In Baden-Württemberg wir an nächsters Jahr die "neue Schulreform" (oder sollte ich sagen "nächste Schulreform"??) angeleiert. Dann gibt es nämlich in Ba-Wü ein 4-gliedriges Schulsystem:
Hauptschule - Werkrealschule - Realschule - Gymnasium
In diesem Zusammenhang werden einige Hauptschulen geschlossen, gleichzeitig jedoch bisherige Hauptschulen zu 2-3-zügigen Werkrealschulen ausgebaut - an denen Hauptschullehrer unterrichten. Dadurch werden dort mehr Kollegen als bislang unterrichten.
Alles in allem ist das wohl im Kern nur ein Wechsel des Türschildes - und durch die Zusammenlegung mehrerer Hauptschulen und die damit verbundene Zentralisierung im Kern ein Sparprogramm Oettingers - der uns zum Glück verlässt - uns jedoch seinen Adlatus Rau belässt. Weil jede Schule wiederum einen Stundenpool an Entlastungsstunden für Schulverwaltungsaufgaben bekommt, ist es logisch, dass weniger Schulen auch weniger Entlastungsstunden - also weniger Lehrerdeputate - benötigen. Gleichzeitig werden die Klassenstärken bis zum Klassenteiler aufgefüllt.
Wie der Lehrerbedarf sich an Hauptschulen entwickelt ist schwer zu progostizieren. Einerseits ist die Alterstruktur der Kollegen an den Hauptschulen so, dass in den kommenden Jahren ein zunehmender Bedarf an Junglehrern besteht - andererseits werden durch die Schließung und Zusammenlegung eine erkleckliche Zahl an Lehrerdeputaten eingespart - falls sich die Gemeinden dem Wunsch des KuMis zur Zusammenlegung der Schulen beugen.
Die Gemeinden sparen zwar auf den ersten Blick durch die Zusammenlegung der Schulen Finanzmittel ein - wegen der Erhebung der Werkrealschulen zur Wahlschule sind sie jedoch gezwungen, die Fahrtkosten dorthin zu übernehmen - wodurch sich für die Gemeinden ein Nullsummenspiel - oder sogar eine Mehrbelastung ergeben könnte. Falls die Gemeinden letzteres erwarten, könnte der Widerstand gegen die Werkrealschule so groß werden, dass in vielen Orten alles bleibt, wie's war. Gemeinden könnten auch befürchten, dass es durch die Zusammenlegungvon Schulen zu unerwünschten Brenpunkten kommen könnte.
Wer derzeit Prognosen zum Lehrerbedarf an Hauptschulen abgibt, besitzt hellseherische Fähigkeiten und sollte schleunigst ins Ministerium wechseln - um dort für etwas mehr Weitblick zu sorgen. Absehbar bleibt nur, dass die Hauptschule/Werkrealschule auch in absehbarer Zukunft existieren wird und somit auch Lehrer dort arbeiten werden.
Wer die Hauptschule abschafft, vollzieht einen Rollback in die 60er Jahre. Damals wurde die Realschule als dritte Schulart neu eingeführt. Zuvor hatten 60% der Schüler die Volksschule besucht.
Was geschieht durch die Abschaffung der Hauptschule? Think!