Zitat
Original von das_kaddl...
Schon wieder so ein Spruch
. Was soll denn dieses Stammtischniveau?
Du vermengst die Ebenen und machst das, was Du andererseits kritisierst: Unterstellungen am laufenden Band. Diejenigen, die solche Studien durchführen (d.h., die beteiligten wissenschaftlichen Institute der einzelnen Teilnehmerstaaten, nicht die finanzierende OECD) unterstellen keinem Lehrer nachlässige Arbeit. EDIT: Der Einzellehrer interessiert bei so grossen Untersuchungen gar keinen, weil es um Validität und Repräsentativität geht./EDIT-Ende.
Es geht darum, um mit Deinen ländlichen Worten eines vorigen Postings zu sprechen, ob die Säue in Baden-Württemberg grösser als die in Brandenburg (oder: die deutschen Keiler schwerer als die Schweizer oder österreichischen oder slowakischen) sind. Das ist Lernstandsdiagnostik - warum sollte die an Klassen- bzw. Schulgrenzen Halt machen? Wir bewegen uns mittlerweile nicht nur im lokalen oder regionalen, sondern europaweiten Bildungsraum - warum sollte es da nicht einen Überblick geben, was wo "Sache" ist? ...
Meine Kritik an dieser Messmethode ist (und ich bleibe bei den Methaphern, weil diese den Sachverhalt pränanter darstellen):
Es ist sinnfrei, festzustellen, ob die Säue in Sachsen oder in Bayern schwerer sind - solange nicht gleichzeitig erforscht wird, woran das liegt.
Wie hoch ist der Migrantenanteil? Wie ist die Vorschulische Bildung organisiert? Wie hoch liegt die Scheidungsrate? Wie viele Fernsehgeräte stehen in den Kinderzimmern? Wie viel Geld investieren die einzelnen Gemeinden in ihre Schule? Gibt es am Ort funktionierende Vereine? ...
Diese Ursachenforschung unterbleibt jedoch wohlweislich - weil die unterschiedlichen Leistungen von derart vielen Faktoren abhängen können - die nicht wissenschaftlich exakt festgemacht werden können. Dazu müsste die Testleistung jedes einzelnen Probanden mit seiner Biografie und der bisher durchlaufenen Bildungserfahrung abgeglichen werden.
Sieht man sich zudem die Leistungsunterschiede der PISA-Tests und das daraus gebildete "Ranking" an (wobei ich nur die Zahlen der letzten Studie vorliegen habe), so sind die Varianzen auch noch marginal - werden jedoch öffentlich breitgetreten, als ob die Bandbreite (zwischen den Ländern!!) vom Nobelpreis-Niveau bis zum Analphabeten-Niveau reichen würde. Das ist wie beim 100-Meter-Lauf bei den Olympischen Spielen. Da wird der Achte mit Häme bedacht, selbst wenn er nur wenige Zehntelsekunden hinter dem Sieger durch das Ziel geschossen ist.
Unsere sog."Öffentliche Meinung" und einige interessierte Politiker greifen jedoch die PISA-Studie auf, um diese - wie ja auch row-k hier zu Anfang - für politische Diffamierungen zu nutzen.
Aus diesem Grund halte ich diese Studien für sinnfrei und sinnlos. Gleichzeitig halte ich sie jedoch auch für gefährlich. Selbstverständlich unterstellen die Verfasser der Studie keinem Lehrer nachlässige Arbeit. Durch das bundesweite Ranking wird jedoch - wie beim Hundertmeterlauf über die "Verlierer" Häme ausgegossen - die sie nicht verdient haben.
Den Forscher interessieren die einzelnen Lehrer selbstverständlich nicht.
Die Lehrer der "Verliererstaaten" bekommen jedoch die Häme ab, die durch diese wissenschaftlich verbrämte "Quizshow" verursacht wurde.
Ich kann in dieser Studie noch immer keinen Sinn erkennen - außer dem, die Hektik in den Ministerien anzufachen, damit dort immer neue Diagnoseverfahren ausgedacht werden.
Dabei war schon nach der letzten PISA-Studie klar, was getan werden muss: Geld in die Hand nehmen, Schulen ordentlich ausstatten, Ressourcen bereit stellen, Klassen verkleinern, Migrantenkinder bereits im frühen Kindesalter sprachlich fördern.
Und nicht dadurch Unruhe in die Schulen bringen, dass ständig alles umgekrempelt wird und "neue Säue" durch die Bildungslandschaft getrieben werden.