als ich dann ein nicht sehr attraktives Angebot aus Brandenburg bekommen habe, war in Berlin absolut niemand zu erreichen, der mir auch nur annähernd eine Vorstellung davon hätte geben können, was die Nachrückliste bedeutet und wie jetzt meine Chancen stehen. (Meine Email wurde nicht beantwortet und bei 4 Durchwahlen ging niemand ans Telefon.)

Mit Mathematik/Physik hab ich wohl eigentlich die neben Musik gefragteste Fächerkombination. Mein Ortswunsch war: "Irgendwo nicht zu weit weg vom deutschsprachigen Raum." Trotzdem hab ich wohl nur mit Glück überhaupt noch was in Brandenburg gefunden. Da wird es aber noch lustig, weil das Quereinsteigergesetz erst noch durch den Landtag muss und im Moment keiner die berufsbegleitenden Seminare planen kann, weil niemand weiß, was drinstehen wird.

"Ab November kann ich mich dann für 2014/15 bewerben und würde dann bei
Erfolg direkt mit einem 20-Stundendeputat loslegen zu dem ich
berufsbegleitend in Didaktik nachqualifiziert werde. Soweit richtig?"

Das ist so auch mein Informationsstand, wobei ein Bewerbungstermin im November wohl fürs Sommerhalbjahr wäre. Die eigentliche Frage ist aber, ob es überhaupt genug Nachfrage nach der Kombination Informatik/Mathematik gibt. (Informatik zieht wohl kaum, außer vielleicht an Berufsschulen, wo man wohl eher Praktiker nimmt.)