Beiträge von Jule13

    Na schön, dann noch einmal ein wenig ausführlicher.


    Ich arbeite an einer Schule, die seit über 30 Jahren inklusiv ist: bis vor kurzem als Modellschule mit sehr guter Ausstattung, nun wird es zunehmend schwierig, unser bisheriges, sehr erfolgreiches Konzept aufrecht zu erhalten.
    Ich habe an meiner Schule Inklusion als ganz überwiegend sehr gewinnbringend für alle Beteiligten erfahren. Wir hatten aber auch bis jetzt in den inklusiven Klassen in ca. 90% aller Stunden Doppelbesetzung. Einer von zwei Klassenlehrern ist Sonderpädagoge. Das Lehrerteam arbeitet gleichberechtigt und für alle Schüler.
    Alle an Inklusion Beteiligten arbeiten bereitwillig so: Die Regelschüler und ihre Eltern können bei der Aufnahme entscheiden, ob sie in eine inklusive Klasse gehen möchten oder nicht. Auch die Kollegen haben Einfluss auf ihren Einsatz.
    Die Klassenlehrer arbeiten mit maximaler Transparenz und mit der ganzen Klasse an der Akzeptanz des jeweils anderen und auch an der Einhaltung von für alle verbindlichen Regeln, so dass die I-Kinder überwiegend wirklich gut integriert sind.
    Natürlich gibt es auch Ausnahmefälle, in denen Kinder in unserem doch sehr großen System nicht gut aufgehoben sind oder aufgrund ihrer Problematik nicht optimal gefördert werden können. Dann raten auch wir zur Umschulung auf die Förderschule. Hier kann und darf man - im Sinne des Kindeswohls - nicht dogmatisch sein.
    Gesamtschulklassen zu unterrichten macht ja grundsätzlich schon mal mehr Arbeit. Wenn ich einen Sonderpädagogen zur Seite habe, ist es daher kein Problem, die I-Kinder mit zu beschulen. (Im Gegenteil: Der Sonderpädagoge kann auch auf Regelschüler mit Problematiken anders eingehen. Zudem profitiert man von der Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team auch persönlich: Man kann ja so viel vom Kollegen lernen, der eine andere Ausbildung genossen hat!)


    Mein Sohn geht auf eine Grundschule, die nach demselben Konzept arbeitet wie meine Schule und ebenfalls Modellschule war. Auch dort erlebe ich Inklusion als Erfolgsgeschichte. Mein Sohn fühlt sich wohl und ich sehe, dass er gut gefördert wird und die Lehrer sich darum bemühen, ihn in die Klassengemeinschaft zu integrieren (dass das nicht immer optimal klappt, liegt aber an meinem Sohn und nicht am System; solange er zufrieden ist, ist es für mich in Ordnung - zumal ich auch keine für ihn geeignete Förderschule wüsste).


    Damit Inklusion klappt, braucht es aber große personelle Ressourcen! Zudem braucht es geeignete bauliche Bedingungen. (Differenzierungsräume, Rückzugsmöglichkeiten für Kinder, die schnell überreizt sind, Pflegeräume, Aufzüge, Rampen, Mikrophone, Sehhilfen, Förderschulmaterial, Schulküchen, Technikräume usw. für lebenspraktischen Unterricht und und und, wenn man, wie wir, alle Förderschwerpunkte berücksichtigen will)
    Es braucht ein Konzept! Alle zusammen in einen Raum zu stecken, ist nicht schon Inklusion.
    Nicht zuletzt braucht es auch die Bereitschaft aller Beteilgten, sich auf Inklusion einzulassen und - ja - die Komfortzone zu verlassen. Das fällt Gesamtschullehrern vermutlich leichter, die es ja gewohnt sind, heterogene Klassen zu unterrichten.
    So, wie es jetzt in NRW allen Schulen mit zu wenig Personal und geringer Erfahrung aufgezwungen wird, kann es nicht funktionieren.


    Ich plädiere für inklusive Schwerpunktschulen, an denen die Ressourcen gebündelt werden. Überall ein bisschen geht nicht und schadet allen Beteiligten.

    Ach was?
    Ja, bei meinen Kindern würde es auch gehen: Sie wären dann eben mit auf der Konferenz.
    So übrigens auch kommenden Montag, der eigentlich mein freier Tag ist, an dem aber die Fachprüfungsausschüsse tagen. Da muss mein Großer mit. Anders geht es tatsächlich nicht. (Was aber daran liegt, dass es zum rechtlich garantierten inklusiven Schulplatz für mein behindertes Kind keine bezahlbare Nachmittagsbetreuung gibt. Weil die Damen Kraft und Löhrmann doch kein Kind zurücklassen wollten. Aber jetzt wechsle ich das Thema ... )

    Wenn in der Umgebung alle Kitas, OGSen und Tagesmütter Freitags nur bis Mittag zur Verfügung stehen (wie z.B. bei uns), dann ist es von der SL oder dem Kollegium extrem bescheuert, den Konferenznachmittag dorthin zu legen, es sei denn, man möchte viel Unmut im Kollegium oder große Unruhe auf den Konferenzen erzeugen, weil dann alle möglichen Kollegenkinder dort herumwuseln.

    Es ist so enorm schade, dass die miese Umsetzung der flächendeckenden Inklusion nun dazu geführt hat, dass sich so viele Vorurteile gebildet haben. Interessanterweise meist bei denen, die gar nicht betroffen sind, wie der Lehramtsstudent.


    Ich arbeite an einer der Schulen, die "Inklusion" bereits seit 30 Jahren betreibt und habe ein Kind, das als Inklusionskind an einer Grundschule lernt, die ebenfalls seit mehr als 30 Jahren "inklusiv" arbeitet.


    Ich weiß, dass Inklusion sehr gut funktioniert, wenn die Bedingungen stimmen.
    Ich weiß aber auch, dass Inklusion so, wie sie jetzt vielfach umgesetzt wird, nicht funktionieren kann.
    Ich weiß auch, dass es immer Kinder geben wird, die von einem Regelschulplatz nicht profitieren und in einem kleineren, engeren System besser aufgehoben sind.
    Ich weiß aber auch aus eigener Anschauung, dass viele I-Kinder von der Regelschule stark profitieren, weil ihnen der Input des Regelunterrichts gut tut und er ihnen einen Regelschulabschluss ermöglichen kann, den man bei der Einschulung nicht für möglich gehalten hätte.


    Hier wollten die einen zu schnell zu viel und die anderen auf dem Rücken der Wehrlosen Sparmaßnahmen einführen.
    Und nun kommen die komfortzonenorientierten Bedenkenträger und sagen: „Seht Ihr, wir haben es ja schon immer gewusst. Es kann nicht funktionieren.“ :uebel:

    Bei uns gibt es einen Stadtausweis für Bedürftige, mit dem man u.a. in der Mensa kostenlos das Grundessen bekommt. Da das genauso über eine elektronische Bezahlmethode abgewickelt wird wie bei den Selbstzahlern, sieht man das nicht, so dass die Kinder auch nicht stigmatisiert werden. Die Kosten übernimmt die Stadt.
    Da muss niemand einspringen und keiner betteln. Alle behalten ihre Würde.


    (Was mich stört, sind die ewigen Beschwerden über die geringe Qualität des Essens bei gleichzeitiger Nichtbereitschaft, einen höheren Preis zu zahlen. Eltern scheint nicht klar zu sein, dass wer billig kauft, auch billig kriegt.)

    Was soll denn dadurch bewirkt werden? Allein mit dem festgestellten Föderbedarf ändert sich die Situation in der Klasse nicht.
    Die Elternvertreter müssen mit der Klassenlehrerin das Gespräch suchen. Wenn das nichts bringt, in Absprache mit der Klassenlehrerin die Schulleitung hinzuziehen.
    Auf keinen Fall sollten sich die Eltern als Diagnostiker fremder Kinder aufspielen. Dazu sind sie weder berechtigt noch kompetent.

    Wobei auch Slumdog Millionaire nur einen Ausschnitt zeigt. Viele Inder waren über diesen Film auch sehr erzürnt, weil sie sich falsch dargestellt fühlten.
    Indische Filme selbst sind aber auch wenig aussagekräftig, wenn man mal von Arthouse-Filmen absieht, wie Deepa Mehta oder MIra Nair sie gedreht haben. (Aber die sind sehr empfehlenswert!)


    Indien ist so vielfältig - egal, welche Doku Du schaust, Du erhälst immer nur einen winzigen Ausschnitt.

    An Gesamtschulen werden Naturwissenschaften in der Sek I mind. bis Klasse 8 integriert unterrichtet. Da hättest Du mit nur Naturwissenschaften eher schlechte Einstellungschance - es sei denn, Du hast Physik im Angebot. Eine Kombination mit Mathe verspricht bessere Aussichten.

    Ich schließe mich meinen VorrednerInnen an. Bei "Maria" kann man ja wohl alle Altersklassen ankreuzen (vor allem, wenn man mal unter Spaniern gelebt hat ;) ).
    Und ob jemand schlau oder dumm ist, kann zumindest ich nicht am Namen festmachen. Zumindest nicht an denen, um die es ging.
    Ich habe die Befürchtung, dass da nicht allzu viel Erkenntnis bei herauskommt.

    Das habe ich mich auch schon oft gefragt.
    Ich weiß auch nicht recht, woher die politische Forderung nach mehr Abiturienten damals hergekommen ist. Da hat doch weider jemand über den Teich geguckt, ohne die Schul- und Ausbildungssysteme auch nur ansatzweise zu durchschauen. *nerv*

    In NRW gibt es keine Fächerkombination, die ausgeschlossen ist. Aber die Strukturierung der Studienfächer lässt sich manchmal schwer vereinbaren, so dass man die Fächer nacheinander und nicht parallel studieren könnte, und so etwas Zeit verlieren würde (was ich persönlich nicht schlimm finde).
    Psychologie wird in NRW nicht an allzu vielen Schulen angeboten, dafür haben Schulen, die nicht im Ruhrgebiet liegen, große Mühe, Stellen zu besetzen, weil man das Fach eben nur in Dortmund auf Lehramt studieren kann, und Berufsanfänger offensichtlich wenig mobil sind.
    Die Berufsaussichten sind, glaube ich, derzeit sehr gut, wenn man sich aus Dortmund wegbewegen würde. Allerdings haben einige Schulen so große Nachwuchsprobleme, dass es dort das Fach nicht mehr geben wird, wenn Du fertig bist ...

    Zitat

    Das ist in RLP leider nicht so einfach, denn die Schwerpunktschulen dürfen eben das nicht, sondern sollen die Förderkinder gleichmäßig auf die einzelnen Klassen aufteilen.

    Da frage ich mich immer, warum man dreißig Jahre lang Geld in integrative Modellschulen gepumpt und diese wissenschaftlich begleitet hat, so dass Studien vorliegen, dass es gerade eben guten Sinn hat, Förderkinder versch. Schwerpunkte in Regelklassen zu bündeln, und diese Modellschulen für den Erfolg des Modells z.T. den Deutschen Schulpreis verliehen bekommen haben, damit all diese Erkenntnisse nun freundlich ignoriert werden.
    So viel kann ich da gar nicht essen, wie ich :uebel: will.

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