Beiträge von Nettmensch

    Ich fürchte die genaue von dir beabsichtigte Interpretation deiner Piktiogramme in Bezug auf meine mehrteilige Antwort erschließt sich mir nicht (unterschiedliche Ansichte bzgl. der Auslegung des Deabtierstils - oder des inhaltlichen Statements?).

    Ich habe doch extra geschrieben, dass ich hier als Debatierstil gezielt pauschalisiere!


    Du tust ja gerade so, als wäre mir das entgangen oder als ob ich das ganze unterschwellig benutzt habe um die Leute hinterrücks zu manipulieren.


    Und ja. Ich stehe zu der Ansicht, dass die große Mehrheit von dem Thema und den Zuständen nicht viel mitbekommen und dies bei weitem weder politisch (bei Wahlentscheidungen etc.), noch auf andere Art ausreichend gewürdigt ist. Verständlich, da man als normal denkender Mensch annimt, dass die Regierung sich da ausreichend drum kümmert. Das Gegenteil ist aber oft der Fall.

    Mit dem falsche Fuß aufgestanden?



    Ich habe keine Ahnung was du mit "stolz in die Runde" meinst liebe Meike - es ist auch nicht meine Absicht uns nun gegenseitig Selbstgerechtigkeit vorzuwerfen (wie du es bei mir gerade tust). "Blöd" sagst du Meike (leg mir nicht diese Beleidigung in Mund); das dies ein Thema ist, das - ohne jede böse Absicht - unter dem Radar der Meisten läuft ist aber leider ein Fakt.


    Und nur weil du gefragt hast: ich habe gespendet (in Hamburg und Berlin).



    Falls es jetzt nur noch um die Stilfrage geht können wir das bitte in einem getrennten Thread diskutieren.

    Ja, alt - aber er war mir entgangen. Da das Thema aber gerade wieder aktuell ist (in dem Abendblatt Beitrag geht es um eine weiteren solchen Zaun der gerade erst gebaut wurde), habe ich diesen entsprechend ergänzt. Er passt, da er in die Zeit gefallen ist, als Hamburg die Kapazität seiner Notunterkünfte trotz steigendem Bedarf herunter gefahren hat (mittlerweile hat sich der Senat im Zuge der Flüchtlingskrise mit dem Thema befasst).


    Ich habe bewusst pauschalisiert, um der Mehrheit der traditionell etwas passiveren Mitbürgern - die ja doch auch eine soziale Ader haben - einen Anschubser zu geben. Mit Erfolg hoffe ich ;)

    ich fasse es nicht:


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    Hamburg; eine Stadt, die es nicht geschafft hatte, ausreichend Notunterkünfte für seine Obdachlosen bereit zu stellen, hatte gleichzeitig 200.000-300.000 Euro dafür ausgegeben, um unter einer Brücke im Hafen das Schlafen für Obdachlose unmöglich zu machen (Begründung der Beamten der Stadt: verhindern des Schlafens in öffentlichen Grünflächen - als solche gelten offenbar die Brücken).


    Es wurde nicht genügend Geld für Notunterkünfte bereit gestellt - aber absurde Summen zum Absperren einer geschützen Schlafstelle unter der Brücke stehen zur Verfügung. Was machen die Hamburger? Jagd auf Obdachlose, die bereits ganz unten angekommen sind?



    Und das ist kein Einzelfall:
    http://www.abendblatt.de/hambu…Obdachlosenzaun-fest.html


    Die Hamburger Bürger gehen weiter gegen Obdachlose vor (aus einer gevvissen Erregung raus pauschalisiere ich an dieser Stelle absichtlich). Es wäre schöner, falls sie stattdessen gegen Obdachlosigkeit vorgehen würden - das ist nicht das Selbe.

    Philo:


    Doch. Es ist weniger "menschenfeindlich". Das Referendariat und der aktuelle Stand der Schul-Pädagogik sind keine Physik. In der Physik ist mit ihrem wissenschaftlich-empirischen Vorgehen und den relativ genau quantifizierbaren Ergebnissen eine relativ objektive Beurteilung dessen was "funktioniert" möglich.


    Die methodischen Ansätze, was guten Unterricht darstellt, sind aber bei Weitem nicht ausreichend erforscht - respektive es zeigt sich sogar, dass Dinge wie Schreiben nach Hören sogar nachteilig sein können. Selbst die Stärkung der Selbstkompetenz durch in Berufsschulen propagierten Lernfeldunterricht ist wissenschaftlich nicht belegt (fehlende Vorteile bei der Fachkompetenz dagegen schon). Was die Seminarleiter nicht hindert diesen als das Mantra darzustellen.


    Und es geht nicht um Details. Faktoren wie zum Beispiel das allgemeine Auftreten und Akzeptanz der Lehrkraft und class-room management spielen empirisch belegt eine erhebliche Rolle, sind aber im Referendariat bei der Benotungsentscheidung nur ein unbedeutender Nebenaspekt (und nein, eine fähige "Lehrerpersönlichkeit" bringt nicht jeder Mensch selbstverständlich Kraft Geburt mit).


    Kurz, es gibt:


    1. einen teils erheblichen objektiven (man weiß es im Grunde nicht oder unterschätzt wichtige Faktoren) und subjektiven Interpretationsspielraum dessen, was guter Unterricht ist


    und


    2. lässt sich dies nicht exakt wie die Temperaturmessung quantifizieren



    Im Idealfall reflektieren Seminarleiter über die fehlende wissenschaftliche Basis vieler Methoden (gemessen am Kompetenzerwerb der Schüler), erkennen den sich daraus ergebenden Interpretationsspielraum und legen diesen folgerichtig zum Vorteil der Referendare aus.


    Ein weiterer Faktor betrifft den Fakt, dass Seminarleiter Menschen sind. Im Idealfall reflektieren diese über ihre Emotionen, bewerten diese und Hinterfragen, ob ihre Urteilskraft durch eigene Emotionen und Präferenzen beeinflußt wird und wirken dem entgegen. Denn:


    Im Referendariat trifft dies Kombination auf eine Situation, in der andere Menschen in individuellen Einzelprüfungen eine erhebliche Machtposition einnehmen. Fällt man z.B. in einer mündlichen Modulprüfung durch, ist das Referendariat schlagartig beendet. Dies ist nicht mit der Schule vergleichbar, in welcher sich Halbjahresnoten aus einer Vielzahl von Einzelnoten ergeben und der Ausgleich durch andere Fächer möglich ist. Es ist auch nicht mit dem Studium vergleichbar, indem in schriftlichen Klausuren keine individuelle Prüfung erfolgt (respektive individuelle mündliche Prüfungen an Universitäten haben ebenfalls Mißbrauchspotential).



    Gerade diese persönlichen Abhängigkeiten in Verbindung mit erheblichem objektivem und subjektivem Auslegungsspielraum sind kritisch zu beurteilen und für ein learning-on-the-job wie in anderen Ländern üblich irrelevant.


    Und erneut: es geht nicht um Kritik an (wissenschaftlich fundierter) Fortbildung an sich - die ja auch in anderen Ländern statt finden.

    Seph: Wie du bemerkt hast, formuliere ich hier vorsätzlich etwas überspitzt - das deutsche Lehramtsreferendariat erscheint mit seinem Seminarsystem, (oft wissenschaftlich nicht belegtem) Methodenzauber und insbesondere manigfaltigen persönlichen Abhängigkeiten eben (aus meiner Sicht) als rechtfertigungsbedürftig.


    Die Reform der Lehrerbildung in Deutschland mit Schulpraktika spiegelt sich ja nicht in Änderungen im umfassenden Referendariatssystem wieder.


    Damit stelle ich nicht den Wert von Fortbildung an sich in Frage, sofern sich diese an wissenschaftlichen Standards orientieren (die von dir erwähnten Aspekte des Lehrerauftretens und class room management sind da ja nicht nur plausibel, sonder eben auch empirisch einigermaßen belegt) oder physischer Grundlogik entsprechen - ohne Produkte/Sicherung haben die SuS eben wortwörtlich leere Hefter am Ende des Halbjahres; wenn der Lehrer leise vor sich hin nuschelt, verstehen die Schüler nun einmal kein Wort etc.



    Puh... die von dir verlinkte Studie werde ich mir in den nächsten Tagen mal zu Gemüte führen.

    PISA dient mir doch nur als eine Art Aufhänger...



    Die eigentliche Frage lautet, was das Referendariat in seiner derzeitigen Form für den Unterricht bringt (auch im Vergleich zum Rest der Erde) - jetzt einmal los gelöst davon, dass es historisch überliefert ist (wie so manch anderes wie Kirchensonderrechte).


    Es läuft für viele auf großen Stress, ggf. Existenzängste, und die Konditionierung auf empirisch nicht ausreichend untersuchte (oder gar wirkungslose) Methoden hinaus. Warum also keine normale Probezeit mit training-on-the-job?

    Da Berlin früher Verbeamtet hat, ist das aus der historischen Perspektive natürlich begründbar (und meine etwas provokante Frage führt natürlich darauf hinaus, dass die Existenz des Referendariats nur national-historisch, und nicht universell-logisch begründbar ist).



    chili:


    Kannst du ein bisschen ausführlicher sein? Laut dem EU-Bericht unterscheidet sich das Lehramtsstudium selbst im wesentlichen entweder gar nicht, oder hat noch zusätzliche Praxisphasen im Umfang von bis zu einem halben Jahr. Zusätzliche Prüfungsformen, die dem deutschen Ref auch nur im Entfernten entsprechen existieren in den weitaus meisten Ländern jedoch nicht (Portugal, England und Türkei sind Ausnahmen und auch keine PISA-Überflieger).



    Falls du sagen möchtest, dass für den Lernerfolg andere Faktoren wichtiger sind - Ok. Dann bleibt aber eben die Frage, was der Stress des sehr aufwändigen 1,5-2-jährigen Referendariatssystems mit all seinen Seminarleitern etc. etc. letztendlich bringt, wenn es den Unterricht im Vergleich zum learning-on-the-job - das in den PISA-Musterländern und dem großen Rest der Erde üblich ist - nicht nachweisbar verbessert.

    Nachdem ich nun meine Referendariatszeit bestanden habe, bin ich mir noch immer nicht abschließend über den Sinn des Systems im Klaren. Prinzipiell habe ich natürlich einiges mitgenommen, was - auch aus meiner Sicht - den Unterricht verbessert (respektive kann ich selbstkritisch auch bestehende Defizite erkennen). Dennoch habe ich noch immer den Eindruck, das viele Unterrichtsansätze nur wenig empirisch-systematisch auf ihre Fähigkeit Kompetenzen zu fördern überprüft sind. Zumindest finde ich im Englischen und Deutschen Sprachraum i.d.R. keine großen empirischen Studien, welche so Manches, was zunächst gut klingt, auch tatsächlich einmal überprüft (und damit die Frage, was denn nun bitte schön methodisch guter Unterricht sein soll - abgesehen von Grundlagen wie Einstieg und Sicherung). Kooperative Lernformen z.B. klingen zur Kompetenzförderung plausibel - nur leider hat sich das kaum in der Fachliteratur nachweisen lassen (einzelne kleine Einzelstudien zeigen zwar gelegentlich Effekte, die große relevanten Metastudien dagegen nicht).


    Sei es drum. Was mich jedoch sehr erstaunt: in den meisten Ländern gibt es kein dem Referendariat vergleichbares System. Eine 6-12 monatige Probezeit ist oft verbreitet, aber kein formales Assessment. Was mich ebenfalls erstaunt: in vielen Ländern absolviert man zunächst ein normales Fachstudium, und belegt dann einen Master oder Zertifikat als Lehrer.



    Laut dieser Studie der EU haben die meisten europäischen Staaten nur Probezeiten, aber kein dem Ref auch nur ähnliches System:


    http://ec.europa.eu/education/…l/doc/handbook0410_en.pdf


    Laut den PISA-Statistiken:


    http://www.oecd.org/berlin/the…12-Ranking-Mathematik.pdf
    http://www.oecd.org/berlin/the…Ranking-Lesekompetenz.pdf
    http://www.oecd.org/berlin/the…g-Naturwissenschaften.pdf


    gelingt es Ländern wie Polen, Belgien, Irland, den Niederlanden, Estland und Finland (und den ostasiatischen Staaten) dennoch, vergleichbare und bessere Kompetenzen zu erzielen.



    Kann das jemand erklären? Warum verfolgt man das System des Referendariats, wenn scheinbar kein erkennbarer Zusammenhang zum späteren Lern- und Kompetenzerfolg der Schüler ableitbar ist?

    Als Nachtrag:



    es wurden nun für den Winter zum Glück ausreichend Nachtschlafplätze geschaffen. Allerdings bin ich doch erstaunt darüber, dass es nicht möglich sein soll, dass die Obdachlosen diese bei Minusgraden auch tagsüber nutzen können:


    http://www.hinzundkunzt.de/win…ogramm-tagsueber-oeffnen/


    und die Rot-Grüne (ausgerechnet!) Landesregierung kommt in der Morgenpost gerade mit diversen Ausflüchten daher, warum man die Obdachlosen auch in der aktuellen Eiseskälte tagsüber und am Wochenende auf die Straße setzten muss.


    Also nochmals: ja, Obdachlose sind keine Sympathieträger - das sind die Oberen 10.000 aber auch nicht und diese haben über diverse Steuerreformen in den letzten 15 Jahren einiges Geschenkt bekommen (Abgeltungssteuer (und trotzdem noch Steuerhinterziehung bei Kapitaleinkünften), keine Vermögenssteuer, reformierte Erbschaftssteuer, gesenkter Spitzensteuersatz). Und es geht hier um physiologische Grundbedürfnisse (Vermeidung des Erfrieren von Körperteilen).


    Zudem reden wir hier lediglich von eng gepackten Notunterkünften und das in einer reichen Stadt und bei Minusgraden auch tagsüber - da soll es prinzipiell nicht möglich sein ein warmes Dach über dem Kopf anzubieten? Aber 800 Millionen für ein Opernhaus sind machbar, bei bereits bestehenden 2 großen Oper/Konzerthäusern die baulich noch gut in Schuß sind? Zumal ein Teil der Obdachlosen statistisch gesehen früher sogar gearbeitet und Steuern/Sozialabgabgen gezahlt hat, die er nicht in Opernhäuser investiert haben möchte.



    Es gibt einen in diversen Ausformulierungen getätigten Ausspruch, sinngemäß: "Der Wert einer Gesellschaft bemisst sich darin, wie diese mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht."


    Gemesse daran kann Hamburg sich noch verbessern.



    Falls jemand in Hamburg lebt, bitte ich um die Überlegung, eventuell die entsprechende Petition zu unterzeichnen:


    https://www.change.org/p/sozia…tags%C3%BCber-%C3%B6ffnen

    Danke für die Anregungen; es gibt vorr. nicht das Wundermittel, um zumindest die Mehrheit der Schüler zu erreichen, wobei ich denke, zum Glück bereits auf einer einigermaßen guten persönlichen Ebene mit den SuS zu sein.


    Ein Pflichtpraktikum von 8 Wochen gegen Ende der Ausbildung existiert - das könnte man evtl. etwas vorziehen, um bereits früher einen Realitätscheck herzustellen.


    Ich überlege gerade auch, ob man nicht an einem Tag einen Ausbilder oder Abteilungsmenschen von einem Kooperationsbetrieb einlädt, der (unter Vorabsprache der Schwerpunktsetzung) den SuS die Arbeitsrealtität schildert, die Bedeutung von Disziplin (d.h. Pünktlichkeit) und die Folgen von untentschuldigtem Fehlen darstellt - und das man bereits in der Schule damit anfangen muss (d.h. dass Betriebe durchaus auf die Fehlzeiten auf den Zeugnissen schauen).

    Folgendes:


    ich unterrichte unter anderem in der Berufsfachschule, d.h. vollschulische Berufsausbildungen - z.T. für jene, welche keinen dualen Ausbildungsplatz erhalten haben. Das Alter in den Klassen ist eher gehoben und reicht von 16-26, Durchschnitt ca. 19 Jahre. Die Schüler stammen in der Regel von Sekundarschulen (den fusionierten Haupt- und Realschulen in Berlin) und haben ca. zur Hälfte einen libanesischen oder türkischen Migrationshintergrund.


    Ich komme mit den Klassen insofern klar, als dass ich eine einigermaßen lernförderliche Atmosphäre gewährleisten kann und mit verschiedenen Kniffen Unterrichtsstörungen minimiere. Nichtsdestotrotz ist ein erheblicher Teil der SuS sozial auffällig - das betrifft banale Höflichkeits- und Disziplinaspekte und korreliert bei den betreffenden Schülern nicht überraschend mit den Noten (wer ein Drittel der Zeit fehlt, versäumt Stoff, den die SuS auch nicht nacharbeiten).



    Ich überlege, wie ich die betreffenden Schüler noch besser erreichen kann. Natürlich wird man nie alle erreichen können; dafür ist die Motivationslage - also der Grund weshalb sie in den Bildungsgang gekommen sind - zu heterogen.


    Hat aber jemand Tipps, wie man den Lerneinsatz verbessern kann? Wie komme ich (nachhaltig) an die Schüler ran?


    Problematisch ist, dass vielen Schüler die Weitsicht darüber fehlt, welche Folgen mangelnder Einsatz in der Schule hat. Bloße Appelle an die entfernte Zukunft sind da nicht sehr produktiv. Ich habe jedoch immer das Bild von Y. Muk vor Augen, der es vom fast Schulabbrecher zum 1er Abi brachte
    http://www.zeit.de/gesellschaf…aet-abitur-yigit-muk-buch


    Das ist vorr. im Einzelfall schwer zu replizieren. Aber es muss doch einen Weg geben noch mehr zu erreichen. Helfen Einzelgespräche mit den problematischsten Fällen außerhalb des Unterrichts? Einbeziehung der Eltern (wobei das doch sicher bereits in den Sekundarschulen versucht wurde)?




    Vielen werden erst später aufwachen, wenn sie den geschützen Raum der Schule verlassen und hart in der Realität gerade des Berliner Arbeitsmarkts landen. Da ist es natürlich zu spät. Was tun?

    Also, es gibt hier wie fast überall 2 Ebenen... die formale und die informale...


    Informal gebietet es sich natürlich, dass man sich in wohlwollender Einstellung und gemäßigtem Tonfall mit den Kollegen in der Schulleitung zusammen setzt und die Angelegenheit bespricht; die meisten SL sind ja auch nur Menschen, kennen die Rechtslage ggf. nicht und wollen ja auch nicht unnötig Ärger im Kollegium.


    Sollte die SL dann noch immer aus persönlichen Gründen eine fragwürdige Abordnung durchsetzen wollen, geht es ans Formale. Leider sind sich viele Kollegen ihrer eigenen über viele Jahre hart erkämpften Rechte nicht mehr bewusst. Das macht es einer gottgegeben agierenden SL natürlich leicht - wo bei Rechtsverstößen kein Kläger...



    Sofern die SL, nachdem man in einem vernünftigen Gespräch seine Situation dargelegt hat, noch immer auf eine arbeits- oder beamtenrechtlich fragwürdig Anordnung besteht, fehlt mir zumindest jedes Verständnis, falls sie sauer ist (das ist ja fast kindisch - "Ich besitze die Schule! Alle müssen mir gehorchen! Was fällt dir ein mit irgendwelchem Rechtskram zu kommen!"). Da gab es nicht ohne Grund 1918/1919 ein große Revolution in Deutschland, welche als Kernpunkte die Abschaffung des Obrigkeitsprinzips und Einführung von Arbeitnehmerrechten hatte (Legalisierung von Gewerkschaften, Einführung von Personalvertretungen im ÖD und Betriebsräten in der Wirtschaft etc.).



    Hier muss man sich aber auch selbst fragen: strebe ich eine Karriere im Schulsystem an? Oder habe ich Fächer, mit denen man mich in unbeliebte Klassen abschieben kann (macht mir das etwas aus)? Dann kann es nachteilig sein, auf seine zum Teil fast 100 Jahre alten Rechte zu bestehen.


    Andernfalls würde ich bei rechtlich fraglichem Verhalten immer Widerspruch einlegen und bei Mitgliedschaft seinen Lehrerverband um Rat fragen. Wenn die SL dann gegen Schutzgesetze für die Beschäftigen verstößt, hat sie sich gefälligst zu entschuldigen und nicht sauer zu sein.




    P.S.
    Ich schreibe bei diesen Themen immer recht kämpferisch. Ich selbst habe aber das Glück, an eine Schule mit einer sehr kollegial agierende Schulleitung geraten zu sein. Wenn man allerdings hier zum Teil liest, wie gutsherrenartig und vordemokratisch sich einige Schulleiter benehmen und viele Kollegen offenbar ihre alten durch die Bevölkerung erkämpften Rechte nicht mehr kennen, muss man einfach dagegen halten.

    Ehrlich gesagt klingt das ganze alles andere als rechtssicher... bei Angestellten Lehrern wie in Berlin ist die Lage zwar noch einmal etwas anders, aber selbst bei Beamten kann ein Schuldirektor keinen Lehrer Zwangsabordnen - die Abordnung geschieht schließlich auf übergeordneter Ebene. Die Schule kann m.E. lediglich beeinflussen, wen es trifft.



    Zumindest bei Angestellten (Beamte kann ich keine Aussage treffen) muss der Nachweis auch einwandfrei geführt werden, d.h. mit deinen Fächern muss ein Überschuß bestehen, die andere Schule benötigt diese Fächer, die andere Schule muss in der Nähe liegen (bei Angestellten - diese darf man nicht einfach durch das Bundesland versetzen) und die Abordnung ist i.d.R. auf ein Jahr begrenzt.


    Die Neueinstellung eines Kollegen mit Überschußfächern - also ohne jeden Bedarf und bei vorhandener Abordnung - erscheint mir auch fraglich. Kein neutraler und gewissenhafter Schulaufsichtsbeamter würde das genehmigen (was Klüngelei und Manipulation natürlich nicht ausschließt).



    Sofern man Mitglied in einer Lehrergewerkschaft oder -verband ist, sollte man bei denen in diesen Fällen auch in der Rechtsberatung anfragen.

    Es geht ja am Ende auch nicht darum, dass alle E-Technik studieren sollen. Ich würde auch niemandem raten, entgegen seiner (vermeintlichen) Interessen zu studieren.



    Ich gehe aber einmal davon aus, dass wir uns alle darüber einig sind informierte Studienentscheidungen zu treffen. Selten sind die Interessen von SuS ja so eng und stark spezifisch, um z.B. einzig und allein Deutsch/Geschichte auf Lehramt in Betracht zu ziehen.



    Als persönliche Daumenregel rate ich bei Rückfragen zu dem Thema mittlerweile zu empfehlen, sich 5 Studienrichtungen zu notieren, für die jemand glaubt sich besonders zu interessieren und davon den Studiengang mit den voraussichtlich besten Arbeitsmarktchancen zu nehmen (von den tatsächlichen Studieninhalten und dem Arbeitsalltag haben die meisten ja nicht immer eine zutreffende Vorstellung).



    Falls jemand dann immer noch informiert D/G-Lehramt studieren will - bitte. Man darf ihm dann aber getrost vor Augen führen, dass ihm die schlechten Chancen, bedingt durch das erhebliche Überangebot, bereits vor Jahren klar waren und er nun keinen Grund hat sich zu beklagen.

    Ja, die mangelnde (aber erforderliche) Auseinandersetzung und Verinnerlichung der Arbeitsmarktsituation ist sicher nicht nur eine Domäne von D/G-Lehramtsstudenten, auch wenn dies sicher einer der Studienrichtungen ist, bei der seit einigen Jahren die Lage am aussichtslosesten ist (eben auch in Verbindung mit der mentalen Einstellung vieler Abiturienten/Jungstudenten in dem Bereich)...



    Was kann man da tun? Ich hatte letztes Schuljahr mal außer der Reihe eine Unterrichtseinheit zur Arbeitsmarktlage durchgeführt (mit diversen Absolventenstatistiken, d.h. wo und unter welchen Bedingungen Absolventen verschiedener Fächer nach 5 und 10 Jahren so arbeiten).


    Die meisten Abiturienten hatten offen gesagt keine Vorstellung vom Arbeitsmarkt, da halfen auch keine Jobmessen. Im Studium ändert sich das sicher nur bedingt - der eigentliche Erkenntnisschub beginnt offenbar erst sobald sie 5, 6 Jahre später mit der Jobsuche konfrontiert sind (und auch mitbekommen, wo die Schulfreunde so landen). Das ist natürlich zu spät.




    Ich sage damit wohlgemerkt nicht, dass man nur ökonomisch und nicht nach Interesse studieren soll (andernfalls hätte ich E-Technik und nicht Physik genommen) - die SuS sollen sich aber informiert und unverblendet für ihr LA-D/G-Studium entscheiden (was Chancen, Mobilität etc. betrifft). Wobei ich nicht weiß, wie ich der Verblendung (1000nde Abiturienten meinen "Ich bin die große Ausnahme!") beikommen kann...

    Die aktuellen Einstellungszahlen für Gymnasien in Bayern:


    https://www.bllv.de/September-2015.11421.0.html



    im Gesamtschnitt über alle Bewerber (fast alle von lokalen Seminaren) auf alle vergebene Stellen kommt man auf ca. 1 von 10 der eine Stelle bekommen hat. In überlaufenen Kombinationen wie Deutsch+X auf 1 von 50. Dazu kommen vergleichbare Überschüsse für Realschulen in Bayern.


    Gleichzeitig hat Berlin zum Halbjahr Medienberichten zufolge wieder über 300 Quereinsteiger eingestellt - nicht nur in Mangelbereichen wie Physik.


    Entgeht mir hier irgendein Zusammenhang im Hintergrund? Steht die Mauer wieder (diesmal um ganz Berlin)? Sitzen tausende Kandidaten lieber vollkommen aussichtslos in Bayern rum (im Sinne von, dass jeder rational denkende Mensch schlussfolgern kann, dass sie niemals eine bayerische Planstelle bekommen können), statt in Berlin zu arbeiten?

    tja... da kann ich auch aus dem Nähkästchen plaudern...



    Freitag Physik in der 7. und 8. Stunde (kein Scherz), vorletzter Block des Halbjahres zur Zusammenfassung des Stoffs.


    ...die Zeugniskonferenz ist bereits gelaufen, die Noten bekannt gegeben und laut Thermometer 35°C im Klassenraum, bei hoher Luftfeuchtigkeit...


    Offiziell gibt es kein Hitzefrei und keine Verkürzung in der Oberstufe - die Schüler sind aber bereits so lethargisch, dass sie nicht einmal Unruhe erzeugen möchten, von Mitschreiben oder Melden gar nicht erst zu reden. Ich habe sie dann in einem Akt der antibürokratischen Rebellion bereits nach 60 (statt 90) Minuten nach Hause entlassen...

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